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"Wenn in drei Jahrzehnten – so lange wird es voraussichtlich dauern – die Schätze des Kölner Stadtarchivs wieder hergestellt sein werden, dann hat dazu auch ein Kamener ein wenig beigetragen. Archivmitarbeiter Jürgen Dupke kämpfte drei Tage lang gegen Staub und Nässe.
Als „Supergau für das Gedächtnis der Stadt" hatte der Kölner Kulturdezernent Prof. Georg Quander den Einsturz bezeichnet. Gemeinsam mit weiteren Helfern aus dem gesamten Bundesgebiet war Dupke von Donnerstag bis Samstag im Einsatz. Weil gerade die Archivschule München ebenfalls vor Ort war, stammten viele Mitstreiter aus Bayern. „Die Stimmung war toll”, erzählt der Kamener. Jeder habe das Gefühl gehabt, wirklich einen Beitrag zu leisten. Weit über 50 Helfer seien Tag für Tag im Einsatz.
.....In einer ersten halle werden alle Funde gesichtet und grob gesäubert. Jürgen Dupke kam zunächst in einer zweiten, ehemaligen Möbelhalle zum Einsatz. Gemeinsam mit einer Restauratorin befreite er Exemplare der Plakatsammlung des Archivs mit Handbesen und Tüchern von Schmutz. Gereinigte Stücke wurden neu inventarisiert und mit Nummern versehen und in neue Hüllen verpackt. Sie sollen im Essener Plakatmuseum aufbewahrt werden, bis Köln ein neues Archiv gebaut haben wird.
An einem weiteren Tag schob Dupke Stunden lang Rollwagen mit feuchten Archivalien in spezielle Wärmezelte mit Trocknungsaggregaten. „Es war anstrengend, aber eine Arbeit, die getan werden muss”, erzählt der Kamener. Die Johanniter-Unfallhilfe habe für perfekte Betreuung und Essensversorgung gesorgt.
Beim Eintreffen war Jürgen Dupke beraten worden, wie er sich zum eigenen Schutz verhalten solle. Ein weißer Schutzanzug war Pflicht, Masken und weitere Ausrüstung vorhanden. Reguläre Archivmitarbeiter waren durch spezielle Kleidung als Ansprechpartner erkennbar. Natürlich sah sich Dupke auch die Einsturzstelle an der Severinstraße an. Schuttberge versperrten Einblicke. Noch bis Mai soll allein die Bergung von Archivalien dauern. Viel Hilfe wird auch danach noch benötigt. Jürgen Dupke fuhr um der Solidarität wegen nach Köln. Doch der Einsatz und der Kontakt zu den anderen Helfern habe auch Spaß gemacht. "
1)
"Es sind viele Ehrenamtliche im Einsatz", berichtet Monika Schulte nach ihrem Einsatz, für den sie von der Tätigkeit im Kommunalarchiv freigestellt wurde. Von Donnerstag bis Samstag voriger Woche arbeitete sie in einem Team von 25 bis 30 Helfern mit - an nur einer von mehreren Stationen, deren genauer Ort geheim gehalten wird, um nicht Störer und Räuber anzulocken.
Wegen der möglicherweise sensiblen Daten, die sie notgedrungen zu Gesicht bekommen könnten, müssen sich die Helfer auch zur Verschwiegenheit verpflichten. Zum Stöbern in alten und neueren Akten hat aber ohnehin niemand Zeit und Muße, zu viel muss in den beiden siebenstündigen Schichten täglich möglichst rasch auf Schäden und die weitere Behandlung gesichtet und bearbeitet werden. ....
Das Stammpersonal des Archivs führt die Aufsicht und steht für Fragen der meist unkundigen Helfer, darunter viele Frauen, zur Verfügung. "Eine Archivarin vom Dienst - AvD - ist an ihrem roten T-Shirt zu erkennen, eine Restauratorin vom Dienst - RvD - trägt ein blaues."
Als die Mitstreiter im Team - alle nennen sich bei ihren Vornamen - merken, dass "die Monika" vom Fach ist, landen immer mehr alte Handschriften, bei denen die herkömmlichen Lesekenntnisse nicht ausreichen, auf ihrem Tisch. Denn alle Fundstücke müssen bei ihrem Eingang in Listen eingetragen werden, um später einen Überblick über den Verbleib zu bekommen und zu sehen, was in welchem Zustand geborgen werden konnte. Manchmal aber fehlen Signaturen, manchmal sind einzelne Seiten herausgerissen, manchmal liegen nur Papierfitzel vor.
