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Ein Herr von Behr zeigte Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe Mitte Juni 1934 an.

siehe S. 261 unter

http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000000100

Das Dokument hier:

http://www.politikkritik.info/Gestapo_Fuerst_Adolf.pdf

Die Mitteilung der Denunziation unter Bezugnahme auf ACHT Berichte/Anlagen durch Herrn von Behr ging an das Auswärtige Amt in Berlin und wurde vom Reichsminister von Neurath persönlich eingesehen. Der Eingangsstempel des Auswärtigen Amtes datiert vom 16 Juni 1934. Wo sind die Berichte ? Nicht auffindbar.

Und jetzt ein merkwürdiger Zufall:

Am 14./15. Juni 1934 fand das erste Treffen zwischen Mussolini und Adolf Hitler in Venedig statt. Mit dabei: Konstantin von Neurath.

Hat dieser Herr von Behr in Venedig Belastungsmaterial gegen den auf Brioni (Inselgruppe die damals zur Region Venedig gehörte) residierenden Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe persönlich an Herrn von Neurath übergeben ? Das ist sehr wahrscheinlich, weil von Behr zum Stützpunkt Venedig der Nsdap AO in Italien gehörte. Vom 3.2.1932 bis August 1934 war Landesgruppenleiter in Italien mit Sitz in Venedig Heinrich Brand (siehe Schreiben vom 20.2.1935 des Adjutanten von Hitler, Wiedemann, BARCH NS 10, 268, Bl. 33). Aufsichtsstelle des Stützpunktes Venedig war der Stab des Stellvertreters des Führers, Der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP, Anschrift: Ernst Wilhelm Bohle, Hamburg 13, Harvesterhuderweg 22. Der Stabsleiter hiess Bormann. Die Aufsicht über die Landesgruppe Italien wurde schliesslich wegen der Entfernung nach München (Braunes Haus) verlegt. In jedem Fall lag die Kontrolle über die NSDAP in Italien direkt bei der Reichsleitung. Die Bespitzelung und Bewachung von Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe geschah mit Wissen und Wollen der Reichsleitung; Hitler, Bormann und Hess.

-***update 29.10.2010: S.119, das Amt und die Vergangenheit, Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, 2010, (Conze, Frei, Hayes und Zimmermann):
"Bereits 1933 war mit Friedrich Franz Erbgrossherzog von Mecklenburg ein Spross aus dem Hochadel in die Auslandsabteilung, den Vorläufer der AO, eingetreten." S. 315: "Legationssekretär Friedrich Franz .., ein Neffe der Königin von Dänemark war seit 1931 in der NSDAP und noch vor der Machtergreifung in die SS eingetreten; gegenwärtig (1943) diene er auf Anordnung Himmlers bei eienr Einheit der Waffen-SS." Zur Konzentration von nahestehenden hochadeligen Personen in der SS verweise ich auf meinen Beitrag
Hans Kammler und Ingeborg Alix Prinzessin zu Schaumburg Lippe
http://archiv.twoday.net/stories/8371822/

update Ende.

Nach dem Tod von Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe wird am 3.3.1939 die Stiftung Biologisches Krankenhaus, das persönliche Domizil des letzten regierenden Fürsten zu Schaumburg Lippe, die Villa Belle Maison in Pullach, kaufen. Dort werden sich erholen Bormann und Hess. Siehe S. 199

http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000000100

Am 4. Juli 1934 hatte das Auswärtige Amt die Denunziation durch von Behr an das Gestapa in der Prinz Albrechtstrasse 8 in Berlin verschickt.

Wenig Unterlagen soll es zu von Behr aus der Zeit vor 1940 geben.

Im Bundesarchiv (ehem Berlin Document Center) befindet sich die Mitgliedskarteikarte der NSDAP Gaukartei von Kurt von Behr. Wo war Kurt von Behr seit dem 1.7.1933 gemeldet ? In Venedig Anschrift San Samuele 3348. Ortsgruppe Italien. Gau Ausl. Abteilung.

Wer war dieser Herr von Behr ? Geboren wurde er am 1.3.1890 in Hannover. Am 7 August 1924 heiratete er eine Frau Guzmann Chake geboren in Britisch Indien am 16.2.1896. Diese Angaben ergeben sich aus den Sterbeurkunden des Ehepaars. Vorname der Ehefrau Johanna !.

Zur Identität der Ehefrau aber noch folgender Hinweis aus Axis History:

in dem Buch "Soldier Sailor and Airman Too", by AB Woodhall soll es den Hinweis auf einen Artikel der Times geben: "The Times (London) had his announcement on August 8, 1924: 'The marriage of Baron Kurt von Behr of Munich, and Joy Clarke, daughter of Mrs Godfrey Clarke, of Venice, took place in London on August 7, from the home of her aunt, Miss de Guzman Youl'"

Die Sterbeurkunde schreibt "Guzman" mit zwei n, was falsch ist, und Clarke wurde zu "Chake". und der Vorname Joy wurde zu Johanna, damit die NS Grössen sich über das Deutschtum freuen könnten. Damit war Joy Guzman Clarke eingedeutscht zu Johanna Gutzmann Chake.

