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Aus dem Spiegel: " ... Die größte Aufmerksamkeit jedoch wird sicher der Text "Ein Sturz" erregen, 39 Seiten, die Jelinek speziell für das Schauspiel Köln geschrieben hat, als Reaktion auf den Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009, bei dem zwei Menschen starben und massenhaft wertvolle Dokumente zerstört wurden.

Profitgier trifft Finanznot

Im Zentrum von "Ein Sturz" steht ein Chor, der keine Verantwortung übernehmen will, sondern die Schuld Erde und Wasser zuweist, also der Natur. Es geht um Profitgier und die Finanznot der Kommunen, um das Sparen am falschen Ende und um Baufirmen, die noch an der Katastrophe verdienen; von den Menschenleben und den historischen Schätzen hingegen ist nur am Rande die Rede. Der bitterböse, ironische Text - eine "Tragödientravestie" nennt Beier ihn - soll am Ende der Inszenierung stehen, als eine Art Satyrspiel, das als komische Entlastung auf die ernste Tragödie folgt.

Der Name Karin Beier steht bislang vor allem für psychologisches Theater, das rhythmisch exakt austariert ist, für eine exakte Arbeit mit den Schauspielern. Bislang noch nie hat sie Textflächen wie jene von Jelinek inszeniert: ohne Figuren und Dialoge und Psychologie, eher kühl intellektuell als emotional aufwühlend. "Es war für Beier die Entdeckung eines neuen Kontinents", sagt ihre Chefdramaturgin Rita Thiele. ..."
KlausGraf meinte am 2010/10/24 20:33:
Überschrift geändert
Ich habe mir erlaubt, der Nobelpreisträgerin den vollen Vornamen zu spendieren.

Thema: eigentlich konzis treffend. Oder nicht? ICH klaubs.

Hm. Da üb ich aber lieber noch etwas :-( 
Wolf Thomas (Gast) meinte am 2010/10/31 11:42:
Premierenbericht auf WDR.de:
http://www.wdr.de/themen/kultur/theater/schauspielhaus_koeln/101030.jhtml 
KlausGraf antwortete am 2010/11/01 17:24:
Zitat
"Nach der Pause folgt die Lokalposse über die Ruinenbaumeister. Kathrin Wehlisch stürzt sich nackt in Wasser, Farbe und Modder, verwandelt sich in die misshandelte Erde selbst. Während die anderen mit Laptops, Telefonen und Schreibmaschinen hantieren. Aus den Geräten tönen Stimmen, Jelinek gießt scharfen Spott über die Stadtverwaltung aus. Niemand will schuldig sein und Verantwortung übernehmen, der Oberbürgermeister und seine Untertanen labern und wabern, verschleiern und eiern herum. Wie die "Götter" der Bauindustrie. Die eingespielten Originaltöne entpuppen sich als schräge Dokumente bodenloser Hilflosigkeit.

Viele Texte sprechen die Schauspieler im Hinterggrund in Mikrofone, andere sind per Toneinspielung zu hören. Kaum lässt sich erkennen, wo wer gerade redet. Alle Versuche, Elfriede Jelinek zum Verstummen zu bringen, scheitern. Wütende Männer schmeißen Telefone in einen Mülleimer und Radios in ein Wasserloch, nichts hilft. Von irgendwo her tönt wieder Text, Jelineks "Ein Sturz" ist nicht zu bremsen. Unterdessen schwappt das Loch lagsam über, die Bühne füllt sich mit nassem Schlamm. Bis ein wildes Rutschen, Platschen und Fallen einsetzt. Eine Gesellschaft verliert jeden Halt, während die Erde längst tot im Wasserloch liegt. Ein weiteres Opfer menschlichen Bauwahns - in Köln, Kaprun und anderswo." 
 

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