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Kodikologie

http://www.handschriftencensus.de/forschungsliteratur

http://aedilis.irht.cnrs.fr/liturgie/


Im Rahmen der Giessener Elektronischen Bibliothek ist der Katalog der deutschen Handschriften der UB Giessen von Seelbach verfügbar, verteilt auf einzelne Dateien, was recht unpraktisch ist:

http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/4892/pdf/179.PDF

Es wird bei der beschriebenen Königshofen-Handschrift nicht klar, ob die Wormser Teilnehmerliste 1495 den RTA in dieser Überlieferung bekannt war oder nicht.

Bei dem Quaternionentext in Hs. 906 fehlt die maßgebliche neuere Literatur (auch sonst bemerkt man vermeidbare Lücken):
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/4954/pdf/906.PDF

Siehe dazu besser:
http://de.wikipedia.org/wiki/Quaternionen_der_Reichsverfassung

In Handschriften wird der Text gelegentlich mit dem Augsburger Stadtbuch überliefert (siehe dazu Rolf Schmidt, zu Hs 1029).

Gern werfen Germanisten die benachbarten Dominikanerinnenklöster Medlingen (heute Obermedlingen) und Maria Medingen (Gemeinde Mödingen) durcheinander.

Vor 1239 wurde Maria Medingen gegründet, über das der Aufsatz von Zoepfl ausführlich unterrichtet, der digitalisiert vorliegt:
http://mdz10.bib-bvb.de/~db/bsb00007616/images/index.html?seite=11

1936 hatte Canisia Jedelhauser eine Monographie zu Medingen vorgelegt, auf die sich Zoepfl stützen konnte. Außerdem digital zu konsultieren: Steichele III zu Medingen:
http://mdz10.bib-bvb.de/~db/0001/bsb00010470/images/

In Maria Medingen wirkte im 14. Jahrhundert die Mystikerin Margareta Ebner.

Um 1260 kam es zur Tochtergründung in Medlingen.

Die Verwechslung liegt auch vor bei der auch sonst fragwürdigen Kompilation von Sigrid Krämer, die als Nationallizenz einsehbar ist.

"Lieberin, Felicitas scriptor 1496/1504

1496/1504
Aus Ulm. Nonne im Dominikanerinnenkloster St. Katharian [sic!] zu Söfflingen [sic!] bei Ulm und im Dominikanerinnenkloster Medingen bei Dillingen.

Handschriften

Berlin, SBPK, Germ. 2°741, fol. 338v (a. 1496).
Berlin, SBPK, Germ. 4°1588, fol. 217v (a. 1504 zu Moedlingen).
Augsburg, UB, Oett.-Wall. III. I. 8°37, fol. 73r-93v (partim), aus Medingen.
Augsburg, UB, Oett.-Wall. III. 1. 8°47 (Schriftvergleich).
Augsburg, UB, Oett.-Wall. I. 3. 8°7.

Literatur

K. Schneider, Katal. Augsburg UB 1, S. 132, 570, 619.
Schmidtke, Gartenallegorie 1, S. 62.
Crous-Kirchner, Tafeln, Abb. 36."

Zu diesem Produkt siehe auch meine Rezension:
http://www-mailman.uni-regensburg.de/pipermail/mediaevistik/2006-December/000014.html

Die groteske Zeile vom Dominikanerinnenkloster St. Katharina zu Söflingen (in Söflingen lebten Klarissen) ist der mißglückten Degering-Beschreibung des mgf 741 entnommen. Auf dem neuesten Stand ist:
http://cgi-host.uni-marburg.de/~mrep/beschreibung.php?id=11347

Hier liest man freilich:
"Geschrieben von Schwester Felicitas Lieberin von Ulm im Jahre 1496; aus dem Dominikanerinnenkloster Medingen bei Dillingen, später Katharinenkloster der Dominikanerinnen in Augsburg"

Ob die Provenienz tatsächlich Medingen statt Medlingen ist?

Das Handschriftendokument in Manuscripta Mediaevalia nennt keinen Schreibort.

"Daß Buech gehört In daz buech Ampt" ist der übliche Besitzvermerk des Augsburger Katharinenklosters OP.

Die Handschrift trägt einen Söflinger Einband.

Alle anderen mir gerade greifbaren Zeugnisse haben Medlingen als Kloster, in dem die Lieberin (zu ihrer Familie siehe Google Book Search s.v. Ulm Lieberin und Google s.v.) wirkte.

