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http://www.welt.de/welt_print/article2764460/Geschlossen-unter-dem-Ansturm-der-Nutzer.html

Auszug:

Doch nicht allein die technische Panne oder der deutsche Nachholbedarf sorgten beim Europeana-Start für Unbehagen. Viel unmittelbarer unangenehm nämlich war, was sich den Beharrlichen präsentierte, die am Donnerstag immerhin bis zur Startseite des Portals vordrangen. "Etwas ist schief gelaufen", wurden sie dort beschieden, und in der Tat: Sie konnten es sehen. Denn die Bildleiste zeigte ihnen mehrheitlich Pornografisches oder den Umschlag von Adolf Hitlers "Mein Kampf" (dessen Inhalt in der Europeana nicht recherchierbar ist). Sollte dergleichen etwa Europas Kultur repräsentieren?

Vor die Kultur hat das Internet die anonymen Piraten des Cyberspace gestellt. Die "usergenerierte" Bildleiste entsprach keineswegs den Vorstellungen der Europeana-Macher in der Königlichen Bibliothek von Den Haag. Vielmehr repräsentierte sie die tatsächlich an das Portal gerichteten Suchaufträge, "TV Porno" etwa. Da die Europeana aber auf "Sex", den Lieblingsbegriff des Internet, nicht reagiert, brauchte es eine konzertierte Aktion für diesen "Hoax", wie die Internet-Guerilla sagt. Und gewissermaßen wiederholte dieser Hoax einen Pornografieskandal des 19. Jahrhunderts, indem er mit einer ausreichenden Zahl von Suchaufträgen unter anderem Gustave Courbets Gemälde "Der Ursprung der Welt" in die Bildleiste hievte. Courbets Werk von 1866 zeigt eine behaarte Vulva und hängt heute im Musée d'Orsay in Paris. Unbestritten handelt es sich bei dem Bild um ein Kulturgut, ebenso unbestritten allerdings macht es zu Begrüßungszwecken keine gute Figur.

Als die streikenden Server das endlich zuließen, schaltete das Europeana-Team die entsprechende Funktion deshalb ab. Das Wort Sabotage möchte der zuständige Sprecher der EU-Kommission, Martin Selmayer, dennoch nicht in den Mund nehmen. Lieber spricht er von "Spielern" und "infantilem Verhalten".

So oder so: Was "Europa" gerade suchte, woran "Europa" gerade dachte, war zum Europeana-Start nicht vorzeigbar. Selbst der offenherzige Psychoanalytiker Jacques Lacan, der den "Ursprung der Welt" 1955 erwarb, hatte sich extra einen Verschieberahmen anfertigen lassen. Nicht jeder, der Lacans Landhaus in Guitrancourt besuchte, bekam das skandalöse Werk Courbets zu sehen.




Siehe auch:

http://www.eursoc.com/news/fullstory.php/aid/2865/

Weiterer Screenshot:

http://www.pcinpact.com/affichage/47442-europeana-photo-bugs-plantages-acces/64777.htm
http://www.pcinpact.com/actu/news/47442-europeana-photo-bugs-plantages-acces.htm?vc=1



Kommentar:

Zu sehen war die üble Fratze von Web 2.0. Wenn durch eine gezielte Hacker-Attacke eine denkbar unpassende Visitenkarte auf der Startseite abgegeben wurde, hätte man aber sofort die Notbremse ziehen müssen. Gab es keine erfahrenen System-Administratoren, die alle Rechner hätten blocken können, von denen die "einschlägigen" Suchanfragen kamen? War es wirklich zuviel verlangt, im voraus die Möglichkeit eines Angriffs ins Kalkül zu ziehen?

Eine unprofessionelle Reaktion attestiert der Europeana auch:

http://att.com.com/8301-13846_3-10105734-62.html

"It's one thing to be a victim of your own success (as the site says they are) and quite another to be hamstrung by not following best practices."

 

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