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Es ist skandalös, dass die FH Brandenburg eine so dubiose Geschäftsidee unterstützt:

Pressemitteilung von: Fachhochschule Brandenburg
(openPR) - FHB-Absolvent Lars Erler präsentiert Hilfe für wissenschaftliches Arbeiten mit dem Internet

In wissenschaftlichen Arbeiten stellen Zitatquellen aus dem Internet noch immer ein Problem dar: Die zitierte Seite kann sich im Laufe der Zeit ändern, nicht mehr frei zugänglich sein oder gar aus dem Internet verschwinden. Lars Erler, ein Absolvent der Fachhochschule Brandenburg (FHB), hat nun eine Lösung für dieses Problem gefunden: Eine Internetplattform, auf der zitierte Seiten eingestellt und dauerhaft verfügbar gemacht werden können.

Während seines Studiums der Wirtschaftsinformatik an der FH Brandenburg war Lars Erler häufig negativ aufgefallen, dass Quellen im Internet oft nach einiger Zeit nicht mehr nachprüfbar sind. Er hofft, mit dem Portal http://www.SavedCite.com , das er gemeinsam mit Gordon Franke betreibt, Studierenden zu helfen und die Akzeptanz von Internetquellen bei Professoren zu erhöhen, wenn ein unveränderlicher Zustand wie bei einem Buch vorliegt.

Die Internetplattform ermöglicht es, ein Zitat von einer Internetseite dauerhaft als Screenshot (Bildschirmabbild) festzuhalten und somit langfristig Internetinformationen korrekt in eine wissenschaftliche Arbeit einzubinden. Studentinnen und Studenten finden auf der Suche nach einem geeigneten Zitat relevante Literatur und können eigene Zitate dauerhaft kostenfrei speichern. Nach der kostenfreien Registrierung erstellt ein Student auf SavedCite einen Eintrag mit seinem Zitat sowie den Metadaten inklusive der gewünschten URL (Uniform Resource Locator - Internetadresse). SavedCite erstellt im Hintergrund einen Vollbild-Screenshot der Seite und bettet diesen in den Eintrag ein. Der Student erhält nun eine eindeutige und unveränderliche URL, die er in seiner wissenschaftlichen Arbeit als Quelle nennen kann. Der Leser der Arbeit kann das Zitat durch einen Besuch der neuen URL prüfen, sowie über SavedCite auch die Originalquelle besuchen.

Pressekontakt: SavedCite.com, Lars Erler, Welfenstraße 22, 85586 Poing, Telefon 08121/800368.
Gordon Franke, Laufzorner Straße 82, 82041 Oberhaching, Telefon 089/20356510.

Fachhochschule Brandenburg
Pressestelle
Magdeburger Straße 50
14770 Brandenburg an der Havel

Pressesprecher Stefan Parsch
E-Mail:
Telefon: 03381/355-103
Telefax: 03381/355-113
Webseite: www.fh-brandenburg.de/presse.html


http://www.openpr.de/news/261750/Zitatquellen-aus-dem-Internet-dauerhaft-sichern.html

Worauf beruht die Angst der Studenten? Sie müssen erfahren, dass viele Dozenten das Internet nicht verstehen und Internetzitate über Gebühr stigmatisieren. Die Studenten befürchten, dass durch nicht mehr nachprüfbare Internetquellen ihnen Nachteile bei der Bewertung der Arbeit entstehen.

Bei den meisten seriösen zitierfähigen Quellen besteht die Gefahr des Verschwindens in dem Zeitraum zwischen Anfertigung und Bewertung der Arbeit kaum. Werden nicht seriöse Internetseiten als Quellen untersucht, sind sie also der Gegenstand der Arbeit, ist es ohne weiteres möglich, Ausdrucke oder Screenshots in einem separaten Quellenband zusammenzustellen. Beruht eine Abschlussarbeit auf mündlichen Interviews, hat der Dozent in der Regel ja auch keinen Zugriff auf die konkrete Gesprächssituation. Aus der Nichtmehrüberprüfbarkeit einer Quelle darf einem Absolventen kein Nachteil entstehen, sofern es keine konkreten Anhaltspunkte für unseriöses wissenschaftliches Arbeiten gibt.

