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Kommunalarchive

"Am 3. März 2009 stürzte auf der Kölner Severinstraße das Historische Stadtarchiv ein und riss zwei Wohnhäuser mit in die Tiefe - eine Folge des Kölner U-Bahn-Baus.

Zwei Menschen starben in den Trümmern und die Stadt verlor einen kulturellen Schatz, dessen Bedeutung weit über die Grenzen der Region hinaus ging. Die Severinstraße, deren einst gerühmtes Flair durch den jahrelangen U-Bahn-Bau längst abhanden gekommen war, geriet in die Schlagzeilen.

Vor zwei JahrTausenden von den Römern gebaut, später von Kirchen und Klöstern gesäumt, von Stollwerck und anderen Fabriken umgeben, war die Severinstraße Heimat für Kaufleute, Kleriker und Arbeiter. Die Schwestern des Cellitinnen-Ordens litten unter den Schikanen der Armenverwaltung, ein Fabrikant kämpfte schon 1893 gegen den Klüngel im Kölner Rat, Heinrich Böll beklagte die Zerstörung der Straße durch Bausünden in der Nachkriegszeit. Der Straßenmusiker Klaus der Geiger erinnert sich an die Besetzung der ehemaligen Schokoladenfabrik, BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken an seine Kindheit im Viertel und an das legendäre "Arsch huh" - Konzert gegen Rassismus 1992. Historische Dokumente und Berichte von Zeitgenossen verdichten sich zu einer "Geschichte von unten", nicht nur im soziologischen, sondern auch im räumlichen Sinne: liegen doch unter dem Pflaster römische Gräber und mittelalterliche Mauerreste. Der verhängnisvolle U-Bahn-Tunnel wurde durch geologisch schwierigen und archäologisch bedeutsamen Boden gegraben. Doch obwohl kaum jemand im Viertel die U-Bahn wollte, gab es wenig Protest und selbst nach der Katastrophe verhallte die öffentliche Empörung relativ schnell. "

Link zur Freistil-Sendung von Ulrike Klausmann, 28.02.2010

"Am 3. März 2009 fiel das Kölner Stadtarchiv wie ein Kartenhaus zusammen. Menschen wurden vermisst, wertvolle Kulturbestände verschüttet. Archivmitarbeiter erhoben schwere Vorwürfe gegen die Stadt, Verantwortliche wehrten ab.
Und heute? Wie steht es um die Klärung der Ursachen? Was konnte gerettet werden? Was ging für immer verloren? Ein Bestandsaufnahme des stark beschädigten kulturellen Gedächtnisses nicht nur der Stadt Köln."
Link zur Länderreport-Sendung von Friederike Schulz und Marion Linnenbrink, 02.03.2010

Link zum Sendemanuskript (PDF)

Vor einem Jahr stürzte das Stadtarchiv Köln ein. Die Stadt stellt den Schadenersatz für die Restaurierung zur Verfügung. Erste Erfolge der Rettung sind ab Freitag im Berliner Martin-Gropius-Bau zu besichtigen.

http://www.taz.de/1/leben/kuenste/artikel/1/das-groesste-puzzle-der-welt/

"Morgen jährt sich zum ersten Mal der Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Anlässlich dieses Jahrestags erklärte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers heute (2. März 2010), dass das Land einer Million Euro bereitstellt, um die Rettung des bedrohten Kulturguts weiter voranzutreiben. Mit dieser Summe be­teiligt sich das Land Nordrhein-Westfalen an der Stiftung für den Wiederaufbau des Historischen Archivs. Jürgen Rüttgers: „Durch den Einsturz des Historischen Archivs in Köln sind wichtige Teile der kulturellen und historischen Identität des Landes bedroht. Mit unserer Unterstützung wollen wir dazu beitragen, das Archivgut dauerhaft zu erhalten.“

Erst möglich geworden ist diese Beteiligung des Landes durch die Zusicherung der Stadt Köln, dass 63,1 Millionen Euro für die Rettung und Restaurierung des beschädigten Archivgutes zur Verfügung gestellt werden. Diese Summe übersteigt die bislang ausgezahlte Versicherungs­summe für das vom Archiveinsturz betroffene Archivgut um 1,6 Millionen Euro. Ferner hat die Stadt zugesichert, die Haftungsfragen schnellst­möglich zu klären und Zahlungen für Schäden an den betroffenen Archivalien zweckgebunden für die Restaurierung zu verwenden. Außerdem hat die Stadt beschlossen, dem laufenden Beweis­sicherungsverfahren beizutreten.

