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Von befreundeter Seite wurde ich auf eine inzwischen beendete Ebay-Auktion hingewiesen:

http://www.ebay.de/itm/1588-HUMANISMUS-EINHORN-WAPPENEINBAND-FOLIO-DATIERT-PROVENIENZ-/110895833998#ht_24284wt_1139

Mit 621 Euro konnte der Anbieter einen satten Gewinn einstreichen, denn in der Zisska-Auktion 59 (Nr. 403) waren für den Druck von 1588 nur 250 Euro erzielt worden:

http://de.zisska.de/nr-403-sylburg-f/590824
http://de.zisska.de/wp-content/uploads/file/katalog/katalog_59_web.pdf

VD 16 S 10350. Adams S 786 (unter Scriptores). – Bedeutende, von F. Sylburg edierte Sammlung von Historikern der silbernen Latinität. [...] – Das Wappen-Supralibros mit dem Einhorn (Wappentier der Stadt Schwäbisch Gmünd) wird umrahmt vom Namen des Besitzers. – Vorderschnitt gepunzt mit goldgepr. Titel mit der Jahreszahl "1589". (Zisska-Beschreibung)

Besonders viel Mühe hat sich Zisska - wie üblich - mit der Provenienz nicht gegeben: Aus dem Besitz des gräflichen Hofkaplans Abraham Nagel aus Schwäbisch Gmünd, Verfassers eines Berichts über das Wunder von Flochberg. Simples Googeln bringt erheblich mehr über Abraham Nagel zutage.

[GND
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=121166147 ]

Maßgeblich ist die Kurzbiographie von Alfred Wendehorst, Das Stift Neumünster in Würzburg (1989), S. 593-595. Online:
http://hdl.handle.net/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B
[ http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/36/609 ]

Abraham Nagel dürfte 1550/60 in der altgläubigen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd geboren worden sein, da er 1572 in Freiburg im Breisgau immatrikuliert wurde. In Augsburg wurde er 1577 zum Priester geweiht. Anschließend stand er in den Diensten des Grafen von Oettingen-Wallerstein als Pfarrer zu Wallerstein. In der vom 4. September 1582 datierten Widmung seines 1583 gedruckten Flochberger Mirakelbuchs nennt er sich Kaplan Graf Wilhelms von Oettingen-Wallerstein. 1583 ging er nach Würzburg, wo er 1584 Pfarrer des Juliusspitals und Kanoniker des Neumünster-Stifts wurde. 1585 verzeichnet ihn die Matrikel der Universität Würzburg. Nagels Bücherleidenschaft führte zu hohen Schulden und Nagel ins Gefängnis. Er musste auf sein Pfarramt und das Kanonikat 1589 verzichten, konnte aber nach Speyer fliehen, wo er am Stift St. German Kanoniker und Pfarrer von St. Peter wurde. Seine 1589 beschlagnahmte Bibliothek wurde in Teilen an den Abt von Bildhausen verkauft. Nagel kehrte wieder ins Bistum Würzburg zurück, da er 1591 als Pfarrer von Ebenhausen bezeugt ist. Weitere Lebenszeugnisse waren Wendehorst nicht bekannt.

Nagel schrieb zwei apologetische Werke, in der er die katholische Kirche in Schutz nahm:

Unser liebe Fraw zu Flochberg im Roggen-Acker [...]. Ingolstadt 1583

Digitalisat ohne Titelblatt:
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10179977-0

Rudolf Schenda hat die Auseinandersetzung um diese Schrift als Einstieg für seinen Aufsatz "Die protestantisch-katholische Legendenpolemik im 16. Jahrhundert", in: Archiv für Kulturgeschichte 52 (1970), S. 28-48 (Toll Access DigiZeitschriften) benützt, nachdem er zuvor schon einen kurzen Aufsatz in der Heimatzeitschrift Ostalb (liegt mir nicht vor) geschrieben hatte (Die Wallfahrt zu Flochberg ..., in: Ostalb 2, 1968, S. 20-24).

Philipp M. Soergel ist 1993 ebenfalls kurz auf diese Schrift Nagels eingegangen:
http://publishing.cdlib.org/ucpressebooks/view?docId=ft738nb4fn&chunk.id=d0e6769&toc.depth=100&brand=ucpress

Schüttlung des vermeinten Christenbaums [...], Ingolstadt 1589 - ein polemischer Angriff auf das Luthertum (kurz zusammengefasst von Schwitalla, in: Sprachhandeln und Medienstrukturen, 2007, S. 97).

Völlig unbrauchbares Digitalisat von Google via MDZ:
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10168317-1

Brauchbares Digitalisat von Google via MDZ:
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10168316-6

In diesem Buch werden auch die "Insignia" Nagels wiedergegeben:
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10168316_00004.html =
http://books.google.de/books?id=23s8AAAAcAAJ&pg=PT4

Es handelt sich um den Holzschnitt Jost Ammans (gest. 1591), der eines der Exlibris Nagels schmückt. Mit diesen Buchzeichen hat sich Ilse O'Dell 1997 in der Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte befasst:

http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=zak-003:1997:54::378&id=hitlist&id2=&id3=

Ammans Exlibris für Nagel wird von ihr nach einem Exemplar der Veste Coburg reproduziert. Ein zweites Exlibris verwahrt das British Museum, ein drittes in Form eines Probedrucks ebenfalls das British Museum [siehe Ilse O'Dell: Deutsche und österreichische Exlibris 1500-1599 im Britischen Museum, 2003, S. 67f. Nr. 264f. mit Abbildungen]. Ein vollständiges Exemplar ist in dem Buch H. mon. f. 4 der SB Bamberg erhalten. Nicht bekannt war O'Dell das inzwischen digitalisierte Exemplar der Exlibris-Sammlung Berlepsch in Wolfenbüttel (offenbar das vollständige Exlibris Nr. 3):

http://diglib.hab.de/?grafik=exlib-berlepsch-16-2-00036

Außer dem Bamberger Druck, dem bei Zisska/Ebay verscherbelten Band und der via Needhams IPI auffindbaren Würzburger Inkunabel (Hubay Nr. 201 mit entferntem Exlibris)

http://www.inka.uni-tuebingen.de/?inka=48000285

kenne ich keine Reste aus Nagels reicher Bibliothek.

Die Helmzier von Nagels Wappen, verweist auf seine Herkunft aus Schwäbisch Gmünd, auf die er wohl stolz war. Auch auf dem Titelblatt der "Schüttlung" heißt es "durch M. Abrahamum Nagelium, Gamundianum".

#forschung

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Abraham_nagel_supralibros.jpg
 

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