Beispiel 1: Eine Forschungsarbeit wird für Details zitiert, ist aber im Netz nicht mehr greifbar. Die sie zitierende Arbeit darf deshalb nicht abgewertet werden.

Beispiel 2: Eine zentrale Quelle, deren Aussagen zweifelhaft erscheinen, ist angeblich nicht mehr greifbar. In einem solchen Fall wird der Dozent darauf bestehen können, dass Ausdrucke oder eine Kopie ihm vorgelegt werden.

SavedCite ist keine Lösung für das Problem des Verschwindens von Internetquellen, denn

* SavedCite ist nach deutschem Recht eine einzige eklatante Urheberrechtsverletzung
* SavedCite wälzt jegliche Haftung auf die juristisch unerfahrenen Nutzer ab
* SavedCite kann jederzeit kostenpflichtig werden
* SavedCite kann jederzeit wieder vom Netz verschwinden
* Wenn der Rechteinhaber nicht einverstanden ist, ist das Zitat auch für gutgläubige Dritte nicht mehr greifbar
* SavedCite eignet sich nur für wörtliche Zitate bzw. einzelne Stellen

Die urheberrechtliche Zulässigkeit von Google-Cache und Wayback-Machine wurde 2002 in einem JurPC-Aufsatz erörtert:

http://www.jurpc.de/aufsatz/20020029.htm

Das seit 2005 bestehende englischsprachige Angebot WebCite stützt sich auf den "Fair Use" des US-Rechts:

http://www.webcitation.org/

Während hinter WebCite renommierte Institutionen stehen, ist SavedCite eine von zwei Leuten getragenes Internetidee, die im wesentlichen auf massiven Urheberrechtsverletzungen durch die User beruht.

Die Betreiber glauben ganz clever zu sein:

http://www.basicthinking.de/blog/2008/09/29/zitate-speichern-savedcitecom/

"wir haben uns vorher von 2 Medienanwälten beraten lassen, laut TMG ist das bei user generated content erlaubt. Bei Kenntnis eines Rechtsmissbrauches (Eingang einer einstweiligen Verfügung / Information des Rechteinhabers) müssen wir die Inhalte offline nehmen. Wir hätten das Projekt sonst nie angefangen..wir wollen unser hart verdientes Geld (wir haben beide einen sehr guten Job in einem Münchener Verlag) natürlich nicht zur Erhöhung des Lebensstandards der Anwälte investieren. Abuse Links sind überall vorhanden, Prozedere steht in den A(G)B (Allgemeinen Bedingungen, da nicht kommerziell)."

Selbstverständlich sind so gut wie alle bei SavedCite bereits einsehbaren Seiten-Screenshots Urheberrechtsverletzungen, da es sich um Auszüge aus geschützten Werken handelt.

Reine Heuchelei stellt es dar, wenn es in den A(G)B heisst:

"Die Einstellung urheberrechtlich geschützter Werke darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen."

Der Schwarze Peter liegt nach dem Willen der Betreiber ganz bei den Studenten:

"Der Nutzer haftet für alle Folgen und Nachteile, die SavedCite.com durch die missbräuchliche oder rechtswidrige Verwendung der SavedCite.com Website oder dadurch entstehen, dass der Nutzer seinen sonstigen Vertragspflichten (unter anderem aber nicht ausschließlich die Verpflichtung zur Geheimhaltung des Passwortes, Rechtmäßigkeit der Nutzerinhalte z.B. hinsichtlich Urheberrecht, Markenrecht) nicht nachkommt. Der Nutzer stellt SavedCite.com von jeglichen Ansprüchen oder Forderungen Dritter auf erstes Anfordern frei, die diesem wegen Verletzung von Rechten durch den Nutzer beziehungsweise auf Grund der vom Nutzer erstellten Inhalte geltend machen, einschließlich angemessener Rechtsverfolgungs- und Anwaltskosten. Ferner verpflichtet sich der Nutzer, SavedCite.com bei der Abwehr solcher Ansprüche zu unterstützen."

