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Soeben fand ich bei der Durchsicht des Digital Scriptorium http://www.scriptorium.columbia.edu/ eine weitere Überlieferung der Rugen'schen Turnierchronik, die Heide Stamm nach der teilweise beschädigten Handschrift BayHstA Notth.Lit. 62, 689, 1200 edierte (Das Turnierbuch des Ludwig von Eyb ... 1986, S. 235-292). Dort ist der Text 1494 datiert. New York Public Library Spencer Collection 176 ist ein für Johann von Morsheim und seine Ehefrau Ursula geborene von Heusenstamm (mit ihr war er seit 1490 in zweiter Ehe verheiratet) geschriebenes Wappenbuch, das den Text (ohne die Textverluste der Münchner Überlieferung) mit Enddatierung 1499 fol. 214-236 überliefert. Vor wenigen Jahren gelang es Klaus Arnold, den Persevanten Jörg Rugen mit Georg Rüxner, dem bekannten Herold und Verfasser des Turnierbuchs, zu identifizieren (in: Nachdenken über fränkische Geschichte, 2005).

NACHTRÄGE SIEHE UNTEN sowie
http://archiv.twoday.net/stories/5059380/
http://archiv.twoday.net/stories/5068636/
http://archiv.twoday.net/search?q=r%C3%BCxner

Eintrag im Handschriftencensus
http://cgi-host.uni-marburg.de/~mrep/beschreibung.php?id=20332



NACHTRAG 23.6.2008

Im folgenden werde ich zunächst die Überlieferungszeugnisse der Werke Rüxners vorstellen (mit Neufunden: 1b, 6, 8, 13) und anschließend die Lebenszeugnisse auswerten. Eine wichtige Literaturstelle von 1906, die bislang unbeachtet geblieben war, lieferte Google Book Search.

Die wichtigste ältere Rüxner-Literatur ist aufgeführt im Wikisource-Artikel:
http://de.wikisource.org/wiki/Georg_R%C3%BCxner

Bilder auf Wikimedia Commons:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Georg_R%C3%BCxner

(1a) Turnierchronik im Notthafft-Archiv, 1494

Fragmentarisch erhalten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München Notth. Lit. 62+1200+689. Abdruck bei Heide Stamm, Das Turnierbuch des Ludwig von Eyb (cgm 961), Stuttgart 1986, S. 231-292. Datiert 1494 und signiert am Ende „Jorg Rúgen perseuand“.

Abbildung der ersten Textseite (nach Stamm):
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Rugen_turnierchronik_notthaft.jpg

(1b) Turnierchronik im Wappenbuch für Johann von Morsheim, 1499

New York Public Library, Spencer Collection 235, Bl. 214r-236r. Datiert 1499 und signiert wie 1a.

Zur weiteren Überlieferung der Turnierchronik in Form späterer Bearbeitungen siehe Stamm passim und zusammenfassend Helgard Ulmschneider, ‚Turnierchronik’, in: Verfasserlexikon 2. Aufl. 11 (2004), Sp. 1569-1572

Zur Interpretation: Heinz Krieg: Ritterliche Vergangenheitskonstruktion. Zu den Turnierbüchern des spätmittelalterlichen Adels, in: Geschichtsbilder und Gründungsmythen, hrsg. von Hans-Joachim Gehrke, Würzburg 2001, S. 89-118

(2) Schreiben an Graf Eberhard (im Bart) von Württemberg mit Aufzeichnung über die Gliederung des Reichs nach dem Quaternionensystem, wohl 1495

Das Schriftstück gehört wohl in den Kontext des Wormser Reichstags 1495, auf dem Graf Eberhard zum Herzog erhoben wurde.

E-Text und Faksimile:
http://de.wikisource.org/wiki/Aufzeichnung_%C3%BCber_die_Gliederung_des_Reichs_%28Rugen%29

(3) Innsbrucker Wappenbuch, um 1495-1498

Innsbruck, Universitätsbibliothek, Hs. 545. Enthält eine Chronik der Wittelsbacher, gewidmet seinem „gnadigen herrn“ Herzog Georg von Bayern (gest. 1503). Siehe Ulmschneider Sp. 1569; Franz-Heinz Hye, Ausgewählte heraldische Quellen in der Innsbrucker Universitätsbibliothek, in: biblos 46 (1997), S. 295-304, hier S. 298-300. Weitere Literatur zum Wappenbuch „Rugenn“:
http://freenet-homepage.de/heckmann.werder/Wappen.htm#N_10_

(4) Beschreibung der Wappen der byzantischen Kaiser bis Michael I., 1505

In einem aus mehreren Faszikeln zusammengesetzten Wappenbuch, Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek 2° Cod. 263, Bl. 314-321r, datiert 1505 und signiert mit Jorg Rügen (eigenhändig), siehe den Katalog von Gehrt:

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0206_c013_JPG.htm

Erster Hinweis bei Klaus Graf: Geschichtsschreibung und Landesdiskurs im Umkreis Graf Eberhards im Bart von Württemberg (1459-1496), in: Blätter für deutsche
Landesgeschichte 129 (1993) [erschienen 1994], S. 165-193, hier S. 185 Anm. 184
http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/bdlg/Blatt_bsb00000333,00175.html

(5) Wiener Wappenbuch, Anfang 16. Jahrhundert (?)