Die Stadt Köln hat mit Unterstützung von mehr als 1.800 freiwilligen Helfern aus ganz Europa, mit Hilfe von Archivaren, Restauratoren und restauratorischen Fachkräften des Stadtarchivs, des Landesarchivs, der Landschaftsverbände, der Archive aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland 85 Prozent des Archivgutes geborgen.

Zweck der Stiftung ist der Erhalt bzw. die Restaurierung der nach dem Archiveinsturz am 03. März 2009 geborgenen Archivalien des Histo­rischen Archivs der Stadt Köln sowie deren Bestandszusammenführung, Digitalisierung und Erforschung. Außerdem wird die Stiftung darüber wachen, dass zu erwartende Schadensersatz- bzw. Versicherungs­forderungen verfolgt und entsprechende Leistungen vorrangig für die Restaurierung eingesetzt werden."

Quelle: Pressemitteilung der Staatskanzlei

"Zwei Menschen sterben als vor einem Jahr das Stadtarchiv in Köln einstürzt. Die genaue Ursache ist zwar noch nicht bekannt, aber es steht, dass es mit dem mangelhaften Ausführungen beim U-Bahn-Bau zusammenhängt. Ein Rückblick ... von Nils Rode"
Link zum Beitrag der aktuellen Stunde (WDR

Endgültig in die Ochsenfurter Geschichtsbücher hat sich am Donnerstag die Kauzenbräu geschrieben. Brauerei-Chef Josef Pritzl übergab dem Stadtarchiv eine vollgepackte Museumskiste. Darin enthalten sind unter anderem eine Liste aller Mitarbeiter, das Rezept des Kauzenbräu-Jubiläumsbieres und viele Bilder. Mit der Museumskiste soll die Kauzenbräu für die künftigen Generationen erhalten bleiben.
Hintergrund der Aktion ist das 200-jährige Bestehen, dass die Ochsenfurter Brauerei im letzten Jahr gefeiert hat.