Natürlich schreibt der Betreiber nicht: "OK, ihr könnt SavedCite gern nutzen, aber wenn ihr ohne den Betreiber der kopierten Seite zu fragen etwas hier einstellt, könnt ihr schlimmstenfalls einige hundert Euro Abmahn- und Anwaltsgebühren loswerden, denn ihr müsst nicht nur Schadensersatz an den Rechteinhaber leisten und den abmahnenden Anwalt bezahlen, sondern auch unseren Anwalt".

Das würde das 1-A-Geschäftsmodell ziemlich unattraktiv machen. Lieber lässt man die juristisch ziemlich ahnungslosen Studenten ins offene Messer laufen in der Hoffnung, dass die meisten Rechteinhaber die Urheberrechtsverletzungen dulden werden. Mit welchem Recht bekämpft die FH Brandenburg studentische Plagiate, wenn sie andererseits ein Projekt unterstützt, das auf nichts anderes als strafbare Urheberrechtsverletzungen hinausläuft?

Ein Feld für die Genehmigung des Rechteinhabers gibt es in den Metadaten zum Screenshot nicht, Dritte können also nicht wissen, ob tatsächlich die Zustimmung des Rechteinhabers vorliegt (natürlich dürfte dies so gut wie nie der Fall sein).

Selbst wenn man sich auf das Zitat selbst beschränken würde und nicht die ganze HTML-Seite abspeichern würde, wäre eine solche Sammlung geschützter Zitate unzulässig:

http://de.wikiquote.org/wiki/Wikiquote:Urheberrechte_beachten
http://de.wikipedia.org/wiki/Zitatesammlung

Derzeit gibt sich SavedCite als nicht-kommerziell aus, aber in den AGB hat man bereits für das Anbieten kostenpflichtiger Dienste und kommerzieller Informationen vorgesorgt.

Zitate:

"Kurse, Preise und Applikationen sowie sonstige Finanzdaten („Börsen und Finanzinformationen“) werden von Kooperationspartnern sowie von Börsen und Banken zur Verfügung gestellt."

" SavedCite.com ist frei in der Gestaltung der SavedCite.com Dienstleistungen und Angebote und jederzeit berechtigt, diese Dienstleistungen und Angebote zu ändern, einzuschränken, zu erweitern, von einer Kostenpflicht abhängig zu machen oder ganz einzustellen."

"Der Nutzer kann ferner die Registrierung für kostenpflichtige von SavedCite.com zu verantwortende Dienstleistungen innerhalb von zwei (2) Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z. B. per Brief, Fax oder E-Mail) widerrufen."

Eine dauerhafte Zugänglichkeit der gespeicherten Seiten kann natürlich von einer privaten Firma nicht garantiert werden. Was dazu vom Betreiber verlautbart wird, ist eher befremdlich:

"Sollten wir das Projekt mangels Erfolg offline nehmen (und nur dann), werden wir versuchen die Inhalte an eine andere Seite (z.B Wikipedia) weiterzugeben. Bei Erfolg erübrigt sich die Fragestellung ;)."

Die Wikipedia (oder Wikiquote) wird sich für solch unfreien Inhalt bedanken ...

Außerdem eignet sich SavedCite nur für einzelne wörtliche Zitate oder einzelne Stellen, also nicht, um bestimmte Passagen zu belegen. Liegt ein Zitat in einem PDF vor, wird anscheinend nur die erste Seite des PDFs abgespeichert.

Eine umfassende Lösung kann auch WebCite nicht anbieten, da einerseits gilt "WebCite® honors robot exclusion standards, as well as no-cache and no-archive tags" und andererseits der Rechteinhaber jederzeit zu einem Opt-out berechtigt ist.

