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Kommunalarchive

"Gemeinsam starten die Stadt Köln und der StadtSportBundKöln e.V. einen Hilfeaufruf an die Kölner Sportvereine.
Diese suchen freiwillige Helfer nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im Zusammemhang mit der Erstversorgung und Erstreinigung wie dann des Abtransportes der restlichen Archivalien nach Bergung selbiger.
Aus Sicherheitsgründen ist der Einsatz von Kindern und Jugendlichen nicht möglich. "
(1)
"Das aktuelle Tätigkeitsprofil:
- Erstversorgung der aus dem Grundwasserbereich geborgenen Archivalien.
- Die Archivalien müssen an sogenannten ‚Nassstationen’ erstgereinigt werden.
- Danach werden sie zum Abtransport verpackt.
Ein erneuter Bergungsbeginn in den Wintermonaten wäre möglich.
Die Arbeit an den eingerichteten Stationen ist anstrengend. Die Durchführung im Sitzen
ist leider nicht möglich. Grundvoraussetzung ist körperliche Belastbarkeit.
"(2)
Quellen:
(1) http://www.fvm.de/news-fvm-detail.html?&tx_ttnews[tt_news]=4727&cHash=699ebf1e00
(2) http://www.fvm.de/uploads/media/Informationen-Sportvereine.pdf

Die PDF-Datei eines Aufsatzes des stellvertretenden Kölner Archivleiters im Journal of Paper Conservation Vol. 10, No. 2 (Juni 2009), S. 8-14 ist hier abrufbar.

Marianne Antwerpen in ihrer General-Anzeiger-Glosse "So gesehen" (Link): "Mal ehrlich. Der Mann denkt mit. Er hat den RTL-Dokufilm "Vulkanausbruch in Deutschland . . .was wäre wenn" gesehen, hat noch den Einsturz des Stadtarchivs in Köln vor Augen, zählt zwei und zwei zusammen - und ist in tiefer Sorge. Der Mann ist Künstler, hat also Fantasie und kann sich lebhaft vorstellen, wie es wäre, wenn ein Vulkan in der Eifel ausbricht und Bonn von einer Flutwelle erfasst würde.
Logisch, dass erst einmal die Menschen in Sicherheit gebracht werden müssten, Politiker und Gleichgesinnte zuerst. Und wer kümmert sich ums Stadtarchiv? Wer hat ihn schon in der Tasche, den Notfallplan zur Rettung wertvollster Dokumente und Urkunden? Bevor der Eifel-Tsunami tabula rasa macht?
Der Mann, der Alfred Kerger heißt und in Bonn immer mal wieder mit grandiosen Einfällen von sich reden macht - man denke nur an die rote Pappnase, mit der er vor Jahren den Adenauer-Kopf vor dem Kanzleramt anklebte und damit bundesweit Aufsehen erregte.
Dieser Mann also hat einen Brief an den Herrn Doktor Krapf geschrieben, seines Zeichens Kulturdezernent und damit auch für den Schutz wertvollen Archivgutes zuständig. Kerger schlägt vor, das Kind nicht erst ins Wasser fallen zu lassen wie in Köln, sondern in weiser Voraussicht quasi schon mal die Koffer, pardon, die Kisten zu packen.
Die Dokumente, empfiehlt Kerger, könnten in einem höher gelegenen Stadtteil in Sicherheit gebracht werden, etwa auf dem Gelände der Uni-Klinik oder des Verteidigungsministeriums, allein schon von Staats wegen bestens geeignet, das hohe Kulturgut gegen Katastrophen aller Art zu verteidigen.
Auf der Hardthöhe, stellt sich Kerger vor, seien die Bestände in trockenen Tüchern. Wobei durchaus Eile geboten sei, denn kurz vor dem GAU seien die Straßen in Bonn hoffnungslos verstopft, vermutet Kerger, und wünscht sich, dass seine Anregungen von der Stadt ernst genommen werden.
Was sonst?

