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Die Partei der Grünen ist längst zum Bestandteil der Geschichte der Bundesrepublik geworden und viel jüngere Student_innen oder Wissenschaftler_innen, die sich heute mit den Grünen beschäftigen, waren bei deren Gründung Ende der 1970er Jahre noch nicht oder gerade erst geboren. Zum anderen nimmt die Bedeutung von archivalischen Quellen für die Erforschung der Grünen (oder auch, so sei ergänzt, der neuen sozialen Bewegungen), mit der zunehmendem Dauer ihrer Existenz zu, da z.B. die ersten prägenden AkteurInnen aus der Anfangsphase schon verstorben sind. Diese Tatsachen (und einige andere) haben das Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich Böll-Stiftung veranlasst ein eigenständiges Periodikum zu installieren. Ende 2006 ist die erste Ausgabe des Jahrbuch Grünes Gedächtnis erschienen, mit dem auch verschiedene Gruppen über die Geschichte der Grünen informiert und die Bestände des Archivs vorgestellt werden sollen.
Die erste Nummer ist in drei größere und zwei kleinere Teile untergliedert: Die größeren sind Beiträge zur Zeitgeschichte, Bestände im Archiv Grünes Gedächtnis und Projekte des Archiv. Die erste Rubrik bringt einen Bericht über die erste, 1989 verabredete rot-grüne Koalition in Berlin, der diese als Endphase der Parlamentarisierung der Berliner Alternativen Liste deutet; zur Anti-Atom-Demonstration im französischen Malville 1977 und eine politikwissenschaftliche Analyse der ”kraftlosen rot-grünen Koalition”. Im Beitrag ”Zur Überlieferung der Anti-Atom-Bewegung im Archiv Grünes Gedächtnis” von Archivleiter Becker-Schaum finden sich sehr interessante Aussagen über den Gründungsprozeß des Archiv Grünes Gedächtnis 1990/91 und die damit verbundenen Absichten: Nur der damalige Stiftungsverbund Regenbogen (als Vorläufer der Böll-Stiftung) hatte beschlossen, dass es ein Partei- und ein Archiv der sozialen Bewegungen sein sollten, ein Prozess, an dem die sozialen Bewegungen damals freilich nicht beteiligt waren und der auch nicht den real vorhandenen, in der übergroßen Mehrheit Partei-Archivalien entsprach.
In der zweiten Rubrik wird das Depositum von Gaby Gottwald, einer Internationalistin und linken Grünen, und die archivalische Überlieferung der nur aus acht ”ostdeutschen” Mitgliedern bestehenden Gruppe von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag 1990-1994 vorgestellt.
Sehr interessante Beiträge enthält die Rubrik, die laufende Projekte des Archiv Grünes Gedächtnis, etwa zu seiner umfangreichen Foto- bzw. Ton- und Filmsammlung oder zur Sicherung und Archivierung von Internetangeboten vorstellt. Die beiden kleineren Rubriken sind Buchbesprechungen und ”Das historische Dokument”.
Mit dem Jahrbuch liegt eine lesenswerte Publikation vor, die die Bedeutung der Grünen und der neuen sozialen Bewegungen für die Geschichte der Bundesrepublik vor Augen führt. Das Archiv Grünes Gedächtnis ist ein mit z.B. fünf Hauptamtlichen sehr gut ausgestatteter und schon allein deswegen wichtiger Pfeiler in der Sicherung der Überlieferung der neuen sozialen Bewegungen. Es weist, um die Dimensionen zu verdeutlichen, in der ZDB, der Zeitschriftendatenbank der Deutschen Bibliothek mehr als 1400 laufende und eingestellte Titel in seinem Bestand nach.

Bernd Hüttner

Heinrich-Böll-Stifung (Hrsg.): Grünes Gedächtnis 2007, Berlin 2006, 113 S., kostenlos, www.boell.de/archiv; Bezug: archiv(ätt)boell.de

Diese Rezension erscheint gedruckt in Heft 32 der "Mitteilungen des Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung"
 

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