Degering Mgq 1588 gibt Moedlingen (also Medlingen) als Namensform, das ManuMed-Dokument aber weiß es besser und behauptet Medingen (weil Krämer in ihrem Handschriftenbesitzer-Band die Handschrift Medingen zugewiesen hatte?)

Zugleich aber liest man im gleichen Dokument:
TEXTAUTOPSIE: 'Tractetli von der Ewigen selikait. Geschr. v. Felicitas Lieberin für die Schwestern zu Medlingen. 1504.).

Die Berliner Sionpilgerin-Handschrift von 1494 (fehlt bei Krämer) ist verschollen (Carls, Sionpilgerin wäre zu überprüfen). Google Book Search liefert die Seitenzahl, Gallica den Volltext von Röhricht/Meisner 1880, S. 278:

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k102007c/f286.pagination

Es heisst dort: "Soror Felicitas Lieberin zu Medlingen"

Wie sieht es mit den drei Augsburger Handschriften aus? Sie sind offenbar im gleichen Kloster entstanden, der Schriftvergleich mit mgf 741 führte Karin Schneider zu Felicitas Lieberin: "Schreiberin war vermutlich Dominikanerin in Medlingen" (unter Berufung auf Schmidtke zu mgq 1588).

Diese eindeutige Zuordnung Schneiders hat Christoph Fasbender in seinem Aufsatz über Thomas Finck (StM OSB 1999) nicht gehindert, ohne Beleg oder Erläuterung eine der drei Augsburger Handschriften Medingen zuzuweisen.

Zoepfl S. 38 zählt die bekannten Medinger Schreiberinnen auf, die Lieberin ist nicht darunter. (Zoepfl dürfte mit dem Berliner Handschriftenkatalog vertraut gewesen sein.)

http://mdz10.bib-bvb.de/~db/bsb00007616/images/index.html?seite=42

Zumindest nach den Münchner Inkunabeln zu urteilen, war Obermedlingen um 1500 geistig regsamer (30+, aus Neuburg).

1513 ist Lucia Lieber, Schwester des Ulmer Bürgers Narciss Lieber, Nonne in Medlingen!
http://www1.ku-eichstaett.de/GGF/Landgesch/elchingen/volltext.htm

Mgq 1588 überliefert Texte von Felix Fabri. Ausdrückliche Beziehungen Fabris zu der Nonne Ursula Schleicher von Obermedlingen sind durch eine Buchschenkung nachgewiesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Fabri#_ref-27

Leipzig Ms. 761 und Ms. 763 stammen laut ManuMed ebenfalls von der Schleicherin und aus Medlingen (Mödlingen). Ob Fabri bei den Texten seine Hand im Spiel hatte, kann ich nicht sagen, da der Katalog von Pensel nicht online zur Verfügung steht. Es ist immer misslich nur nach den Indexeinträgen zu urteilen.

Im Augenblick sieht es so aus, dass Medingen statt des richtigen Medlingen einer dieser lästigen unausrottbaren Irrtümer ist, die durch schlampige Arbeitsweise entstehen (und Unkenntnis örtlicher Gegebenheiten).

NACHTRÄGE

Obwohl in seiner Vorlage Medingen und Medlingen unmittelbar nebenienander stehen, wirft Wieland Carls, Felix Fabri, Die Sionspilger, Berlin 1999 die Klöster durcheinander. Medingen und Medlingen erhalten im Register ein gemeinsames Lemma (wenngleich die Klöster dort unterschieden werden), S. 468

In Medingen entstand eine Kurzfassung der Fabri'schen Sionpilger, Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB 3172, 82r-102v (Carls S. 43) mit zweifelhafter Datierung 1488 (S. 44). Die engen Beziehungen Fabris zum Medinger Kloster, "namentlich zur dortigen Priorin Margaretha Schleicher" seien bekannt (S. 44). Margaretha Schleicher war aber die Priorin von Medlingen!

Den Fehler konnte Carls von Geldner 1964 übernehmen (FS Benzing, S. 127-131).

S. 56 wird M. Schleicherin dagegen korrekt Medlingen zugewiesen.

Felicitas Lieberin, für Carls nur mgq 1588 und die verschollene Handschrift des Berliner Königlichen Museums nennt, verbindet er zutreffend mit Medlingen (S. 58, 64).

S. 64-66 beschreibt Carls Wien, Schottenstift, Cod. 413, geschrieben 1495 von Susanna von Binzendorf in Medingen.

Marie-Luise Ehrenschwendtner, Die Bildung der Dominikanerinnen in Süddeutschland vom 13. bis 15. Jahrhundert, Stuttgart 2004 (auch sonst nicht frei von vermeidbaren Mängeln) weist die verschollene Berliner Handschrift S. 264 Anm. 1115 bzw. Felizitas Lieberin fälschlich Medingen zu. Laut Quellenverzeichnis hat die Autorin die Archivalien von Obermedlingen im Hauptstaatsarchiv München eingesehen, zitiert werden sie aber, wenn ich recht sehe, nirgendwo. Immerhin teilt sie S. 219f. den wesentlichen Inhalt der Klosterurkunde 137 von Maria Medingen mit, aus der man erfährt, welche Bücher die Pforzheimer Reformschwestern nach Medingen mitgebracht hatten (von 1467). Es waren liturgische Handschriften.

Unergiebig war ein Blick in Friedrich Herzog, Abriß der Geschichte des ehemaligen Klosters Obermedlingen dessen Pfarrei und deren Kirchen, Dillingen a.D. 1918. Was man dort S. 8f. über Margaretha Schleicherin lesen kann, stammt aus Fabris Tractatus (S. 169).

Hilfreicher waren die Antworten in der Mailingliste Diskus der Handschriftenbearbeiter.

Jacob Klingner teilte das Kolophon von Mgq 1588 mit:

„tusent fierhundert vnd jm fier vnd LXX jar ward das biechlin gemacht von fra vatter felix fabre lessmaister der getlichen geschrifft dem got genedig vnd barmhertzig sy
Dar nach ist es ab geschriben worden tusent Vc vnd jm iiij jar von S(oror) felicitas lieberin z#’ou nutz den andechtigen schwestern z#’ou medlingen orate per me.“

Zusätzlich verwies er Mgq 1121, "die auch
aus Medlingen (bei Lauingen) stammen dürfte. Sie enthält hauptsächlich Fabri-Texte (vgl. meinen Aufsatz von 2002). Einer davon benutzt offenbar dieselbe Vorlage, die auch Felicitas Lieber für den Mgq 1588 vorlag." (Der Aufsatz ist im Fabri-Artikel der Wikipedia zitiert.)

Dietrich Schmidtke, Studien zur dingallegoretischen Erbauungsliteratur des Spätmittelalters. Am Beispiel der Gartenallegorie, Tübingen 1982, S. 62f. hatte bei mgq 1588 das Kolophon ebenfalls mit "Medlingen" zitiert.

Der Leiter der Handschriftenabteilung der ThULB Jena, Joachim Ott, konnte sogar einen Neufund beisteuern, für dessen Mitteilung ihm auch hier gedankt sei:

"Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Ms. G.B. f. 3
Papier, 336 Bl., 42 x 29 cm

Inhalt: "Alphabetum divinum" (laut Rubrik 1ra), dt.
Initium 1ra: Qualis est dilectus tuus. In dem lob gesang
aller lobgesang ...
(Vgl. etwa München BSB Cgm 212, 1ra)

Die Hs. stammt aus dem 1883 an die UB Jena gekommenen
Nachlaß des Goethe-Enkels Wolfgang Maximilian von Goethe
(1820-1883). Aus mir nicht bekannten Gründen wurde dieser
Fundus in Pensels "Verzeichnis der altdeutschen und
ausgewählter neuerer deutscher Handschriften in der
Universitätsbibliothek Jena, Berlin 1986" nicht
berücksichtigt, so daß die Hs. bis vor kurzem "unentdeckt"
war und nach wie vor nicht publiziert ist.

Wichtig ist das Kolophon 332va:

"Anno domini M° Vc [c hochgestellt] und im andern iar an
sant Gregorius ... ist das buoch [o hochgestellt] us
geschriben worden von S[oror] Felicitas Lieberin und gehört
in das closter zuo [o hochgestellt] Medlingen predier
[!]ordens.""

[Nachtrag: http://www.handschriftencensus.de/21748 Gisela Kornrumpf, Juli 2009 mit Hinweis auf Archivalia]

Nach diesen Zeugnissen bezieht sich Felicitas Lieberin immer nur auf Medlingen, sie war also dort Nonne, nicht in Medingen.