" ....Mit “wilden Tieren” - so der OB - beschäftigte sich gestern der Stadtrat. Gemeint war der Brotkäfer, der die wertvollen reichsstädtischen Bücherbestände des Stadtarchivs befallen hat.
Der Stadtrat beschloss einstimmig, insgesamt 540.000 Euro für die Auslagerung und Rettung der vom Brotkäfer befallenen Archivalien zur Verfügung zu stellen. Damit können in den für die Stadtarchäologie vorgesehenen AKS-Shedhallen beim neuen Textilmuseum tim die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Temperaturen von 18 Grad zu gewährleisten und Regale für eine vorübergehende Aufbewahrung aufzubauen. Anschließend werden die schädlingsbefallenen Bücher einer 20.000 Euro teuren Stickstoffbehandlung unterzogen. Diese soll dem Brotkäfer endgültig den Garaus machen. Bis zur Fertigstellung des gleich nebenan gelegenen neuen Stadtarchivs, die für 2013 geplant ist, bleiben die Archivalien in ihrem Interimsquartier."

Quelle: Die Augugsburger Zeitung


s.a.: http://archiv.twoday.net/stories/5820528/ und http://archiv.twoday.net/stories/5952139/

Nachwehen des Kölner Archiveinturzes oder: Die Stadt spart f... on TwitpicGrößeres Bild? Einfach auf das Bild Klicken!


Praktische Vorbereitung auf den Ernstfall: Auszubildende Sabrina Kremer übt den Umgang mit dem Feuerlöscher (Quelle: Rhein-Sieg-Kreis).

Auf einmal muss alles ganz schnell gehen: es brennt, Rauch versperrt die Sicht, die zahlreichen Regale im Kreisarchiv sind kaum noch zuerkennen. Was lagert wo? Was ist besonders wichtig? Was kann wie am besten gerettet werden? Fragen mit denen sich fünf Mitglieder verschiedenen Jugendfeuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam mit Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt und Archivmitarbeiterin Monika Marner im Rahmen des Projektes „Geschichte löschen? – Ein Notfallplan für das Kreisarchiv“ befasst haben. Fachlich unterstützt wurden sie dabei von Kreisbrandmeister Walter Jonas.

„Archive haben meist ein „verstaubtes“ Image. Ereignisse wie die Hochwasserkatastrophe in Dresden 2002, der Brand der Herzogin Anna-Amalia Bibliothek in Weimar 2004 und zuletzt der Einsturz des Stadtarchivs in Köln im vergangenen März erinnern uns jedoch auf drastische Weise an die Bedeutung von Archiven und die kulturellen Werte die hier durch Katastrophen verloren gehen“, sagte Kreisdirektorin Annerose Heinze bei der heutigen Vorstellung der Projektergebnisse im Kreishaus. „Auch in unserem Kreisarchiv lagern Kulturgüter, die für unsere regionale Geschichte von Bedeutung sind.“

Das Projekt wurde im Rahmen des Wettbewerbes „Archiv und Jugend – Blick zurück nach vorn 2008“ des Landes Nordrhein-Westfalen und der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen mit 8.000 Euro gefördert und richtete sich an Mitglieder der Jugendfeuerwehr ab 14 Jahre und junge Feuerwehrleute bis 20 Jahre. Die erste von zwei Workshopwochen fand während der Sommerferien statt. Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt und Projektleiterin Monika Marner erläuterten zunächst die Aufgaben eines Archivs und recherchierten mit den jugendlichen Teilnehmern die Materialien die im Archiv lagern und im Ernstfall gelöscht werden müssen. Danach wurden die Archivräume im Kreishaus mit den Augen der Brandschützer unter die Lupe genommen und vorhandenen Schwachstellen analysiert. Welche Schäden an Kulturgütern beispielsweise durch Löschwasser entstehen und was noch restauriert werden kann erfuhr die Gruppe bei einem Besuch der Restaurierungswerkstätten des Landschaftsverbandes Rheinland in Brauweiler. Wieder in Siegburg entwickelten die Jugendlichen Notfallszenarien, recherchierten bestehende Notfallpläne für Archive und andere Kultureinrichtungen regional und überregional und passten die sie an die Situation in Siegburg an. Der Besuch der Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises und der Einblick in die Arbeit der Einsatzkräfte kamen bei den Jungfeuerwehrleuten in dieser Woche besonders gut an.

