Aufgrund breiterer Quellen- und Literaturkenntnis und aufgrund strikterer Beachtung der Herolds-Hierarchie möchte ich meine Hypothese, Jörg Rüxner (alias Rugen, Jerusalem, Brandenburg) sei mit dem 1495 in Worms auftretenden königlichen Persevanten Jörg Elässer identisch, zurückziehen.
Ich knüpfe an meine Argumentation und die Belege in
http://archiv.twoday.net/stories/11475805/
an.
Die Belege zu Rüxner finden sich unter
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7140/
Das Hierarchie-Argument:
http://archiv.twoday.net/stories/96991398/
Rüxner nennt sich bis 1505 stets Persevant, als Herold ("ernhalt") erscheint er erstmals in der 1505 entstandenen Beschreibung des Kölner Reichstags. Im autographen Wiener Cod. 2799 nennt er sich 1515 erstmals König der Wappen (und gradierter Ernhalt auf Brandenburg, was immer das ist).
Da der ehemalige königliche Persevant Jörg Elsässer von Maximilian am 8. Oktober 1495 ausdrücklich als Herold bezeichnet wird, kann er - der Heroldshierarchie zufolge - nicht mit dem erst 1505 zum Herold promovierten Rüxner identisch sein.
Schon auf dem Regensburger Reichstag 1471 begegnet ein Herold Elsas des Erzherzogs Sigmund von Tirol (RTA ältere Reihe Bd. 22,2, 1999, S. 541) bzw. "Jorgen Elsess herzog Sigmunds zu Osterreich herolt" (ebd., S. 947). Wäre das Rüxner, müsste er - 1526 letztmals sicher zu belegen - recht alt geworden sein. Aber es gibt Gründe, in diesem Jörg Elässer nicht den späteren Persevanten zu sehen.
Der Herold ist mit dieser Bezeichnung in zwei Quellen 1471 bezeugt, ein Irrtum scheidet zwar nicht ganz aus, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn noch ein zweites Argument kommt zu Hilfe, wenn es darum geht, einen älteren Herold von einem jüngeren Persevanten zu trennen. Am 16. September 1486 (RTA mittlere Reihe Bd. 1, 1989, S. 662f. Nr. 656) empfiehlt Kaiser Friedrich III. den zur Besprechung verschiedener Angelegenheiten zu Sigmund gesandten kaiserlichen Persevanten Jörg Elsässer: Dieser habe sich um die Belange des Hauses Österreich bereits sehr verdient gemacht. Es ist nicht anzunehmen, dass Friedrich seinem Verwandten eine Person in dieser Weise ans Herz legte, die dem Adressaten bereits 15 Jahre zuvor als Herold gedient hatte. Beide Argumente lassen es als plausibel erscheinen, einen älteren und einen jüngeren Herold Elässer zu unterscheiden.
Eine recht absurde Vorstellung von "bekannt" kultivierte Gerhard Pietzsch, Archivalische Forschungen zur Geschichte der Musik an den Höfen der Grafen und Herzöge von Kleve-Jülich-Berg (Ravensberg) bis zum Erlöschen der Linie Jülich-Kleve im Jahre 1609 (1971), S. 62f. als er vom "bekannten" Herold Jorg Elsass sprach, der Erzherzog Sigmund, Kaiser Friedrich III. und König Maximilian gedient habe. Dass ihm aufgrund seiner intensiven Quellenstudien (etwa in den Augsburger Baumeisterbüchern, aber auch in unzähligen anderen Quellen) diese Person gut vertraut war, mag sein. Aber von einem "Forschungsstand" kann man ganz und gar nicht sprechen (Elässer fehlt z.B. in Heinigs Herolde-Aufsatz). Pietzsch gibt leider nur einen einzigen Beleg zu dem "bekannten" Elsässer, nämlich Staatsarchiv Nürnberg Rep. 54, Nr. 18, Bl. 237v zu 1479: "Jorgen Elsasser herolt". Das wäre also noch der ältere Elsässer. Ob er später noch bezeugt ist, wusste vielleicht Pietzsch - ich kann die mir bekannten jüngeren Belege nur auf den Persevanten beziehen, der als Herold erstmals 1495 erscheint (zugleich sein letzter Beleg).
Pietzsch zitiert einen Geleitbrief Herzog Wilhelms von Jülich-Berg vom Juli 1494 für "Jorghe Elsaisser, bewyser des brieffs, mancherley koenygen ind fuirstenhoue erfaren ind sich dermaissen daselffs gehalden hait dat he sulcher gunst erfolgen mocht wirdig geschatzt zo werden mit edem tytell ind namen wapen genoiss mit dem he wyder ind mere heymsoechonge ind erfaronge verdienen mocht hyralt zo werden". Elässer wolle viele Reiche sehen, um erfahrener wiederzukehren (HStA Düsseldorf Jülich-Berg I Nr. 69/30 = Bl. 30-31 nach Nijsten, Shadow of Burgundy, 2003, S. 178f. mit ionghe statt Jorghe). Natürlich konnte Pietzsch diese Person nicht mit dem älteren Herold gleichsetzen, weil ja ausdrücklich in der Quelle stand, dass er erst Herold werden wollte. Er dachte daher an einen Verwandten (Sohn?).
In Augsburg erscheint 1511 ein Herold Jörg des Herzogs von Jülich (Pietzsch S. 63). Ich halte es für viel zu hypothetisch, diesen mit dem Elsässer von 1494 gleichzusetzen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich 1511 um Rüxner gehandelt hat, der ja bei vielen Herren ein und aus ging. Die fragmentarische Überlieferung zu Heroldsnamen verleitet dazu, bei gleichen Vornamen oder Amtsnamen an eine Kontinuität im Sinne einer "Festanstellung" zu denken.
Könnte der Jülicher Jörg Elsässer von 1494 der königliche Persevant sein? Ein Jahr später wollte dieser als Herold in die weite Welt: "KM gibt seinem Herold Georgio Elsas Heraldo einen Empfehlungsbrief an alle Kge, Fsten, Hge, Gfen etc.: Georg Elsaß hat die Absicht, das Hl. Grab in Jerusalem zu besuchen und verschiedene Teile der Welt zu bereisen, um die Sitten der Höfe, deren tapfere Taten (fortia gesta), ihre Wappen und alles, was zu seinen Pflichten gehört, zu erkunden. Wormatie 8. Octobris 1495." Von einem Dienstverhältnis spricht die Jülicher Quelle anscheinend nicht, obwohl es für Pietzsch plausibel war, ihn als Jülicher Herold aufzufassen. Dass die sich ähnlichen Empfehlungsbriefe von 1494/95 sich auf zwei verschiedene Personen, die beide Jörg Elsässer hießen, beziehen, halte ich für eher unwahrscheinlich. Wenn man das trotzdem annehmen möchte und zugleich meiner Argumentation, dass es einen Herold Sigmunds Jörg Elsässer und einen davon verschiedenen Persevanten Jörg Elsässer gab, folgen, hätte man mit drei Personen des Namens zu rechnen!
Ich hatte ja argumentiert, dass der Persevant Jörg Rugen = Rüxner, der ja anscheinend Graf Eberhard im Bart auf dem Wormser Reichstag über die Reichsverfassung unterrichtete, mit dem Persevanten Elsässer identisch sein muss, wenn er in der Teilnehmerliste aufgeführt sein sollte (ausschließen wollte ich den Wind-Gesellschaftsknecht Jörg von Giengen, der wohl mit dem 1487 RTA mR Bd. 2, 2001, S. 661 auftretenden Jorg Aman, Wind-Gesellschaftsknecht identisch ist). Wenn Rüxner und Elsässer aber verschiedene Personen sind, was ich jetzt annehmen möchte, wird man zu folgern haben, dass entweder Rugen in der Teilnehmerliste vergessen wurde (etwa weil er nur zeitweilig anwesend war) oder dass er gar nicht anwesend war. Rüxner könnte ja beispielsweise aus Heidelberg eine schriftliche Äußerung an Eberhard gesandt haben.
Aber bei solchen Bastelarbeiten sollte man immer im Auge behalten, dass angesichts der schlechten Quellenlage bzw. der schlechten Erschließung der allzu verstreuten Quellen jede neue Quelle die bisherigen Konstruktionen wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lassen kann.
