Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V.
http://www.wikimedia.de/files/Digitalisierungsempfehlungen.pdf
„A rich public domain is an essential element for the growth of the Information Society, creating multiple benefits such as an educated public, new jobs, innovation, business opportunities, and the advancement of sciences. Information in the public domain should be easily accessible to support the Information Society, and protected from misappropriation. Public institutions such as libraries and archives, museums, cultural collections and other
community-based access points should be strengthened so as to promote the preservation of documentary records and free and equitable access to information.“
Punkt 26 der Geneva Declaration of Principles, die auf dem World Summit on Information Society (WSIS) im Dezember 2003 von über 170 Staaten verabschiedet wurde.
(...) Eine vernetzte Gesellschaft macht es notwendig, dass Rechtsansprüche neu überdacht werden müssen. Dies gilt insbesondere für die Nutzung von elektronischen Ressourcen. Die verlustfreie Herstellbarkeit von Kopien, kollaborative Arbeitsumgebungen im Bereich e-Science und nicht zuletzt die Open-Access-Bewegung sorgen hier für neue Impulse. In Zeiten von Google Print ist auch die Digitalisierung von Büchern, insbesondere von gemeinfreien Werken, wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung des freien Wissens e.V. gibt die folgenden Empfehlungen heraus, um bei diesen neuen Herausforderungen beratend zur Seite zu stehen.
Der allgemeine Grundsatz, der im Bereich der Digitalisierung gelten sollte, ist:
„Gemeinfreies bleibt gemeinfrei.“
Wie die WSIS Declaration of Principles darstellt, ist es wichtig, gemeinfreie Inhalten (Public Domain) als digitale Allmende zu verstehen, von der alle Menschen profitieren. Ein Baustein dieses globalpolitschen Zieles ist Open Access.
Open Access
Die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (Berlin Declaration) fordert bei Open Access-Veröffentlichungen für alle Nutzer die Erlaubnis, „zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird“. Dies gilt nicht nur für wissenschaftliche Publikationen, sondern auch für digitalisierte Kulturgüter. Somit sollte die Berliner Erklärung auch bei Digitalisierungsprojekten Anwendung finden. Dies betrifft vor allem die Anbieter von Digitalisaten im Netz, wie Bibliotheken, Archive und Museen. Die Digitalisierung von Kulturgütern ist eine bestandsschützende Maßnahme und nationale Aufgabe, deren Ergebnisse möglichst vielen von Nutzen sein sollten.
Eine Einschränkung der Nachnutzung auf bestimmte Nutzergruppen bzw. Nutzungstypen ist vor allem bei Digitalisaten gemeinfreier Kulturgüter nicht hinzunehmen. Gemeinfreie Werke müssen auch nach der Digitalisierung allen Nutzern gemeinfrei in digitaler Form zur Verfügung stehen. Jede Beschränkung – beispielsweise auf den nichtkommerziellen Einsatz – stellt eine künstliche Beeinträchtigung der verlustfreien Kopierbarkeit digitaler Inhalte dar, behindert innovative Anwendungsmöglichkeiten und lässt sich aufgrund der fließenden Grenzen zwischen den Nutzungstypen praktisch nicht durchsetzen.
Mustertext für Copyleft-Vermerk
Der Inhalt dieser Website (Bilder, Text, Ton- oder Videofiles) ist gemeinfrei. Er darf nach den Maßgaben der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen frei kopiert, genutzt, verbreitet, übertragen und öffentlich wiedergegeben werden; dies schließt auch die Erstellung und Verbreitung von Bearbeitungen ein.
Sollten sie die Inhalte in eigenen Produkten verwenden oder in anderer Weise nutzen, freuen wir uns über eine Nachricht an {auskunft@bibliotheks-domain.de} und über Übersendung von Belegexemplaren. Bitte geben Sie in jedem Fall unser Angebot als Quelle an.
Helfen Sie uns auch in Zukunft, Angebote dieser Art bereitzustellen! Informationen hierzu finden sie unter {freundeskreis.bibliotheks-domain.de}.
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(Statt {auskunft@bibliotheks-domain.de} setzen Sie Ihre Kontaktadresse ein und fügen statt {freundeskreis.bibliotheks-domain.de} einen Hinweis auf Möglichkeiten zur Unterstützung ihrer Institution hinzu. Wenn Sie möchten können Sie auch noch auf diese Empfehlung verweisen: "Diese Seite setzt somit die Wikimedia-Empfehlung für Rechte von Digitalisierungsprojekten um.")
