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SPONLINE spendiert uns aus Anlass des Berliner Piraten-Erfolgs einen aktualisierten Auszug aus Christian Stöckers Buch Nerd Attack:

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,786993,00.html

Die nach wie vor vorhandenen grundlegenden Vorbehalte der Datenträgernostalgiker, Dotcom-Blasen-Geprellten und Kulturpessimisten zeigen sich nun in neuem Gewand. Sie verkleiden sich als gut gemeinte Mahnungen, Warnungen vor Informationsüberschuss, vor zu viel Kommunikation, vor allzu großer Einfachheit, was den Zugang zu Wissen angeht. Oder als gespielte, kokettierende, demonstrative Inkompetenz: "Mach du das mal, ich weiß ja nicht mal, wie man einen Computer einschaltet."

Woher diese Haltung kommt? Das hat, so unhöflich das klingt, viel mit dem Lebensalter zu tun: In der Generation der heute über 50-Jährigen hat das Internet, hat digitale Technologie nie die persönlich beglückende Rolle gespielt wie im Leben von 20- oder 30-Jährigen. Menschen dieser Altersgruppe haben - in der Regel - keine Liebesbeziehungen über E-Mail oder Social Networks angebahnt, haben nicht mit dem Joystick in der Hand Freundschaften fürs Leben geschlossen , haben nicht im Netz Gleichgesinnte mit dem gleichen Musikgeschmack gefunden, sich nie dem faszinierenden Strudel an Informationsquellen hingegeben, den das Internet heute zu jedem Besessenheits-Thema von Manga-Comics bis hin zu Teilchenphysik anzubieten hat. Sie haben das Netz nicht lieben, nicht liebevoll aber skeptisch damit umgehen gelernt.


Gerd Schwerhoff hat sich vor einiger Zeit hier zu Wort gemeldet

http://archiv.twoday.net/stories/38750409/#38751544

Unwesentlich älter als ich, hat er etwa zur gleichen Zeit wie ich in Bielefeld das Internet kennen gelernt (ca. 1996). Als ich 1997 meine (bis 2003 aktualisierte) Homepage

http://projekte.geschichte.uni-freiburg.de/mertens/graf/

ins Netz stellte, fühlte ich mich keineswegs als "Internetpionier".

Im April 1997 formulierte ich dort:

Die eigene Homepage stellt, daran ist nicht zu zweifeln, eine medientechnisch besonders fortgeschrittene Spielart akademischer Eitelkeit dar.

Zugleich eröffnet das Internet Kommunikations- und Publikationsmöglichkeiten, die dem eingefahrenen Wissenschaftsbetrieb neue Impulse verleihen könnten. Allerdings können nur attraktive Angebote, wenn überhaupt, etwas an der (noch) allgemeinen Reserviertheit der HistorikerInnenzunft gegenüber dem Internet ändern.

Statt in die Zeit-Klage über das Internet als Müllhalde und spätpubertäre Veranstaltung einzustimmen und passiv abzuwarten, ob irgendjemand irgendetwas Brauchbares ins Netz stellt, möchte ich hier mehr und anderes bieten als die (bei deutschen Wissenschaftlern) üblichen knöchernen Inhalte: Curriculum vitae, Projekte, Veröffentlichungsliste (und alles am besten: "under construction").


15 Jahre später sind wir nicht wesentlich weiter, was die Akzeptanz des Internets angeht, obwohl es unendlich viele Informationsangebote mehr gibt. Man kann mich mit jemandem vergleichen, der in einer Wandergruppe voranläuft und denkt, dass die anderen gleich nachkommen. Aber sie sind nicht nachgekommen. Sie haben selbstverständlich Computer und Mail in ihr Leben integriert und finden Digitalisate und die "Sehepunkte" und H-SOZ-U-KULT ganz prima, aber den Schritt ins digitale Mitmach-Web, den ich 1997 mit meiner Homepage und 2003 mit diesem Gemeinschaftsblog ging, wollen sie nicht mitgehen.

Und da ich ein eher ungeduldiges Naturell habe, kann ich nicht alle Zumutungen der Generation Fax oder sagen wir im Fall Schwerhoffs lieber "Generation Mailingliste" klaglos schlucken. Difficile est saturam non scribere. Bei aller sporadischen Anerkennung für mein Treiben hier und andernorts im digitalen Raum bin ich mir bewusst, dass ich ein Außenseiter bin und bleibe.

Update: Diskussion
https://plus.google.com/u/0/117546351384071338747/posts/8fMYe3oPLiX
Granado (Gast) meinte am 2011/09/20 12:33:
Schlecht informierte Spiegel-Foristen
Forist medley63 zitiert schlecht informierte Wikipedia:
Piraterie: "Bei Piraterie (von griechisch πειρᾶν peiran, eigentlich 'nehmen/wegnehmen'... handelt es sich um Gewalttaten, Eigentumsdelikte oder Freiheitsberaubungen... zu eigennützigen Zwecken..." Quelle:
Dagegen: πειρᾶν peiran bedeutet versuchen, unternehmen, erproben, erfahren; abgeleitet: einen Versuch auf etwas machen, einen Angriff wagen, den Kampf mit jemandem aufnehmen (s. Menge/Güthling)
Mehrere Foristen haben es auch nicht gewagt, wirklich in das (verlinkte) Piratenwiki z.B. zu Urheberrecht zu schauen, geschweige sich mal differenziert über copyright und Urheberrecht zu informieren, gar die Bellagio-Deklaration v. 11.3.1993! 
KHSchneider meinte am 2011/09/20 12:40:
http://digitalerwiderstand.wordpress.com/2011/09/20/drehen-wir-uns-im-kreis/

Grüße KHSchneider 
 

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