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"Kaum eine Epoche der deutschen Geschichte ist so sehr von Umbrüchen geprägt wie das „lange“ 19. Jahrhundert: Zwischen Französischer Revolution und Erstem Weltkrieg vollzogen sich in Politik und Gesellschaft einschneidende Veränderungen; die Verhältnisse wurden buchstäblich auf den Kopf gestellt. Das Landesarchiv NRW hat diese Metapher zum Motto seines Kulturprogramms für den diesjährigen Tag des offenen Denkmals auf Schloss Kalkum gemacht.

In einer Ausstellung werden unterschiedliche Aspekte des Rahmenthemas „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“ aufgegriffen und veranschaulicht. Historische Quellen aus dem Archiv beleuchten die Revolution von 1848 am Beispiel rheinischer Protagonisten. Dabei spielt Ferdinand Lassalle für Düsseldorf und gerade für Kalkum eine besondere Rolle. Lassalle unterhielt eine enge Beziehung zur Gräfin Sophie von Hatzfeldt, die Schloss Kalkum bewohnte. Im Park des Schlosses befindet sich noch heute eine Gedenkstätte für den Arbeiterführer. Neben den Revolutionären wird die Ausstellung am Beispiel der Düsseldorfer Unternehmergattin Clara Poensgen den Blick auf die Lebensverhältnisse des aufstrebenden Bürgertums im 19. Jahrhundert richten: Clara wuchs in begüterten Verhältnissen auf und genoss die Erziehung der „höheren Töchter“; nach ihrer Heirat übernahm sie die Rolle der Hausfrau und Mutter; wie viele bürgerliche Frauen engagierte sie sich in Wohltätigkeitsvereinen, die für eine Verbesserung der sozialen Situation der Arbeiter – vor allem der Frauen und Kinder – eintraten.

Das Kulturprogramm des Landesarchivs NRW lädt dazu ein, das 19. Jahrhundert in seinen vielfältigen Facetten zu entdecken: Thematische Führungen geben geschichtliche und kunstgeschichtliche Einblicke am historischen Schauplatz. Die Rezitatoren Christiane Willms und Rolf-Peter Kleinen lesen und singen aus Originaltexten und -liedern zur Revolutions- und Alltagsgeschichte. Der „Klang des 19. Jahrhunderts“ wird sinnlich erfahrbar in zwei Konzerten: Studierende der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf führen in einer Matinee im Musiksaal des Schlosses Werke von Schumann, Schubert und Spohr auf, Ensemblemitglieder der Düsseldorfer Symphoniker und des WDR Sinfonieorchesters Köln spielen Streichquartette von Beethoven und Schumann.

Das Programm des Denkmaltags wird begleitet von einer wissenschaftlichen Vortragsreihe, in der ausgewiesene Kenner des 19. Jahrhunderts in Abendvorträgen Schwerpunkte innerhalb des Themas vertiefen (siehe Einleger). Die thematische Bandbreite reicht von der Rheinromantik am Beispiel der Loreleydichtung über die Revolution von 1848/49 in Rheinland und Westfalen und die Reichsverfassungskampagne bis hin zur Entwicklung der Neugotik. Schließlich wird die aufstrebende Konsumgesellschaft des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Schokoladenproduktion dargestellt

Kinderprogramm des Landesarchivs
Das Kulturprogramm des Landesarchivs will gezielt auch Kinder ansprechen und ihnen Wissenswertes über das 19. Jahrhundert vermitteln. Hierzu gibt es eine Reihe von Mitmach-Aktionen:

„Wie geht Revolution?“
Ein Workshop für Kinder

Kinder sind von Natur aus revolutionär. Ihre Persönlichkeit und ihren Platz in der Gesellschaft finden sie in ständiger, teils heftiger Auseinandersetzung mit Autoritäten. Der Workshop nimmt die revolutionäre Haltung der Kinder zum Ausgangspunkt für eine kreative Auseinandersetzung mit der Geschichte. Unter Bezugnahme auf revolutionäre Quellen aus dem Vormärz erhalten Kinder die Gelegenheit, die historische Funktion revolutionärer Prozesse zu begreifen – nicht nur, aber auch als Generationenkonflikt: Worauf zielen revolutionäre Bewegungen? Welcher Medien bedienen sie sich, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen? Was bleibt am Ende von diesen Forderungen im Alltag? Kinder ab 7 Jahren sind herzlich eingeladen, diesen Fragen im Revolutionsworkshop handfest und experimentell nachzugehen. Als Ergebnis des Workshops soll ein revolutionäres Manifest aus Kindersicht erstellt und im Schloss öffentlich kundgetan werden…

Historische Kinderspiele
Gameboy, Computer und Co haben am Tag des offenen Denkmals Pause. Denn im Schlosshof können Kinder traditionelle Kinderspiele selbst ausprobieren. Ob Wettläufe mit Holzschuhen, Stelzen oder Säcken – Kinder können hier wie im 19. Jahrhundert Spaß, Spannung und Bewegung im Freien erleben. Im historischen Kegelspiel mit der Holzkugel können sie ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen.

Historische Schreibstube
In einer historischen Schreibstube haben Kinder die Gelegenheit mit Materialien zu experimentieren, aus denen Archivgut besteht. Dazu gibt es eine Mitmach-Station, an der erklärt und vorgeführt wird, wie Papier und Wasserzeichen entstehen, wie in früherer Zeit Papier beschrieben und Briefe mit Hilfe von Siegellack verschlossen wurden. Kinder können selbst an der großen Bütte Papier schöpfen, mit Gänsekiel und Tinte schreiben und ein eigenes Wachssiegel gießen.