Krämers Handschriftenerbe ist bei Medingen (1) und Medingen (2) = Medlingen voller Fehler, sie führt Handschriften bei beiden auf, weist Medinger Handschriften Medlingen zu und umgekehrt.

NACHTRAG:

Zu Inkunabeln aus Medlingen/Medingen siehe INCUNABULA-L:
http://www.listserv.dfn.de/cgi-bin/wa?A2=ind0710&L=incunabula-l&P=1043

http://archiv.twoday.net/stories/5799141/ (2009)

Berliner Sionpilgerin-Hs. wiederentdeckt (2009):
http://archiv.twoday.net/stories/6042310/

http://archiv.twoday.net/stories/49624486/ (2011) - es wird munter weiter verwechselt

Scott Husby (siehe http://archiv.twoday.net/stories/285825184/ ) nennt die Schleicherin Priorin von "Obermedingen" (für sie band Johannes Richenband einen Band, von dem nur der Einband erhalten blieb, in der DNB Leipzig)

#forschung

http://www.gravell.org

The Thomas L. Gravell Watermark Archive

incorporating

The University of Delaware Library's
Thomas L. Gravell Watermark Collection

and

The unpublished Watermarks and Records
from the C-M Briquet Archive (Ms Briquet xxx)
at the Bibliothèque de Genève



***

Leider ist die Links-Sektion ungepflegt. Hier die wichtigsten Wasserzeichen-Online-Archive:

Piccard online
http://www.landesarchiv-bw.de/piccard

Wasserzeichen des Mittelalters
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php

WIES − Watermarks in Incunabula printed in España
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wies/

Watermarks in Incunabula printed in the Low Countries (WILC)
http://watermark.kb.nl/

Watermark database Dutsch Institute for Art History, Florence
http://www.wm-portal.net/niki/index.php

Zum von Gravell verlinkten Projekt in Genua erfährt man unter
http://www.vl-ghw.uni-muenchen.de/kodikologie_en.html
Näheres:
"Nach freundlicher Auskunft der Kollegin Anna Giulia Cavagna mußte das Projekt wegen fehlender Finanzierung eingestellt werden und auch die Webseiten können nicht mehr zur Verfügung gehalten werden, da es an der Universität Genua anscheinend keinen kostenfreien Webspace für die dortigen Forscher gibt. Sehr bedauerlich."

Siehe auch:
http://www.bernstein.oeaw.ac.at/

http://www.nuovabibliotecamanoscritta.it/

bietet eine Suche nach Handschriftenbeschreibungen aus Bibliotheken des Veneto.

Es werden teilweise nur ältere handschriftliche Kataloge in Abbildung bereitgestellt.


http://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/imageswww/pdf-dateien/BSB_Katalog.pdf

Der Ausstellungs-Katalog der BSB München zur Handschriftenkatalogisierung 2005 ist als großes PDF (142 MB) online.

Aus der Liste Diskus:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

hiermit möchte ich auf eine Tagung zu hebräischen Einbandfragmenten in deutschen Archiven und Bibliotheken aufmerksam machen, die vom 06.06.-07.06.2007 vom Seminar für Judaistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt wird. Die Tagung findet im Hotel Atrium in Mainz Finthen statt. Nähere Informationen finden Sie unter http://www.geist.uni-mainz.de/166.php

Falls Teilnehmer an dieser Liste, etwas über bislang nicht erschlossene und identifizierte Bestände von hebräischen Makulatur- und Einbandfragmenten wissen wäre ich sehr an Informationen darüber interessiert. Bitte Nachricht an: lehnardt@uni-mainz.de

Das Ziel und das Programm der Tagung:

Die Tagung "Genizat Germania" am 06.06.2007 - 07.06.2007 im Hotel Atrium in Mainz Finthen soll den Ertrag eines im Rahmen des Historisch-kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums (HKFZ) Trier und Mainz durchgeführten Teilprojekts "Die hebräisch-aramäischen Einbandfragmente in den Stadtbibliotheken Trier und Mainz - ein verborgener jüdischer Wissensraum" vorstellen und in Kooperation mit internationalen Fachkollegen diskutieren.