Da sich im Wiener Cod. 2936, Teil 2, Bl. 11v Rugens ganzseitiges Bild findet, dürfte er auch an diesem Werk beteiligt sein. Text (Ulmschneider Sp. 1569):

Ich heiss Jörg Rugen perssofanndt
Fremde land sind mir bekannt
Des edlen hauss zu Beirnn knecht
Ich wölt das all krumm sach wern schlecht.

Darunter das Motto: Es was vnd wirt. Rugn

Abbildung:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Rugen_wien.JPG

(6)Beschreibung der Hochzeit Markgraf Kasimirs von Brandenburg 1518

Dieser Text wird in der neueren Rüxner-Literatur hier erstmals angezeigt und wurde aufgrund der Auswertung einer Google Book Search-Trefferliste (mit US-Proxy) aufgefunden. Nach Georg Schuster/Friedrich Wagner, Die Jugend und Erziehung der Kurfürsten von Brandenburg und Könige von Preußen, Bd. 1, Berlin 1906, S. 508

ist der handschriftliche Bericht überliefert im Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 10670 Wahlsachen Caroli V. Nr. 12. Der Autor nennt sich: „Jorg Rixner genant Jherusalem Gradirter ernhalt uf Brandenburgk unnd konnig der wappenn“.

(7) Bericht über den Frankfurter Wahltag 1519

Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe Bd. 1, Gotha 1893, S. 858-861 Nr. 384: Zusammenfassung des Berichts in Dresden, Wahlsachen Nr. 7, vgl. auch ebd., S. 764-766 (gewidmet der Herzogin Margareta von Sachsen) und 848 Anm. 2 (längeres Zitat)

Vgl. Lotte Kurras: Georg Rixner, der Reichsherold 'Jerusalem', in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 69 (1982), S. 341-344, hier S. 343
http://periodika.digitale-sammlungen.de/mvgn/Blatt_bsb00000985,00375.html

(8) Brief an Georg Spalatin über die alten Herzöge von Sachsen, um 1520

Hier erstmals angezeigt. Weimar, Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. O 157, Bl. 311r-312r., beschrieben in: Der gute Gerhart Rudolfs von Ems in einer anonymen Prosaauflösung …, hrsg. von Rudolf Bentzinger, Berlin 2001, S. 26 (Google Book Search!). Rüxner („Iorg Rixner genant Iherüsalen konig der Wappen“) gibt vor, das Traktätlein über die sächsischen herzöge des 9.-11. Jahrhunderts aus einem Buch des Ritters Jordan Stargkendich entnommen zu haben.

(9) „Teutscher Nation Notdurft“ (Unechte Reformation Kaiser Friedrichs III.)

Gedruckt in Bamberg 1523, von Klaus Arnold überzeugend Rüxner zugeschrieben:

Klaus Arnold, Reichsherold und Reichsreform. Georg Rixner und die sogenannte "Reformation Kaiser Friedrichs III.", in: 120. Bericht des Historischen Vereins Bamberg (1984), S. 91 – 110

Zur älteren Literatur siehe etwa Karl Gustav Homeyer: Über die unächte Reformation Kaiser Friedrichs des Dritten, in: Monatsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1856, S. 291-304, hier S. 301-304
http://bibliothek.bbaw.de/bibliothek-digital/digitalequellen/schriften/anzeige?band=09-mon/1856&seite:int=00000299
Karl Schottenloher, Die Buchdruckertätigkeit Georg Erlingers in Bamberg von 1522 bis 1541 (1543), Leipzig 1907, S. 29f.
Die Ausgabe des Texts von Goldast, Reichssatzung 1609 liegt online vor:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/drwgoldast1609B1/0178
Der Text hat großen Einfluß auf das Reichsreformprogramm Friedrich Weygandts für das Heilbronner Bauernparlament 1525 ausgeübt, siehe etwa Dieter Mertens, in: Föderative Nation, 2000, S. 132 (Google Book Search!).

(10) Historischer Auszug von dem herkommen und Wappen der Könige und Herzoge in Mecklenburg, 1524

Druck in: Monumenta inedita rerum Germanicarum praecipue Cimbricarum et Megapolensium Bd. 3, hrsg. von Ernst Joachim von Westphalen, Leipzig 1743, S. 711-772 (zitiert nach Günter Werner, Ahnen und Autoren, Husum 2002, S. 201). Die Arbeit von Klaus Arnold, Georg Rixner genandt Hierosalem Eraldo vnnd kunig der wappen und sein Buch über Genealogie und Wappen der Herzöge von Mecklenburg, in: Studien zur Geschichte des Mittelalters. Jürgen Petersohn zum 65. Geburtstag, hrsg. von Matthias Thumser u. a., Stuttgart 2000, S. 384-399 liegt mir gerade nicht vor.

