Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
In den 1830er Jahren wurde unter den Trümmern eines Steinsargs im Kloster Lorch ein emaillierter Fingerring aufgefunden, der außer dem Jesusmonogramm auch eine Darstellung der Gottesmutter und der Arma Christi zeigte. Man brachte ihn (irrtümlich) mit der Bestattung der Königin Irene von Byzanz (gest. 1208) in Kloster Lorch in Verbindung. Der Ring wurde 1837 dem württembergischen Königshaus geschenkt, ging aber in den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg verloren. Der Lorcher Goldschmied und Graveur Friedrich Weitmann (1859-1947) konnte jedoch Kopien anfertigen. 1904 erhielt er von Herzogin Wera von Württemberg die offizielle Erlaubnis zum Vertrieb von Kopien. Der Originalabdruck befindet sich im Besitz seiner Enkelin Hede Folter-Weitmann, Schwäbisch Gmünd. Der Ring ist im Lorcher Raum ein beliebtes Geschenk an Töchter insbesondere zur Konfirmation. Eine 1948 in Lorch gegründete (inzwischen eingegangene) evangelische Frauengemeinschaft/Laienkommunität nannte sich nach dem Irenenring.

Ursula Röhrs: Der Ring. 500 Jahre Schmuck, Magie und Design. Die Sammlung des Museums im Prediger Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 2011, S. 276 Nr. 256 werden die bisher fundiertesten Ausführungen zu dem Ring verdankt. Röhrs beschreibt einen von ihr selbst an das Gmünder Museum geschenkten Irenenring des Friedrich Weitmann aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und stellt zutreffend fest, dass die Formen des Rings in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts weisen. Ein ähnlicher Fingerring - er weist die gleiche querovale Platte mit Jesusmonogramm auf - wurde in der Lauinger Fürstengruft im Grab Pfalzgraf Friedrichs (gest. 1597) gefunden. Außerdem seien Darstellungen der Arma Christi auf Ringen erst in der frühen Neuzeit anzutreffen.

Leider übergeht Röhrs die bisherige Lokalliteratur zu dem Irenenring, die ich in meinem Beitrag

Staufertraditionen in Kloster Lorch, in: 900 Jahre Kloster
Lorch. Eine staufische Gründung vom Aufbruch zur Reform, hrsg. von Felix Heinzer/Robert Kretzschmar/Peter Rückert, Stuttgart 2004, S. 165-173, hier S. 173 Anm. 60
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7630/

zusammengestellt habe.

Über die Auffindung des Rings vor 1837 berichtet die OAB Welzheim 1845, S. 186f. nach Mitteilung von Dekan Fraas in Balingen (früher in Lorch):

http://de.wikisource.org/wiki/Seite:Oberamt_Welzheim_186.jpg

Das von Lührs angegebene genaue Auffindungsdatum 1836 kann ich nicht bestätigen. Ein in diesem Zusammenhang noch nicht beachtetes Gedicht des Hohenstaufen-Dichters Albert Knapp "Irene's Grabring" ist in der Gedichtausgabe von 1854 in das Jahr 1836 datiert:

http://books.google.com/books?id=Q6E6AAAAcAAJ&pg=PR10

Der mutmaßliche Erstdruck erfolgte in Knapps Zeitschrift Christotherpe, einem Taschenbuch auf das Jahr 1837, das wie damals üblich, bereits im Vorjahr, also 1836 erschienen sein dürfte:

http://books.google.de/books?id=frk7AAAAcAAJ&pg=PA396

Wiederabdruck in Knapps Hohenstaufen 1839 mit Jahreszahl 1836:

http://books.google.de/books?id=qApOAAAAcAAJ&pg=PA159

Die zuerst genannte Gedichtausgabe enthält eine leicht abweichende Version, die auch in W[ilhelm] Kirn, Führer durchs Kloster Lorch. 3. Aufl. 1888, S. 53-55 abgedruckt ist.

Knapp sagt, vor Jahren habe man das Kapellchen über Irenes Grab abgebrochen.

"Und als man einst das alte Areal
Verwandelte zum blühenden Rondele,
Gewahrt ein Gartenknecht mit Einem Mal
Ein schönes Kleinod in der Grabeshöhle.
Ein Rlnglein, golden, schimmert sanft empor"

Nun sollte man solche Musenergüsse nicht pressen, aber Knapp geht doch davon aus, dass das Auffinden des Rings mindestens einige Jahre zurückliegt.

Zur Datierung des Rings: Schon Max Bach stellte in einem kurzen Beitrag im Archiv für christliche Kunst 21 (1903), S. 32f.
http://books.google.de/books?id=S2IoAAAAYAAJ&pg=PA32 (US)
http://archive.org/stream/ArchivChristlicheKunst_21_23/Archive_fr_christliche_Kunst#page/n39/mode/2up
fest, dass der Ring dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts angehört.

Ohne den Beitrag von Bach zu zitieren dachte Hermann Kissling 1990 im Heimatbuch Lorch an den Ring eines Abtes im 15. Jahrhundert (S. 181):
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lorch1990bd1/0183

Abwegig dagegen die Datierung im Katalog: Die Andechs Meranier in Franken. 1998, S. 308 Nr. 3.4 (Eva Schurr) mit Abb. S. 120 Nr. 68: "Ende 12. Jh. (?)".

In der Sammlung Emma Pressmar des Ulmer Museums befindet sich ein weiterer Irenenring, den Friedrich Weitmann fertigte. Den von Röhrs zitierten Katalog "Ringe reden" von 1991 Nr. 253 habe ich nicht gesehen. Röhrs sagt, Auffindung und Verlust des Originalrings seien dort unrichtig dargestellt. [Ringe reden S. 333f.: Der Ring wurde 1959 von Willi Weitmann erworben. Angeblich wurde das Original 1945 aus Kloster Lorch (!) entwendet. Falsch ist ebenfalls, dass der Ring 1886 entdeckt wurde. Der Katalog verweist auf Decker-Hauff, Das Staufische Haus, in: Die Zeit der Staufer 3 (1977), S. 356, wo aber nichts zur Datierung des Rings steht.]

Der Lorcher Juwelier Koch hat sich die Domain Irenenring.de gesichert, unter der er Nachbildungen anbietet:

http://www.irenenring.de/

Zitat: "Deshalb wurde es zur Tradition, daß die Bürger rund um das Kloster Lorch bei Anlässen wie Kommunion oder Konfirmation, diesen Ring ihren Töchtern als Lebensbegleiter schenkten."

Nachträglich sehe ich, dass sich in Schwäbisch Gmünd ab dem 22. Juni 2012 in der Ott-Pauserschen Fabrik eine Kabinettausstellung dem Irenenring widmen wird:

http://www.schwaebisch-gmuend.de/53-Veranstaltungen.html?id=5875&ref_id=1198
[ http://www.schwaebisch-gmuend.de/400-Sonderausstellung.html
http://remszeitung.de/2012/6/21/exquisite-und-schoen-in-die-tiefe-gehende-ausstellung-in-der-ott-pauserschen-fabrik-ueber-den-lorcher-irenenring/ ]

#forschung



www.kloster-lorch.com
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma