Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
Die folgende Zusammenstellung für eine quellenkundliche Übung hilft womöglich auch anderen Interessenten. Ergänzungen sind willkommen.

Basisliteratur: Arnold Esch: Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers, in: Historische Zeitschrift, 240 (1985), S. 529–570. Online:
http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/z/zsn2a044421.pdf
Zusammenfassung:
http://www.ankegroener.de/?p=20913

***

Überlieferungsbildung

Gedächtnisinstitutionen: Archive, Bibliotheken, Museen
https://de.wikipedia.org/wiki/Ged%C3%A4chtnisinstitution

Archive

Landesarchiv NRW darf nur 1 % der Unterlagen übernehmen.

Archivische Bewertung:
http://archiv.twoday.net/topics/Bewertung/

"Unnütze Papiere" des Staatsarchivs Bern

Bibliotheken

Pflichtexemplare an Deutsche Nationalbibliothek und Regionalbibliotheken sollen gesamte deutsche Buchproduktion sichern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pflichtexemplar

Aber:
http://redaktionsblog.hypotheses.org/1644

Literaturarchive, Vorlässe/Nachlässe

https://de.wikipedia.org/wiki/Literaturarchiv

Zum Vorlass-Handel
http://archiv.twoday.net/stories/776250677/

Fotografien

Bildarchive und Bildagenturen

http://www.fotostoria.de/?page_id=72
https://de.wikiversity.org/wiki/Bildrecherche

Rundfunk und Fernsehen, Filme

60-80 % aller je gedrehten Filme müssen als verloren gelten
Lersch/Stöber 2005, S. 213 ohne Beleg
http://www.jstor.org/stable/20852369 (lizenzpflichtig)

Bundesarchiv Filmarchiv
https://www.bundesarchiv.de/bundesarchiv/organisation/abteilung_fa/index.html.de

Museen sind Sacharchive, haben aber nichts, was der Anbietungspflicht gegenüber den Archiven und dem bibliothekarischen Pflichtexemplar entspricht.

"Archive von unten"
Überwiegend nicht von der öffentlichen Hand getragene, in vielen Fällen aber von der öffentlichen Hand bezuschusste Institutionen
http://archiv.twoday.net/topics/Archive+von+unten/
http://archiv.twoday.net/stories/126758/ (Stand 2004)

***

Überlieferungsverluste durch Katastrophen

Bibliothek von Alexandria: "Wann die Bibliothek zerstört wurde, ist ungeklärt"
https://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothek_von_Alexandria

Im August 1870 vernichtete deutscher Artilleriebeschuss die traditionsreiche Straßburger Stadtbibliothek. Über 8000 Handschriften und Inkunabeln gingen zugrunde.
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8455/1/Bibliothekspolitik_BNU.pdf

Zahreiche Archive (z.B. Staatsarchive Darmstadt und Hannover) und Bibliotheken erlitten im Zweiten Weltkrieg große Verluste.

UB Münster:
"Die Bombenkatastrophe vom Palmsonntag (25. April) 1945 haben (nach Bänden gezählt) nur 53 mittelalterliche von vielleicht 480 überstanden. Vermutlich hat die Bibliothek zu diesem Zeitpunkt insgesamt an die 1.500 mittelalterliche Codices und neuzeitliche Manuskripte besessen."
http://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/handschriften/handschriften.html

Im September 2004 vernichtete ein Brand einen Teil des Buchbestands der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar
https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogin_Anna_Amalia_Bibliothek

Im März 2009 stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein
https://de.wikipedia.org/wiki/Historisches_Archiv_der_Stadt_K%C3%B6ln#Einsturz_des_Archivs

***

Ideologisch motivierte Kulturgut- bzw. Quellenzerstörung

Bücherverbrennungen (am bekanntesten: die Bücherverbrennung der Nazis 1933)
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCcherverbrennung

2001 zerstörten die Taliban die Buddha-Statuen in Bamyan in Afghanistan
https://de.wikipedia.org/wiki/Buddha-Statuen_von_Bamiyan

2012 begannen islamistische Milizen, die berühmten Manuskripte von Timbuktu zu verbrennen. Der größte Teil dieser unersetzlichen Dokumente konnte jedoch in einer Geheimoperation gerettet werden
http://jonathanfischer.wordpress.com/2014/04/08/die-manuskripte-von-mali-ein-fragiler-schatz-eva-brozowsky-restauriert-in-mali-hunderttausende-altertumliche-handschriften-im-interview-spricht-sie-uber-ihren-unschatzbaren-wert-die-dramatische-r/
http://archiv.twoday.net/search?q=timbuktu

***

Gezielte Vernichtung von Registraturgut

"Bundeslöschtage" am Ende der Regierung Helmut Kohl 1998
https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesl%C3%B6schtage
http://archiv.twoday.net/search?q=bundesl%C3%B6schtage

Vernichtung von Personalakten früherer NS-Leute durch den BND 2007
http://archiv.twoday.net/stories/52160768/

Großbritannien hat Kolonialakten gezielt vernichtet, um eigene Verbrechen zu vertuschen
http://archiv.twoday.net/stories/129660962/

***

Vernichtung von privaten Sammlungen durch ihre Zerstreuung

Sir Thomas Phillips (1792-1872) hatte mit 40.000 Drucken und 60.000 Manuskripten die größte Privatsammlung aller Zeiten zusammengetragen. Sie wurde nach seinem Tod auseinandergerissen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Phillipps

1994 und 1999 bzw. in den Folgejahren wurde der Druckschriftenbestand der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek einschließlich der unersetzlichen Bibliothek des Sammlers Joseph von Laßberg im Handel zerstreut.
http://web.archive.org/web/20131228042935/http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/don.htm

2012 wurde die im Stadtarchiv Stralsund aufbewahrte Gymnasialbibliothek der Hansestadt an einen Antiquar verkauft, nach massiven öffentlichen Protesten und einem Fachgutachten jedoch wieder zurückgeholt.
http://kulturgut.hypotheses.org/334
http://archiv.twoday.net/search?q=stralsund

Weitere Beispiele:
http://kulturgut.hypotheses.org/382
https://docs.google.com/document/d/1j2fQxZxJir1mTytZ0EMpTFZGVW6aDbi96Db3cdC2a-U/

Update:
http://archiv.twoday.net/stories/967548865/

Historienbild von Paul Thurmann (gest. 1908): Luther verbrennt die Bannandrohungsbulle
Dietmar Bartz meinte am 2014/05/19 16:16:
Globale Verluste im 20. Jh.
überwiegend Bibliotheken, neben der chronologischen Darstellung auch die Ländertabelle (S. 57) beachten

http://www.unesco.org/webworld/mdm/administ/pdf/LOSTMEMO.PDF

und hier

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_destroyed_libraries

zu wenig bekannt, im August 100 Jahre her:

https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4tsbibliothek_L%C3%B6wen


Unveröffentlichte Notizen dieses Beiträgers aus der Zeit des Kölner Einsturzes von 2009:

Vom 9. bis 11. Februar 1946 überschwemmte die Leine zwei Meter hoch das teilzerstörte Hauptstaatsarchiv Hannover. Drei bis vier Kilometer Akten und Urkunden, die gerade unzerstört aus Bergwerken zurückgekommen waren und auf dem Boden lagerten, verschlammten, trockneten zu ziegelsteinähnlichen Gebilden und verpilzten. Fünf Personen werden für die Wiederherstellung der letzten 100 bis 200 Regalmeter noch bis 2013 brauchen. Gegen den Pilz sind fünf Stellen auf zehn Jahre bewilligt.

Im Bombenangriff vom 15. März 1945 auf Hannover sank ein Motorschiff mit 20.000 Archiveinheiten (500 Regalmetern) evakuiertem Schriftgut aus dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Geborgen, aber unsachgemäß getrocknet und verschimmelt, verblockten die Bände zu harten Klötzen, die seither „Kahnakten“ heißen. 1976 begann ihre Restaurierung, anfangs mit sechs, jetzt noch mit drei Stellen. Derzeit sind die letzten 2000 Bände in Behandlung.

Am 21. Oktober 1961 brannte die Burg Trausnitz mit dem Staatsarchiv für Niederbayern ab; drei Feuerwehrleute starben. 10.000 Archiveinheiten waren betroffen, von denen je ein Drittel total zerstört, unrettbar beschädigt oder restaurierbar war. 1000 Einheiten aller Erhaltungsstufen haben die Archivare schlicht vergessen, 250 Kartons, rund 50 Regalmeter. Erst kürzlich kamen sie in einem Magazin wieder zum Vorschein. Sie werden verfilmt, eine Restaurierung ist zu teuer.

Die Arno-Flut vom 4. November 1966 überschwemmte und verschmutzte auch mehr als 20 der 60 Regalkilometer Schriftgut im Staatsarchiv von Florenz, dazu 30 Kirchenarchive und 1,2 Millionen Bücher der Nationalbibliothek. Kurzerhand wurden die Bestände in Zigarrenfabriken und Getreideverarbeitungsanlagen schnellgetrocknet.

Die Birthler-Behörde, die die Akten der Stasi verwaltet, sitzt auf knapp 16.000 Säcken mit Papierschnipseln, von Stasi-Leuten 1989/90 aus sieben bis acht Regalkilometern Akten gemacht. 25 Beschäftigte brauchten neun Jahre, um den Inhalt von 335 Säcken zu rekontruieren. Jetzt sind es 400 Säcke. Mit weiteren 400 soll ein Pilotverfahren die digitale Rekonstruktion per Computer erlauben. Funktioniert es, könnten die restlichen 15.000 Säcke bis 2013 erschlossen sein.

Beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar am 2. September 2004 wurden 50.000 Bände zerstört. Von den 62.000 beschädigten hatten 34.000 Wasser- und Hitzeschäden; davon sind bisher 20.000 restauriert. Von den 28.000 Bänden mit Brandschäden, den sogenannten Aschebüchern, sind 8000 mit erhaltenem Textspiegel restaurierbar, bei den restlichen werden nur handschriftliche Fragmente gesucht. Abschluss im Jahr 2015. 
KlausGraf antwortete am 2014/05/19 16:52:
Vielen Dank für die Ergänzungen
Dietmar Bartz antwortete am 2014/05/19 16:55:
Soeben festgestellt
Ich hatte die Notizen doch veröffentlicht:

http://www.taz.de/!33392/

Hier ganz knapp erwähnt::

http://archiv.twoday.net/stories/5647201/ 
KlausGraf meinte am 2014/05/25 00:15:
Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/366180/

"Die Geschichte des Archivs ist die Geschichte der menschlichen Gedächtnissysteme und ihrer fragilen Materialien, von den Tontafeln der Sumerer bis heute. Als solche ist sie eine Geschichte des Bewahrens - und ein Verzeichnis von Katastrophen. Hinter jedem Bibliotheksbrand erhebt sich der Schatten von Alexandria. Am Beginn des modernen französischen Archivwesens steht der Verlust der Reisekanzlei Philipp Augusts in der Schlacht von Frétéval im Jahr 1194." (Ulrich Raulff, 2004) 
KlausGraf meinte am 2014/05/28 15:36:
Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/894825230/ 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma