Steinhauer schrieb mir zu dem unter
http://archiv.twoday.net/stories/6400333/
http://archiv.twoday.net/stories/5921202/#6400306
thematisierten Problem:
"Auch das Selbstarchivieren ist ein Zeitproblem. Ich arbeite lieber an neuen Dingen. Open Access ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel der Sichtbarkeit und Kommunikation.
Was die ZfBB angeht, so hat jeder Bibliothekar die Zeitschrift zur Hand, gedruckt und online. Der Mehrwert eines selbstarchivierten Artikels in der von Klostermann gewünschten WORD-Version ist für die Zielgruppe des Aufsatzes daher gleich null. Wäre der gleiche Beitrag in einem abgelegenen Sammelband erschienen, ich hätte ihn schon längst online gestellt. Hier entfaltet Open Access einen echten Mehrwert, der den Aufwand lohnt.
Open Access Heuchelei eines Bibliothekars? Sehe ich nicht so. Eher eine überlegte Entscheidung von jemandem, der über die kommunikative Situation seiner Publikationen und ihre Sichtbarkeit nachgedacht hat. Dieses Nachdenken ist genau das, was wir als Bibliothekare von unseren Wissenschaftlern erwarten, wenn wir über Open Access sprechen."
Dazu nehme ich wie folgt Stellung:
1. Nach Harnad ist das Selbstarchivieren schnell mit ein paar Tastenanschlägen ("few keystrokes") erledigt - ein Zeitproblem könnte also gar nicht vorliegen.
2. Es trifft nicht zu, dass jeder deutscher Bibliothekar über die ZfBB online verfügt. Mindestens die Bibliothek der RWTH Aachen hat keinen Online-Zugriff.
3. Steinhauer schreibt in der ZfBB nur für Bibliothekare? Die ZfBB ist natürlich auch interdisziplinär von Interesse, sie wendet sich ja ausdrücklich auch an Archivare. Archivare müssen aber in der Regel die wissenschaftliche Bibliothek, die ihre Fernleihen bearbeitet, persönlich aufsuchen, denn die ZfBB ist dort natürlich vorhanden. Eine Subito-Bestellung ist vergleichsweise teuer.
4. Wenn Klostermann keinen entsprechenden Vertrag schließt (bzw. AGB wirksam einbezieht), ist der Wunsch nach der WORD-Version nur ein frommer, rechtlich unbeachtlicher Wunsch. Wenn Steinhauer in Anbetracht von § 38 UrhG das Verlags-PDF selbstarchiviert, hat weder er noch ein ZfBB-Herausgeber Schlimmes zu befürchten.
5. Steinhauer verkennt, dass durch Volltextsuchmaschinen ein Mehrwert zustandekommt, wenn der Aufsatz gefunden wird, obwohl die Metadaten einschließlich Abstract ihn verborgen hätten.
6. Feinsinnige Überlegungen schön und gut. Es ist aber kontraproduktiv, die Wissenschaftler solche spekulativen Gedankengebäude anstellen zu lassen bei der Entscheidung des Selbstarchivierens. Die Devise kann nur lauten: ALLE Fach-Publikationen sofort nach Erscheinen in ein Repositorium!
http://archiv.twoday.net/stories/6400333/
http://archiv.twoday.net/stories/5921202/#6400306
thematisierten Problem:
"Auch das Selbstarchivieren ist ein Zeitproblem. Ich arbeite lieber an neuen Dingen. Open Access ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel der Sichtbarkeit und Kommunikation.
Was die ZfBB angeht, so hat jeder Bibliothekar die Zeitschrift zur Hand, gedruckt und online. Der Mehrwert eines selbstarchivierten Artikels in der von Klostermann gewünschten WORD-Version ist für die Zielgruppe des Aufsatzes daher gleich null. Wäre der gleiche Beitrag in einem abgelegenen Sammelband erschienen, ich hätte ihn schon längst online gestellt. Hier entfaltet Open Access einen echten Mehrwert, der den Aufwand lohnt.
Open Access Heuchelei eines Bibliothekars? Sehe ich nicht so. Eher eine überlegte Entscheidung von jemandem, der über die kommunikative Situation seiner Publikationen und ihre Sichtbarkeit nachgedacht hat. Dieses Nachdenken ist genau das, was wir als Bibliothekare von unseren Wissenschaftlern erwarten, wenn wir über Open Access sprechen."
Dazu nehme ich wie folgt Stellung:
1. Nach Harnad ist das Selbstarchivieren schnell mit ein paar Tastenanschlägen ("few keystrokes") erledigt - ein Zeitproblem könnte also gar nicht vorliegen.
2. Es trifft nicht zu, dass jeder deutscher Bibliothekar über die ZfBB online verfügt. Mindestens die Bibliothek der RWTH Aachen hat keinen Online-Zugriff.
3. Steinhauer schreibt in der ZfBB nur für Bibliothekare? Die ZfBB ist natürlich auch interdisziplinär von Interesse, sie wendet sich ja ausdrücklich auch an Archivare. Archivare müssen aber in der Regel die wissenschaftliche Bibliothek, die ihre Fernleihen bearbeitet, persönlich aufsuchen, denn die ZfBB ist dort natürlich vorhanden. Eine Subito-Bestellung ist vergleichsweise teuer.
4. Wenn Klostermann keinen entsprechenden Vertrag schließt (bzw. AGB wirksam einbezieht), ist der Wunsch nach der WORD-Version nur ein frommer, rechtlich unbeachtlicher Wunsch. Wenn Steinhauer in Anbetracht von § 38 UrhG das Verlags-PDF selbstarchiviert, hat weder er noch ein ZfBB-Herausgeber Schlimmes zu befürchten.
5. Steinhauer verkennt, dass durch Volltextsuchmaschinen ein Mehrwert zustandekommt, wenn der Aufsatz gefunden wird, obwohl die Metadaten einschließlich Abstract ihn verborgen hätten.
6. Feinsinnige Überlegungen schön und gut. Es ist aber kontraproduktiv, die Wissenschaftler solche spekulativen Gedankengebäude anstellen zu lassen bei der Entscheidung des Selbstarchivierens. Die Devise kann nur lauten: ALLE Fach-Publikationen sofort nach Erscheinen in ein Repositorium!
KlausGraf - am Montag, 28. Juni 2010, 00:03 - Rubrik: Open Access
CH. meinte am 2010/06/28 11:31:
"Few keystrokes"
Punkt 1 kann man so nicht stehen lassen. Auf Repositorien zu veröffentlichen ist (unnötig) zeitaufwendig. Wenn daher von der Veröffentlichung in einer Zeitschrift bis zur Publikation des Postprints in einem Repository ein paar Wochen vergehen, finde ich das zwar nicht toll, aber verständlich.Dem Rest kann ich zustimmen.
KlausGraf antwortete am 2010/06/28 12:09:
"Few keystrokes" sind ein Mythos
Bei mir selbst dauert es manchmal auch länger als wünschenswert. Mit Scannen (OCR mit grober manueller Durchsicht) und Ausfüllen des OPUS-Felds dauert ein längerer Aufsatz maximal eine Stunde, was in Anbetracht der Vorbereitungszeit und des publikationsbegleitenden Aufwands (Korrekturfahnen lesen, ggf. Anregungen der Gutachter einarbeiten, sofern Peer Review gegeben ist) aber nicht wirklich viel ist. Man sollte die Wissenschaftler daran gewöhnen, diesen Workflow ebenso selbstverständlich einzuplanen wie das Korrekturfahnenlesen, für das ja trotz aller Belastung letztlich dann doch immer Zeit ist.Ohne Scannen kann man bei einem final draft den ganzen Vorgang im OPUS-System auch in maximal 10 Minuten über die Bühne bringen, und das ist nun wirklich kein Zeitaufwand, der ins Gewicht fällt.
Am einfachsten wäre, die IRs würden Eprints per Mail akzeptieren und man müsste nur aus ein paar vorgegebenen Datenbanken (z.B. ZDB, bei Büchern DNB oder so) die Metadaten kopieren, während eine aufwändigere Erschließung das IR vornehmen würde, dann wären es wirklich nur ein paar Tastenanschläge. Aber häufig ist die Qualität der IR-Metadaten trotzdem unterirdisch schlecht.