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http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/content.php?nav_id=1791

Sehr rasch ist das von L.I.S.A geführte Interview online.

Update: Sehr rasch auch eine Reaktion

http://www.brennpunkt-geschichte.de/2011/08/19/aus-zwei-mach-drei/
Gerd Schwerhoff (Gast) meinte am 2011/08/20 21:41:
Genervt von der Schützengräbenmentalität
Weil Klaus Graf meinen FAZ-Beitrag in seinem Interview angesprochen hat (wenn auch schief, weil ich nicht für einen weitgehenden Verzicht auf gedruckte Sammelbände, sondern für eine neue Arbeitsteilung zwischen Internet und Druck plädiert habe), hier einige kurze Anmerkungen zu seinen Gedanken.
Natürlich ist das Internet für die Geschichtswissenschaft nicht ausgereizt und birgt noch viele ungenutzte Möglichkeiten. Und ich kann verstehen, dass vielfache Ignoranz gegenüber dem Medium die netzaktiven Bürger auf die Palme bringt. Umgekehrt nervt mich aber die „Ganz oder garnicht“ – Attitüde der Blogprofis, die ätzende Arroganz gegenüber der Welt der Internet-Ignoranten, die immer wieder in vielen Kommentaren zum Ausdruck kommt. Insbesondere Du, Klaus, pflegst Diese Haltung sehr genüsslich („…zum Glück bin ich bei diesem Vortrag spazieren gegangen“). So werden die feindlichen Linien aus dem Schützengraben ständig unter Feuer genommen, Gefangene werden nicht gemacht – Überzeugungsarbeit sieht m. E. anders aus!
Es wäre vielleicht nützlich für die Netzaktiven, sich intensiver mit der Haltung derartiger Web - Halbschattengewächse zu beschäftigen, wie ich eines bin. Ohne Internet ist mein wissenschaftliches Leben heute schwer vorstellbar, genauer ohne email, Mailinglisten, digital zugängliche Quellen- und Literaturressourcen. Großartig! Andererseits bin ich im web 2.0 eher zurückhaltend. Weblogs lese ich gelegentlich (das großartige archivalia.net regelmäßig), bei Facebook allerdings habe ich mich nicht mehr gerührt, seit mein Sohn mich dort angemeldet hat, und an Diskussionen im Netz nehme ich äußerst selten teil. Zu ständigen Meldungen in einem sozialen Netzwerk über meine derzeitigen Gedanken, Befindlichkeiten oder was auch immer fehlt mir das Bedürfnis. Ich nutze das Netz einfach so, wie es meinen Bedürfnissen und meinem Zeitbudget entspricht. Geheime Überlegenheitsgefühle von fortgeschritten Netzaktiven gegenüber einer derart lauen Haltung sind unbenommen, ätzender Spott der Lordsiegelbewahrer des web 2.0 ist weder sachlich überzeugend noch menschlich einnehmend – auch wenn ich eine schöne polemische Auseinandersetzung durchaus schätze.
Natürlich gibt es viele Gründe auch für Skepsis gegenüber dem Internet als Medium für die Wissenschaft. Das vieldiskutierte Problem der Qualitätskontrolle ist eines davon, und wikipedia ist ein guter Beweis dafür, wie nahe Exzellenz und Schrott beieinanderliegen können. Für gestandene Wissenschaftler ist es kein Problem, einen guten Artikel zu benutzen, einen schlechten zu ignorieren (oder ggf. zu verbessern), aber viele Studierende tun sich damit schon viel schwerer. Das bringt mich auf einen zentralen Punkt, der meine Ambivalenz gegenüber dem Internet begründet: meine Erfahrungen in der akademischen Lehre. Die vielen neuen Möglichkeiten sind unbestritten (ich selber nutze z. B. gerne die Plattform iversitiy.org zum Einstellen von Texten etc.). Aber es gibt eben auch deprimierende Schattenseiten. Die Präsenzkultur an den Universitäten, m. E. der Kern wissenschaftlicher Sozialisation, verschwindet immer mehr (vgl. http://www.fb1.uni-siegen.de/geschichte/news/willkommen_an_der_fernuni.pdf). Am liebsten hätten die Studierenden alles ins Netz gestellt und würden dann ihre Besuche in Lehrveranstaltungen ganz einstellen. Das studentische Rezeptionsverhalten hat sich völlig auf das eingeengt, was leicht (!) über das Netz zu erreichen ist. Ganz zu schweigen von der wachsenden Unfähigkeit zu einer tiefen und nachhaltigen Lektüre von Texten, zu größeren hermeneutischen Anstrengungen. Dass das mit der kommunikativen Häppchen-Kultur im Internet zusammenhängt, ist ein naheliegender Verdacht.
