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NACHTRAG:
"durch ein Versehen ist der Zentralredaktion von Manuscripta Mediaevalia eine veraltete Version der "Übersicht über die mittelalterlich-abendländischen Handschriftenbestände in Deutschland" übermittelt worden.

Wir haben diese jetzt wieder vom Netz genommen und vertrösten Sie auf einen späteren Zeitpunkt, zu dem wir Ihnen die Übersicht in der aktuellen Fassung präsentieren können."

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/Handschriftenbestaende/html/Handschriftenbestaende.html

Großartig in der Liste "Diskus" angekündigt, halte ich dieses neue Auskunftsmittel für eine ziemlich dämliche Tabelle, das weit hinter dem zurückbleibt, was sinnvoll wäre.

Sinnvoll wäre ein Wiki, das auch die Bestände nachmittelalterlicher Handschriften mit einbezieht und Möglichkeiten bietet, Informationen zu einzelnen Handschriften (oder Provenienzen) zu hinterlegen.

Die Liste der digitalisierten Kataloge (berücksichtigt werden leider nur die von Manuscripta Mediaevalia digitalisierten Kataloge) ist lückenhaft. Es ist nicht einzusehen, wieso es mehrere Handschriftenzentren es nicht schaffen, eine einfache Liste korrekt abzuarbeiten.

Beispiele: Schlechter-Stamm ist vorhanden
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0545.htm

Mentzel-Reuters Tübingen 2 ist vorhanden
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0542.htm

Bei den einzelnen Bibliotheken wäre es sinnvoll gewesen, auf Kristeller online bei der MGH-Bibliothek zu verlinken statt Unfertiges und Viertelgares ins Netz zu stellen.

Bei der ULB Halle fehlt der neue Katalog von Pfeil 2007:
http://archiv.twoday.net/stories/4993795/

Es wird ein "Katalog der 74 ehemals Quedlinburger Hss von 1977" genannt, ohne dass man Näheres erfährt: ist er gedruckt oder maschinenschriftlich und womöglich identisch mit dem verlinkten Katalog von Fliege 1982.

Ein Abkürzungsverzeichnis gibts nicht. Was soll z.B. bei den Franckeschen Stiftungen "lat. Hss. in MM" bedeuten? Vermutlich bedeutet MM Manuscripta Mediaevalia. Andernorts in der Tabelle heisst das aber "ManuMed".

Im Saarland gibt es gar keine mittelalterlichen Handschriftenbestände, also werfen wir einen Blick auf Rheinland-Pfalz.

Bei Bernkastel-Kues muss man einfach mal vergleichen, was die Wikipedia bietet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothek_des_St._Nikolaus-Hospitals_in_Bernkastel-Kues

Es wird noch nicht einmal der übrigens auf Wikimedia Commons auch für deutsche Leser zugängliche) Katalog von Marx erwähnt.

Beim Landeshauptarchiv liegt seit 2002 auch der zweite Band des Handschriftenkatalogs vor, wird aber nicht erwähnt. Dieser sollte endlich einmal von Manuscripta Mediaevalia digitalisiert werden!

"Maria Lach" und "Marienstat" sind als Ortsnamen eher Lachnummern, ebenso wie das "Verlagsarchiv B. Schots".

Mittelalterliche Handschriften (im Sinn von "MM") verwahrt natürlich auch das Landesarchiv Speyer, das aber in der Liste fehlt.

Die einzelnen zuständigen Handschriftenzentren haben sehr unterschiedlich die Angaben verfasst, siehe zum Vergleich:

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/Handschriftenbestaende/html/nachOrten/Muenchen.html

Auch bei München vermisst man das Bayerische Hauptstaatsarchiv und was beim Stadtarchiv München "nicht zugänglich" heissen soll, frage ich mich schon. Üblicherweise stehen Findmittel von Handschriftenfragmenten der Benutzung zur Verfügung.

In Bayern hat man offensichtlich auch neuzeitliche Handschriften berücksichtigt, ebenso wie nicht-abendländische Handschriften.

In Baden-Württemberg fängt man mit Angaben wie "Katalog Hummel, 1981" oder "Katalog Klein, 1987" nur wenig an. Wieso wurde hier ein Privatarchiv (v. Ow) aufgenommen? Und wieso wurde übersehen, dass es zu diesem Archiv ein neues gedrucktes Findbuch gibt, in dem auch die Handschriften erfasst sind?

Wieso ist Zeil vorhanden, aber Wolfegg ("einige") fehlt?
http://archiv.twoday.net/search?q=wolfegg

(In NRW hat man einfach die Zensus-Angaben mit der unglücklichen Anonymisierung auch bekannter Privatsammlungen wie Epernburg übernommen.)

Erneut peinlich: "Rotweil" statt Rottweil.

Es ist auch die Frage, was "unerschlossen" heisst. Jede besitzende Institution hat mit Sicherheit eine Mindesterschließung. Was soll "unterschlossen" bei der Hofbibliothek Sigmaringen heissen? Ist der nach wie vor gültige gedruckte Katalog des 19. Jahrhunderts etwa keine Erschließung?

