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Seit 2009 verwahrt das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg die Materialien zur politischen Ikonographie und Ikonologie aus dem Nachlass des 2006 verstorbenen Historikers Reinhart Koselleck, während der schriftliche Nachlass in das Deutsche Literaturarchiv nach Marbach gelangt ist. Beide Institutionen haben die Aufgabe übernommen in enger Kooperation diese Dokumente der Wissenschaft zugänglich zu machen, Forschung dazu anzuregen und selbst zu betreiben. Nach der im Frühjahr 2009 in Marbach veranstalteten Tagung zum Thema „Sprache und Geschichte“ steht in Marburg vom 18.-20. November 2010 die Bildforschung des Historikers im Mittelpunkt. Unter dem von Reinhart Koselleck mitgeprägten und programmatisch vertretenen Begriff der „politischen Ikonologie“ sollen erste Einsichten zu dem bis dahin noch nicht erschlossenen Bestand in Marburg präsentiert werden, vor allem aber soll das Interesse des Historikers am Bild und seinem politischen Potenzial im weiteren interdisziplinären Feld der einschlägigen kunsthistorischen, historischen, ethnologisch-kulturwissenschaftlichen und philosophischen Debatten behandelt werden.
Die nach Marburg gelangten Bestände umfassen in der Hauptsache teils eigenhändige, teils aus anderen Quellen bezogene Fotografien und dazu gehörige Notizen zur Geschichte und Verbreitung des Kriegs- und Reiterdenkmals vorzugsweise in Europa. Die Schwerpunkte der eigenwillig geordneten, über Jahrzehnte zusammengetragenen Sammlung liegen in Deutschland und Frankreich. Zeitungsausschnitte, Postkarten und eigene Schnappschüsse zeugen vom umfassenden kunst- und kulturgeschichtlichen Interesse Kosellecks, aber auch von seiner bis in die Prozesse des Alltags reichenden Aufmerksamkeit für die politische Wirksamkeit von Bildern in Geschichte und Gegenwart. In einigen Aufsätzen hat Koselleck seine Überlegungen dazu ausformuliert, es haben Tagungen stattgefunden, deren Beiträge teilweise publiziert wurden. Viele Argumentationslinien sind aber erst angelegt und manche interessante Idee ist im Stadium einer Notiz verblieben.
Die sammelnde und kommentierende Auseinandersetzung des als Begriffshistoriker profilierten Forschers mit dem Bild in dessen politischer Funktion kann als Reaktion auf die von Koselleck früh erkannte und selbst erlebte Wirkmacht des Bildes verstanden werden. Deren Erforschung suchte er in der Zusammenarbeit mit Historikern und Kunsthistorikern immer wieder voranzutreiben. Der Nachlass zeugt von diesem die disziplinären Grenzen immer schon überschreitenden Erkenntnisinteresse, das in vieler Hinsicht heute aktueller ist denn je. Kosellecks Interesse an der politischen Instrumentalisierung des Bildes, beispielhaft greifbar im Denkmal, und seine damit zu verbindenden begriffsgeschichtlichen Überlegungen geben Anlass, über die Ursache und Wirkung politischer Bilder weiter nachzudenken. In den unterschiedlichsten Formen bedient sich auch heutige Politik – wie Politik seit jeher – der Bildmedien. Doch erhält dieses Feld im 21. Jahrhundert eine besondere Aktualität, indem die Bildmedien buchstäblich als Kriegsschauplätze genutzt werden. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 wird verstärkt diskutiert, inwiefern dergleichen Attentate nach Maßgabe ihrer visuellen Wirksamkeit in den Bildmedien geplant und durchgeführt werden. Die sogenannten neuen, asymmetrischen Kriege müssen als Phänomene der Globalisierung verstanden werden, die sich in einem Krieg der Bilder niederschlagen. Dies legt es nahe, eine Erforschung des politischen Bildgebrauchs aus den verschiedensten Blickpunkten und unter Einbeziehung unterschiedlicher geisteswissenschaftlicher Disziplinen zu betreiben.
Die Fragen, welche Reinhart Koselleck an das Bild richtete, an das politisch instrumentalisierte, in politischer Absicht geschaffene Kunstwerk, aber auch der Umgang, dener selbst mit Bildern pflegte, können in diesem Sinn Ausgangspunkt sein für eine historiographische Kontextualisierung und Aktualisierung einer an der Dimension des Politischen interessierten Kulturwissenschaft, welche das Bild in seiner politischen Aussage- und Gestaltungskraft im Sinne einer „politischen Ikonologie“ ernst nimmt.