Das alles ist nur kurz angerissen und kann sicher kontrovers diskutiert werden. Aber eine wirkliche Debatte wird es nur geben, wenn man sich nicht gegenseitig als Fax-Reaktionäre oder Facebook-Dünnbrettbohrer abqualifiziert, sondern die Einwände der Gegenseite ernst nimmt. So manche Stellungnahme aus den Reihen der netzaktiven Bürger, werter Klaus, erinnert mich eher an das geschlossene Weltbild von religiösen Ordensgemeinschaften denn an wissenschaftliche Kontroversen. 
Mareike König (Gast) antwortete am 2011/08/30 17:49:
Zurück zur Sache
Den Ärger über die Schützengräbenmentalität kann ich verstehen und so manche Polemik von den hier als "Netzaktivisten" bezeichneten Personen ist sicherlich nicht nur überzogen, sondern tatsächlich fehl am Platze. Und dennoch: für Schützengräben braucht es zwei Seiten und man bekommt den Eindruck, dass es den "Internet-Ignoranten" und "Halbschattengewächsen" gar nicht klar ist, warum sie manchmal so sehr nerven. Denn hinter der Polemik stecken wohl weniger "geheime Überlegenheitsgefühle" als der Frust darüber, dass sich viele Geisteswissenschaftler mit dem Thema noch nicht mal auseinandersetzen wollen und sofort die Schotten dicht machen oder die Auseinandersetzung tatsächlich in einer sehr oberflächliche Gefilde ziehen, die sich teilweise auch aus Unkenntnis speisen. Ein Beispiel: Kein Wissenschaftler hat Lust (würde ich mal behaupten), bei Facebook oder einem anderen sozialen Netzwerk ständige Meldungen über derzeitige "Gedanken, Befindlichkeiten oder was auch immer" der anderen zu lesen. Das ist ein eindeutiges, leider weitverbreitetes Vorurteil, das man bei Facebook immer nur zu lesen bekommt, was die anderen gerade gefrühstückt haben. Man kann diese Netzwerke auch wissenschaftlich nutzen, das ist ja gerade das Interessante daran. Damit soll auch nicht gesagt werden, dass alle das unbedingt tun müssen. Die Frage des Zeitbudgets und Bedürfnisses ist natürlich berechtigt. Von daraus aber auf eine - unüberprüfte - Verurteilung zu schließen, ist bedauerlich. Das wird dann leider mit den Fragen gemischt, die tatsächlich interessant sind und uns in den nächsten Jahren sicherlich stark beschäftigen werden: Fragen der Qualität, Fragen der Ausbildung im Studium, der Präsenzkultur, der Kultur der Häppchen, des Teilens, der Zusammenarbeit, des Ausprobierens... 
KHSchneider antwortete am 2011/08/30 22:49:
leidet wirklich die Präsenzlehre?
Hier ist sie wieder (nein, ich meine nicht Sie, Frau König!), die Klage, dass Studierende ja dank der neuen Medien nicht mehr in der Uni präsent seien. Das läßt sich so leicht bedauern, aber stimmt es deshalb? Die neuen Studiengänge habe ja vielmehr gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächern zu einer teilweise erschreckenden Zunahme an Präsenz geführt. Offenbar traut niemand mehr den Studierenden zu, dass sie ein Buch auch allein lesen können. Dauernd müssen sie unter der Aufsicht von Lehrenden, oder wenigstens Tutoren stehen, müssen Lernziele überprüft und kontrolliert werden. "Früher" war das nach meinen Erfahrungen anders. Wir hatten Zeit zum Lesen und die Präsenzzeiten waren knapp - übrigens auch die mancher Hochschullehrer! Mit scheint es zudem, als wollten die Studierenden gar nicht alles ins Netz gestellt bekommen, die schätzen eher die - aus meiner Sicht - altmodischen Reader, weigern sich am Rechner zu lesen, schwärmen von der haptischen Qualität von Büchern, sind viel "altmodischer" als es manche Kolleginnen und Kollegen vermuten, für die es schon eine Provokation ist, wenn mehre Studierende in der Veranstaltung den Laptop aufklappen.

Das Argument mit der mangelnden Präsenz ist zudem doppelt fragwürdig. "Früher" war es nicht besser und heute ist es nicht so schlecht! Ich habe mit mehr Studierenden als früher Kontakt, die Sprechstunden sind voll wie eh und je und in den Seminaren verbinden wir eben Debatten mit Wikinutzung oder gemeinsames Arbeiten mit GoogleDocs! Das geht wunderbar (heute gerade wieder gemacht, wobei GoogleDocs zickt, wenn mehr als drei Leute an einem Text arbeiten) und bindet die Studierenden eher an die Uni und an die Lehrenden. Und ohne diese Studierenden und die wenigen Kollegen, die Freude an einer vielgestaltigen Lehre haben, würde die Hochschule weit weniger Freude (und ich meine intellektuelle!) machen. 
 

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