Während der zweiten Workshopwoche in den Herbstferien stand die weitere Ausarbeitung des Notfallplans im Mittelpunkt. Im ersten Workshop hatten die Jugendlichen beispielsweise gelernt, dass zur Rettung von Papierdokumenten, die durch Löschwasser geschädigt wurden, diese möglichst innerhalb der ersten 48 Stunden kühl gelagert werden sollten um Schimmelbefall zu vermeiden. Hiefür wurde recherchiert, wer möglicherweise in der Umgebung über größere Kühlräume verfügt und mit wem Kontakt für den Ernstfall aufgenommen werden sollte. Zudem wurde beispielhaft eine Notfallbox erstellt, in der alles enthalten ist, was im Schadensfall erforderlich ist, wie beispielsweise einen Schutzanzug, Gummistiefel, eine Taschenlampe, Folie zum verpacken der geborgenen Materialien oder Klebeband.

Auch in dieser Woche kam die Praxis nicht zu kurz. Auf dem Programm standen eine Exkursion zur Abtei Michaelsberg mit dem Stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Siegburg, Ralf Schumann, und Alt-Abt Placidus Mittler und ein Planspiel „Wir retten die Kulturgüter im Stadtmuseum in Siegburg“. Den Abschluss bildete eine Feuerlöschübung, an dem sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreisarchivs beteiligten. Erläutert und geübt wurde der richtige Umgang mit einem Feuerlöscher.

„Durch das Projekt haben beide Seiten viel gelernt“, resümieren Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt und Projektleiterin Monika Marner, „die Jugendlichen wurden für die Bedeutung von Kulturgütern sensibilisiert und sie haben die Arbeit eines Archivs kennen gelernt. Wir haben in den Workshops ganz praktische Tipps bekommen, was wir in Sachen Brandschutz verbessern müssen. Beispielsweise das es sinnvoll ist eine Prioritätenliste zu erstellen und die Archivregale zu beschriften, so dass wertvolle Stücke schnell gefunden und gerettet werden können. Wir haben einige Hausaufgaben mitgenommen und werden diese in unsere weitere Arbeit mit einfließen lassen. Wir danken den Jugendlichen für ihre freiwillige Teilnahme und für die Zeit und das Engagement, das sie investiert haben. Ihr habt uns geholfen unsere Kulturgüter ein Stück besser zu schützen.“

Die Projektteilnehmer:

* Niclas Werner, Jugendfeuerwehr Hennef-Uckerath
* Patrick Pessel, Jugendfeuerwehr Hennef-Uckerath
* Dennis Sinik, Jugendfeuerwehr Hennef
* Steffen Bopp Jugendfeuerwehr Hennef
* Alexander Gall, Jugendfeuerwehr Sieglar
* Sabrina Kremer, Auszubildende Kreisarchiv


Quelle: Pressemitteilung des Rhein-Sieg-Kreises

"Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs wird erstmals vor Gericht verhandelt. Am 17. November beginnt vor dem Landgericht ein Zivilverfahren von Leihgebern gegen die Stadt Köln.
Einer der Kläger sei der Regisseur Franz-Josef Heumannskämper, sagte ein Gerichtssprecher. Heumannskämper argumentiere, dass die Leiterin des Stadtarchivs, Bettina Schmidt-Czaia, schon vor dem Einsturz über Risse im Gebäude geklagt habe. Damit habe sie eine "gewisse Kenntnis der Gefahrenlage" gehabt. Dennoch sei die Stadt untätig geblieben und habe damit ihre Sorgfaltspflicht verletzt.
Nach Informationen des "Stadt-Anzeiger" hatte Heumannskämper dem Archiv den Nachlass des 1995 gestorbenen Baritons William Pearson überlassen. Mehrere andere Leihgeber haben ebenfalls Klagen angekündigt.
Die Stadt Köln wollte zu dem Verfahren nicht Stellung nehmen. Die Ermittlungen zur Einsturzursache sind noch nicht abgeschlossen und werden sich auch noch länger hinziehen. Insofern steht noch nicht fest, wer die Verantwortung trägt. ....."

