Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
Jahrbuch kirchliches Buch- und Bibliothekswesen NF 1, 2013. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) und des Verbandes kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken (VkwB) in der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche hrsg. von Jochen Bepler u.a. Regensburg: Schnell & Steiner 2013. 240 S., zahlreiche überwiegend SW-Abbildungen. Gebunden. ISBN 978-3-7954-2713-9. Euro 27,50

An der Zukunftsfähigkeit der katholischen und evangelischen Kirchenbibliotheken bestehen erhebliche Zweifel, wenn man den betrüblichen Umstand betrachtet, dass diese sehr stark geriatrisch geprägte Sektion des Bibliothekswesens anno 2013 allen Ernstes noch eine gedruckte Zeitschrift herausbringt, von der es natürlich keine Online-Ausgabe und auch kein Inhaltsverzeichnis im Netz gibt. Dass Open Access bei der wissenschaftlichen Publikation das Gebot der Stunde sein sollte - die Kirchenbibliothekare scheren sich nicht drum. Dass man einen erheblichen Teil des Bandes (S. 157-239) mit einer gedruckt völlig nutzlosen Bibliographie der Veröffentlichungen kirchlicher Archive, Bibliotheken und Museen 2007/2009 füllt, passt da ins Bild.

Die wissenschaftliche Qualität der Beiträge ist gering. Unter den Aufsätzen sind drei methodisch ambitionierte, von denen zwei sich an geschraubter Frömmelei versuchen (Gahn, Littger). Bei geologischen oder medizinischen Bibliotheken werden Altbestände selbstverständlich bewahrt, während bei theologischen Bibliotheken dieses Anliegen möglichst gestelzt theologisch irgendwie mit dem kirchlichen Auftrag kompatibel gemacht werden muss. Philipp Gahn macht sich Gedanken über die Herausforderung des Selbstbewusstseins der Kirche durch den Tablet-Computer Gedanken, wobei man Tablet-Computer gern auch durch Elektronengehirn ersetzen kann. Es bleibt das gleiche pseudo-erleuchtete Geschwafel. Kornelius Götz holt Pomians Semiophoren aus der Versenkung und meditiert aus Restauratorensicht etwas hochgestochen über Vergängliches, Abfall und Dauerhaftes. Sehr befangen bin ich, wenn ich bei Kulturgutschänder Walter Littger, verantwortlich für einen großen Teil der unerträglich barbarischen Eichstätter Vorkommnisse, im Aufsatz "Im Wort Gottes zu Hause" die salbungsvolle Zwischenüberschrift "Im Geist Gottes durchleuchten und ordnen" lesen muss. Ungeheuerlich ist für mich, was Georg Ott-Stelzner unter den Kurzmeldungen berichtet (S. 161), nämlich den Rückzug des Einspruchs der Staatsanwaltschaft gegen den Freispruch der Bibliotheksdirektorin Angelika Reich. Damit sei "das juristische Nachspiel um den vermeintlichen Skandal" beendet. Die von Littger vorgenommenen Dublettenverkäufe und die von Reich zu verantwortenden Buchvernichtungen sind ein handfester Skandal, den man nicht mit Hinweis auf die Unmöglichkeit einer strafrechtlichen Verurteilung wegschieben kann. Zur Erinnerung die wichtigsten Stellungnahmen zur Causa Eichstätt:

Klaus Graf: 83 Tonnen Bücher als Müll, in: FAZ Nr. 44 vom 21.2.2007, S. 35
Online:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/universitaet-eichstaett-83-tonnen-buecher-als-muell-1411791.html
in der FAZ nur in gekürzter Form wiedergegeben; die vollständige, ungekürzte Originalfassung: http://archiv.twoday.net/stories/3344981/

Siehe u.a.
http://archiv.twoday.net/stories/4727682/
http://archiv.twoday.net/search?q=eichst%C3%A4tt

Zum Vorgang 2002:
http://archiv.twoday.net/stories/3534122/
http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg09138.html
= http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2002/0393.html

2007 Spiegel Online
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/bayerische-unibibliothek-80-tonnen-historische-buecher-im-altpapier-a-468041.html

Die von der Bayerischen Staatsbibliothek unverständlicherweise nicht beanstandeten Eichstätter Dublettenverkäufe (es wurden provenienztragendende Stücke veräußert) verstießen eindeutig gegen die neueren Regeln, siehe
http://archiv.twoday.net/stories/16585490/

Zum weiteren Inhalt: Sigmund Benker stellt einen neu erworbenen Sammelband der Dombibliothek Freising mit teilweise unbekannten Festdichtungen aus einem Freundeskreis Ingolstädter Humanisten 1571/82 vor, während sich Holger Nickel den Inkunabeln und vor allem ihren Einbänden in der Ebstorfer Klosterbibliothek widmet. Sven Limbeck druckt seine Einführung in die Wolfenbütteler Ausstellung "Verklingend und ewig. Tausend Jahre Musikgedächtnis 800-1800" ab, und Siegfried Schmidt erörtert den Bildungsgedanken im Volksbüchereiwesen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Etwas weniger abgehoben als die Aufsätze sind die "Kleineren Beiträge, Projekte und Berichte", die der Virtuellen Klosterbibliothek von St. Peter, der Stiftsbibliothek Gandersheim, der Herstellung von Klappschubern und den teuren ATLA-Datenbanken gelten. Abgedruckt sind sodann die Berichte der beiden Träger-Arbeitsgemeinschaften.

Noch für 2013 ist das Erscheinen eines weiteren Bandes in Aussicht gestellt. Aber ob der besser wird?
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma