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http://septentrio.blogspot.com/2009/04/man-findet-also.html

BCK meinte am 2010/07/18 17:41:
Zählt im Freistaat Bayern offenbar zu den Arcana
im Giftschrank, die auch digital nur im Lesesaal eingesehen werden dürfen (immerhin entdeckt die Karte ja auch den Ort der Erotischen Sümpfe), vgl. http://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=164885284

Karte des Bücherlandes

Ort, Verlag, Jahr: [München], [Heimeran], [1938]
Umfang: 1 Kt. ; 34 x 24 cm
Schlagwort: Phantasiekarte
Sprache: Deutsch

-Digitalisat:
Sie können dieses Buch vollständig online lesen (Exemplar mit Signatur: Mapp. I,500)

On click erscheint:
Das Digitalisat dieses Titels kann nur in der Bayerischen Staatsbibliothek an dem dafür ausgewiesenen Arbeitsplatz im Lesesaal der Abteilung Handschriften und Alte Drucke oder im Lesesaal Musik, Karten und Bilder eingesehen werden!

Wir vermuten, es handelt sich um eine Maßnahme zum Schutz der Digitalisate, hat doch die Vatikan-Bibliothek laut FAZ erst kürzlich wieder davor gewarnt, dass gescannte Bilder bei jeder Übermittlung an Farbkraft einbüßen (vgl. http://twitter.com/bckaemper/status/17850596141 ).

Die Abbildung oben ist ja auch schon sehr verblichen, wie man unschwer erkennt. Eine noch frische Digitalisierung aus jüngerer Zeit eines Exemplares aus der Kartensammlung der SLUB Dresden, die wir hier zum Schutz der Farben nur verlinken, nicht etwa reproduzieren, erschien mit einem Kommentar von Georg Zimmermann in BIS - Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 2(2009)3, S. 184-185.

Eine ausführliche und köstliche Beschreibung gab Christiane Zintzen im Mai 2009 in ihrem Blog in|ad|ae|qu|at unter dem Titel Karte der Lese- Republik . Unsere englischsprachigen Leser seien auf den Eintrag und die Kommentare im Blog Strange Maps verwiesen.

Helmut Koopman schreibt in "Goethe und Frau von Stein" (Beck 2002):

"Das verlegerische Husarenstück von Ernst Heimeran, sich auch mit Titeln wie "Anstandsbuch für Anständige" (1937) und "Dunkel war's, der Mond schien helle..." (1940) durch die Nazi-Zeit zu bringen, verdankte seinen Erfolg auch den Bucheinbänden Alphons Woelfles. Dessen topographischer Sinn lief bei Heimeran zur Hochform und zu zwei grandiosen Landkarten des Geistes auf. Die "Karte von Goethes Lebensreise 1749—1832« und die "Karte des Bücherlandes" (beide 1941) sind keineswegs nur bildungsbürgerlicher Wandschmuck; sie sind vielmehr kartographische Gegenentwürfe zu einem damals aktuellen mörderischen Imperialismus, der Europa und der Welt eine furchtbar einheitliche deutsche Landkarte aufzwingen wollte."

Kurioserweise erschien trotz ihres unterschwellig subversiven Charakters, auf den auch Georg Zimmermann (a.a.O.) aufmerksam macht, ausgerechnet im Völkischen Beobachter und in der Schriftenreihe der Bücherkunde Bd. 6 von 1939 eine wohlwollende Rezension der "entzückenden" Karte des Bücherlandes aus der Feder von Dr. Bernhard Payr, Leiter des Amtes Schrifttumspflege der Reichsleitung der NSDAP mit ausführlicher Beschreibung eigener Fahrten und Expeditionen mit dem Narrenschiff ins Bücherland.

Zur Entstehungsgeschichte der Karte des Bücherlandes lesen wir in Librarium, Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft, Jg. 1 (1958), Nr 2, S. 40 f.

"Der 1884 in Freising geborene Alfons Woelfle, bekannt als Buchillustrator, Maler und Mitarbeiter bei der «Jugend» und beim «Simplicissimus», kam im Jahre 1938 ins Haus des Münchener Verlegers Dr. Ernst Heimeran mit einer nachgezeichneten Barockkarte über das Thema «Land der Liebe». Dr. Heimeran hatte grosse Freude an der Art des Werkes, konnte sich aber nicht entschliessen, die Nachzeichnung einer schon vorhandenen Karte zu veröffentlichen. Im Gespräch mit Woelfle kam er aber auf ein neues, noch nie aufgegriffenes Thema: das Land der Bücher. Es begann nun, im Wetteifer mit Woelfle, im Verlag ein lustiges Überlegen, und jeder steuerte etwas bei - es ging zu wie bei einer richtigen grossen Familienbastelei. Zum Schluss war die unterhaltsame, unter Sammlern sehr beliebte Gattung der Phantasiekarten ein neues Gebilde vermehrt, das vollendet in den allen beschwingten Einfällen offenen, humorvollsten und kauzigsten aller deutschen Verlage passte. Im Kernpunkt der 25 x 35 cm messenden handkolorierten Karte liegen die Vereinigten Buchhandelsstaaten mit der Provinz Antiquaria, vor deren Grenzen bedenklich nahe die Schleuderer und Ramscher siedeln. Die Hauptstadt heisst Officina, zu deren von Lektoren bemannten Wällen ein sehr schmaler Autorenpfad hinaufführt. Im angegliederten Land Makulaturia ragen die Pyramiden der Ladenhüter hoch in die Luft. Um das Kernland des Buchhandels lagern nacheinander drei Staaten: im Süden das Reich der hohen Poesie, das sinnigerweise den Umriss einer meerumrauschten Leier hat, und vor dem die Flachländer der Massenschreiber und der Rezensenten sich ausdehnen, zum Teil bis in die Republik der Leser mit ihren noch unerforschten Absatzgebieten hinein. Nach Norden folgen die Zonen der materialliefernden Tintenseen und Zellulosewälder, während im Osten die bibliophilen Erlesenheiten als Inseln aus dem Meer der Neuerscheinungen ragen. Eine kleine Reise durch die assoziationsreichen Landschaften dieser Karte, die spielerisch «Geographie» und Literatur durcheinandermischt, bietet dem Bücherfreund allerlei ergötzliche Überraschungen. Für den Liebhaber der Musik stellte Wolfgang Felten im gleichen Verlag eine «Karte des Notenmeeres» zusammen, während Alfons Woelfle für Heimeran noch eine «Karte von Goethes Lebensreise» zeichnete.

Weiterführende Literatur:
Roth, Lotte: Alphons Woelfle 1884 - 1951. Illustrator und Buchkünstler, Leben und Werk. München, Verlag Robert Wölfle 1998. 132 S., Gr.-8°
mit vielen Abbildungen und dem Werkverzeichnis (Illustrierte Bücher und Mappen, Einzelblätter, Bucheinbände, Exlibris, Gebrauchsgraphik, Zeitschriftenillustrationen)

Eine Bibliographie zum Genre literarischer Karten bietet:
Language of the land: The Library of Congress book of literary maps
Washington : Library of Congress : 1999 : XVI, 304 S. : Ill., Kt.
http://www.loc.gov/loc/lcib/9909/litmap.html 
 

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