Quelle: http://www.n-tv.de/panorama/Archiveinsturz-wird-verhandelt-article540667.html

"Das Niedrigwasser des Rheins hilft der Feuerwehr bei der Bergung von Dokumenten aus dem eingestürzten Historischen Archiv in Köln. Wegen des niedrigen Pegels und des dadurch gesunkenen Grundwasserspiegels kann an der Einsturzstelle tiefer gebaggert werden kann als bisher. Dabei wurden unter anderem gut erhaltene Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden entdeckt. Das restliche Archivgut kann erst geborgen werden, wenn Betonwände errichtet sind, die Erdrutsche verhindern sollen."
Quelle: WDR-Lokalzeitnachrichten

"Kaum zu glauben: Ein paar unscheinbare Mappen und Ordner sind das wichtigste Bergungsgut des Kölner Stadtarchivs. Denn ohne die sogenannten Findbücher ginge nichts.
"Glücklicherweise konnten sämtliche Findbücher, die sie hier sehen, gerettet werden", sagt der Archivar Max Plassmann. "Findbücher sind die Bücher, in denen verzeichnet wurde, was in den Archivbeständen zu finden ist. Diese Findbücher konnten komplett gerettet werden, so dass wir jetzt die Möglichkeit haben, diese zusammen zu ziehen, um uns daran zu orientieren bei der Neuordung. Ohne sie wäre eine Neuordnung so gut wie ausgeschlossen gewesen."

Zwei bis vier Millionen Einzelfetzen
Orientierung geben die Findbücher beispielsweise über eine Urkunde aus dem Kölner Domstift von 1298, aber auch über viele, viele anderen Dokumente, die in Müllcontainern der sogenannten Asylarchive auf ihre Zuordnung warten. Auch die feierliche Urkunde, die Napoleon 1811 der Stadt Köln überreichte, hat ihre Referenz in einem der grauen Findbücher: der Dank Napoleons für die Unterstützung beim Durchmarsch nach Russland. Und ein wunderschönes Andachtsbuch aus dem Jahr 1430, liebevoll von Hand geschrieben und verziert mit Initialen aus Blattgold, ist typisch für das 15. Jahrhundert. Oder auch eine einfache Kladde, in der steht wer wen geheiratet hat - ein schönes Stück Sozialgeschichte.

"Alle Archivbestände sind zusammen gesehen der Kulturbestand, der als Kulturgut gilt, der wertvoll ist und der zusammenhängt", so Plassmann. "Man kann nichts herausgreifen, was wichtig und was weniger wichtig ist. Unsere Aufgabe ist es, alles zu retten. Das beginnt mit den mittelalterlichen Urkunden, geht über neuzeitliche Urkunden oder die aus napoleonischer Zeit, über Baupläne bis hin zu eher einfachem Archivgut wie Heiratsbücher aus dem 19. Jahrhundert oder dem frühen 20. Jahrhundert, die jetzt nicht so spektakulär daherkommen wie eine mittelalterliche Urkunde, die aber wichtige Dokumente der Entwicklung der Bevölkerung einer Stadt sind."

Ein mühsamer, langwieriger Vorgang Aber leider kann selbst ein Findbuch den zerschundenen Papierfetzen keine Orientierung geben. "Wir schätzen, das wir zwischen zwei bis vier Millionen Einzelschnipsel haben", sagt Max Plassmann. Und wie finden die ihren Platz? "Das ist händisch kaum zu lösen", so der Archivar. Deshalb prüfe man, ob die Frauenhofer Gesellschaft, die ein ähnliches Probleme mit zerrissenen Stasiakten hatte, technische Möglichkeiten zur Verfügung stellen könne.

Auf jeden Fall ist es ein mühsamer, langwieriger Vorgang, verbunden mit einsamen Jahren des Wartens. "Es gibt keinerlei Erfahrungswerte, wie lange so etwas dauern kann", so Plassmann. "Wir fangen jetzt an zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass wir mindesten 30 Jahre brauchen, um die Ordnung wiederherzustellen und die beschädigten Dinge auch zu restaurieren und zu reinigen. Mindestens 30 Jahre, das würde auch bedeuten, dass 200 Restauratoren permanent im Einsatz sind, damit wir es in 30 Jahren schaffen können." Ganz schön teuer wird auch der Neubau an anderem Standort. Trotzdem: Der Archivcrash ist "Peanuts" im Vergleich zum Bankencrash. "

Quelle: http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/kulturzeit/themen/133313/index.html

Link zum Video

1. Folge (Albertus Magnus): http://archiv.twoday.net/stories/5664325/
2. Folge (Vilém Flusser): http://archiv.twoday.net/stories/5730887/
3. Folge (Mittelalterliche Urkunden): http://archiv.twoday.net/stories/5669088/
4. Folge (Anne Dorn): http://archiv.twoday.net/stories/5669089/
5. Folge (Nachlass einer Familie): http://archiv.twoday.net/stories/5669090/

