http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/schimmelalarm
Zum 1. Tagesbericht: http://archiv.twoday.net/stories/5643191/
Zum 2. Tagesbericht: http://archiv.twoday.net/stories/5645870/
[Parallel zum 3. Tagesbericht: http://archiv.twoday.net/stories/5647173/ ]
Heute: Im Kampf gegen Staub und Sporen und: Kleckern und Klotzen bei der Digitalisierung.
Es geht u.a. um Schimmelbefall, die neuen Schutzvorschriften und das digitale historische Archiv:
In den Tagen nach dem Einsturz, als manche Chaoten behaupteten, alles sei vernichtet, bildete sich eine kleine Initiative, um ein Digitales Stadtarchiv zu gründen. Sie forderte die Besitzer von Kopien kölnischer Archivalien auf, sie auf einer Website ins Internet einzustellen.
Nur – das ist Geklecker. Mehr als 10 Millionen Aufnahmen aus dem Stadtarchiv existieren auf Mikrofilm, darunter die nahezu gesamte Überlieferung vor 1815. Mehr als 6000 Filme, um deren sichere Aufbewahrung im berühmten Barbarastollen im Schwarzwald in den letzten Wochen viel Aufhebens gemacht wurde. Völlig unnötig, die Filme jetzt dort herauszuholen: Ein kompletter Satz liegt in Köln an einem sicheren Ort. Die verschütteten Exemplare, die wir manchmal entstauben, sind nur Arbeitskopien davon.
Das sind doch Informationen, die auf eine städtische Webseite gehören! Die Kaffeetrinker haben das erst von mir erfahren.
[...]
Die Mikrofilme ebenfalls online zu stellen – das wäre was. Aber dafür braucht man als Datenspeicher ein ganzes Rechenzentrum, eine Software mit passender Benutzeroberfläche, Lupen- und Diashow-Funktion. Nur eine Million Euro würden es kosten, zehn Millionen Bilder zu digitalisieren. Aber Programme und Infrastruktur brauchen viel mehr Zeit und Geld. Und dennoch hat die Idee Charme. Sie braucht ja nicht in Köln umgesetzt zu werden, weil die Archivare hier ja andere Sorgen haben ... „Hörn’Se auf“, bremst mich einer, „die haben schon genug Probleme mit ihrer Autonomie. Denen redet doch jetzt jeder rein.“
Hier werden die Kosten der Digitalisierung übertrieben. Brauchbare Navigations- und Viewer-Software gibt es teilweise als Open-Source. Ganzes Rechenzentrum: in welcher Zeit lebt der Autor?
Interessant sind die Hinweise auf frühere Archivkatastrophen nach 1945:
*1946 Leine-Überschwemmung schädigte Hauptstaatsarchiv Hannover
*1961 Brand von Burg Trausnitz (Staatsarchiv für Niederbayern)
* 1966 Arno-Flut schädigte Staatsarchiv Florenz
Auch ich wurde beobachtet:
Achtköpfig ist die Gruppe vom Uni-Archiv Aachen. Inmitten seiner Studierenden verdrückt Geschäftsführer Klaus Graf schweigend seine Brote. Er ist das Enfant terrible der deutschen Archivszene, ein Querulant und Eiferer, der sich ständig im Ton vergreift. Aber sein Blog „Archivalia“ ist die einzige brauchbare Quelle für Nachrichten über den Einsturz, in diesen Tagen Pflichtlektüre. Auch die Nachrichten aus L’Aquila am Ende dieser Protokolle stammen von dort. Aber wer Grafs Beiträge kommentiert, muss mit Antworten wie „Einfach mal die Fresse halten“ oder „Geschreibsel“ rechnen.
Zum 1. Tagesbericht: http://archiv.twoday.net/stories/5643191/
Zum 2. Tagesbericht: http://archiv.twoday.net/stories/5645870/
[Parallel zum 3. Tagesbericht: http://archiv.twoday.net/stories/5647173/ ]
Heute: Im Kampf gegen Staub und Sporen und: Kleckern und Klotzen bei der Digitalisierung.
Es geht u.a. um Schimmelbefall, die neuen Schutzvorschriften und das digitale historische Archiv:
In den Tagen nach dem Einsturz, als manche Chaoten behaupteten, alles sei vernichtet, bildete sich eine kleine Initiative, um ein Digitales Stadtarchiv zu gründen. Sie forderte die Besitzer von Kopien kölnischer Archivalien auf, sie auf einer Website ins Internet einzustellen.
Nur – das ist Geklecker. Mehr als 10 Millionen Aufnahmen aus dem Stadtarchiv existieren auf Mikrofilm, darunter die nahezu gesamte Überlieferung vor 1815. Mehr als 6000 Filme, um deren sichere Aufbewahrung im berühmten Barbarastollen im Schwarzwald in den letzten Wochen viel Aufhebens gemacht wurde. Völlig unnötig, die Filme jetzt dort herauszuholen: Ein kompletter Satz liegt in Köln an einem sicheren Ort. Die verschütteten Exemplare, die wir manchmal entstauben, sind nur Arbeitskopien davon.
Das sind doch Informationen, die auf eine städtische Webseite gehören! Die Kaffeetrinker haben das erst von mir erfahren.
[...]
Die Mikrofilme ebenfalls online zu stellen – das wäre was. Aber dafür braucht man als Datenspeicher ein ganzes Rechenzentrum, eine Software mit passender Benutzeroberfläche, Lupen- und Diashow-Funktion. Nur eine Million Euro würden es kosten, zehn Millionen Bilder zu digitalisieren. Aber Programme und Infrastruktur brauchen viel mehr Zeit und Geld. Und dennoch hat die Idee Charme. Sie braucht ja nicht in Köln umgesetzt zu werden, weil die Archivare hier ja andere Sorgen haben ... „Hörn’Se auf“, bremst mich einer, „die haben schon genug Probleme mit ihrer Autonomie. Denen redet doch jetzt jeder rein.“
Hier werden die Kosten der Digitalisierung übertrieben. Brauchbare Navigations- und Viewer-Software gibt es teilweise als Open-Source. Ganzes Rechenzentrum: in welcher Zeit lebt der Autor?
Interessant sind die Hinweise auf frühere Archivkatastrophen nach 1945:
*1946 Leine-Überschwemmung schädigte Hauptstaatsarchiv Hannover
*1961 Brand von Burg Trausnitz (Staatsarchiv für Niederbayern)
* 1966 Arno-Flut schädigte Staatsarchiv Florenz
Auch ich wurde beobachtet:
Achtköpfig ist die Gruppe vom Uni-Archiv Aachen. Inmitten seiner Studierenden verdrückt Geschäftsführer Klaus Graf schweigend seine Brote. Er ist das Enfant terrible der deutschen Archivszene, ein Querulant und Eiferer, der sich ständig im Ton vergreift. Aber sein Blog „Archivalia“ ist die einzige brauchbare Quelle für Nachrichten über den Einsturz, in diesen Tagen Pflichtlektüre. Auch die Nachrichten aus L’Aquila am Ende dieser Protokolle stammen von dort. Aber wer Grafs Beiträge kommentiert, muss mit Antworten wie „Einfach mal die Fresse halten“ oder „Geschreibsel“ rechnen.
KlausGraf - am Donnerstag, 16. April 2009, 14:10 - Rubrik: Kommunalarchive