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Es dürfte zu den Skurrilitäten der Forschung gehören, dass ich jahrzehntelang kein einziges Rennewart-Fragment fand, das in der einschlägigen Forschung (nun: im Handschriftencensus) fehlt, nun aber innerhalb von wenigen Tagen sogar zwei.

Fund 1: http://archiv.twoday.net/stories/59204071/

Von der altgermanistischen Forschung (und auch sonst) anscheinend völlig übersehen veröffentlichte in den jüngst digitalisierten Bayerischen Blättern für Volkskunde 7 (1920), S. 48-57 H. Clauß: Der Schutzbrief des Ritters Christof Fürer. Ein Nürnberger Wolfram v. Eschenbach-Kuriosum.

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00011255/image_55

Das Fragment diente als Einband eines "Zauberbüchleins", das ein "Joann: Faber" für einen Christoph Fürer ("Furer"), offenbar einen Angehörigen der Nürnberger Patrizierfamilie, schrieb. Genannt werden die Daten des 5. Mai und des 28. November 1554. Die winzige Papierhandschrift im Format 6 x 4 cm war in ein Pergamentfragment eingebunden, das Clauß ins 14. Jahrhundert datiert und für das er die Maße 23 x 6 cm gibt. Als Zeilenzahl darf 40 angenommen werden.

Aus welchem Familienbesitz das inzwischen wohl wieder verschollene Stück stammt, ist nicht explizit angegeben, doch darf nach dem Untertitel und der Vermutung Nürnberger Ursprungs von Nürnberger Familienbesitz ausgegangen werden. Es wäre also im Handschriftencensus als Nürnberg, Privatbesitz [verschollen] anzusetzen.

Bereits Clauß identifizierte das Fragment als aus dem Rennewart stammend. Er druckte den Text S. 52f. ab und ergänzte drei durch den Bruch verlöschte Zeilen (22531-22533) aus dem Cpg 404, Bl. 208v (Digitalisat).

Mittels Google und der Begriffsdatenbank konnte ich den Abdruck mit den Versen 22515-22554 der Ausgabe Hübners identifizieren (dort S. 330f.).

Fragmente mit 40 Zeilen sind nicht ganz selten:
Berlin mgq 1251,3 http://www.handschriftencensus.de/1780
Dillingen http://www.handschriftencensus.de/23753 (2011 entdeckt, Publikation durch Elisabeth Wunderle in der ZfdA angekündigt)
Graz u.a. http://www.handschriftencensus.de/1781
Klosterneuburg http://www.handschriftencensus.de/1130
München Cgm 5249/7k http://www.handschriftencensus.de/1774
Næstved (Dänemark), 39-40 http://www.handschriftencensus.de/1776
Prag http://www.handschriftencensus.de/1668

Ob das Fragment einem bisher nicht bekannten Discissus angehört oder einer dieser Handschriften zuzuweisen ist, lässt sich nicht sagen. Vom Versbestand her kann man wohl keine ausschließen. Das Nürnberger Stück ist demnach auch nicht identisch mit einem bereits bekannten Fragment.

Nachtrag: Bertold von Haller verdanke ich die folgenden Auskünfte: Der Aufsatz ist in der Fränkischen Bibliographie und in der Bibliographie des Nürnberger Patriziats (von Gunther Friedrich, 1994) verzeichnet, doch jeweils nur als Sonderdruck ohne Kenntnis des Abdrucks in den Bayerischen Heften für Volkskunde.

Bei dem Adressaten der Widmung handelt es sich um Christoph II. Fürer (1517-1561), einen Sohn des bekannten Christoph I. (1479-1537, vgl. Fränkische Lebensbilder 10/1982, S. 67-96), der wieder einen Sohn Christoph III. (1541-1610) hatte, der u.a. nach Palästina fuhr (vgl. Christophori Füreri ab Haimendorf ... itinerarium Aegypti, Arabiae, Palaestinae, Syriae ..., Nürnberg 1621; "mit angefügter Leichenrede und Darstellung der Vorfahren").

Zu Christoph II. s. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg (Nbg. Forschungen 31, Neustadt/A. 2008), S. 386. Außerdem gibt es einen Beitrag von August Sieghardt: Ein Fürer von Haimendorf im Ansbacher Stadtmuseum, in: Alt-Lauf 2 (1934), S. 183-184, der sich auf ihn beziehen soll. Zu Johann Faber konnte nichts gefunden werden.

Ein Nachruf auf den Vf. H[ermann]. Clauß steht in der ZBLG 9/1936, S. 502f, mit Hinweisen auf seine Wirkungsorte und historischen Veröffentlichungen:
http://periodika.digitale-sammlungen.de/zblg/seite/zblg09_0519

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