Unterhaltung
Täglich stellt unser Partnerweblog Netbib derzeit ein Gedicht (mit Link zum Volltext im Web) aus Ulla Hahns Gedicht-Anthologie für die ZEIT-Schülerbibliothek vor. Heute wird auf einen Berufskollegen verwiesen: Bekanntlich war Franz Grillparzer, der das Gedicht "Entsagung" verfasste, Archivar einer Wiener Behörde.
KlausGraf - am Dienstag, 9. September 2003, 04:02 - Rubrik: Unterhaltung
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"Aber erhält man solche Auskünfte denn nicht übers Archivio di Stato?" fragte Brunetti.
"Leider stellt das Staatsarchiv seine Informationen der Öffentlichkeit nur sehr bedingt zur Verfügung. Und hier wähle ich meine Worte mit Bedacht: Sebstverständlich haben sie die Informationen, aber sie geben sie anscheinend nur widerwillig heraus. Und wenn, dann erst nach nervenaufreibenden Verzögerungen."
"Ja, aber wieso?" fragte Brunetti.
"Weiß der Himmel", seufzte Ford deutlich frustriert. "Ich kann Ihnen nur schildern, wie es funktioniert oder besser gesagt nicht funktioniert." Wie jeder Historiker, der sich für sein Fachgebiet erwärmt, geriet nun auch er zusehends in Fahrt. "Jedenfalls werden private Anfragen beim Staatsarchiv durch unnötige Formalien erschwert, aber in so einer Behörde gehen die Uhren einfach anders. " Brunetti erkundigte sich nicht, wie das gemeint sei; Ford erklärte es trotzdem. "Zu mir sind schon Leute gekommen, die beim Archiv vor dreißig Jahren Akteneinsicht beantragt hatten. Ein Mann brachte mir die vollständige Korrespondenz zu den Nachforschungen über den Verbleib seines Bruders, von dem er zuletzt 1945 gehört hatte. Er hatte einen ganzen Ordner voll mit Standardbriefen des Archivs, in denen es ein ums andere Mal hieß, die Anfrage werde auf dem Dienstweg weitergeleitet." Brunetti brummte etwas, das Interesse vermuten ließ, und der Engländer fuhr fort: "Das Tragische an diesem Fall war, daß die ersten Gesuche alle noch von seinem Vater unterzeichnet waren. Als der vor fünfzehn Jahren starb, hatte die Familie noch keinerlei konkreten Bescheid. Seitdem verfolgt der Sohn die Sache weiter."
Donna Leon, Die dunkle Stunde der Serenissima. Commissario Brunettis elfter Fall, Zürich: Diogenes 2003, S. 215f.
"Leider stellt das Staatsarchiv seine Informationen der Öffentlichkeit nur sehr bedingt zur Verfügung. Und hier wähle ich meine Worte mit Bedacht: Sebstverständlich haben sie die Informationen, aber sie geben sie anscheinend nur widerwillig heraus. Und wenn, dann erst nach nervenaufreibenden Verzögerungen."
"Ja, aber wieso?" fragte Brunetti.
"Weiß der Himmel", seufzte Ford deutlich frustriert. "Ich kann Ihnen nur schildern, wie es funktioniert oder besser gesagt nicht funktioniert." Wie jeder Historiker, der sich für sein Fachgebiet erwärmt, geriet nun auch er zusehends in Fahrt. "Jedenfalls werden private Anfragen beim Staatsarchiv durch unnötige Formalien erschwert, aber in so einer Behörde gehen die Uhren einfach anders. " Brunetti erkundigte sich nicht, wie das gemeint sei; Ford erklärte es trotzdem. "Zu mir sind schon Leute gekommen, die beim Archiv vor dreißig Jahren Akteneinsicht beantragt hatten. Ein Mann brachte mir die vollständige Korrespondenz zu den Nachforschungen über den Verbleib seines Bruders, von dem er zuletzt 1945 gehört hatte. Er hatte einen ganzen Ordner voll mit Standardbriefen des Archivs, in denen es ein ums andere Mal hieß, die Anfrage werde auf dem Dienstweg weitergeleitet." Brunetti brummte etwas, das Interesse vermuten ließ, und der Engländer fuhr fort: "Das Tragische an diesem Fall war, daß die ersten Gesuche alle noch von seinem Vater unterzeichnet waren. Als der vor fünfzehn Jahren starb, hatte die Familie noch keinerlei konkreten Bescheid. Seitdem verfolgt der Sohn die Sache weiter."
