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Update zu: http://archiv.twoday.net/stories/3046029

http://www.chd.dk/dismembra/index.html

Erik Drigsdahl schlägt vor, digitale Bilder derjenigen zerlegten Handschriften zusammenzutragen, die von historischem Wert sind.

Er macht zugleich Auszüge aus einem Artikel von Peter Kidd im AMARC-Newsletter 2004 zugänglich:
http://www.chd.dk/dismembra/norwich.html#AMARC

Aus diesen Materialien geht hervor, dass Tuscany Books wohl nicht selten solche Manuskripte ankauft um sie zu zerlegen.

Ich stimme mit Drigsdahl und Kidd darin überein, dass alles unternommen werden sollte, die zerlegten Manuskripte wenigstens virtuell zu rekonstruieren. Ob das gelingt, wird man aber bezweifeln dürfen.

Das Übel muss aber an der Wurzel gepackt werden, die Praxis des Zerlegens von Manuskripten muss geächtet werden.

Durch die internationalen Anstrengungen von Archäologen hat sich ein Bewusstseinswandel hinsichtlich des Handels von Antiken aus Raubgrabungen ergeben. Der Prozess gegen die Getty-Kuratorin True in Italien ist da nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt eine Selbstverpflichtung des Handels, die natürlich letzten Endes auch nur auf Druck zustandekam.

Freunde von Kleindenkmälern wie alten Grenzsteinen schliessen sich zusammen und fordern, unterstützt durch die Denkmalämter, lautstark den Denkmalschutz für jedes Marterl.

Wieso ist ein wertvolles mittelalterliches Manuskript, auch wenn es nie die Chance hat, einen gesetzlichen Schutz nach einem Denkmalschutzgesetz oder nach dem Abwanderungsschutzgesetz zu genießen, weniger Rechte auf öffentlichen Beistand als irgendwelche Grabungsfunde oder Grenzsteine?

Wieso halten sich Handschriftenexperten vornehm zurück statt Proteste zu lancieren (was ja, wie man im Fall Karlsruhe sehen kann, durchaus erfolgreich sein kann)?

Weitere Vorschläge in den Kommentaren zu
http://blog.pecia.fr/post/2006/12/09/Sacrilege-Largent-mene-a-tout
FeliNo meinte am 2006/12/10 21:01:
Neue Qualitäten
Klaus Grafs Aufruf wie auch die Nachricht über das Gerichtsbuch bei Ebay zeigen zwei neue Qualitäten des Handels mit alten Schriften und Drucken auf dem Online-Marktplatz:

1. Während der "klassische" Handel konstatiert (.B. auf den Messen wie Tefaf etc.), gehen zu Höchstpreisen nicht mehr die sog. "Cuttings", sondern nur noch die kompletten Schriften weg. Bei Ebay schreitet indes das Zerlegen, wie es scheint, voran!

2. Während der "klassische" Handel Archivalien nur am Rande berücksichtigte (er richtete sich an Sammler, zuvörderst denen von ma. bunten [Bilder-]Büchern oder Inkunabeln und seltenen Drucken, archivalische Funde wurden in der Regel nicht beachtet oder den Orten gegen Entgelt wieder zugeführt), hat gerade bei Ebay das Angebot von eigentlich nur lokal oder den Historiker interessierenden Schriften deutlich zugenommen!

Ohne dies näher interpretieren zu wollen (der "klassische" Handel ist wahrscheinlich nicht Anbieter, aber gewiss Käufer auf dem Online-Marktplatz): in jedem Fall werden den Beständen an "kulturellem Erbe" in Europa dadurch schwere Schäden zugefügt, die a la longue größer sein dürften als der Brand in einer Bibliothek! Eine "Ächtung" kann womöglich nur erfolgen, wenn dem Geschäft mit alten Schriften und Drucken ein ähnlich spektaktakulärer Fall nachgewiesen werden kann wie der des Getty-Museums mit seinen Antiken. Ein internationales, öffentliches Bündnis der Wissenschaft, der Bibliotheken und der Archive sollte eigentlich eine erhellende Wirkung haben. 
FeliNo antwortete am 2006/12/14 18:17:
Weiteres Beispiel für die Praxis des Buchzerlegens im Handel
Bei Zisska und Kistner (München) wurde bei der Auktion 17. - 19. Oktober 2006 ein "Hortus sanitatis", gedruckt von Michael Furter 1488 in Basel, als Lot 185 (Nennwert: 1000 Euro) für 3800 Euro verkauft; Furters Druck, ein Nachdruck der Ausgabe von Grüninger 1486) gilt als äußerst selten; das Exemplar war unvollständig:
http://www.zisska.de/kataloge/3/185.html

Insgesamt vier einzelne Blätter des "Hortus sanitatis" von Furter werden zur Zeit bei eBay hier angeboten (in der Liste des Anbieters verteilt):
http://stores.ebay.de/Writing-and-the-Mind-of-Man

Es ist absolut unwahrscheinlich, dass zur Zeit zwei Exemplare dieses seltenen Drucks gleichzeitig im Handel kursieren; ich kann dafür auch keinen Nachweis finden. Wahrscheinlich ist, dass das bei Zisske verkaufte, bereits gefledderte Exemplar nunmehr vollständig auseinander genommen und nach und nach in Einzelblättern vertickt wird.