Eva-Maria Knab in der Augsburger Allgemeinen : "Das Augsburger Stadtarchiv gleicht einem großen Kühlhaus. Bei 17 Grad Celsius will man eine massive Schädlingsplage im Gebäude wenigstens vorübergehend durch Kälte eindämmen. Der Brotkäfer frisst sich durch die wertvollsten Bestände des Hauses. „Bei uns ist es eins nach zwölf“, sagt Archivleiter Michael Cramer-Fürtig. Der geplante Umzug des Archivs im Jahr 2013 dürfe nicht mehr länger aufgeschoben werden. Genau das könnte aber wegen der dramatischen Finanzlage der Stadt in Zeiten der Rezession passieren, befürchten die Grünen.
Bekanntlich kämpfen die Mitarbeiter des Stadtarchivs, unterstützt von Fachleuten, seit einigen Wochen gegen die schlimme Plage - wieder einmal. Denn die Schädlinge fallen regelmäßig vom Stadtmarkt nebenan ein, und vermehren sich etwa alle drei Jahre explosionsartig, so Cramer-Fürtig. „Pergament und Leim wirken regelrecht als Appetitanreger für die Käfer.“
Vor allem die Archivbestände aus den Zeiten der alten Reichsstadt, das wertvollste Gut des Archivs, sind durch die Brotkäfer enorm gefährdet. Die Schäden sind im Laufe der Jahre groß geworden. Manche Bücher sind schon so stark zerfressen, dass man die Schrift nicht mehr lesen kann. Eine Restaurierung des historischen Materials würde laut Cramer-Fürtig einen „hohen siebenstelligen Betrag“ kosten. Wohl ähnlich viel Geld, wie das neue Quartier fürs Stadtarchiv auf dem AKS-Gelände im Textilviertel kosten soll. Die Stadt hat dafür 7,2 Millionen Euro veranschlagt.
Sofortmaßnahmen gegen die Schädlinge sind eingeleitet. Der erste Stock ist hermetisch abgeriegelt. Durch die Kühlung werden die Käferlarven vorübergehend in Schlaf versetzt. Als erstes Archiv in Süddeutschland setzt man diesmal einen tierischen Nützling zur Bekämpfung ein. Rund 600 Lagererzwespen wurden ausgesetzt. Sie bohren die Käfer an, worauf diese absterben. Das Verfahren sei in Kirchen und Museen erprobt und für Dokumente ungefährlich, sagen Experten.
Doch das alles hilft nur vorübergehend. Das befallene Papier muss ausgelagert und speziell behandelt werden, damit die Käferlarven endgültig absterben. Laut Cramer-Fürtig wird unter Zelten Stickstoff zugeführt, um Sauerstoffmangel für die Schädlinge zu erzeugen. Voraussichtlich soll das ab dem kommenden Frühjahr in einer Messehalle als neuem Außenlager geschehen.
Die Mammutaktion ist teuer. Man rechnet mit 250 000 Euro für die Auslagerung. Einen Teil der Kosten muss das Archiv selbst erbringen. Möglicherweise müssen deshalb Planungsmittel für den Umzug des Hauses aufs AKS-Gelände angegriffen werden. Laut Cramer-Fürtig ist auch mit Blick auf die Forschung Eile geboten. Das Material soll aus rechtlichen Gründen möglichst schnell wieder zugänglich sein, weil sonst laufende Doktorarbeiten gefährdet wären.
Die Grünen nahmen die großen Probleme des Stadtarchivs gestern zum Anlass für einen Informationsbesuch. Stadträtin Verena von Mutius sieht mit Sorge den Beratungen des Stadtrats zum Haushalt 2010 im November entgegen. Wegen der desaströsen Finanzlage der Stadt befürchtet sie, dass Gelder für den Umzug gestrichen werden könnten.
„Am Umzug des Stadtarchivs führt kein Weg vorbei“, meint Landtagsabgeordnete Christine Kamm. In dem früheren Wohnhaus an der Fuggerstraße könnten die Bestände nicht sachgemäß gelagert werden. Zumal es dort noch viele weitere Probleme wie Schimmel, Säurebefall von Dokumenten und unzureichenden Brandschutz gibt. ...."


Dank an stilangel via Twitter!

s. a. http://archiv.twoday.net/stories/5820528/

 

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