Wikimedia veröffentlicht Empfehlungen für Digitalisierungsprojekte
Anlässlich des 3. Leipziger Kongresses für Information und Bibliothek fordert Wikimedia Deutschland e.V. Kultureinrichtungen dazu auf, Digitalisate von urheberrechtsfreien Werken ausdrücklich als freie Inhalte zu deklarieren. Dazu hat der durch die Förderung der Online-Enzyklopädie Wikipedia bekannte Verein entsprechende Empfehlungen veröffentlicht.
Viele Kultureinrichtungen wie Bibliotheken, Archive und Museen stellen ihre Digitalisate unter restriktiven Bedingungen zur Verfügung und beanspruchen für diese teilweise sogar ein neues Copyright. “Die Rechtmäßigkeit dieser Praxis ist juristisch umstritten, in jedem Fall bewirkt sie eine Schwächung des Gemeinguts und steht damit im Widerspruch zu der auf dem UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft beschlossenen Stärkung der Gemeinfreiheit”, erklärt Patrick Danowski, Mitglied im Vorstand von Wikimedia Deutschland, und stellt klar: “Gemeinfreie Werke müssen auch in digitaler Form gemeinfrei bleiben.”
Wikimedia Deutschland will mit seinen Empfehlungen Kultureinrichtungen unterstützen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und sich deshalb nicht an dem Versuch beteiligen möchten, gemeinfreie Werke zu remonopolisieren. Gleichzeitig appelliert der gemeinnützige Verein an die Bundesregierung, der Absichtserklärung auf dem UNO-Weltgipfel Taten folgen zu lassen und diesen Aspekt bei der Erarbeitung der nationalen Digitalisierungsstrategie im Rahmen der europäischen digitalen Bibliothek zu berücksichtigen.
Das Ziel sollte sein, gemeinsam eine digitale Wissensallmende zu schaffen, damit Kulturgut beliebig in neuen Zusammenhängen verwendet werden kann. Diese Wiederverwendbarkeit von Inhalten ist eine Grundvoraussetzung für moderne Wissensgesellschaften.
Quelle:http://www.wikimedia.de/2007/03/empfehlungen-fuer-digitalisierungsprojekte/
KOMMENTAR:
Auf der Abschlußveranstaltung zum Bibliothekskongress, 'Die Europäische Digitale Bibliothek - Europas Antwort auf Google' (kein Fragezeichen!) stellte Patrick Danowski (Wikimedia Deutschland) aus dem Publikum heraus die Gretchenfrage, "Nun sagt, wie haltet Ihr's mit Open access?" (für Digitalisate aus gemeinfreien Beständen) ... "Glaubt Ihr an Open Access?" ... "So glaubt Ihr nicht?" ... Die ausweichende Reaktion vom Podium (Griebel, Niggemann) machte einmal mehr deutlich, dass die Entscheidungsträger nicht begriffen haben oder nicht begreifen wollen, worum es Wikimedia geht und warum auch "kostenfreier Zugang" nicht genug ist, wenn gleichzeitig restriktive Nutzungsbedingungen innovative Nutzungsformen unterbinden. Als Beleg hierfür mögen auch die jüngsten Überlegungen der bayerischen Bibliotheken dienen, gemeinsam mit den Bildarchiven gegen die Bildnutzung durch Wikipedia und die durch Wikipedia propagierte Aufforderung zur Nachnutzung der Bilder vorzugehen. Und dabei mit einem 15 Jahre alten KMK-Beschluss und einer altbairischen Benützungsordnung zu argumentieren... ganz so, als ob es die von allen großen deutschen Forschungsorganisationen und dem Deutschen Bibliotheksverband unterzeichnete Berlin Declaration von 2003 nie gegeben hätte. Vgl.
http://archiv.twoday.net/stories/3502031/
Bibliotheksforum Bayern (BFB), darin jetzt aufgegangen Öffentliche Bibliotheken in Bayern (ÖBiB), wird neben der Druckausgabe ab sofort gleichzeitig kostenlos online zur Verfügung gestellt, URL:
http://www.bsb-muenchen.de/BFB_online.1770.0.html
Das ist immerhin ein Lichtblick! Eine gute Entscheidung.
Bibliothek. Forschung und Praxis, http://www.bibliothek-saur.de/
nicht die letzten 3 Hefte, sondern nur der aktuelle Jg. (also max. 3 Hefte) unterliegt dem Embargo
Bibliotheksdienst, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu
3 Monate (= 3 Hefte) Embargo, nicht 4. Leider sind weiterhin nur die Artikel der Rubrik Themen zugänglich, nicht die sonstigen Nachrichten.