(11) Aufzeichnung über das Nürnberger Turnier von 1198, 1526

Am 12. März 1526 dem Nürnberger Rat übergeben. Autograph im Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, 7farbiges Alphabet, Akten Nr. 165ad, vgl. Kurras S. 342.

(12) Auszug aus dem Turnierbuch, 1526

Autograph in Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 3994a, Bl. 81r-123v. Von „Goerg Rixner genandt Hierosalem eraldo“ dem Nürnberger Patrizier Bartholomäus Haller gewidmet. Siehe Lotte Kurras, Norica, Wiesbaden 1983, S. 29
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0062_b029_JPG.htm

(13) Widmungsbrief eines handschriftlichen Turnierbuchs an einen Fürsten

Dass es handschriftliche Vorstufen gegeben haben muss, belegt Kurras S. 343 mit einem Zitat aus der eben genannten Haller’schen Handschrift, in der Seitenangaben aus einem Turnierbuch Johanns II. von Pfalz-Simmern nachgetragen sind. Matthias Miller stellte bei der Beschreibung von Universitätsbibliothek Heidelberg, Cpg 296, Bl. 40r-43r fest, dass der in dieser Handschrift vom Ende des 16. Jahrhunderts aus einem alten Turnierbuch kopierte Widmungsbrief nicht mit dem Widmungsbrief der Druckausgaben übereinstimmt. Seine Annahme, Pfalzgraf Johann II. von Pfalz-Simmern sei ebenso wie beim Druck der Adressat, kann sich auf keine Anhaltspunkte im Text stützen. Es ist durchaus denkbar, dass Rüxner auch anderen Fürsten Turnierbuchhandschriften gewidmet hat. Digitalisat:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg296/0095

(14) Turnierbuch 1530
Erstausgabe Simmern 1530, das Privileg Karls V. stammt allerdings bereits von 1527. Zu den Druckausgaben siehe Stamm S. 299f. Möglicherweise verwahrt die BLB Karlsruhe das persönliche Exemplar Karls V.:
http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/2006/blb-geschichte-publikation.php

(15) Genealogie der Grafen von Henneberg

Von Cyriakus Spangenberg, Hennebergische Chronica, 1599 wiedergegeben (S. 10, nach anderen S. 18ff.)

(16) Genealogie der Grafen von Zollern (?)

Sie wird nur durch den Zimmern-Chronisten bezeugt, dessen Angaben immer mit allergrößter Vorsicht aufzunehmen sind:
http://de.wikisource.org/wiki/Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_015.jpg

Die Lebenszeugnisse Rüxners sind im wesentlichen mit den Nennungen in seinen Werken identisch. Hinzu kommen die von Kurras beigebrachten Belege, die zeigen, dass er 1525 und 1526 in Nürnberg weilte. Den Beleg zu 1526 („Dem ernhold Jherusalem“) zitiert Kurras, Norica, S. XIII:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0062_a013_JPG.htm

Hinzu kommt ein neuer Beleg, der ihn in Berliner Gefangenschaft belegt: „In einem Urfehdebuch wird erwähnt, dass 1519 der Herold Jorg Rixner durch den Marschall Hans von Bredow seiner Verhaftung entledigt worden sei“ – Schuster/Wagner a.a.O. S. 373, 507 (wohl nach Geheimes Staatsarchiv Rep. 78 Nr. 18). [Der Beleg ist eher vergessen als neu: schon erwähnt in der Zs. für Preuss. Geschichte 4 (1867), S. 130 lt. Seyler, Autor der Notiz Märcker. Die Signatur des Geheimen Staatsarchivs stimmt nicht.]

[Update dazu: http://archiv.twoday.net/stories/75221839/ ]

Dass Jörg Rugen und Georg Rüxner ein und dieselbe Person sind, hat Klaus Arnold überzeugend dargelegt: Der fränkische Adel, die ,Turnierchronik' des Jörg Rugen (1494) und das Turnierbuch des Georg Rixner (1530), in: Nachdenken über fränkische Geschichte, hrsg. von Erich Schneider (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe IX. Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, Bd. 50), Würzburg 2005, S. 129-153.

Die Lebenszeugnisse zeigen Rugen zunächst in Diensten der bayerischen Wittelsbacher. Zum pfälzischen Hof gehörte der als Schriftsteller hervorgetretene Johann von Morsheim, dem das Wappenbuch von 1499 gewidmet wurde. Wenn Burgkmairs Darstellung des Reichsherolds Jerusalem 1504 ihn zeigt, wovon man wohl ausgehen darf, war er bereits damals kaiserlicher Herold Maximilians. 1518 und 1519 dürfte Rüxner in brandenburgischen Diensten gestanden haben, 1525/26 begegnet er in Nürnberg. Ein Dienstverhältnis zu Pfalzgraf Johann II. von Simmern wird zwar aus der Widmung des Turnierbuchs erschlossen, doch kann die Bezeichnung des Fürsten als „Herr“ Rüxners auch formelhaft sein. Nach 1530 fehlen weitere biographische Belege. Mit weiteren Neufunden ist sicher zu rechnen.

#forschung

Wien Cod. 2936
 

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