Am 6. September 2004 meldete
http://log.netbib.de/archives/2004/09/06/adelssammlung-von-der-mainau-wird-verscherbelt/
Am 23. und 24. September wird bei Nagel in Stuttgart (Online-Katalog: Suche auf der Startseite 148 Treffer mit Bernadotte) eine Einlieferung “Aus den Gräflich Bernadotte’schen Sammlungen Insel Mainau Bodensee” versteigert (FAZ-Kunstmarkt 4.9., S. 45). Die Stücke gehen unter anderem auf den Großherzog Friedrich I. von Baden (und die Königin Victoria von Schweden) zurück - es darf vermutet werden, dass auch denkmalgeschütztes Zubehör veräußert wird. Und sage auch niemand, da sei nichts landesgeschichtliches Bedeutsames dabei: Lot No. 730 über den Empfang des Großherzogs am Bodensee 1819 ist z.B. eine Geschichtsquelle im engeren Sinn.
Die Mainau war ja ein grossherzoglich badisches "Privat-Schloss", in dem sich auch nach dem Verkauf durch das Haus Baden wertvolle Kulturgüter zur Geschichte Badens und der bis 1918 regierenden Dynastie befanden.
Die Vermutung, dass denkmalgeschütztes Zubehör im Katalog des Auktionshauses Nagel stand, war richtig. Nicht weniger als 19 Stücke waren als Zubehör im Denkmalbuch eingetragen. Diese wurden allerdings nicht komplett aus der Auktion genommen, denn das Regierungspräsidium schlug sich bei einem großen Teil der Stücke gegen das fachliche Votum des damaligen Landesdenkmalamts auf die Seite des Verkäufers. Die für die Genehmigung zuständige Untere Denkmalschutzbehöre erteilte bei zwei Gemälden, einer Uhr und vier Möbelstücken die Genehmigung zur Aufhebung der Zubehöreigenschaft. Zwei Gemälde und eine Uhr wurden mit Zustimmung des Landesdenkmalamts gestrichen, da sie vom Eigentümer selbst seinerzeit angeblich irrtümlich vorgeschlagen worden waren und keine landesgeschichtliche Bedeutung besaßen. Nur 9 der 19 Zubehörstücke (ausnahmslos Gemälde, darunter das erwähnte Bild von 1819) wurden aus der Auktion genommen.
Fazit: Es war ein dreistes Stück vom Eigentümer, ausdrücklich im Denkmalbuch vermerkte Inventarbestandteile in die Auktion einliefern zu lassen. Und es war inakzeptabel, dass das Regierungspräsidium das fachliche Votum des Landesdenkmalamts übergangen und badisches Kulturgut für die Verscherbelung preisgegeben hat.
Auch weitere schützenswerte Schlossinventare in Baden-Württemberg wurden in den letzten Jahren auf Versteigerungen zerstückelt.
Am 21. September 2004 meldete
http://log.netbib.de/archives/2004/09/21/hohenzollern-verscherbelung/
Bei der kommenden Adelsauktion von Sotheby’s bei Schloss Monrepos werden auch Stücke aus verschiedenen süddeutschen Hohenzollernschlössern versteigert. In Hechingen möchte man vielleicht das eine oder andere erwerben. Einmal mehr offenbart sich die schäbige Gesinnung derjenigen, deren Vorfahren mit Fug und Recht als Feudalherrenpack, das sich satte Domänen unter den Nagel riss, während das Volk darbte, gelten dürfen: Wäre ein Kaufangebot an die regionalen Museen vor der Versteigerung so undenkbar gewesen?
Bereits 1999 hatte es eine Adelsauktion in Schloss Monrepos gegeben:
http://log.netbib.de/archives/2004/09/06/adelshuser-rumen-aus-quousque-tandem/
Bei einer dieser Adelsauktionen wurden meinen Informationen zufolge auch archäologische Funde aus den denkmalgeschützten Sigmaringer Sammlungen verkauft.
In Niederstotzingen wurde 1999 das damalige Landesdenkmalamt vorgeführt, als die Schlossausstattung bei Christie's versteigert wurde, ohne dass zuvor öffentliche Stellen informiert worden waren. Das Landesdenkmalamt erfuhr einen Tag vor der Versteigerung von ihr und konnte nichts mehr unternehmen.