BuB -- NEU!
http://www.b-u-b.de/
[Update April 2007] Gute Nachricht: Ab sofort sind die Artikel der auflagenstärksten Fachzeitschrift für Bibliothekare und Informationsspezialisten im deutschsprachigen Raum auch elektronisch verfügbar. Das BuB-Online-Archiv wurde auf dem Bibliothekskongress in Leipzig freigeschaltet. Die aktuellen BuB-Ausgaben werden mit dreimonatiger Verzögerung ins Netz gestellt. Das heißt, seit April ist die Januarausgabe online recherchierbar. Der komplette Jahrgang 2006 steht ebenfalls digital zur Verfügung.
ZFBB (nur für Abonnenten) schaltet der Klostermann Verlag gar nur für eine Class C IP-range frei. Einfach nur ärgerlich. Warum nicht gleich nur für soviel Leseplätze zur Verfügung stellen wie Bibliothekare an der Einrichtung bezahlte Abos halten? Das läge doch ganz im neuen Trend. -- Für die UB Stuttgart bedeutet dies, daß es Zugriff nur in den Räumen der Zentrale im Bereich Stadtmitte gibt, nicht in der Zweigstelle in Vaihingen :-(
Außerdem ist die Aufbereitung von ZFBB wie auch der 12 weiteren elektronischen Zeitschriften auf dem Zeitschriftenportal der ThULB, http://zs.thulb.uni-jena.de , das tatsächlich Journals@UrMEL heißt , wirklich mindestens so "ugly" wie sein Namenspatron, bekanntlich der letschte Vertreter einer ausgepftorbenen Tierart, kommt im Gegensatz zum Charme der Puppenkiste aber sehr dröge daher. Das Blättern in Inhaltsverscheichnissen (oder aus einer Suche generierten Trefferlisten) wird z.B. - nicht gerade prickelnd - durch übereinandergepftapelte Katalogkästen visualisiert, deren Inhalt man aus der Beschriftung nur andeutungsweise erahnen kann.
Um hineinschuschauen ... muß man jede Pfublade einzeln aufziehen! Einfach Pfeisse! Man erhält dann eine unglaublich formal aufgeblähte, unübersichtliche und zu großen Teilen völlig nichtssagende Inhaltsbeschreibung nebst einem Link "Digitalisat ansehen", kauderwelsch "show digital media ansehen". öff :-(
Wenn Open access à la Jena so aussieht, dann verzichten wir lieber... Wer seine Artikel hier veröffentlichen muß, ist wirklich zu bedauern. (BC, mit eingeworfenen Kommentaren von Wutz, Wawa und Ping)
P.S.: Auch wenn die Digitalisierung historischer Zeitschriften wie der Jenaischen allgemeinen Literaturzeitung und ihrer Vorläufer verdienstvoll ist, so bleibt auch nach weiteren Stichproben mein Urteil negativ: nicht nur das Interface ist grottenschlecht, auch die bibliographische Aufbereitung des Materials ist schlampig, uneinheitlich und unvollständig. Von Rezensionen werden die Titel z.T. unvollständig übernommen, das Jahr fehlt oder gar der Verfasser des rezensierten Werkes. Vollständige Rezensionen werden z.T. nicht als solche, sondern nur als Anzeigen klassifiziert, etc. Fazit: aufgrund mangelhafter Qualitätssicherung für komplexe Recherchen (wofür die Expertensuche durchaus ausgelegt ist) weitgehend unbrauchbar.
Welch eine Verschwendung von Ressourcen, wenn man bedenkt, dass auf der Jenaer Zeitschriften-Plattform inzwischen 46.929 Artikel und 25.142 Digitalisate eingestellt wurden.
Und was aktuelle biowissenschaftliche Zeitschriften betrifft, so ist Endocytobiosis and Cell Research, 1984-2001 vom Attempto-Verlag in Tübingen verlegt, inzwischen Open Access in Jena auf Journals@UrMEL (einer MyCoRe-Applikation) publiziert - hier eine Kostprobe - sicher kein Modell für die Zukunft. Der Typografie in den PDF-Dateien ist ein Graus, und es ist sogut wie keine der Funktionen implementiert, die heutzutage Standard im STM-Bereich sind (kein citation und reference linking, etc.). Das liegt übrigens nicht unbedingt an MyCoRe, andere damit realisierte Applikationen machen einen weitaus besseren Eindruck.
http://log.netbib.de/archives/2007/04/02/wikimedia-empfehlungen-fur-digitalisierungsprojekte/