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"Leitung: Prof. Dr. Rainer Hering, Schleswig / Hamburg) / Prof. Dr. Robert Kretzschmar, Stuttgart / Tübingen (für den VdA - Verband deutscher Archivarinnen und Archivare)

1. Hilflose Historikerinnen und Historiker in den Archiven? Zur Bedeutung einer zukünftigen archivalischen Quellenkunde für die universitäre Lehre
Referent/in: Prof. Dr. Robert Kretzschmar, Stuttgart / Tübingen

Abstract:
Wer Archivgut quellenkritisch auswerten möchte, muss die Eigenheiten archivalischer Überlieferungen kennen und den Umgang damit einüben. Entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten müssen im Studium vermittelt werden. Aber auch unabhängig davon gehört ein Überblick über die in Archiven nutzbare Überlieferung zum Grundwissen des Historikers.
Angesichts weitgehender Veränderungen in der Aktenproduktion seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, vor allem aber als Folge der technischen Entwicklungen im digitalen Zeitalter muss die archivalische Quellenkunde und vor allem die Aktenkunde fortgeschrieben werden, um den Nutzern der Archive das erforderliche Rüstzeug zu vermitteln. Die Archive haben seit dem 20. Jahrhundert in großem Umfang Unterlagen übernommen, die in der traditionellen Aktenkunde nicht berücksichtigt sind. Dazu zählen massenhafte Aktenbestände, aber auch audiovisuelle Überlieferungen. Seit einiger Zeit werden auch genuin digitale Unterlagen als Archivgut in den Verantwortungsbereich der Archive überführt, um Nutzern schon heute oder später als Quelle zur Verfügung zu stehen. Grundlegende Fragestellungen zu den Strukturen dieser Überlieferungen wurden und werden von der Archivwissenschaft beantwortet, kaum jedoch aus quellenkundlicher Perspektive von den Historischen Hilfswissenschaften.
Angesichts deren Abwicklung an zahlreichen Universitäten sind heute die Archivarinnen und Archivare in besonderer Weise gefordert, die archivalische Quellenkunde voranzubringen, um einer Entwicklung entgegen zu wirken, bei der zunehmend „hilflose Historikerinnen und Historiker“ in den Archiven forschen“, wie Manfred Rasch schon vor einiger Zeit formuliert hat. Dies gilt auch für die ältere archivalische Überlieferung seit dem Mittelalter, die in weiten Bereichen noch nicht unter quellenkundlichen Fragestellungen betrachtet wurde.
In dem Referat sollen die Anforderungen an eine zeitgemäße Archivalienkunde skizziert werden. Anhand von Beispielen aus der Lehrtätigkeit des Referenten an der Universität Tübingen werden zudem praxisbezogene Beispiele gegeben, wie Archivalienkunde vermittelt werden kann.

2.Digitale Quellen und historische Forschung
Referent/in: Prof. Dr. Rainer Hering, Schleswig / Hamburg

Abstract:
Für die historische Arbeit mit analogen Quellen gibt es ein vielfältiges methodisches Instrumentarium. Ganz anders sieht es jedoch mit den heutigen digitalen Speichermedien aus, die im Zentrum dieses Beitrages stehen. Er schildert die Informationsüberlieferung in modernen Behörden und weist darauf hin, dass mittlerweile auch viele Register nur noch digital geführt werden. Zum Teil entstehen Hybridüberlieferungen, wenn Register digital, die dazugehörigen Akten aber analog geführt werden. Zudem erhalten viele Schreiben, vor allem E-Mails, heute nicht mehr alle zu ihrem Verständnis erforderlichen Angaben, wie z.B. Absender und Empfänger mit Funktionsangabe, Betreff, Verfügungen. Noch gravierender ist, dass sie vielfach überhaupt nicht oder nicht mehr im Kontext ihrer Entstehung überliefert sind, weil sie nicht zu den jeweiligen Akten gegeben werden. Zudem ist eine Echtheitsprüfung elektronischer Dokumente schwierig (digitale Signatur).
Diese Entwicklung, die sich im öffentlichen wie im privaten und privatwirtschaftlichen Bereich vollzieht, hat gravierende Auswirkungen auf die Archive aber auch auf die historische Forschung. Die Bewertung der Archivarinnen und Archivare verlagert sich vom Schluss einer Akte auf deren Anlage, d.h. sie wird künftig prospektiv statt wie bisher retrospektiv erfolgen. Grundsätzlich muss der Blick der Forschenden stärker auf das gelenkt werden, was nicht überliefert ist, weil es für die Interpretation der vorhandenen Überlieferung erforderlich ist. Der Beitrag plädiert dafür, die Historischen Hilfswissenschaften für das 20. und das 21. Jahrhundert in enger Kooperation mit der Archivwissenschaft weiter zu entwickeln.