Das Vorhaben geht zurück auf die Gründung einer Forschergruppe von deutschen und israelischen Forschern im Sommer 2004, die sich in enger Kooperation zum Ziel gesetzt hat, die hebräischen und aramäischen Einbandfragmente in deutschen Archiven und Bibliotheken zu erfassen und auszuwerten. Das Teilprojekt im Rahmen des HKFZ Mainz - Trier hat dabei bereits so viele neue, wichtige hebräische Manuskriptreste zutage gefördert, dass die Durchführung einer Konferenz zu diesen Funden in ihrem europäischen Kontext erforderlich erscheint.

Das anlässlich der Tagung der Öffentlichkeit vorgestellte Projekt "Genizat Germania" zielt darauf, die hebräischen Einbandfragmente bzw. die oftmals nur wenige Zentimeter großen Makulaturstücke als Quellenkorpus für die Rekonstruktion der literarischen Kultur der Juden in Deutschland im Mittelalter zu erschließen. Dieses Korpus, das sich in seiner Zusammensetzung von den vollständig erhaltenen Handschriften in verschiedenen Punkten unterscheidet, wird maßgeblich zur Rekonstruktion der hebräischen "Bibliothek" am Ende des Mittelalters beitragen können.

Unter den in deutschen Bibliotheken und Archiven entdeckten Fragmenten finden sich seltene Texte wie solche aus dem Jerusalemer Talmud, verschiedene kleinere rabbinische Werke, mittelalterliche Bibelkommentare, halakhische Werke, Piyyut-Dichtungen, Targumim (aramäische Bibelübersetzungen), Responsen, Talmud-Kommentare, haggadische Erzählungen, Romane und Geschichtswerke. Die Kenntnis der hebräischen Literaturgeschichte ist durch die oftmals zufällig gemachten Entdeckungen bereits maßgeblich erweitert worden. Wie die Funde in Archiven im benachbarten Ausland zeigen, ist diese spezielle "Geniza", d.h. "Abstellkammer", die sich in den Einband- und Makulaturfragmenten befindet, noch längst nicht hinreichend erforscht. Der letzte Versuch einer systematischen Erschließung liegt über dreißig Jahre zurück. Landesrabbiner Ernst Róth hatte seinerzeit eine Liste der Fragmente für das Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland erstellt. Dieses Verzeichnis muss allerdings mittlerweile als veraltet gelten.

Ziel der Konferenz ist es,

- die neuen Funde aus Mainz und Trier in ihrem jeweiligen Kontext und im Vergleich zu ähnlichen Funden in Europa zu präsentieren,

- Archive und Bibliotheken auf das für die Judaistik wichtige Phänomen hebräischer Einbandfragmente aufmerksam zu machen,

- die systematische Suche nach weiteren Fragmenten in Deutschland und Europa anzuregen und zu unterstützen.

Für die Vorstellung der Funde konnten namhafte Gelehrte und Experten aus dem In- und Ausland gewonnen werden.

English summary

Up to now Hebrew and Aramaic binding fragments in German archives and libraries have scarcely been examined. The central object of our conference "Genizat Germania" is to resent and to evaluate manuscript fragments newly discovered in the binding of books and archival files in archives and libraries throughout Europe. The first project to systematically search for these fragments in Germany is part of the Historical Cultural Research Center Mainz - Trier (HKFZ). The name "Genizat Germania" refers back to the Hebrew term "Geniza" that discribes storerooms in old synagoges where discarded religious texts were hidden away in order to protect them from destruction. The purpose of secundary use of manuscripts in binding was different but, in fact, many fragments have been preserved that will change the

way we perceive the literary culture of the Jews in medieval Europe. The conference pursues three important issues

- to present the new findings of Hebrew binding fragments in Mainz and Trier in the context of similar binding fragments from Europe

- to draw the attention of archives and libraries to a new project of cataloguing and identifying at the University of Mainz

- to foster the systematical disclosure of further unidentified fragments in the stocks of collections in Germany.

We are happy to welcome top referents from the countries concerned and the different subjects on the conference.

Siehe auch:

http://www.genizatgermania.uni-mainz.de

http://www.hkfz.uni-trier.de/index.php?site_id=108&proj_id=a2663ec3cd33fc87a110fa81aa250a6c&sitename=volltext
__________________________________________________________________________________________________________

Professor Dr. Andreas Lehnardt
Seminar für Judaistik
Saarstr. 21
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Forum 5
55099 Mainz

Telefon: +49 [0]6131/39-20312
Fax: +49 [0]6131/39-26700
E-Mail: lehnardt@uni-mainz.de


Die Kompilation Sigrid Krämers zu Schreibern und Besitzern mittelalterlicher Handschriften (Online-Version bei Rauner, ab 2007 als deutsche Nationallizenz) habe ich besprochen unter:

http://mailman.uni-regensburg.de/pipermail/mediaevistik/2006-December/000014.html

Update Mai 2010:

Nunmehr

http://www-mailman.uni-regensburg.de/pipermail/mediaevistik/2006-December/000014.html

[Mediaevistik] Rezension: Scriptores possessoresque codicum medii aevi

Klaus Graf klaus.graf at geschichte.uni-freiburg.de
Don Dez 28 17:14:16 CET 2006

Sigrid Krämer: Scriptores possessoresque codicum medii aevi

Datenbank von Schreibern und Besitzern mittelalterlicher
Handschriften
Database of mediaeval manuscripts' scribes and owners

"Erweiterte und ergänzte Fassung der 2003 erschienenen
ersten Ausgabe der 'Scriptores codicum medii aevi'.
Hinzugefügt wurden ferner Sigrid Krämers 'Possessores
codicum medii aevi', eine Sammlung von internationalen
Besitzern mittelalterlicher Handschriften.
Nun mehr als 33.000 Namen von Schreibern und mehr als
15000 Namen von mittelalterlichen und neuzeitlichen
Besitzern und Handschriftensammlern, in über 30 Jahren
gesammelt, nicht allein aus Handschriften deutscher
Provenienz, sondern aus dem ganzen mittelalterlichen
Europa. Soweit eruierbar werden neben
Handschriftennachweisen auch biographische Daten und
Literaturangaben geboten.

Originalsammlungen, die nur als Datenbank verfügbar sind
und nicht im Druck erschienen (würde ca. 15 Bände
umfassen).

Anfang 2007 wird die Datenbank deutschlandweit als von der
DFG geförderte Nationallizenz über die Bayerische
Staatsbibliothek zur Verfügung gestellt.

Only online / Nur als Online über Lizenzen verfügbar
(only Online-licenses).
Private licenses / Privat (keine Institutionen) Euro 85
p.a. excl. VAT / ohne MwSt.
Institutional and campus licenses please contact /
Institutions-Lizenzen auf Anfrage."

So die Verlagsinformation unter
http://www.erwin-rauner.de/wissenschaft.htm#scriptores

Fuer diese Rezension wurde mir der Zugang von Herrn Rauner
freundlicherweise ermoeglicht.

Schade, dass die DFG diese Datenbank nicht fuer weltweiten
"Open Access" freigekauft hat. Wer einen deutschen Wohnsitz
hat, kann mit Freischaltung der Nationallizenz nach
Beantragung eines Zugangs die Datenbank kostenfrei
benutzen. Die anderen muessen eben sehen, ob sie die 85
Euro jaehrlich entrichten moechten oder ob sie jemand
kennen, der fuer sie recherchiert ...

Die Vorgaengerversion (nur Scriptores) habe ich im Januar
2004 besprochen:
http://www.aedph.uni-bayreuth.de/2004/0042.html

[ http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2004/0042.html ]

Es sind laut Vorwort rund 500 neue Schreibernamen
hinzugekommen. Meine Beanstandungen hinsichtlich des
Artikels Bollstatter wurden ignoriert, der Artikel ist
immer noch genauso fehlerhaft, wie er 2003 war.

Fuer die Besitzerdatei (keine Institutionen!) gilt nichts
anderes als fuer die Schreiberdatei: Sie ist eine
(konkurrenzlose) Kompilation, deren Angaben in jedem Fall
ueberprueft werden muessen.

Sehr haeufig sind neuere Forschungsergebnisse nicht
beruecksichtigt (beispielsweise ist der Bd. 11 des
Verfasserlexikons bei Thomas Finck nicht ausgewertet). Von
den unzaehligen Schreibfehlern einmal abgesehen, die bei
Handschriftensignaturen durchaus aergerlich sein koennen.
Nicht wenige Eintraege sind fragmentarisch (etwa der zu Job
Vener als Possessor).

Zu Jörg Ruch zitiere ich den Eintrag:

"Ruch, Georgius possessor 1438

1438
Presbiter, wohl in Tübingen. Pro tunc plebanus in Lutrien.
Possessor libri presentis anno 1438.

Handschriften

Bryn Mawr, PA, Bryn Mawr College Library, 3.
Oxford, Bodleian Library, Douce 355 (SC 21930).

