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.... Am 11. September 1957 wurde in Thomas Alva Edisons Bibliothek hinter seinem Bett, das er während der Woche meist benutzte, eine hölzerne Kiste mit Phonographenwalzen gefunden, wovon einige zerbrochen waren. Die ehemals abschließbare Kiste mit fehlendem Henkel war schon zum Zeitpunkt der Auffindung an der Vorderseite stark beschädigt, offenbar wurde sie aufgebrochen. Auf dem Deckel ist das Wort „Edison“ sowie, kleiner und schwer zu erkennen „Wangemann“ etwas ungelenk eingeritzt. In der Kiste befindet sich oberhalb eines Hohlraumes für Zubehör ein Brett, auf dem in gleichmäßigem Abstand drei Reihen zu je sieben Zylinder aus Holz befestigt sind. Die Stirnseiten dieser Zylinder sind von 1 bis 21 durchgehend nummeriert und zusätzlich nahezu unleserlich bekritzelt. Die Walzen selbst sind nicht gekennzeichnet, offenbar erfolgte die Unterscheidung ursprünglich durch die Beschriftung der Zylinder, worauf die Walzen gesteckt waren. Laut der bei der Auffindung von 1957 angelegten Karteikarte mutmaßte man schon damals dass die Aufnahmen deutschsprachig wären.

Knapp 50 Jahre lang kümmerte sich niemand weiter darum. Erst im Jahr 2005 wurde die Kiste samt Inhalt erneut untersucht, die Walzen archivsicher verpackt und in die Sammlung des Edison National Historic Park in West Orange, New Jersey aufgenommen. Insgesamt katalogisierte man siebzehn Walzen, wovon aber nur zwölf zumindest teilweise abspielbar sind. Im Frühjahr 2011 überspielte und digitalisierte Gerald Fabris, Kurator am Edison National Historic Park diese zwölf Walzen und fragte den Medienhistoriker Patrick Feaster ob er ihm bei der Identifikation behilflich sein könnte.

Kurz darauf, am 20. Mai 2011, erhielt ich Nachricht von Patrick ob ich Interesse hätte, mir einige Phonographenwalzen, die in Europa zwischen 1889 und 1890 aufgenommen wurden, genauer anzuhören. Natürlich hatte ich das! Ich beschäftige mich wie Patrick schon seit Jahren mit frühen Aufnahmen und ihrer Geschichte. Fünf Tage später erhielt ich die Tondateien, zusammen mit einer ersten Übersicht des Inhaltes. Patrick war es anhand der Ansage auf den Walzen gelungen, zwei Sprachaufnahmen von Graf Helmuth von Moltke und eine Klavieraufnahme von dem österreichischen Pianisten Alfred Grünfeld zu identifizieren. In einigen zeitgenössischen Quellen ist der Inhalt der Aufnahmen von Moltkes auszugsweise wiedergegeben und war auch Patrick bekannt. Welchen Wortlaut die Moltke-Walzen jedoch tatsächlich hatten musste anhand der Tonaufnahme selbst geklärt werden, und auch die Identifikation und Transkription der neun übrigen Walzen, deren gesprochener beziehungsweise gesungener Inhalt zum Teil sehr schwer verständlich war, stand noch aus.

Nach dem ersten Durchhören konzentrierte ich mich zunächst auf eine Walze die laut Ansage in Friedrichsruh, dem Altersruhesitz von Fürst Otto von Bismarck, aufgenommen worden war. Der von mir transkribierte Inhalt deckte sich mit zeitgenössischen Presseberichten, so dass ich sicher bin die seit über einhundert Jahren verschollen geglaubte Walze von Fürst Bismarck identifiziert zu haben! Es ist seine einzige Tonaufnahme und von unschätzbarer historischer Bedeutung. Noch am 25. Mai 2011 schickte ich die Nachricht, dass ich Bismarck identifiziert hatte, zusammen mit einer ersten Transkription an Patrick Feaster.

In den folgenden Wochen und Monaten identifizierte und transkribierte ich den Inhalt der Walzen wie er in meinem folgenden Beitrag, der wichtige Stationen von Wangemanns Aufnahmereise durch Europa schildert, nachzulesen ist. Sie können elf der in der Kiste sicher gestellten Aufnahmen an der chronologisch richtigen Stelle hören. Eine zwölfte, Wangemanns Aufnahme von Johannes Brahms vom 2. Dezember 1889, im Jahr 1935 in Berlin von Walze auf Schallplatte kopiert, stammt aus meiner Sammlung.

Ich möchte an dieser Stelle ganz besonders Norman Bruderhofer danken, einem Experten für die Überspielung früher Tonaufnahmen. Dank seiner Nachbearbeitung einiger Tondateien war es mir erst möglich den Inhalt, soweit möglich, zu transkribieren. ...."

Verwendung des Materials nur unter vollständiger Nennung dieser
Quelle mit Link (The Cylinder Archive - [ http://www.cylinder.de ])
Quelle: The cylinder archive, 30.01.2012 mit vielen O-Tönen.

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