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Brenner-Wilczek, Sabine / Cepl-Kaufmann, Gertrude / Plassmann, Max: Einführung in die moderne Archivarbeit
Studium
Darmstadt:WBG 2006. 151 S. mit 5 s/w Abb., kart.

WBG-Preis EUR 9,90
Verlagsausgabe EUR 14,90



Das vergleichsweise preiswerte Bändchen führt in die Arbeit (des Benutzers) von Archiven ein - der Titel ist mehrdeutig (es sei denn, man verträte die Auffassung, Archivare arbeiteten nicht). Es ist gut lesbar, praxisnah und kann dem (vorwiegend studentischen) Adressatenkreis durchaus zur Anschaffung empfohlen werden. Das Buch ist aus gemeinsamen Düsseldorfer Lehrveranstaltungen der Autoren hervorgegangen.

Während Plassmann, seines Zeichen Universitätsarchivar, bieder zunftgerecht formuliert (allerdings gelingt auch ihm ein Geistesblitz: die deutsche Archivlandschaft "monstro simile", was Pufendorf über das Reich sagte), erstaunen die von Cepl-Kaufmann verantworteten Passagen über Recherchestrategien in den Literatur- und Kulturwissenschaften durch Rezeption neuerer kulturwissenschaftlicher Ansätze, ohne in unverständlichen postmodernen Jargon zu verfallen. Sehr originell etwa S. 110f. die rhetorische locus-Analyse zu Thomas Mann. Dem Ruf "Rein in die Archive!" schließt man sich gern an. "Kaum eine Tätigkeit gewährt ein so nachhaltiges Erfolgserlebnis wie die Arbeit im Archiv" (S. 123). Ja, wenn die Archivare nicht wären ...

Das Plus des Bandes sind die praktischen Recherchestrategien zu verschiedenen Themen.

Erfreulicherweise sind die Literaturangaben kommentiert.

Negativ fällt auf:
* Es gibt kein Register, auch das Glossar enthält keine Belege
* Der Band enthält keinen wissenschaftlichen Apparat (Forderung aus didaktischen Gründen, gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten, das ja in Archiven praktiziert werden soll, einfach dazu)
* Kritik wird allenfalls en passant geäußert und fehlt im Abschnitt über die Berufsmöglichkeiten ganz (Archivschule!!!)
* Inspektoren- und FAMI-Ausbildung werden nicht behandelt (keine Angaben zu Berufsschancen und Übernahmemöglichkeiten, kein ergänzender Hinweis auf die "Blätter zur Berufskunde" der Bundesagentur für Arbeit)
* die Bebilderung ist unzulänglich, nur 5 Schriftbeispiele, die nicht im mindesten erläutert werden (als ob da das Provenienzprinzip nicht gelten würde!)
* die Internetadressen sind einfallslos ausgewählt (ARCHIVALIA fehlt selbstverständlich, als ob hier nicht potentielle Archivbenutzer eine Fülle von Anregungen bekommen würden)
* Zur archivischen Erschließungsarbeit reichen die knappen Bemerkungen S. 36 nicht aus, konkrete Verzeichnungsbeispiele mit Enthält- und Darin-Vermerken hätten (ggf. als Faksimile) angegeben werden müssen.

Pure Heuchelei sind für mich die Ausführungen Plassmanns zu "Reproduktionen und Urheberrecht" (S. 43-45). Am besten arbeitet man nun einmal wissenschaftlich mit Kopien, die man ständig zur Verfügung hat, in denen man eigene Lesungen unabhängig von den knappen Archivöffnungszeiten kontrollieren kann (oft exzerpieren Anfänger ja entweder zu wenig oder zu viel). Aber die Kosten für Reproduktionen im Archiv sind prohibitiv hoch! Plassmann ignoriert, dass aus Sicht der Bestandserhaltung nicht das geringste gegen die Lichtbelastung durch Kopieren oder mit Blitz fotografieren eingewendet werden kann - die Schäden entstehen ausnahmslos durch mechanische Vorgänge. Wenn ohne Blitz vom Benutzer selber fotografiert werden kann, ohne das Archivale "unsachgemäß glattzustreichen", spricht nichts dagegen, ihm das auch zu erlauben.

Die Argumente mit der Bestandserhaltung sind im wesentlichen vorgeschoben, wenn Reproduktionen schonend vom Benutzer selbst erstellt werden können. (Gleiches gilt für die Publikationsgenehmigung, die bei gemeinfreien Archivalien nicht erforderlich ist.) In Wirklichkeit geht es doch darum (was nur niemand zugeben möchte), dass Archivare die Nutzung des Archivguts umfassend kontrollieren wollen, dass sie sich nach Gutsherrenart zu Herren über die Überlieferung aufschwingen wollen. Und bei den größeren Archiven kommt hinzu, dass sie gern die teure Fotowerkstatt auslasten möchten.

