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Gutachten / Bayerische Staatsbibliothek (veröff. 30.5.2008)
http://www.bsb-muenchen.de/Gutachten.2282.0.html

( Visualisierung erzeugt mittels http://wordle.net )

Ziel und Vorgehensweise der Untersuchung - Planungsgrundlage der Übernahme der ZBAÖ - Rechtliche Grundlagen der Übernahme der ZBAÖ - Erläuterung zu § 5 des Überlassungsvertrags (Eigentumszuordnung) - Art, Umfang und Zustand des Bestands der ZBAÖ - Umzug - Lagerung - Bearbeitung durch die UB Eichstätt-Ingolstadt bis Ende Januar 2005 - Dubletten - Makulatur - Bearbeitungsstand Januar 2005 - Bearbeitung durch die UB Eichstätt-Ingolstadt von Februar 2005 bis 2007 - Bearbeitungsaktionen - Verkauf - Makulatur - „Container-Bücher“ - Bearbeitungsstand 2007 - Fazit - Konsequenzen

(Auszüge)
"... Als Fachbehörde für das Bibliothekswesen in Bayern wurde die Bayerische Staatsbibliothek vom Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit der Untersuchung der Anfang 2007 in den Medien erhobenen Vorwürfe beauftragt, die Universitätsbibliothek der Universität Eichstätt-Ingolstadt habe wertvolle Bücher aus dem Bestand der 1999 übernommenen Zentralbibliothek der Kapuziner in Altötting (ZBAÖ) entsorgt und damit massenweise Kulturgut vernichtet. Die Untersuchung wurde unter Mitwirkung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt durchgeführt und ist abgeschlossen. Sie ist unabhängig von dem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren, das von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt eingeleitet worden ist. ..."
(...)
Fazit
Der Vorwurf der massenweisen Vernichtung wertvoller Bücher aus dem Kapuzinerbestand kann nicht bestätigt werden.
Hinsichtlich der sog. „Container-Bücher“ kann kein Zusammenhang mit den Aussonderungsaktionen 2005-2007 nachgewiesen werden. Es wurden dafür auch keine belastbaren Indizien gefunden. Nach den üblichen Geschäftsgängen waren die Bestände bis 1800 zudem nicht Gegenstand dieser Aussonderungsaktionen: Nach den Arbeitsanweisungen wurden sie grundsätzlich aussortiert und an die Handschriftenabteilung zur individuellen Bearbeitung weitergegeben.
Die zwischen 2005 und 2007 von der Bibliotheksleitung vorgegebenen Methoden zur Bearbeitung der Bestände sind in großen Teilen nicht zu beanstanden oder zumindest vertretbar. Teile des Vorgehens bzw. der individuellen Umsetzung der Vorgaben können nicht abschließend beurteilt werden, da die Tatsachen nicht eindeutig ermittelt werden konnten. Einzelne Fehlentscheidungen können - gerade im Hinblick auf die zu bearbeitenden Menge – nicht ausgeschlossen werden. Festzustellen sind auch Dokumentationsdefizite. Dennoch ist das Vorgehen unter Berücksichtigung der konkreten Rahmenbedingungen im Grundsatz nicht zu beanstanden.
Eine einzelfall- und personenbezogene Bewertung der Vorgänge bleibt aus Datenschutzgründen dem internen Untersuchungsbericht vorbehalten.
Die weitere Aufarbeitung der Bestände in Eichstätt wird zwischen der UB Eichstätt-Ingolstadt und der Bayerischen Staatsbibliothek im Detail abgesprochen.
Konsequenzen
Im Hinblick auf anstehende weitere Übernahmen von säkularisiertem Bibliotheksgut wird die Bayerische Staatsbibliothek als Fachbehörde für das Bibliothekswesen in Bayern das Thema gezielt aufgreifen und einen Leitfaden für solche Fälle entwickeln. Dies soll mit einer ad-hoc Arbeitsgruppe aus Experten aus dem Bereich Altes Buch, Erwerbung und Verwaltung geschehen. Es sollen dabei auch die Richtlinien von 1975 auf den Prüfstand gestellt und überarbeitet werden.