Literatur

Bond-Faye, S. 434.
Madan, Oxford 4, S. 603."

Seit 2002 sind meine Ausfuehrungen zu Ruch online, die
diesen fehlerhaften Eintrag berichtigen:
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/ruch.htm

Zwei weitere Handschriften, die mir nachtraeglich bekannt
wurden (eine in der Rottenburger Dioezesanbibliothek, eine
in Irland), fehlen bei Kraemer.

Dass der Gmuender Dominikaner Appolt in Wirklichkeit Oppolt
hiess, habe ich bereits 1993 hervorgehoben:
http://www.bsz-bw.de/rekla/show.php?mode=source&id=28

Den Charakter als nicht hinreichend redigierte Kompilation
mag auch die Suche nach Kempten verdeutlichen. Auf den
Schulmeister Johannes Birk beziehen sich folgende
Eintraege:

"Burck, Johannes scriptor E.15.Jh.

1490/97 in der Schule in Kempten z. Zt. des Magisters
(Schulmeisters) Murck [sic!] geschrieben.

Handschriften

Stuttgart, LB, HB. XII. 5, fol. 107r (a. 1490/97)."

"Tallat (Tollat, Dalat), Johannes scriptor 15.Jh.

15.Jh.
Alemannischer Baccalaureus artium, der unter dem Rektorat
von Johannes Birk von Biberach an der St.
Hildegard-Lateinschule des Benediktinerstifts Kempten tätig
war. Magister in der Schule von Kempten (Allgäu). Unter ihm
wird geschrieben: Hs. Stauttgart [sic!]. Daneben verfaßt
er ein Kräuterbuch um 1497.

Handschriften

Stuttgart, LB, HB. XII. 5, fol. 81v, 107v (partim)."

Und schliesslich:

"Massilia, Gotfridus de

Sub castro Hylemont in Ludovici pii imperatoris
cancellaria. Scriptum Campidone (in Kempten) pro
liberaria."

Dieser karolingerzeitliche Schreiber ist, wie man seit
langem weiss, eine Erfindung von Johannes Birk, zu dem es
uebrigens einen Verfasserlexikon-Artikel von Johanek gibt!

Dass zusaetzlich Lindau P I 1 ebenfalls aus dem Umkreis von
Birk stammt, ist nicht nur in meiner Dissertation von 1987,
neuerdings online
http://mailman.uni-regensburg.de/pipermail/mediaevistik/2006-December/000013.html
[ http://www-mailman.uni-regensburg.de/pipermail/mediaevistik/2006-December/000013.html ]
, sondern auch im Verfasserlexikon ²9, 472 nachzulesen.

Misslich ist natuerlich, dass bei Kraemer Hinweise auf den
Besitz gedruckter Buecher fehlen. Fuer die Inkunabeln
existiert die private Zusammenstellung von Paul Needham
("IPI").

Eine brauchbare Vernetzung zwischen
Handschriftensignaturen, Schreibern und Besitzern gibt es
in der Datenbank nicht. Bei dem Besitzer Johannes Andree
(15. Jh.) auf einen gleichnamigen Schreiber des 14.
Jahrhunderts zu verweisen, ist wenig hilfreich.

Verweise sind nicht als Links markiert, man muss eine neue
Suche starten, wobei die Handhabung der Datenbank durchaus
gewoehnungsbeduerftig ist. Ein kommerzielles Produkt sollte
mehr Komfort bieten, z.B. eine Volltextsuche ueber alle
Felder.

Bei aller Klage ueber die Unzulaenglichkeiten, die vielen
Luecken und Fehler, bietet die Datenbank doch sonst nicht
erhaeltliche wichtige Aufschluesse. Wenn man etwa nach
"Arzt" in den Biographien sucht, wird deutlich, welche
Rolle Aerzte in der Buchkultur des Mittelalters und der
Neuzeit gespielt haben.

Gleichwohl: Eine frei zugaengliche, nach dem Wiki-Prinzip
ergaenzbare prosopographische Datenbank mittelalterlicher
Schreiber und Buchbesitzer ist ein Desiderat. Bis dahin
muss man fuer die Kraemersche "Kruecke" dankbar sein.

Klaus Graf

http://dtm.bbaw.de/ms_bibl_schreiber.html

 

twoday.net AGB

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