Quelle: Radio Gong, 26.02.2010

Nava Ebrahimi berichtet in der StadtRevue: "..... Ein Kindheitstraum: aus Holzpaletten, alten Möbeln, Fenstern, Musikinstrumenten, Verkehrsschildern und allem, was einem sonst noch in die Hände fällt, ein Haus bauen – an einem Ort, der wild bewachsen ist und an dem einen Erwachsene niemals finden werden, weil diese sich nicht auf abseitige Wege wagen. Rolf Ketan Tepel, 53 Jahre alt, hat sich dieses Paradies erschaffen.
Im Schatten des Justizzentrums, auf einem ungenutzten städtischen Gelände am Eifelwall, lebt, arbeitet, werkelt und musiziert er seit viereinhalb Jahren. Besucher staunen darüber, wie kunstvoll er Holzbalken, Spanplatten und Paletten zusammengehauen hat und daraus ein zweigeschossiges Haus inklusive Balustrade entstanden ist, in dem nicht nur Schlafzimmer und Küche, sondern auch ein Osho-Tempel Platz finden. Angebaut sind unter anderem ein Pavillion und eine Künstlerwerkstatt, im Garten laden ein Amphitheater und – wichtig – eine Feuerstelle zur Zusammenkunft ein.
Das »ParaDies+Das«, wie Rolf Ketan Tepel es unter anderem nennt, soll jedoch mehr sein als seine persönliche Oase. »Ich sehe es als soziale Plastik in Beuys´ Sinne, als eine Art künstlerisches Forschungslabor: Herstellung des Paradieses mit dem, was hier ankommt.« Er will sehr viel mit dem Ort: es zu einem »geistig-kulturellen Rekonvaleszenzort« machen, an dem die Menschen alle Mängel ausgleichen können, die das Leben in der Stadt produziere. Den Mangel an Begegnungen etwa.
Er will auch, dass dort Politiker und Bürger zusammenkommen, um gemeinsam über ihre Stadt zu reden, die für ihn als Ganzes eine soziale Plastik sein sollte. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD), dem er im Januar auf einer Veranstaltung zur städtischen Kulturpolitik im Rathaus einen Pflasterstein aus seinem Garten übergab, hat er schon mehrmals eingeladen. Seine Botschaft: »Hör mal Jürgen, wir sind da und wollen helfen, das Ruder herumzureißen, wir haben Bock, etwas zu gestalten und den Menschen wieder Zutrauen in ihre Stadt zu geben.« Immerhin drehten sich die Dezernenten seit dem Architekturfestival Plan09 nicht mehr weg, wenn er ankomme, sagt er. Während Plan09 erhielten er und das temporäre Paradies viel Aufmerksamkeit.
Doch wenn jemand von der Stadt vorbeischaut, dann ist er meist von der Gebäudewirtschaft. Eine offizielle Erlaubnis für das Kunstwerk besitzt Ketan Tepel nämlich nicht. Engelbert Rummel leitet die Gebäudewirtschaft und sagt, dass dieser sich illegal dort aufhalte. Allerdings: »So lange es im jetzigen Rahmen bleibt, also einen provisorischen Charakter behält, werden wir es dulden. Sollte es aber zu einem Lagerplatz werden und sollten weitere Wohnformen entstehen, werden wir es mit allen Mitteln verhindern.« Das Paradies sei ohnehin als Paradies auf Zeit angelegt, betont Ketan Tepel. »Der Versuch eines Einzelnen, ein Paradies herzustellen, kann nur temporär sein.«
Die Zeit könnte bald zu Ende gehen, denn die Stadt beabsichtigt, das neue Stadtarchiv auf dem Gelände zu errichten. Rummel zufolge wird demnächst ein Büro damit beauftragt, den Realisierungswettbewerb auszuarbeiten. Laut Plan wird dann in sechs bis acht Monaten das Preisgericht tagen. Wie im Masterplan für Köln vorgesehen, wolle die Stadt den Grüngürtel auf das Gelände hin verlängern, erklärt Rummel. Neben dem Stadtarchiv soll außerdem noch ein Studentenwohnheim entstehen. »Anfang 2012 könnte mit dem Bau begonnen werden«, schätzt der Gebäudewirtschaft-Leiter. Vorher sind jedoch Bodenuntersuchungen und Bohrungen notwendig. Eine Prognose, wie lange das Gelände Ketan Tepel noch zur Verfügung steht, möchte Rummel daher nicht abgeben. Die Mietverträge der Künstler, die ebenfalls dort ihre Ateliers haben, verlängern sich jedenfalls immer nur monatlich.
Der Lebenskünstler, Landschaftsbeleber und Liebesbeauftragter, wie er sich nennt, klagt darüber, dass es zunehmend ungemütlicher wird. Stromanschluss gab es von Beginn an nicht, aber das Wasser habe ihm die Stadt abgedreht. Er behilft sich. Mit einem Kanister fängt er Regenwasser auf und eine kleine Solaranlage speist einen Akku. Außerdem spendete ein Mäzen ein Dixie-Klo. Ende vergangenen Jahres ließ die Stadt dann aber sein Baumhaus abreißen. Und Anfang Januar standen plötzlich Männer mit Kettensägen vor den Toren. Sie rodeten das Gelände, auf dem in den vergangenen 25 Jahre allerhand Gewächs gediehen war, weil sich die Politiker nicht einigen konnte, was mit dem Grundstück passieren sollte. Für Rummel war das notwendig. »Wir wollen dort keinen Dschungel«, sagt er.
Ketan Tepel hatte dort im Spätsommer immer Mirabellen und Äpfel geerntet. Ansonsten bestreitet er den Lebensunterhalt mit Spenden und seiner Kunst. »Ich will nur noch von dem leben, was man mir freiwillig gibt oder was andere wegschmeißen«, hat er für sich entschieden, nachdem er auf dem Weltjugendtag vor fast fünf Jahren komplett ausgeraubt wurde. Das sei für ihn der Punkt gewesen, zu sagen: »Jetzt baue ich mir das auf, was ich schon immer aufbauen wollte.« Alles, was er tue, sei seine Art zu leben. »Damit bin für die Stadt zum Problembären geworden.«"