Nachtrag: Zu den Belegen für den Persevanten Elsässer kommt der bislang älteste hinzu:
Jörig Elsasser persinant (sic!) 1480 August 2
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jbksak1900/0312
Ein Herold Elsosser auf der Landshuter Hochzeit 1475:
http://archiv.twoday.net/stories/1022403203/
#forschung
Ich knüpfe an meine Argumentation und die Belege in
http://archiv.twoday.net/stories/11475805/
an.
Die Belege zu Rüxner finden sich unter
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7140/
Das Hierarchie-Argument:
http://archiv.twoday.net/stories/96991398/
Rüxner nennt sich bis 1505 stets Persevant, als Herold ("ernhalt") erscheint er erstmals in der 1505 entstandenen Beschreibung des Kölner Reichstags. Im autographen Wiener Cod. 2799 nennt er sich 1515 erstmals König der Wappen (und gradierter Ernhalt auf Brandenburg, was immer das ist).
Da der ehemalige königliche Persevant Jörg Elsässer von Maximilian am 8. Oktober 1495 ausdrücklich als Herold bezeichnet wird, kann er - der Heroldshierarchie zufolge - nicht mit dem erst 1505 zum Herold promovierten Rüxner identisch sein.
Schon auf dem Regensburger Reichstag 1471 begegnet ein Herold Elsas des Erzherzogs Sigmund von Tirol (RTA ältere Reihe Bd. 22,2, 1999, S. 541) bzw. "Jorgen Elsess herzog Sigmunds zu Osterreich herolt" (ebd., S. 947). Wäre das Rüxner, müsste er - 1526 letztmals sicher zu belegen - recht alt geworden sein. Aber es gibt Gründe, in diesem Jörg Elässer nicht den späteren Persevanten zu sehen.
Der Herold ist mit dieser Bezeichnung in zwei Quellen 1471 bezeugt, ein Irrtum scheidet zwar nicht ganz aus, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn noch ein zweites Argument kommt zu Hilfe, wenn es darum geht, einen älteren Herold von einem jüngeren Persevanten zu trennen. Am 16. September 1486 (RTA mittlere Reihe Bd. 1, 1989, S. 662f. Nr. 656) empfiehlt Kaiser Friedrich III. den zur Besprechung verschiedener Angelegenheiten zu Sigmund gesandten kaiserlichen Persevanten Jörg Elsässer: Dieser habe sich um die Belange des Hauses Österreich bereits sehr verdient gemacht. Es ist nicht anzunehmen, dass Friedrich seinem Verwandten eine Person in dieser Weise ans Herz legte, die dem Adressaten bereits 15 Jahre zuvor als Herold gedient hatte. Beide Argumente lassen es als plausibel erscheinen, einen älteren und einen jüngeren Herold Elässer zu unterscheiden.
Eine recht absurde Vorstellung von "bekannt" kultivierte Gerhard Pietzsch, Archivalische Forschungen zur Geschichte der Musik an den Höfen der Grafen und Herzöge von Kleve-Jülich-Berg (Ravensberg) bis zum Erlöschen der Linie Jülich-Kleve im Jahre 1609 (1971), S. 62f. als er vom "bekannten" Herold Jorg Elsass sprach, der Erzherzog Sigmund, Kaiser Friedrich III. und König Maximilian gedient habe. Dass ihm aufgrund seiner intensiven Quellenstudien (etwa in den Augsburger Baumeisterbüchern, aber auch in unzähligen anderen Quellen) diese Person gut vertraut war, mag sein. Aber von einem "Forschungsstand" kann man ganz und gar nicht sprechen (Elässer fehlt z.B. in Heinigs Herolde-Aufsatz). Pietzsch gibt leider nur einen einzigen Beleg zu dem "bekannten" Elsässer, nämlich Staatsarchiv Nürnberg Rep. 54, Nr. 18, Bl. 237v zu 1479: "Jorgen Elsasser herolt". Das wäre also noch der ältere Elsässer. Ob er später noch bezeugt ist, wusste vielleicht Pietzsch - ich kann die mir bekannten jüngeren Belege nur auf den Persevanten beziehen, der als Herold erstmals 1495 erscheint (zugleich sein letzter Beleg).
