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Die kostbarsten Handschriften Berns gehören der Burgerbibliothek und sind Eigentum der Burgergemeinde, einer öffentlichrechtlichen Körperschaft von ehemaligen Patriziern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Burgergemeinde_Bern

Katrin Rieders Dissertation (Netzwerke des Konservatismus. Berner Burgergemeinde und Patriziat im 19. und 20. Jahrhundert. Chronos, Zürich 2008) löste in dem Medien Diskussionen über dieses eigenartige schwerreiche Gebilde aus. Der Burgergemeindepräsident wies die Kritik 2008 zurück:

PDF

Im Internet ist nachzulesen:

http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienspiegel/08-08-14-MS.html

Als die Berner Historikerin Katrin Rieder begann, über die Berner Burgergemeinde zu forschen, stiess sie auf grossen Widerstand. Ihr wurden aktuelle Quellen vorenthalten, es wurde ihr subtil gedroht, und dann wurde selbst die Publikation von Artikeln schwierig. Denn die 17 000 BernburgerInnen sind mächtig, und sie üben diese Macht am liebsten diskret aus.

Die Burgergemeinde hat viel Erfahrung im Herrschen: In ihr versammeln sich die alten patrizischen Berner Familien und das städtische Grossbürgertum. Man kennt sich, man hilft sich: "Burger gegen Burger, das geht nicht", heisst es. Die BurgerInnen sitzen in wichtigen Positionen in der Verwaltung und in der Privatwirtschaft. Und ihre Macht ist institutionell gestützt, die Burgergemeinde hat die Funktion einer Heimatgemeinde. Deshalb übernimmt sie auch staatliche Aufgaben wie die Sozialfürsorge für ihre Angehörigen.

Heute verfügt die Burgergemeinde über ein Milliardenvermögen, sie ist die reichste Korporation der Schweiz. Allein in der Stadt Bern besitzt sie einen Drittel des Bodens - Kapital, das aus dem Vermögen des alten Stadtstaates Bern stammt. "Wenn es die Burgergemeinde nicht gäbe, wäre die Einwohnergemeinde der Stadt Bern viel reicher", sagt Rieder. "Sie hätte dann zwar mehr Aufgaben, aber auch die Mittel dafür."


Und zum Thema Informationssperren:

WOZ: Katrin Rieder, Sie forschen seit Jahren über die Berner Burgergemeinde. Haben sich die Burger Innen darüber gefreut?

Katrin Rieder: Nicht wirklich. Sie haben es mir nicht leichtgemacht, an die Quellen heranzukommen, nur solche aus dem 19. Jahrhundert sind frei zugänglich. Ich musste ein Gesuch stellen, um zumindest einige Akten aus dem 20. Jahrhundert einsehen zu können. Zu den Dokumenten aus den letzten dreissig Jahren wurde mir der Zutritt vollumfänglich verwehrt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Wie haben Sie das Problem gelöst?

Ich habe mehrmals nachgefragt, doch letztlich hätte ich es juristisch einfordern müssen, und das habe ich nicht getan. Eigentlich begründete das neue kantonale Informationsgesetz von 1993 das Öffentlichkeitsprinzip - auch die Burgergemeinde ist diesem Gesetz unterstellt. Die Gespräche mit der Burgerbibliothek waren nicht einfach. Man war über meine Forschungen - gelinde gesagt - "not amused".


Aus einem anderen Artikel:

· Zwei an der Universität Bern erarbeitete historische Lizenziatsarbeiten von Karoline Arn und Katrin Rieder (5) brachten Ende der 1990er-Jahre neue Fakten über die neue Geschichte der Burgergemeinde ans Licht. Mit der Folge, dass - laut Aussage des heutigen Burgerratspräsidenten Franz von Graffenried - der damalige Sekretär der Burgergemeinde drohte, ein Weiterzug der Forschungsarbeit mit Publikation hätte Klagen zur Folge.

· Im Hinblick auf eine vom Bundesarchiv, dem Stadt- und Staatsarchiv für 2001 geplante Ausstellung im Käfigturm über Bundesrat Markus Feldmanns Tagebücher hatte das Bundesarchiv Katrin Rieder den Auftrag erteilt, für ein Dossier einen Artikel zu schreiben zum Thema, wie Feldmann Bernburger wurde (6). Feldmann war im ersten Anlauf 1940 überraschend nicht zum Bundesrat gewählt worden. An seiner Stelle wählte das Parlament den deutschfreundlichen BGB-Parteikollegen und Bernburger Eduard von Steiger. Im Hinblick auf seine Wahl im zweiten Anlauf offerierte die Burgergemeinde Feldmann 1951 das Ehrenburgerrecht. Dem Vernehmen nach hatte der Berner Staatsarchivar - selbst ein Bernburger - versucht, den Auftrag an die Historikerin zu verhindern. Als ihm dies nicht gelang, machte das Berner Staatsarchiv bei der Ausstellung nicht mehr mit.

· Der Berner Historiker Daniel Schläppi publizierte zwei Texte in Bänden über die Geschichte von Berner Zünften (7). Dem Vernehmen nach musste er dabei Zensuren akzeptieren. Heute will er sich zu dieser Angelegenheit nicht mehr äussern. Kenner der Szene erklären, wer in Sachen Burgergemeinde kritisch recherchiere, müsse damit rechnen, auf dem Platz Bern keine Stelle als Historiker zu finden.
 

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