http://www.dhm.de/~roehrig/mailarchive/demuseum/arc7/msg00828.html
http://www.dhm.de/~roehrig/mailarchive/demuseum/arc7/msg00827.html
Mein Beitrag in der Kunstchronik 1999 enthält sowohl mehr als auch weniger Informationen als diese beiden Mailinglisten-Beiträge:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2007/368/
Zur allgemeinen Problematik siehe meinen Beitrag "Schatzhäuser des Adels in Gefahr" in der Kunstchronik 2005
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2007/370/
bzw. als E-Text unter
http://archiv.twoday.net/stories/2944976/
http://log.netbib.de/archives/2004/09/06/adelssammlung-von-der-mainau-wird-verscherbelt/
Am 23. und 24. September wird bei Nagel in Stuttgart (Online-Katalog: Suche auf der Startseite 148 Treffer mit Bernadotte) eine Einlieferung “Aus den Gräflich Bernadotte’schen Sammlungen Insel Mainau Bodensee” versteigert (FAZ-Kunstmarkt 4.9., S. 45). Die Stücke gehen unter anderem auf den Großherzog Friedrich I. von Baden (und die Königin Victoria von Schweden) zurück - es darf vermutet werden, dass auch denkmalgeschütztes Zubehör veräußert wird. Und sage auch niemand, da sei nichts landesgeschichtliches Bedeutsames dabei: Lot No. 730 über den Empfang des Großherzogs am Bodensee 1819 ist z.B. eine Geschichtsquelle im engeren Sinn.
Die Mainau war ja ein grossherzoglich badisches "Privat-Schloss", in dem sich auch nach dem Verkauf durch das Haus Baden wertvolle Kulturgüter zur Geschichte Badens und der bis 1918 regierenden Dynastie befanden.
Die Vermutung, dass denkmalgeschütztes Zubehör im Katalog des Auktionshauses Nagel stand, war richtig. Nicht weniger als 19 Stücke waren als Zubehör im Denkmalbuch eingetragen. Diese wurden allerdings nicht komplett aus der Auktion genommen, denn das Regierungspräsidium schlug sich bei einem großen Teil der Stücke gegen das fachliche Votum des damaligen Landesdenkmalamts auf die Seite des Verkäufers. Die für die Genehmigung zuständige Untere Denkmalschutzbehöre erteilte bei zwei Gemälden, einer Uhr und vier Möbelstücken die Genehmigung zur Aufhebung der Zubehöreigenschaft. Zwei Gemälde und eine Uhr wurden mit Zustimmung des Landesdenkmalamts gestrichen, da sie vom Eigentümer selbst seinerzeit angeblich irrtümlich vorgeschlagen worden waren und keine landesgeschichtliche Bedeutung besaßen. Nur 9 der 19 Zubehörstücke (ausnahmslos Gemälde, darunter das erwähnte Bild von 1819) wurden aus der Auktion genommen.
Fazit: Es war ein dreistes Stück vom Eigentümer, ausdrücklich im Denkmalbuch vermerkte Inventarbestandteile in die Auktion einliefern zu lassen. Und es war inakzeptabel, dass das Regierungspräsidium das fachliche Votum des Landesdenkmalamts übergangen und badisches Kulturgut für die Verscherbelung preisgegeben hat.
Auch weitere schützenswerte Schlossinventare in Baden-Württemberg wurden in den letzten Jahren auf Versteigerungen zerstückelt.
Am 21. September 2004 meldete
http://log.netbib.de/archives/2004/09/21/hohenzollern-verscherbelung/
Bei der kommenden Adelsauktion von Sotheby’s bei Schloss Monrepos werden auch Stücke aus verschiedenen süddeutschen Hohenzollernschlössern versteigert. In Hechingen möchte man vielleicht das eine oder andere erwerben. Einmal mehr offenbart sich die schäbige Gesinnung derjenigen, deren Vorfahren mit Fug und Recht als Feudalherrenpack, das sich satte Domänen unter den Nagel riss, während das Volk darbte, gelten dürfen: Wäre ein Kaufangebot an die regionalen Museen vor der Versteigerung so undenkbar gewesen?
Bereits 1999 hatte es eine Adelsauktion in Schloss Monrepos gegeben:
http://log.netbib.de/archives/2004/09/06/adelshuser-rumen-aus-quousque-tandem/
Bei einer dieser Adelsauktionen wurden meinen Informationen zufolge auch archäologische Funde aus den denkmalgeschützten Sigmaringer Sammlungen verkauft.
In Niederstotzingen wurde 1999 das damalige Landesdenkmalamt vorgeführt, als die Schlossausstattung bei Christie's versteigert wurde, ohne dass zuvor öffentliche Stellen informiert worden waren. Das Landesdenkmalamt erfuhr einen Tag vor der Versteigerung von ihr und konnte nichts mehr unternehmen.
http://www.dhm.de/~roehrig/mailarchive/demuseum/arc7/msg00828.html
http://www.dhm.de/~roehrig/mailarchive/demuseum/arc7/msg00827.html
Mein Beitrag in der Kunstchronik 1999 enthält sowohl mehr als auch weniger Informationen als diese beiden Mailinglisten-Beiträge:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2007/368/
Zur allgemeinen Problematik siehe meinen Beitrag "Schatzhäuser des Adels in Gefahr" in der Kunstchronik 2005
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2007/370/
bzw. als E-Text unter
http://archiv.twoday.net/stories/2944976/