Diese Miss de Guzman Youl entstammte einer Familie aus Melbourne (Australien).

Interessant somit, dass Kurt von Behrs Schwiegermutter in Venedig residierte...

Verstorben ist das Ehepaar in Schloss Banz am 19 April 1945 gegen 17 Uhr, Selbstmord. In der Sterbeurkunde des Standesamtes Bad Staffelstein heisst die verstorbene Ehefrau Johanna Baronin von Behr.

Es handelte sich bei dem Denunzianten Herrn von Behr um den späteren Leiter der Abteilung Bildende Kunst des ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg), Rauborganisation des Dritten Reiches während des Zweiten Weltkrieges, die unter der Leitung des NS-Parteiideologen Alfred Rosenberg und dem von ihm geführten Außenpolitischen Amt der NSDAP (APA) stand, bei dem später einige Gemälde Adolfs "landeten".

hier kann der ALIU Bericht nach dem Namen von Behr durchsucht werden

http://www.lootedart.com/aliu-long

Über ihn schrieb die Reichsleitung der NSDAP am 14.7.1943: "Pg. Kurt von Behr hat sich insbesondere um die Sicherstellung von Kunstwerken ...verdient gemacht. Es handelt sich dabei um Millionenwerte, die im wesentlichen durch die geschickte Verhandlungstaktik und durch das schnelle Zugreifen des Obengenannten aus jüdischem Besitz rechtzeitig für die NSDAP sichergestellt werden konnten."

Hinter der Anzeige des Herrn von Behr steckte Hermann Göring der damalige Leiter der Gestapa, dem Wolrad Prinz zu Schaumburg Lippe 1936 Treuebekundungen schrieb, als neuer "Fürst". War Göring nicht von Anfang an auf die Kunst aus, die Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe besass ?

1941 liess von Behr Möbel und Kunst der jüdischen Bevölkerung in die "besetzten Ostgebieten" abtransportieren (sogenannte M-Aktion). Wolrad Prinz zu Schaumburg Lippe war in den besetzten Ostgebieten Nachschubführer. Transportierte er in Zusammenarbeit mit von Behr jüdischen Besitz ?

siehe Kapitel Die Monatsberichte der OFK 365 (Seite 112 ff.) in:

http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000000100

Arthur Seehof (Autor von "Das Braune Netz. Wie Hitlers Agenten im Auslande arbeiten und den Krieg vorbereiten Paris 1935") erwähnte (in der sozialistischen Warte S. 473, Fussnote 3) einen Herrn von Behr als Vertrauensmann der Gestapo auf Mallorca. Er soll emigrierte Deutsche ausspioniert haben. Das tat er 1934 schon in Italien. Die Gestapozentrale in Spanien befand sich 1935 getarnt in den Geschäftsräumen der Aktiengesellschaft Baquera, Kusche y Martin S.A, mit vielen Dependancen. Kurios: dieser Gesellschaftsname wird zum "red flag" Namen bei

http://www.lootedart.com/aliu-long

Viele Affinitäten zwischen Gestapo und Kurt von Behr und Baquera Kusche y Martin S.A....

Wortlaut:Fussnote 3 Seite 473:"Dieser Mann in Zivil war der deutsche Staatsangehörige Förster aus Hamm in Westfalen. Er ist von Beruf Lehrer...Sein Bruder, von Beruf Arzt, unterhält enge freundschaftliche Beziehungen zu Dr. Göbbels...Förster arbeitete ständig im besten Einvernehmen mit dem speziellen Vertrauensmann der Gestapo in Palma de Mallorca: von Behr...er konnte sich genaue Listen der Deutschen beschaffen, die bei ihrem Weggehen von Mallorca keine deutschen Schiffe benutzt haben."

in der Pariser Tageszeitung sticht ein Artikel hervor, Titel:
Naziorganisation in Mallorca arbeitet fuer die Rebellen
Pariser Tageszeitung, Jg. 1. 1936, Nr. 57 (07.08.1936), S. 2

http://deposit.ddb.de/online/exil/exil.htm

Mallorca 6. August: "Die Hitler - Agenten in Spanien beschäftigen sich bekanntlich seit langem mit dem Projekt auf Mallorca,...einen deutschen Flotten- und Flugzeugstützpunkt anzulegen. Seit einem Jahr hat der Baron Kurt von Behr, der vorher als Gestapo-Agent in London tätig war, von der Stadt Palma auf Mallorca aus die Verhandlungen mit den spanischen Faschisten eingeleitet und um sich einen Stab von Nazi-Agenten gesammelt, zu denen u.a. ein Dr. Adler (Leiter der deutschen Schule), Frau Norget.., der Kaufmann Tischner und die Leiterin der nationalsozialistischen Frauenschaft Frau Luecken gehören. ...In dem Nachbarort Terrino (richtig Terreno, Stadtteil von Palma) wurde auf Denunziation des Herrn von Behr ein spanischer Arzt verhaftet und, angeblich wegen des Besitzes eines Feindsenders erschossen...Seitdem die regierungstreuen Flugzeuge...mit dem täglichen Luftbombardement begonnen haben, haben die Nazis dort ihre Versammlungen in der deutschen Schule und der Vertretung des Deutschen Roten Kreuzes , als dessen Leiter Herr von Behr offiziell figuriert, aufgegeben...."