Link zum Artikel

28.02.2010, 11:05 - 12:00

"Am 3. März 2009 um 14 Uhr brach das sechsstöckige Magazingebäude des Historischen Archivs der Stadt Köln in sich zusammen und riss die Nachbargebäude mit sich. Zwei junge Männer starben. Einer der bedeutendsten Horte europäischer Stadt- und Kulturgeschichte ist im Untergrund versunken: Mit ihm, was der Nachwelt erhalten bleiben sollte.

Die wahrscheinliche Ursache: eine 30 Meter tiefe U-Bahn-Baugrube unmittelbar vor dem Stadtarchiv. Was genau war geschehen? Erstaunlicherweise trifft der Autor bei allen Verantwortlichen auf ein gutes Gewissen. Fehlte angesichts der Komplexität des gewaltigen Bauwerks der Überblick?

Dieses Feature wird befristet On Demand zum Nachhören und zum kostenlosen Download angeboten."


Link zur Seite de Sendung

Link zum Manuskript

Link zum mp3-Download

Gedruckt in Geschichte in Köln 56 (2009), S. 105–124
Link zur PDF


Burkhard Mönnich ( http://koelner-komment.de/)
"Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

am 3. März jährt sich zum ersten Mal der Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln. Zwei junge Männer fanden unter den Trümmern den Tod und unschätzbar wertvolle Dokumente wurden zerstört. Die politische Verantwortung für die Katastrophe hat bisher niemand übernommen. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Kompetenz und Verantwortungs-bewusstsein von Politik und Verwaltung ist nachhaltig erschüttert. Die jüngsten Skandale beim U-Bahnbau tun ein Übriges.

So darf es nicht weitergehen in dieser Stadt!

Gemeinsam mit der Autorengruppe „Aura 09" und der Kulturinitiative „Kölner Komment" laden wir Sie herzlich ein zum gemeinsamen Erinnern und zum Protest gegen das „Weiter-wie-bisher".

17.00
oberirdisch - unterirdisch Szenische Lesung vor dem Rathaus
Zitate aus den Ratssitzungen zur Entscheidung für den U-Bahn-Bau mit Musik.
Mit Irene Schwarz, Gregor Höppner, Diddi Jünemann, Biggi Wanninger, Heinrich Cuipers, Claus Prangenberg u.a.

18.00-19.00


Zug der Fassungslosigkeit zur Einsturzstelle in der Severinstraße Start am Rathaus

Wir erinnern an die Chronologie der Ereignisse, an Warnsignale im Vorfeld und stellen Fragen zur politischen Verantwortung.
Zug mit musikalischer Begleitung.

Wir freuen uns, wenn viele Menschen ihre Ideen, Gedanken u.a. auf Transparenten o.ä. zum Ausdruck bringen.

Kundgebung an der Einsturzstelle: Ansprache, Gedenken der Toten und derer, die alles verloren haben.
Alphorn: Ebasa Pallada

19.30-21.15


Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Karl Friedrich Schinkel und Sulpiz Boisserée mit einer Einleitung von Werner Rügemer.
Der Historiker Frank Möller stellt die Bedeutung des Archiv-verlustes für die Forschung dar,
die Künstlerin Tanya Ury berichtet von dem Verlust des Nachlasses ihrer Familie Ury-Unger,
Heinrich Pachl kreiert eine kabbarettistische Betrachtung zum Thema Verantwortung und
es wird gelesen aus Jens Hagens "Köln Poems" zum U-Bahn-Bau 1965.

Moderation: Frank Deja (KÖLN KANN AUCH ANDERS), Eva Weissweiler (Aura 09), Melanie Weidmüller (Kölner Komment)

Foyer: Ausstellung mit Fotocollagen "Trümmerbilder" des Fotografen Klaus Kammerichs"


Link zur Veranstaltungsseite der Initiative " Köln kann auch anders"

 

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