Tagungsprogramm (Stand 2. August 2010)
Donnerstag, 18. November 2010
14.00 Begrüßung
14.15 Hubert Locher, Marburg, Politische Kommunikation. Für eine Geschichte der „politischen Sinnlichkeit“ nach Koselleck
1. Kosellecks (Bild-)Themen. Moderation: Frank Druffner, Marbach
14.45 Adriana Markantonatos, Marburg, Eine Sichtung der Bildsammlung Kosellecks aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
15.30 Kaffeepause
16.00 Dietrich Schubert, Heidelberg, Politische Ikonographie der Opfer - im Hinblick auf Denkmäler für 1914-18
16.45 Monika Flacke, Berlin, Geschichte ausstellen
Pause
18.00 Abendvortrag
Beat Wyss, Karlsruhe/ Zürich, Die Nachträglichkeit der Geschichte. Überlegungen zur ‚Sattelzeit’
Gemeinsames Abendessen der Referenten

Freitag, 19. November 2010
2. Politische Absicht in den Bildmedien. Moderation: Christian Bracht, Marburg
9.00 Simone Derix, Köln, Performative Bildpolitiken
9.45 Andreas Dörner, Marburg, Audiovisuelle Geschichtspolitik. Zur Konstruktion von Vergangenheiten im populären deutschen Fernsehfilm
10.30 Kaffeepause
11.00 Michael Diers, Berlin, Ereignis Bild. Fotografie, Politik und (Be-)Deutung
11.45 Godehard Janzing, Paris, Asymmetrische Gegenbilder
Mittagspause. Imbiss für die Referenten in den Räumen von Foto Marburg
3. Worte, Bilder und Ideen. Moderation: Hubert Locher, Marburg
14.30 Barbara Stollberg-Rilinger, Münster, Die vergessenen Bilder der Begriffsgeschichte
15.15 Ulrich Hägele, Tübingen, Fotografie, Heimat und Folklore. Zur visuellen Konstruktion nationaler Identität
16.00 Kaffeepause
16.30 Bettina Brandt, Bielefeld, Politische Sinnstiftung in Geschlechterbildern
17.15 Barbara Klemm, Frankfurt am Main, Der Anteil der Fotografin
Pause
19.00 Abendvortrag. Ulrich Raulff, Marbach: Das letzte Jahrhundert der Pferde. Historische Hippologie nach Koselleck
Empfang im Ernst-von-Hülsen-Haus, gemeinsames Abendessen der Referenten und Gäste

Samstag, 20. November 2010
4. Historiographischer Kontext. Moderation: Marcel Lepper, Marbach
9.00 Daniela Bohde, Frankfurt am Main, Politische Ikonologie im Nationalsozialismus
9.45 Jost Philipp Klenner, Berlin
Kugelmensch. Percy Ernst Schramms politische Ikonologie
10.30 Kaffeepause
11.00 Gerhard Paul, Flensburg, Politische Bilder und historisches Denken
11.45 Jörg Probst, Marburg, Ikonologie und Prognose
12.30 Schlussdiskussion und Resumée
Mittagsimbiss für die Referenten und Abschluss der Tagung
Am Nachmittag besteht die Möglichkeit zu einem geführten Rundgang im Bildarchiv

Verantwortlich:
Prof. Dr. Hubert Locher
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
Kontakt:
Adriana Markantonatos, Tel. 06421 / 28 23 603, markanta@fotomarburg.de
Jörg Probst, Tel. 06421 / 28 22 174, probst@fotomarburg.de
Anmeldung und Information:
Andrea Schutte, Tel. 06421 / 28 23 676; Fax 06421 / 28 28 931, schutte@fotomarburg.de
http://www.fotomarburg.de


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