3.Quellenbewertung im vorarchivischen Bereich. Vom Nutzen und Nachteil der Recherche in Registraturen
Referent/in: Dr. Malte Thießen, Hamburg

Abstract:
Die Zeitgeschichte hat ein Quellenproblem. Zwar können Zeithistoriker meist auf eine Fülle an Presseerzeugnissen, Sekundär- und grauer Literatur zurückgreifen. Auf dem klassischen Feld geschichtswissenschaftlicher Forschung sieht die Lage jedoch ungünstiger aus. Aktenbestände aus der „Epoche der Mitlebenden“ (Hans Rothfels) sind häufig noch nicht an Archive abgegeben worden oder harren dort ihrer Erschließung. Darüber hinaus droht für staatliche Archivalien zu zeitgeschichtlichen Ereignissen stets eine dreißig- bis sechzigjährige Schutzfrist. Eine Alternative zum Gang in die Archive ist daher der in Registraturen: Behörden, Parteien und Vereine sammeln ihre Akten oft jahrzehntelang, bevor sie diese an Archive – oder eben auch: zur Entsorgung – abgeben. Diese Registraturen können auf Anfrage aber oft schon benutzt werden. Sie erschließen dem Zeithistoriker dann nicht nur ganz neue Quellen, sondern bieten zudem einen einmaligen Einblick in das Innenleben zeithistorischer Akteure.
Doch wie geht man mit diesen Quellen konkret um? Welche Unterschiede macht eine Überlieferung von Quellen in Registraturen und in Archiven für die wissenschaftliche Auswertung? Und was für Konsequenzen hat das alles für Fragestellungen und Analysen des Zeithistorikers? In dem Vortrag sollen Vor- und Nachteile der Recherche in Registraturen an einigen Fallbeispielen dargestellt und problematisiert werden. Darüber hinaus wirft die Arbeit mit Registraturen weiterführende Fragen auf, an denen grundsätzliche Überlegungen zur Quellengrundlage zeithistorischer Forschung diskutiert werden sollen.

4.Verplant und Vermessen. Karten, Pläne und Modelle als Quellen für die Geschichtswissenschaft
Referent/in: Sylvia Necker M.A., Hamburg Kommentar

5. Referent/in: Dr. Peter Haber, Basel

Abstract

In der Sitzung sollen auf der Grundlage praktischer Erfahrungen perspektivische Überlegungen zu den Überschneidungen zwischen Quellenproduktion (sprich: Registratur), Archiv und historischer Forschung ausgetauscht werden. Zukünftiges potentielles Archivgut muss als solches vom Archiv schon beim Quellenproduzenten bestimmt werden. Dies gilt insbesondere für digitale Überlieferungen. Die historische Forschung kann Archivgut nur auswerten, wenn es seine Entstehung nachvollziehen kann. Dies erfordert gerade bei neuartigem Archivgut eine verbesserte Kommunikation zwsichen Archiv und Forschung. Nicht zuletzt greift die Forschung aber auch schon in den Registraturen auf Unterlagen zu, bevor diese ins Archiv kommen. Die beschriebenen Grenzbereiche stehen im Zentrum des Panels. Ein wesentliches Ziel der Veranstaltung besteht darin, vor diesem Hintergrund eine zeitgemäße Quellenkunde zu skizzieren, die angehenden Historikerinnen und Historikern als Rüstzeug für die Quellenerfassung, -recherche und -auswertung zu vermitteln wäre. Zugleich soll der dafür dringend benötigte Dialog zwischen Archiv und historischer Forschung gefördert werden. In Verbindung damit wird thematisiert, welche Anforderungen sich daraus für die akademische Lehre ergeben. In zwei Referaten werden Erfahrungen reflektiert, die bei entsprechenden Quellenrecherchen für Dissertationen gewonnen wurden. Fragestellungen im Einzelnen: Welche Kenntnisse über das Archivwesen und archivalische Quellen sollten im Studium vermittelt werden? Welche Rolle sollten Archivarinnen und Archivare dabei spielen? Wie haben sich die archivalischen Quellen, die in der Verwaltung produziert werden, im digitalen Zeitalter verändert? Welche Anforderungen sind daraus für die Ausbildung von Historikerinnen und Historikern abzuleiten? Inwieweit kann auf Unterlagen zurückgegriffen werden, die noch nicht im Archiv, sondern noch bei den Produzenten liegen? Welche Erfahrungen wurden dabei gewonnen? Was ist beim Umgang mit Karten, Plänen und Modellen zu beachten. Der abschließende Kommentar erfolgt aus der Perspektive eines Historikers, der sich intensiv mit Quellenkritik im digitalen Zeitalter befasst hat."

Quelle: http://www.historikertag.de/Berlin2010/
 

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