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"Seit nunmehr 4 Wochen beschäftigt sich Alexandra Haas mit einem einzigen Dokument. Ihre ganze Aufmerksamkeit, ihr Geschick und ihre Geduld investiert sie in die Restaurierung des ersten Schriftstückes, welches aus Mitteln der Stiftung Stadtgedächtnis finanziert wird: Eine Disziplinarakte aus dem 17. Jahrhundert.

Der wertvoll anmutende Band aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges enthält vor allem gesammelte Schriftstücke, aus denen eine Untersuchung gegen den Kollegialgeistlichen Jacobus Schoegen aus dem Kölner Kanonikerstift St. Aposteln hervorgeht. Dieser wird eines nicht angemessenen Umgangs mit Frauen – insbesondere mit seiner Dienstmagd – beschuldigt. Im Verlauf dieses Verfahrens kam es zu zahlreichen Schriftwechseln, Verhören und Protokollen, die die Komplexität eines solchen kirchlichen, nach römisch-kanonischem Recht ablaufenden Verfahrens zeigen.
Der Buchblock umfasst 530 Blatt. Jedes einzelne, alte und spröde Blatt hat Alexandra Haas zunächst trocken gereinigt, um danach die zahlreichen fragilen und verlustgefährdeten Partien mithilfe von Japanpapier zu stabilisieren. „Konservatorische und restauratorische Eingriffe sind unverzichtbar, um einer weiteren Schädigung der geschwächten Substanz des Buches in Zukunft vorzubeugen.“, erzählt Frau Haas. Im Klartext heißt das: Trocken reinigen, Vorsätze ergänzen, den Buchblockrücken neu ableimen und hinterkleben, Risse schließen und Fehlstellen ergänzen. Alkalischer Schuttstaub hat sich als eine der Folgen des Stadtarchiveinsturzes zwischen allen Seiten angelagert und zudem die Buchdeckel in Mitleidenschaft gezogen. „Es sind auch Fragmente verloren gegangen.“, stellt Frau Haas fest. Die stark deformierten und gespaltenen Deckelpappen hat sie bereits geglättet; im nächsten Schritt werden diese gefestigt und im weiteren Verlauf wird unter anderem der Einbandrücken rekonstruiert. Dieser Schritt bedarf aufgrund des stark hygroskopischen Bezugmaterials aus Pergament besonderer Sorgfalt. Pergament reagiert auf Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen schnell mit unerwünschten Verformungen. „Man muss sehr aufpassen, dass im Zuge der Bearbeitung keine neuen Schäden an der noch intakten Originalsubstanz entstehen“.
Die Sammlung innerhalb der Disziplinarakte, die mehrere Jahrzehnte umfasst, wird voraussichtlich Ende Juli bereits wieder der Wissenschaft und Forschung zugänglich sein. Und ist ein gutes Beispiel dafür, dass unser kollektives Gedächtnis zu retten ist."


Quelle: Stiftung Stadtgedächtnis, 22.6.11
 

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