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Wikisource transkribiert gerade diesen kurzen Briefroman des ostschwäbischen Publizisten, nachdem ein recht günstiges Digitalisat der British Library durch Wikimedia Deutschland finanziert werden konnte. Das Stadtarchiv Aalen hatte sich mehrfach geweigert, eine Kopie der Schrift abzugeben. Die UB Bern bestand auf einem Copyfraud-Revers.

http://de.wikisource.org/wiki/Bertha_von_W%C3%B6llstein
Scans:
http://de.wikisource.org/wiki/Index:Bertha_von_Woellstein.djvu

Zur Resonanz in den damaligen Rezensionsjournalen siehe einhorn-Jb. 2005, S. 122
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/14550/

Rezension in der Neuen Allgemeinen Deutschen Bibliothek:
http://www.ub.uni-bielefeld.de/cgi-bin/neubutton.cgi?pfad=/diglib/aufkl/nadb/255953&seite=00000200.TIF&werk=Zeitschriften+der+Aufklaerung

Wie auch im "Ulrich von Rosenstein" ist der Text stark mit Lokalkolorit aus dem oberen Remstal angereichert.

Eine Kostprobe: "Der Zug gieng schnell über die Ebene fort, und zu Horn wieder ins Thal hinunter. Je näher wir dem Gotteshause kamen, je gepreßter fühlte ich mein Herz. Als wir längst dem Flusse hinfuhren, erwachte in meiner Seele sogar der Gedanke, ob ich nicht vom Wagen springen, und mich im Wasser ersäufen sollte? Ich entsetzte mich selbst ob diesem Gedanken, den ein böser Geist mir eingegeben hatte. – Du weißt, daß nicht [65] weit davon, auf der Haide zu Schönhart der Böse um Mitternacht sein Wesen treibt – und fieng an mit den Magd das Credo mit lauter Stimme wieder zu beten. Aber hier, wo meine Noth am größten war, war die Hülfe nur am nächsten.

Links, hart am Wege, fließt in einem tiefen steinigten Grunde die Lein; rechts senkt sich ein waldigter Hügel, bis an den Weg herab. Hinter uns und vor uns waren wir mit dichtem Gebüsche umgeben. Jenseits der Lein aber sahen wir ins Freie, wo etliche arme Leute ihre Stiere auf der Wiese weideten. Hirnheim ritt vor dem Wagen, und die beiden Knappen hinter uns."

Besonders bemerkenswert ist an dieser Passage der Hinweis auf dämonische Aktivitäten auf der Schönhardter Heide (bei Iggingen). 1927 veröffentlichte Georg Stütz "Der Hexentanz auf der Schönhardter Heide" nach eigenen Angaben aus dem Volksmund:

http://archiv.twoday.net/stories/16578482/

Der Sagentext ist online in einem schuldidaktischen Projekt verfügbar:

Der Hexentanz auf der Schönhardter Heide

Schon immer erzählten die alten Leute von Schönhardt viel vom Hexentanz auf der
Heide, aber die Jüngeren wollten so etwas nicht glauben und lachten darüber. Ganz
besonders tat dies ein früherer Feldschütz, ein heller Kopf und waghalsiger Mann. Da
aber die Alten zu seinen Reden bedenklich die Köpfe schüttelten, so begab er sich in
der kommenden Nacht leibhaftig auf den Hexentanzplatz und wartete da bis Mitternacht. Es kam, wie er gedacht: nichts war zu sehen, nichts zu hören. Am nächsten
Tag machte er nochmals die Runde. Unter klarem Sternenhimmel erwartete er wiederum die Geisterstunde. Da, als es 12 Uhr schlug, ging ein wildes Johlen und Musizieren los, und neben ihm standen plötzlich eine hagere, bocksnasige Weibsgestalt
in schwarzem Reifrock und ein dürrer, langbeiniger Mann in langem schwarzem
Rock und hohem Hut. Diese würgten, kratzten und schlugen den Feldschützen und
nahmen ihn unter entsetzlichem Blitzen und Donnern mit in die Luft, um ihn dann an
einem Waldrand wieder auf den Boden zu setzen. Verstört und todmüde kam er
heim. Den Hexentanz wollte er von da an nicht mehr sehen.

http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/epochen/neuzeit/krisen/hexen_schwgmnd/d4.pdf

Eine schriftliche Bezeugung dieser Sage aus dem 19. Jahrhundert ist nicht bekannt. Es ist nicht anzunehmen, dass Pahl die Hexentanz-Tradition erfunden oder sein vermutlich bald vergessenes Werk nennenswerten Einfluss auf die Sagenüberlieferung ausgeübt hat. Sagen sind zwar keine uralte mündliche Tradition, wie ältere Klischees annehmen wollten, aber in diesem Fall bin ich geneigt, eine etwas längere - über 100 Jahre währende - lokale mündliche Überlieferung zuzugestehen.

Pahls Ritterromane waren im Gmünd-Aalener Raum womöglich präsenter als es auf den ersten Blick den Anschein hat, wie sich aus einem Nachtrag zu meinem Aufsatz 2005 ergibt. Heidrun Irre: Emanuel Gottlieb Leutze und seine schwäbische Heimat, in: einhorn-Jb. 2008, S. 101-126, hier S. 118f. bespricht das mir unbekannt gebliebene Ölgemälde des in die USA ausgewanderten Malers "Licht und Schatten" von 1856 (Fogg Art Museum der Harvard-University). Dargestellt wird eine Ritterszene aus Pahl "Ulrich von Rosenstein" (1795): Der schurkische dänische Ritter Hans Oelf erhält die Vorladung vors Feme-Gericht wegen seiner niederträchtigen Machenschaften. Er wird von seiner Vergangenheit eingeholt und wird für seine Untat büßen müssen. Leutze stellt in dem in Düsseldorf entstandenen Gemälde, das die Architektur des Esslinger Rathauses aufgreift, den hellen Hintergrund mit einer Szene des Familienglücks ("Licht") dem dunklen Vordergrund gegenüber, der die Vorladung zeigt ("Schatten").

Zum Gemälde:
http://siris-artinventories.si.edu/ipac20/ipac.jsp?&profile=all&source=~!siartinventories&uri=full=3100001~!221099~!0
http://www.harvardartmuseums.org/collection/detail.dot?objectid=2007.224

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