Bei den mittelalterlichen Fragmenten ist davon auszugehen, dass fast jedes Stadtarchiv solche verwahrt. Mitunter wurden diese auch schon ganz oder auszugsweise publiziert, nur die Handschriftenzentren bekommen davon eben nichts mit, weil sie anscheinend nicht bibliographieren können oder wollen.

Was man auf gleichem Gebiet an SINNVOLLEM Service bieten kann, zeigt die leider nur bis F gediehene Zusammenstellung von Jürgen Wolf:

http://www.bbaw.de/forschung/dtm/HSA/HSA-Bibliothekskatalog.htm

Ich breche ... ab.

Das Fazit ist klar: MURKS. Man kann schon angesichts gravierender Probleme, "Handschriftenbestände" zu definieren, eine Übersicht nicht in eine platzbegrenzte Tabelle packen. Und wenn man es tut, sollte man wenigstens die peinlichsten Versehen bereinigen, bevor man so etwas online stellt. Die mit Steuergeldern finanzierten Handschriftenzentren haben offenkundig keinen wirklichen Überblick über die vorhandenen Bestände und die Erschließungs-Literatur. Wir brauchen einen Handschriftencensus auch für nicht nicht-deutschsprachigen Handschriften, und mit dieser Aufgabe sind die Handschriftenzentren offenbar überfordert, wenn sie nicht einmal eine läppische Tabelle mit sechs Spalten korrekt und sinnvoll füllen können.
Brigitte Pfeil meinte am 2008/06/30 17:16:
Wohl wahr
Eine etwas gründlichere redaktionelle Betreuung hätte diesen Listen wahrlich nicht geschadet.
Bei den Fliege-Katalogen für Halle scheint man auf Seiten der Listen-Ersteller definitiv übersehen zu haben, dass es einen 'Fliege'-Katalog von 1977 gibt:
Jutta Fliege, Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Halle, Manuskript [Berlin] 1978/79 - als Typoskript in Halle-ULB und Berlin SBB-Pk zugänglich, der natürlich nicht identisch ist mit dem 'Fliege'-Katalog von 1982: Jutta Fliege: Die Handschriften der ehemaligen Stifts- und Gymnasialbibliothek Quedlinburg in Halle. Halle, 1982 (der in ManuMed digitalisiert vorliegt).
Redaktioneller Überarbeitung hätte m.E. auch den Kommentaren zu den Pensel-Katalogen nicht geschadet.
Denn, ob deren stereotype Abqualifizierung in dieser Weise gerechtfertigt ist ... Katalog der deutschsprachigen Hss sehr fehlerhaft (Leipzig); Katalog der dt. Hss. mangelhaft, (Jena); CD-ROM-Publikation des Typoskripts mit Beschreibungen der dt. Hss wegen inhaltlicher Mängel ausgesetzt (Weimar), darüber mag man geteilter Meinung sein.
Ich jedenfalls empfinde derart stark wertende Bemerkungen als wenig angemessen, da hiermit in aller Öffentlichkeit die Leistung eines (zwar längst aus dem 'Geschäft' entschwundenen) Kollegen abqualifiziert wird und diesen Katalogen für mein Empfinden ganz öffentlich das Stigma 'taugt durchgehend nix' angehängt wird - worüber m.E. durchaus zu diskutieren wäre.
Bei den Rheinland-Pfälzischen Beständen ist Klaus Graf voll und ganz zuzustimmen. Diese Liste ist leider voller Fehler und Ungenauigkeiten. Ich selbst habe in den letzten beiden Jahren im Auftrag des altgermanistischen Lehrstuhls Störmer-Caysa an der Uni Mainz umfassend Daten zum Handschriften- und Fragmentbestand sowie zum Katalogisierungsstand von Handschriften in Rheinland-Pfalz (Erfassungsgrenze ca. 1530) zusammengetragen. (Das hätte man wissen können, über die Recherchen waren zumindest alle Rheinland-Pfälzischen Bibliotheken und fast alle Archive informiert, weil involviert.) -
Diese Liste wird zur Zeit für einen Projektantrag benötigt und wird in absehbarer Zeit ins Internet gestellt werden. 
KlausGraf antwortete am 2008/06/30 17:34:
Franzjosef Pensel
Eine solche Abqualifizierung eines nun wirklich sehr verdienten Wissenschaftlers, der in der DDR unter schwierigsten heuristischen Bedingungen viel für die altgermanistische Forschung getan hat, ja sogar mit einer Festschrift geehrt wurde (obwohl kein Lehrstuhlinhaber), ist weissgott nicht Aufgabe einer solchen Übersicht. Mit Dankbarkeit erinnere ich mich an die persönliche Begegnung mit ihm in Weimar (noch zu DDR-Zeiten) und seine große Hilfsbereitschaft. 
KlausGraf antwortete am 2011/02/10 00:05:
Siehe zur Liste des Handschriftencensus RLP
http://archiv.twoday.net/stories/11443505/ 
 

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