Soweit zwischenzeitlich Übernahmen anstehen oder sich entsprechende Fragestellungen ergeben, können sich die Bibliotheken jederzeit direkt an die Bayerische Staatsbibliothek, Abteilung Handschriften und Alte Drucke, wenden.
BCK meinte am 2008/06/19 12:55:
Nachfragen zum BSB-Gutachten in Sachen Eichstätt
s. http://archiv.twoday.net/stories/5004382/ 
BCK meinte am 2008/06/23 23:39:
Kommentar zum Eichstätt-Gutachten im Börsenblatt
http://www.boersenblatt.net/199348/

mit ausführlichen Anmerkungen des Antiquars Peter Mulzer. Wir zitieren auszugsweise aus den Anmerkungen Mulzers:

(...) "Wenn beachtet wird, was jeder Antiquar einmal klar und deutlich gelernt haben sollte: "Hände weg vom R o t - Schimmel", dann braucht man im übrigen die Schimmelpanik nicht mitzumachen und kann sich getrost der Schimmelbekämpfung widmen. Auch für sie gibt es altbewährte Regeln.

Ich muß leider annehmen, daß mit dem Rundumschlag des "Schimmel"-Arguments recht viel vernichtet worden ist (Titel vor 1800), was hätte bewahrt werden sollen und können. - "Darüber hinaus gab es eine große Zahl angeschimmelter, verschmutzter (z.B. durch Mäuse- oder Vogelkot) und wurmstichiger oder beschädigter Bände, die sofort (tonnenweise) makuliert wurden." (Zitat).

So geht es natürlich nicht! (...)"

"Insgesamt wurden 21 Container mit den am schlimmsten verschimmelten Büchern, fast ausschließlich Altbestand, mit einem Gesamtgewicht von 54,5t durch das Landratsamt Altötting kostenlos entsorgt" (Zitat). Dies lese ich mit Grausen - 90 - 95 % dieser Titel hätte ich mit Vergnügen, heißem Seifenwasser und geübten Handbewegungen gerettet. Wetten daß?"

(...)

"Die Unterscheidung in Titel vor und nach 1800 durchzieht alle Erörterungen und Maßnahmen. Das ist nicht nur unzweckmäßig, sondern vom Wert- und Seltenheitsstandpunkt her ausgesprochen dumm. Wir wissen heute doch, daß in sehr vielen Fällen Titel zwischen 1800 und 1850 schwerer aufzutreiben sind als solche aus der Barockzeit. Hier muß unbedingt in Zukunft das Stichjahr 1850 ("vor und nach 1850"), besser noch *1880*, zur Unterscheidung von Bearbeitungskriterien angewendet werden."

(...)

"Vor etwa anderthalb Jahren [vgl. die im Gutachten zitierte Aussage: "Die Bücher sollten ab 2007 direkt über Antiquariatsplattformen im Internet verkauft werden.", die Red.] wurden bei Ebay, mitten in der flauesten Sommerzeit, sehr lieblos in langer Serie angeboten Theologica aus Bibliotheksbeständen, etwa 1580-1700. Provenienzangaben wurden sorgfältigst vermieden [unsere Hervorhebung, die Red.]. Sicher erinnert sich der eine oder andere Kollege daran, die Menge war immens, stur jede Woche etwa 20 Einzeltitel..

Die Titelaufnahme geschah leidlich exakt, aber es wurde keinerlei Versuch unternommen, die *Bedeutung* des jeweiligen Titels herauszuarbeiten, Verfasser vorzustellen - kurzum, jede über schnöde Titelaufzählung hinausgehende B e a r b e i t u n g unterblieb.

Das Ebay-Publikum, in solchen Dingen stets humor- und gnadenlos, strafte das sture Einstellen so vieler alter Titel über längere Zeit hinweg durch geradezu fürchterliche Resultate - irgendwo zwischen 15 und 30 Euro je Titel.

Eine sachkundige Erschließung der *Bedeutung* hätte weitaus bessere Erträge gebracht. Hier wurden Bücher verschleudert." (...) 
 

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