Pietzsch zitiert einen Geleitbrief Herzog Wilhelms von Jülich-Berg vom Juli 1494 für "Jorghe Elsaisser, bewyser des brieffs, mancherley koenygen ind fuirstenhoue erfaren ind sich dermaissen daselffs gehalden hait dat he sulcher gunst erfolgen mocht wirdig geschatzt zo werden mit edem tytell ind namen wapen genoiss mit dem he wyder ind mere heymsoechonge ind erfaronge verdienen mocht hyralt zo werden". Elässer wolle viele Reiche sehen, um erfahrener wiederzukehren (HStA Düsseldorf Jülich-Berg I Nr. 69/30 = Bl. 30-31 nach Nijsten, Shadow of Burgundy, 2003, S. 178f. mit ionghe statt Jorghe). Natürlich konnte Pietzsch diese Person nicht mit dem älteren Herold gleichsetzen, weil ja ausdrücklich in der Quelle stand, dass er erst Herold werden wollte. Er dachte daher an einen Verwandten (Sohn?).
In Augsburg erscheint 1511 ein Herold Jörg des Herzogs von Jülich (Pietzsch S. 63). Ich halte es für viel zu hypothetisch, diesen mit dem Elsässer von 1494 gleichzusetzen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich 1511 um Rüxner gehandelt hat, der ja bei vielen Herren ein und aus ging. Die fragmentarische Überlieferung zu Heroldsnamen verleitet dazu, bei gleichen Vornamen oder Amtsnamen an eine Kontinuität im Sinne einer "Festanstellung" zu denken.
Könnte der Jülicher Jörg Elsässer von 1494 der königliche Persevant sein? Ein Jahr später wollte dieser als Herold in die weite Welt: "KM gibt seinem Herold Georgio Elsas Heraldo einen Empfehlungsbrief an alle Kge, Fsten, Hge, Gfen etc.: Georg Elsaß hat die Absicht, das Hl. Grab in Jerusalem zu besuchen und verschiedene Teile der Welt zu bereisen, um die Sitten der Höfe, deren tapfere Taten (fortia gesta), ihre Wappen und alles, was zu seinen Pflichten gehört, zu erkunden. Wormatie 8. Octobris 1495." Von einem Dienstverhältnis spricht die Jülicher Quelle anscheinend nicht, obwohl es für Pietzsch plausibel war, ihn als Jülicher Herold aufzufassen. Dass die sich ähnlichen Empfehlungsbriefe von 1494/95 sich auf zwei verschiedene Personen, die beide Jörg Elsässer hießen, beziehen, halte ich für eher unwahrscheinlich. Wenn man das trotzdem annehmen möchte und zugleich meiner Argumentation, dass es einen Herold Sigmunds Jörg Elsässer und einen davon verschiedenen Persevanten Jörg Elsässer gab, folgen, hätte man mit drei Personen des Namens zu rechnen!
Ich hatte ja argumentiert, dass der Persevant Jörg Rugen = Rüxner, der ja anscheinend Graf Eberhard im Bart auf dem Wormser Reichstag über die Reichsverfassung unterrichtete, mit dem Persevanten Elsässer identisch sein muss, wenn er in der Teilnehmerliste aufgeführt sein sollte (ausschließen wollte ich den Wind-Gesellschaftsknecht Jörg von Giengen, der wohl mit dem 1487 RTA mR Bd. 2, 2001, S. 661 auftretenden Jorg Aman, Wind-Gesellschaftsknecht identisch ist). Wenn Rüxner und Elsässer aber verschiedene Personen sind, was ich jetzt annehmen möchte, wird man zu folgern haben, dass entweder Rugen in der Teilnehmerliste vergessen wurde (etwa weil er nur zeitweilig anwesend war) oder dass er gar nicht anwesend war. Rüxner könnte ja beispielsweise aus Heidelberg eine schriftliche Äußerung an Eberhard gesandt haben.
Aber bei solchen Bastelarbeiten sollte man immer im Auge behalten, dass angesichts der schlechten Quellenlage bzw. der schlechten Erschließung der allzu verstreuten Quellen jede neue Quelle die bisherigen Konstruktionen wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lassen kann.
Nachtrag: Zu den Belegen für den Persevanten Elsässer kommt der bislang älteste hinzu:
Jörig Elsasser persinant (sic!) 1480 August 2
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jbksak1900/0312
Ein Herold Elsosser auf der Landshuter Hochzeit 1475:
http://archiv.twoday.net/stories/1022403203/
#forschung
KlausGraf - am Freitag, 13. April 2012, 00:13 - Rubrik: Geschichtswissenschaft