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Reinhard Markner schrieb mir eine Mail mit dem Hinweis auf seinen Bericht über eine Gothaer Tagung, aus dem ich folgendes zitieren möchte:

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0428/feuilleton/0008/index.html

Schon heute sind für jedermann Millionen urheberrechtlich nicht mehr geschützter Bücher im Netz frei zugänglich. Für die historisch gewachsenen Sammlungen bedeutet dies einen enormen Wertverlust.

Michael Knoche, Direktor der Weimarer Amalienbibliothek, berichtete von den Bemühungen um die Wiederbeschaffung der beim Brand von 2004 vernichteten Bücher. Die technische Entwicklung hat sie überholt, denn soweit es um die Inhalte geht, sind die Digitalisate ja angemessener Ersatz. Die im Antiquariatshandel überhaupt noch zu beschaffenden alten Drucke haben ihnen gegenüber einen zweifelhaften Mehrwert, denn ihre individuellen Eigenschaften zeugen von je anderen Bücherschicksalen. Namenszüge oder Randbemerkungen früherer Besitzer signalisieren geradezu ihre Unzugehörigkeit zum Weimarer Bestand.


Siehe dazu meinen Beitrag in netbib 2006:

http://log.netbib.de/archives/2006/07/12/gut-gemeint-aber-frevel/

Markner weiter:

Aus bisweilen übertriebener Sorge um die Originale werden die Benutzer nach Möglichkeit von ihnen fern gehalten und mit Mikrofilmen oder neueren Nachdrucken abgespeist. Die Forscher haben es meist gleichmütig hingenommen, weil das Buch in seinem Buchsein in der Regel eben doch nicht die Botschaft ist, auf die es ankommt. Welcher Philosoph studiert schon die "Critik der reinen Vernunft" im Erstdruck, "Riga, verlegts Johann Friedrich Hartknoch, 1781"? Wer hat sich jemals dafür interessiert, welche Wasserzeichen das Papier trägt, auf dem sie gedruckt wurde? Möglicherweise erfahren buchkundliche Fragestellungen gerade in dieser Zeit des beschleunigten Medienwandels eine Konjunktur. Für weite Bereiche der Forschung spielen sie jedoch, wie auch begeisterte Bibliophile zugeben sollten, keine nennenswerte Rolle. Die Volltextsuche bietet hingegen Möglichkeiten zur Durchforstung der schriftlichen Tradition, die auszuschöpfen die spannendste Aufgabe der heutigen Geisteswissenschaften ist.

FeliNo (Gast) meinte am 2010/04/28 18:13:
Ein interessanter Gedanke, zumal viele große Bibliotheken in D sich zusammentaten, um Weimar die Rekonstruktion des verlorenen Bestands mit Dubletten eigener Sammlung zu ermöglichen. Hört sich zunächst gut&solidarisch an, steckt aber voller Fallstricke: eine große SUB besitzt seit gut 60 Jahren mehrere tausend bei Kriegsende umgeschaufelte Stücke aus einer jahrhundertealten, exquisiten kleineren (staatlichen) Bibliothekssammlung, wodurch sich in einigen (auch wertvollen) Fällen Dubletten für das große Haus ergaben. Derzeit weist der Katalog die Provenienzen aus, so dass zu hoffen ist, dass derlei nicht in die löbliche Weimar-Aktion geht. Aber was ist mit späteren Generationen von Bibliothekaren, denen die Provenienzeinträge (und deren historischer Zusammenhang) nichts mehr sagt und die womöglich mit Abgabe/Verkauf o.ä. einer Dublette eindeutiger Herkunft dann die Spuren der ursprünglichen Sammlung ein für allemal verwischen? 
 

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