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Ein Gastbeitrag zur Reihe von Wolf Thomas mit Belegen zu Archivmetaphern und -zitaten, und zur Priesterschaft der Archivare ...
Von den Stellen die er sich unter seinen Manuscripten, in dem kleinen Archive der Freundschaft, aufbehalten hat, sollen auch in diesem Andenken einige aufbehalten seyn; sie erinnern zu kräftig an den Geist ihres Siegelbewahrers, an den Grund und an das Element der Freundschaft, und deuten auf den tiefen Sinn eines Mannes, von dem die gelehrten und politischen Blätter nichts wissen.

(Sailer, J. M.: Winkelhofer, der Mensch und der Prediger. Ein Andenken für seine Freunde. München: Lentner 1807)


Weitere Nachweise:
Immer noch mußte unser Freund die Welt durch das wunderliche Medium seines Brinkmann ansehen. Da gab es gerade jetzt merkwürdige Ereignisse. ... Der Kampf zwischen Eberhard und dem jungen feurigen Kantianer Reinhold war wie eine Bombe in seine friedliche Zeit gefallen; die Agnes, Jenny, Auguste, Elise - wer könnte seine Freundinnen aufzählen? - stoben verschüchtert nach entgegengesetzten Seiten. Er verließ Halle mit seinem ganzen Archiv der Freundschaft, ..., voll von Zweifeln über seine Zukunft und sehr wenig tröstliche Erfahrungen über die Dauerhaftigkeit freundschaftlicher Liebe mit sich fortnehmend ...

(Leben Schleiermachers, von Wilhelm Dilthey, I. Bd. Jugendjahre und erste Bildung, Berlin 1870)


Sie sind der Mann, der Freund für den ich immer Sie hielt! Von allem was ich in den funfzig Jahren Ihnen schrieb möge die Welt alles zu lesen bekommen, es wäre mir gleichgültig, denn alles ist wahr, ..., besser aber ist, daß Sies nicht alles zu lesen bekommt. Als ein Heiligthum wirds im Tempel der Freundschaft niedergelegt! in ungeweihte Priesterhände kommt nichts, dafür wird bestens gesorgt! Ein naher Anverwandter wird Verwahrer, und so gehts auf die Nachwelt fort. Archiv der Freundschaft ist der Bücherschrank, der den Briefwechsel mit meinen Freunden enthält, überschrieben, und zu diesem Archiv hat nur der beeydigte Bücherverwahrer den Schlüßel. Also seyn Sie, wegen ihrer Briefe, nur immer unbesorgt; diese send' ich Ihnen nicht zurück; sie sind, und bleiben ein Denkmal unsrer Freundschaft.

(Gleim an Uz, Halberstadt, den 22ten May 1795)


Ihre Briefe sind mir ein kostbarer Schatz, welchen ich in dem Archiv der Freundschaft heilig aufbewahre. Da so manches schöne Wort vom Hauche der Luft verweht wird, so freuet es mich um desto mehr, daß ich diese schriftlichen bleibenden Zeugnisse, der schönen Empfindungen meiner Cecilia, in Besitz habe.

(aus Karl Philipp Moritz Briefroman "Die neue Cecilia" (Fragment, 1794), 7. Brief)


Die aus diesen Briefen von dem Herausg. getroffene Auswahl scheint dem Ref. so beschaffen zu sein, dass er die Beschuldigung nicht zu fürchten braucht, indiscret gespendet zu haben, was in dem geheimen Archive der Liebe und Freundschaft hätte verborgen bleiben sollen.

(anon. Rezension aus dem "Repertorium der gesammten deutschen Literatur" (1841) zu Liebetruts Biographie des Arnold August Sybel, zuletzt Diakonus zu Luckenwalde, nach seinem Leben und Wirken, und nach seinem schriftl. Nachlasse, Berlin 1841)


(Fundorte: ad 1: Lesefrucht, die übrigen: Textkorpus von Google Book Search, deutscher Sprachraum; Hervorhebungen von uns)
KlausGraf meinte am 2008/04/03 01:12:
Wow!
Diese interessante idiomatische Wendung war mir völlig unbekannt. Heutige Archive der Freundschaft sind übrigens stets datenschutzrechtlich relevant ... 
BCK antwortete am 2008/04/03 01:28:
Vgl. hierzu auch: Rituale der Freundschaft / Klaus Manger, Ute Pott (Hg.). Heidelberg: Winter, 2006.

Exlibris GLEIMII ET AMICORUM.

Klappentext:

"'Die Freundschaft ist eine Glückseligkeit' (Klopstock) und das Aufklärungsjahrhundert ein Jahrhundert der Freundschaft. Symbolorte der Freundschaft sind rar. Freundschaft ist nicht ortsgebunden. Doch scheint sie in besonderem Maße mit Dichterklausen, Künstlerateliers oder Komponistenstuben verknüpft, deren Bewohner sie zu bedeutenden Gedächtnisorten machen. Rituale der Freundschaft lassen sich wie sonst nirgends im Halberstädter Freundschaftstempel nachvollziehen, zu dem Johann Wilhelm Gleim (1719-1803) sein Wohnhaus seit Mitte des 18. Jahrhunderts umgewidmet hat.

Rituale, insbesondere die literarisierten, wollen in Erinnerung rufen, tradieren, lebendig halten. Ritualerstarrung und Ritualdynamik liegen in dauerndem Widerstreit. Der Gedanke des Halberstädter Freundschaftstempels ist so nicht wiederholbar. Dagegen ist das, was die großen Weimarer, gleichfalls aus dem Geiste der Freundschaft heraus, um 1800 geschaffen haben, sehr wohl fortsetzbar. Über die im Zeichen der Freundschaft stehenden besonderen Formen sozialer Kommunikation wie Gesten, Widmungen, Briefe oder Dichtungen gibt der vorliegende Band Auskunft."

darin ein eigener Beitrag von Ute Pott, Direktorin des Gleimhauses in Halberstadt, zu "Johann Wilhelm Ludwig Gleims Archiv der Freundschaft" (S. 227-239).

Zu Gleims Schlüsselmetapher vgl. auch Grimms Deutsches Wörterbuch, BESCHLIESZEN, Lemma 2) i n c l u d e r e , e i n s c h l i e s z en : dasz die tagebücher, eingegangene und abgesendete briefe in einem archiv beschlossen sind. 60, 301 
 

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