"Erfahrene Mitarbeiter des Archivs erkennen an den Signaturen, bis zu welchem Gebäudeteil die Bergungstrupps schon vorgedrungen sind", staunt die erfahrene Archivarin über die Kenntnis ihrer Kollegen, die immerhin mehr als 26 000 laufende Meter Archivalien in ihren Regalen verwahrt hatten - zum Vergleich: In der Tonhallenstraße in Minden lagern 4000 laufende Meter.
Während ihrer Arbeit in Köln werden die Helfer durch die Stadt verpflegt. Untergebracht ist Monika Schulte mit weiteren Ehrenamtlichen - darunter des Technischen Hilfswerks (THW) und der Johanniter, die direkt an der Einsturzstelle arbeiten - in einem alten Kasernengebäude.
Auch für die Arbeit im eigenen Haus gewinnt Dr. Schulte einige Erkenntnisse, "Den Einsturz besser überstanden haben alle Dinge, die liegend gelagert waren", sagt sie. Stärkere Beschädigungen weisen Aktenordner und Bücher auf, die aufrecht gestanden hatten. Aktenkartons, wie sie in ähnlicher Form auch in Minden genutzt werden, haben zum Teil sehr gut Wasser abgehalten - ein wichtiger Punkt, da im KAM die größte Gefahr von einem Hochwasser der Weser oder Löschwasser bei einem Brand drohen könnte. "
2)
""Am 04.04.2009 war es soweit: um 5:45 Uhr auf die Autobahn Richtung Köln. Endlich. Die letzten Tage war ich etwas nervös und unleidlich, da ich nicht wusste, was mich erwartet, und vor allem, wie ich darauf reagieren würde.
Nach der Ankunft musste erst die üblichen bürokratischen Hürden (Verschwiegenheitsverpflichtung, Arbeitsschutzbelehrung) erledigt werden. Dann ab in die Schutzausrüstung und ran an die Arbeitsplätze. Vor lauter Arbeit kommt man nicht dazu zu reflektieren, man arbeitet ab. Ich hatte von einer Abgabenliste des 16. Jahrhunderts, irgendwelchen geistlichen Bücher aus dem 17. Jahrhundert, Zehnquittungen des 18. Jahrhunderts, kaputten Glasnegativen bis hin zu Ratsvorlagen der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts alles auf dem Tisch. Zum Glück trocken, zum Glück ohne Schimmel. Von sofort wieder benutzbar bis hin zum Schnipselpuzzle.
Ich bin in den Genuss eines üppigen Frühstücks gekommen. Kalte und warme Getränke stehen an den Einsatzorten bereit.
Fazit: Es hat "Spaß" gemacht, weil sich die Kolleginnen und Kollegen untereinander halfen. Mir hat besonders die im Köln-Einsatz erfahrenere Kollegin aus Arnheim "unter die Arme gegriffen". Ein tolle und wichtige Erfahrung! Man nimmt etwas sehr wichtiges mit, dass selbst die größte Katastrophe zu bewältigen ist. Äußerst Mut machend - trotz allem!" 3)

Quellen:
1) Westfälische Rundschau
2) Mindener Tageblatt
3) Eigener Bericht
Wolf Thomas (Gast) meinte am 2009/04/09 06:59:
Auch augias.net berichtet:
" ...... Eigenständiges Fotografieren ist im EVZ nicht gestattet, mittlerweile gibt es abgestimmte Pressetermine, um von der Hilfe und von den Helfern, die aus ganz Deutschland und auch aus den Nachbarländern in Köln eintreffen, berichten zu können. Diese Medienberichte, die die Arbeitsabläufe teilweise etwas verzögern, sind durchaus notwendig, um weiter auf die Unterstützungsmöglichkeiten für das Historische Archiv hinzuweisen und um „Werbung“ für den freiwilligen Einsatz im EVZ zu machen. ....."
Quelle:
http://www.augias.net/index.php?ref=inc_6625.html 
 

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