Wenn es darauf ankommt, kann also das Zitat aus SavedCite verschwinden, weil der Rechteinhaber widerspricht oder SavedCite den Inhalt wegen Verstoßes gegen die AGB entfernt. Außerdem ist die Langzeitverfügbarkeit von SavedCite auch angesichts der urheberrechtlichen Problematik sehr skeptisch zu beurteilen.

Unter diesen Umständen ist das lokale Abspeichern zu zitierender Internetquellen doch eher zu empfehlen (z.B. mittels Zotero).



Update:

http://widerspenst.wordpress.com/2008/11/21/zitieren-aus-dem-internet/
hatte bereits den Finger in die richtigen Wunden gelegt
Reaktion:
http://blog.savedcite.com/de/2008/11/deutsch-reaktion-auf-savedcitecom/
Stefan Parsch (Gast) meinte am 2008/11/28 13:01:
Konstruktive Kritik wäre besser
Als Verfasser der oben genannten Pressemitteilung stelle ich zunächst klar, dass www.savedcite.com nicht von der Fachhochschule Brandenburg unterstützt wird - es sei denn, die Veröffentlichung einer Pressemitteilung wird bereits als Unterstützung angesehen.

Zum zweiten stört mich an dem Text von Klaus Graf der polemische Ton. Ein solches Stilmittel lässt durchaus berechtigte Kritik unseriös erscheinen.

Zum dritten verweist der Text auf das US-amerikanische Pendant WebCite. Nur weil hinter diesem Projekt renommierte Institutionen stecken, ist es per se ein besseres Projekt? Es mag sein, dass SavedCite.com derzeit nicht optimal gestaltet ist, dass die Urheberproblematik deutlicher hervorgehoben werden sollte - aber muss man das Projekt deshalb gleich verteufeln? Wie wäre es denn mit einer konstruktiven Kritik? Denn ähnlich wie WebCite könnte SavedCite auch für Autoren und Herausgeber interessant sein, die Interesse an der Verbreitung ihrer Werke haben, die also freiwillig ein Nutzungsrecht an SavedCite vergeben. Ich wehre mich einfach gegen diese urdeutsche Mentalität, Unliebsames gleich verbieten lassen zu wollen.

Deshalb mein Appell an Klaus Graf:
Schreiben Sie lieber, was die Macher von SavedCite verbessern sollten, anstatt eine nützliche Idee in Bausch und Bogen zu verdammen.


Stefan Parsch, Brandenburg an der Havel 
ladislaus (Gast) antwortete am 2008/11/28 13:12:
Und wen genau soll das interessieren, was Sie an diesem Artikel stört? Kritiken wie solche sind für die Öffentlichkeit bestimmt, nicht nur für den Autoren der kritisierten Äußerungen; Polemik ist ein Stilmittel wie andere auch, und in diesem Fall ist sie mehr als berechtigt. Ich als absoluter Laie konnte jedenfalls aus dem Artikel eine lange Liste von Verbesserungsvorschlägen herauslesen. Wem das zuviel abverlangt, sollte vielleicht nicht unbedingt an einer Hochschule tätig sein. Huch, schon wieder Polemik... 
KlausGraf antwortete am 2008/11/28 13:35:
Konstruktive Kritik wäre nicht besser
Wieso soll das eine nützliche Idee sein, mit der Angst von Studenten Geschäfte zu machen und diese massenhaft zu Urheberrechtsverletzungen aufzufordern?

Selbstverständlich stellt das Herausgeben der werbenden Pressemitteilung eine Wettbewerbsförderung dar, die nach öffentlichrechtlichen Grundsätzen hier nicht gerechtfertigt ist.

Wenn etwas schief läuft, dann muss man das darstellen. Und aus der Darstellung ergibt sich auch, was man verbessern könnte bzw. ob es etwas zu verbessern gibt. Manche Projekte sollte man auch einfach einstampfen. 
 

twoday.net AGB

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