Die Praxis, unvollständige Manuskripte und seltene Drucke vollständig zu zerlegen, wird vom Handel als gängig eingeräumt; Bibliothekare und Wissenschaftler lehnen sie strikt ab. Dass sich diese Praxis nur bei Einzelstücken und Raritäten lohnt, liegt auf der Hand. Verschiedentlich wurde bereits der Verdacht geäußert, dass man noch intakte Schriften vandaliere, um unvollständige Exemplare in den Handel zu bringen, wo man sich hernach mit dem Verkauf von Einzelblättern einen höheren Gewinn verspreche; bewiesen ist das nicht. Ein Blick in die Ergebnislisten von Auktionshäusern oder auch bei eBay zeigt allerdings, dass diese Kalkulation unter Umständen auch völlig schwachsinnig ist. 
FeliNo meinte am 2006/12/10 23:29:
"Single leaves"
Kann jemand diese Seiten identifizieren?

http://store.tuscanybooks.net/ble1.html 
FeliNo antwortete am 2006/12/11 15:09:
Wer kann dieses Blatt identifizieren? In 9 Minuten ist Ende des Angebots; ich habe es gespeichert.

http://cgi.ebay.de/Stundenbuchblatt-Pergament-g564-1480_W0QQitemZ230059907044QQihZ013QQcategoryZ23048QQrdZ1QQcmdZViewItem 
FeliNo antwortete am 2006/12/11 15:20:
Hier das gesamte Angebot des Ebay-Verkäufers "neumann-walter" (angegebener Standort: Leipzig):

http://stores.ebay.de/Antiquariat-Neumann-Walter_Pergamenthandschriften_W0QQcolZ4QQdirZ1QQfsubZ3QQftidZ2QQtZkm 
FeliNo antwortete am 2006/12/11 15:39:
Das hier ist dem Nantes-Ms recht ähnlich. Es ist wirklich der Gipfel; diese Vandalen...!

http://cgi.ebay.de/Phantastische-Pergamentminiatur-Limoges-1465_W0QQitemZ2221064010QQihZ012QQcategoryZ23048QQcmdZViewItem#ebayphotohosting 
FeliNo antwortete am 2006/12/11 16:00:
Der hier gehört auch an den schandpfahl: der Anbieter hökert Drucke aus dem 17. und 18. Jh., und zwar auch zersäbelte:

http://stores.ebay.de/ANTIQUA-LEIPZIG-GMBH_W0QQcolZ4QQdirZ1QQfsubZ0QQftidZ2QQtZkm 
FeliNo antwortete am 2006/12/11 16:19:
Und hier kommen dann die "Schnäppchen" ("Wenden Sie sich an den "Verkäufer") und auf der folgenden Seite auch noch Seiten aus einem Stundenbuch:

http://stores.ebay.de/ANTIQUA-LEIPZIG-GMBH_W0QQcolZ4QQdirZ1QQfsubZ0QQftidZ2QQpZ13QQtZkm 
FeliNo antwortete am 2006/12/11 16:27:
Und für die kulturbeflissene Gattin ist dies aparte Geschenk nun wirklich nicht zu teuer (wer hat schon einen kolorierten Holzschnitt aus dem "Weißkunig" des Kaisers Maximilian I. von den Golfpartnerinnen? keine!):

http://cgi.ebay.de/LEONHARD-BECK-1480-1542-KOL-HOLZSCHNITT-WEISSKUNIG-5_W0QQitemZ300046545589QQihZ020QQcategoryZ22422QQcmdZViewItem 
FeliNo meinte am 2006/12/13 18:26:
Absurditäten aus der Welt des Handels mit zerlegten Büchern
Hier ein Beispiel, wie absurd der Handel mit zerlegten Büchern sich gestalten kann: "Etwas für alle", ein Bestseller Anfang des 18. Jh.s von Abraham a Santa Clara, der in amüsanter Weise die einzelnen Berüfstände zu löblichem Tun ermahnte. Bei Ebay wird einer der 100 Stiche angeboten und steht zur Zeit bei 10 Euro:
http://cgi.ebay.de/Glass-Maker-Blower-Trade-Profession-Weigel-Engra-c-1710_W0QQitemZ130051131851QQihZ003QQcategoryZ2201QQrdZ1QQcmdZViewItem

Der Anbieter zeigt auch den (ebenfalls abgeschnittenen) Titel der Ausgabe, hat also offenbar noch mehr von diesem Werk in der Schublade. Ein Blick in das Angebot der internationalen Antiquariate zeigt indes, dass dieses Buch sehr hoch gehandelt wird, insbesondere wenn es noch vollständig ist:
http://www.abebooks.de/servlet/SearchResults?y=18&tn=Etwas+f%FCr+alle&sortby=1&x=50

Da attraktiv illustrierte Druck aus dem 17. und 18. Jh. nicht selten schon mal - unterwegs bis heute - einen Stich verloren haben, sind manche Exemplare selbst unvollständig von hohem Wert, da sie selten sind. "Etwas für alle" war ein Oktav, die Bilder sind also recht klein (wenn auch ganz entzückend!) - nur die für 10 Euro zu verticken (und aus irgendeiner mal vollständigen Ausgabe müssen ja auch dieses Blatt nebst dem Titel stammen) ist auch noch dummer Vandalismus. 
 

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