„Auf den Spuren der Foto-Pioniere – Lochkamera / camera obscura basteln“
Am 19. August 1839 wurde in der Akademie der Wissenschaften in Paris die Erfindung der Fotografie durch Louis Daguerre öffentlich vorgestellt und das erste fotografische Werk präsentiert. Seitdem sind die Menschen fasziniert von der Möglichkeit, visuelle Eindrücke dauerhaft und realistisch sichtbar zu machen. Wir wollen dieser Faszination nachgehen: Aus einfachen Materialien basteln wir mit Kindern ab 5 Jahren eine Lochkamera, also eine Vorrichtung, die Abbildungen ins Innere der „Kamera“ projiziert. Dieses Prinzip ist die Grundlage für alle fotografischen Verfahren, bis hin zur Digitalfotografie der heutigen Zeit.

Das Landesarchiv – Schatzkammer jahrhundertealter Kulturgüter
Wie eine große Schatzkammer verwahrt das Landesarchiv Unterlagen zur Geschichte des Landes und seiner Vorgängerterritorien. Am Tag des offenen Denkmals haben die Besucher Gelegenheit, in Schloss Kalkum einen Blick in die Magazine und damit hinter die Kulissen des Archivs zu werfen und Schätze zu entdecken. Die Sicherung des Kulturguts auch für den Katastrophenfall ist für die Archive eine Aufgabe von höchster Priorität. Führungen durch die Werkstatt für Sicherungsverfilmung veranschaulichen, wie bei wertvollen Archivbeständen durch Anfertigung von Reproduktionen der inhaltliche Aussagwert auch für den Fall eines Totalverlustes bewahrt werden kann. Vorträge zur Geschichte der Akten, die im Zweiten Weltkrieg per Schiff aus dem Staatsarchiv Düsseldorf ausgelagert und bei einem Bombenangriff auf den Hafen von Hannover schwer beschädigt wurden, erläutern den historischen Erfahrungshintergrund für den Kulturgutschutz nach 1945. Die Restaurierung der sogenannten „Kahnakten“, die erst nach einem halben Jahr aus dem gesunkenen Schiff geborgen werden konnten, ist das sicherlich umfangreichste Projekt zur Rettung kriegsbeschädigten Archivguts in der Bundesrepublik Deutschland. Die Arbeiten an diesem Projekt dauern bis heute an.

Schrift und Sprache im Wandel der Zeit
In dieser Präsentation werden verschiedene Arten von Verwaltungsschriftgut und unterschiedliche Schriftsprachen in der Zeit vor 1816 vorgestellt. Beginnend mit der hochmittelalterlichen lateinischen Urkunde über das mittelniederdeutsche Amtsbuch des Spätmittelalters und die neuhochdeutsche Akte des 18. Jahrhunderts wird der Bogen gespannt zum französischen Schriftstück aus dem 19. Jahrhundert. Schließlich wird die Schriftentwicklung auch bis ins 20. Jahrhundert hinein aufgezeigt; hier dominiert zunächst noch lange die fadengeheftete Sachakte der Preußenzeit, die schließlich mit der Erfindung der Schreibmaschine und der Einführung des Stehordners im Zeitalter der Büroreform endgültig abgelöst wird.

Treffpunkt „Siegel und Wappen“
In einer Computerpräsentation werden zunächst die unterschiedlichen Besiegelungswerkzeuge, die Siegelklassifikationsmöglichkeiten und -schutzmaßnahmen vorgestellt. Die Besucher erhalten die Möglichkeit, selbst nach dem Siegel oder Wappen eines Vorfahren zu recherchieren; dazu steht eine Excel-Datei mit über 53.000 Siegelnachweisen aus den Beständen des Landesarchivs zur Verfügung. Auch eine Beratung zur Gestaltung und Registrierung des eigenen Familienwappens wird angeboten.

Fotos und Luftbilder im Landesarchiv NRW
Das Landesarchiv verwahrt nicht nur eine Menge Akten – auch andere Materialien wie Fotografien dokumentieren die Geschichte des Landes. Ein Stand informiert über die Fotosammlung des Landesarchivs NRW mit über einer halben Million Bildern, darunter Abzüge und Negative in verschiedenen Größen, frühe Glasplatten-Negative, Dias und Postkarten. Der Umgang mit diesen Materialien wird erläutert; darüber hinaus werden einzelne Schadensbilder, wie etwa das „Aussilbern“ anhand von Beispielen erklärt.

Einen besonderen Schwerpunkt im Landesarchiv NRW bildet die Sammlung der Luftbilder. Mit etwa 1 Mio. Bildern ist diese Sammlung eine der größten in der deutschen Archivlandschaft. Die Bilder, sowohl Schrägluft- wie auch Senkrechtaufnahmen, umfassen einen Zeitraum von 1912 bis in die Gegenwart und zeigen Orte aus aller Welt. Im Rahmen einer kurzen Präsentation werden prägnante Beispiele aus diesem Bestand vorgeführt und erläutert."

Quelle: Homepage Landesarchiv NRW

Link zum ausführlichen Programm (PDF)
 

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