Inhalt

Einleitung 7
I. Die Entstehung der deutschen Archivlandschaft 12
1. Was ist ein Archiv? 12
2. Mittelalter und Frühe Neuzeit 14
3. Diedeutsche Archivlandschaft seit dem 19. Jahrhundert . . . 19
4. Die deutsche Archivlandschaft - monstro simile? 26
II. Leitfaden für die Praxis 29
1. Vordem Archivbesuch 29
2. Im Archiv 33
3. Rechtsfragen 40
4. Quellenkunde 45
5. Restaurierung und Bestandserhaltung 58
IM. Recherchestrategien in den historischen Wissenschaften 65
1. Wozu Archivarbeit? 65
2. Mittelalter: Deutscher Orden '69
3. Frühe Neuzeit: Schwäbischer Reichskreis 72
4. Das 19. Jahrhundert: Der Aufstand der Schlesischen Weber . 79
5. Zeitgeschichte: Industrielle in Nationalsozialismus und
Nachkriegsdeutschland 87
IV. Recherchestrategien in den Literatur-und Kulturwissenschaften . 93
1. Zur wissenschaftlichen Aktualität von Archiven 93
2. Schlüsselkompetenzen 99
V. Berufsperspektiven 130
1. Das Berufsbild des Archivars 130
2. Ausbildungssituation in Deutschland 133
Glossar wichtiger Fachbegriffe 141
Literatur 147
Internetadressen 151

Rezensionen im Netz:
http://www.rezensionen.ch/buchbesprechungen/einfuehrung_moderne_archivarbeit/3534181905.html
http://www.ordensarchive.at/index.php?option=content&task=view&id=214&Itemid=27&mos_change_template=ordensarchive-forum
ThomGo meinte am 2007/05/22 21:28:
Bei aller Liebe,
aber was sollte denn so jemand aus Archivalia für die Archivarbeit mitnehmen? Die ursprüngliche Intention dieses Blogs ist ja aller Ehren wert, aber in letzter Zeit ist es eigentlich nur noch eine Plattform, auf der jedes noch so unwichtige neue Digitalisat aus jeder noch so unwichtigen Bibliothek in Europa nachgewiesen wird. Ein Archiv-Weblog, das zu 80 % aus Hinweisen auf irgendwelche irrelevanten Digitalisate besteht, ist aber archivfachlich uninteressant und zeugt eigentlich nur von der Surf-Begeisterung des wesentlichen Autors - weswegen ich selbst auch kaum mehr vorbeischaue.
Nix für ungut! 
KlausGraf antwortete am 2007/05/22 21:34:
Archivalia ist ein Gemeinschaftsweblog
Wer Web 2.0 nicht begriffen hat, sollte in der Tat wegbleiben. Die Nutzer haben es in der Hand, welche Schwerpunkte hier vorhanden sind. Wem die Hinweise auf Digitalisate nicht passen, kann gern selbst Archivfachliches einbringen wie z.B.
*Das Duell in Geschichte und Gegenwart
*Erfolgreiches Jubiläumsfest im Stadtarchiv Mannheim
usw.

Oder ein eigenes Weblog aufmachen. 
KHSchneider antwortete am 2007/05/22 23:05:
Angst vor der Kopie?
Ich kann Klaus Graf nur zustimmen: die Argumente der Archive erscheinen extrem fragwürdig, egal wie man es dreht. Vor nicht allzu vielen Jahren war es problemlos möglich, praktisch jede frühneuzeitliche Akte zu kopieren. Niemand hat - zumindest in Niedersachsen - nach den mechanischen Beschädigungen gefragt. Jetzt können wir problemlos und ohne Nachteile für die Akten digitale Fotos anfertigen und es wird verboten. Der Grund dürfte nicht nur die Angst vor dem Verlust der Kontrolle über die Akten sein, sondern finanzielle Gründe. Die Archive haben teure Digitalisiereinheiten angeschafft und die sollen sich amortisieren. Dass damit weder der Wissenschaft noch den Archivalien gedient ist, wird geflissentlich übersehen. 
fhjschultzberlin antwortete am 2007/05/29 19:50:
...und Verständnis für scherzhafte Übertreibungen:
Man nehme am besten bei Wendungen wie "der Titel ist mehrdeutig", "ja, wenn die Archivare nicht wären", "Gutsherrenart", "prohibitiv", "nicht das geringste", "ausnahmslos" usw. deren Verfasser stets selbst beim Wort bzw. bei den Worten, die er für solcherlei bereits a.a.O. klarstellend gewählt hatte: Es handele sich um "scherzhaft überspitzte Formulierungen"! Wenn aber fortwährend 'scherzhaft überspitzt' wird, kann man ThomGos einleitende Frage gut nachvollziehen. Der ironisch bis hämisch klingende Kommentar darauf ("...sollte in der Tat wegbleiben") offenbart auch, wie es hier wirklich um das pluralistische Grundverständnis bestellt zu sein scheint. Und wenn a.a.O. Abweichlern sogar "ein für allemal ARCHIVALIA-Lese- und Kommentierverbot" angedroht wird, kann man dies nur als 'üblen Scherz' empfinden, der nicht einmal der hiesigen Kategorie "Unterhaltung" genügt. 
KlausGraf antwortete am 2007/05/29 20:32:
Übler Scherz?
Nochmals: Wems hier nicht passt, soll wegbleiben. So einfach ist das. fhjschultzberlin wissen Sie, wo der Zimmermann die Tür gelassen hat? Ich werde Ihre Beiträge, sofern sie keinen sachlichen Beitrag leisten, künftig löschen. 
 

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