Donna Leon, Die dunkle Stunde der Serenissima. Commissario Brunettis elfter Fall, Zürich: Diogenes 2003, S. 215f.
KlausGraf - am Mittwoch, 16. Juli 2003, 00:24 - Rubrik: Unterhaltung
Das müsste sich man mal näher anschauen ...
KlausGraf - am Sonntag, 15. Juni 2003, 04:59 - Rubrik: Unterhaltung
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Eine "alberne Archivanstellung" - so nannte der Dichter Franz Grillparzer (Werke im Internet) 1832 seine Stelle eines Direktors des Hofkammerarchivs (seine in dieser Eigenschaft verfassten Aktenstücke sind in der digitalisierten Werkausgabe bei ALO einsehbar). L. Mikoletzky berichtet in der FS Heyen (717) eine Anekdote: Der Dichter hat in seinem (noch heute an Ort und Stelle befindlichen) Arbeitszimmer in dem 1848 bezogenen Hofkammerarchiv 1010 Wien, (Johannesgasse 6) Besuch, als es klopft und einer seiner Mitarbeiter den Raum betritt, um vom Direktor einen Akt zu holen. Dieser erklärt, dass er ihn nicht habe. Als sich im Lauf der Zeit die Szene zweimal wiederholt hat und der Archivar immer mit der selben Antwort abgespeist, das Zimmer seines Chefs wieder verlassen hatte, zog Grillparzer eine Lade des Schreibtisches auf, nahm den Akt heraus und erklärte seinem etwas verwunderten Besucher: "Da ist der Akt, aber hetzen lass ich mich nicht!"
KlausGraf - am Donnerstag, 22. Mai 2003, 02:28 - Rubrik: Unterhaltung
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Cartoon von Tom :-)
KlausGraf - am Donnerstag, 15. Mai 2003, 02:57 - Rubrik: Unterhaltung
Ein reicher französischer Bibliomane erhielt eines Tages den Besuch eines Orientalen, der ihm eine Reihe arabischer Bücher zu verkaufen wünschte. Sie waren in prachtvollen Charakteren auf das herrlichste Velinpapier geschrieben. Der Bibliomane stürzte sich begeistert auf diesen Schatz, den er infolgedessen ziemlich hoch bezahlen mußte ... Einige Tage darauf lud er einen befreundeten Gelehrten zur Besichtigung seiner neuen Kostbarkeiten ein. Der Gelehrte kam, sah, rückte die Brille auf die Stirn und eröffnete dem Bibliomanen bedächtig, daß seine "kostbaren Manuskripte" die Kontobücher von zwei arabischen Gewürzkrämern, drei Kamelhändlern und einigen Dattelhändlern seien. Der Mann hatte seiner Bibliothek 163 Bände Geschäftsbücher einverleibt. (Peter Frank, Der Büchernarr. Heiteres aus der Welt des Buches, München/Wien 1981, S. 158.)
KlausGraf - am Samstag, 15. Februar 2003, 18:08 - Rubrik: Unterhaltung
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»Bei Recherchen zu einer Propstei-Rechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters aus dem Jahre 1404 stößt der Archivar [Diplomarchivar Peter Unger] auf einen Satz, der für "bisher nicht gekannten Trubel in meinem Leben" sorgen sollte: "1 gr(oschen) vor darme czu brotwurstin". Damit ist klar: nicht die Nürnberger, wie bisher angenommen, sondern die Thüringer haben als erste Bratwürste her- oder zumindest in Rechnung gestellt.« So das kollektiv. Mehr Bratwurst(rechts)geschichtliches in einem Netbib-Eintrag. [netbib hat seine Links geändert: http://log.netbib.de/archives/2002/12/09/bratwursthistorie/ ]
KlausGraf - am Montag, 10. Februar 2003, 23:50 - Rubrik: Unterhaltung
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