Im Bestand des International Institute of Social History in Amsterdam befindet sich in der Akte FAI archive, no 3, Blatt 6
eine handschriftliche Liste mit Namen von Agenten in Spanien aus dem Jahre 1936, darunter ‘Baron v.Behr, Mallorca. Pg. A.A.Berlin’

Mit dabei auf der Liste: ganz oben: Hans Hellermann, Landesgruppenleiter seit April 1936; Burbach, Auslandskommissar; Walter Zuchristian, Siemens Werke Madrid; Carl Cords, Hafendienstleiter Madrid, Siemens; Otto Philippi; Dede, Konsul, Mallorca und andere.

Wer hat noch Zweifel daran, dass Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe von Kurt von Behr ausspioniert und denunziert worden war ? Adolf lebte auf Brioni. Brioni gehörte 1934 zur Region Venedig. Der Stützpunkt Venedig war somit zuständig für Brioni. In Meyers Reisebücher, Norditailien, 12. Auflage, 1933 heisst es, dass Brioni von Venedig aus mit dem Wasserflugzeug erreicht werden kann. Wann reichte Kurt von Behr, aus Hannover, erstmalig Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe auf Brioni lächelnd die Hand ?

Hier ist das Gesicht Kurt von Behrs:

http://www.jmberlin.de/raub-und-restitution/en/glossar_b.php

Kurt von Behr war Mitglied des Aussenpolitischen Amtes der NSDAP (siehe: Spione und Verschwörer in Spanien: nach offiziellen nationalsozialistischen Dokumenten / / Spielhagen, Franz . - Paris : Ed. du Carrefour, 1936, S. 152 und 153):

S. 152:"Das Aussenpolitische Amt Rosenbergs hat der Insel Mallorca besondere Aufmerksamkeit zugewandt...Vertreter des Aussenpolitischen Amtes war Baron von Behr, über den der Landesgruppenleiter (Hans Willi, hinzugefügt) Hellermann in seinem Brief vom 29 Juni 1936 folgendes erzählt: Der Hauptorganisator des wohlgelungenen Sonnenwendfestes war ein Partigenosse Baron v. Behr, der mir gleich mitteilte, dass er nicht zum Stützpunkt Palma gehöre, sondern zum Aussenpolitischen Amt. Diese Mit- (weiter S. 153):
teilung machte mich anfänglich sehr misstrauisch, doch belegte mir Pg. v. Behr auf Aufforderung seine Zugehörigkeit zum A.P.A. durch eine Mitgliedskarte...Pg. v. Behr erzählte mir, dass er Adjutant bei Herrn v. Papen war und zeigte mir auch Fotografien, wo er in Begleitung von Göring und von Papen sichtbar ist... In dem Brief wird weiter berichtet, dass Behr durch seine Frau, die eine geborene Engländerin ist, über die Vorgänge in der englischen Kolonie sehr gut unterrichtet ist...Er hat mit Hilfe der Phalangisten blutige Jagden auf Emigranten veranstaltet. Ein deutscher Arzt und der deutsche Pazifist Kraschutzki sind ihm zum Opfer gefallen.

Heinz Kraschutzki verbrachte 9 Jahre im spanischen Gefängnis. 1936 meldete die spanische Zeitung ABC fälschlicherweise seine Erschiessung. Erwähnt wird im Artikel, dass von Behr der Chef der Gestapo auf Mallorca war.

http://hemeroteca.abc.es/nav/Navigate.exe/hemeroteca/madrid/abc/1936/10/31/008.html


Zu Hans Willi Hellermann kann vorerst auf diesen Artikel hingewiesen werden:

http://coordinadoravictimas.blogspot.com/2008/12/los-nazis-alentaron-franco.html

Interessant ist, dass Hans Hellermann später am 28 Februar 1942 als Spion in Méxiko festgenommen werden wird (NARA, R.G. 226, 0SS, 12007, March 1942; Strategy, Security and Spies, Maria Emilia Paz, Pennsylvania State Univ., 1997 S. 158). Seine Vernehmung ergab:

Hellermann war ab 1938 Leiter der Gestapo in Mexiko.
Hellerman war nicht nur Nazi Agent sondern auch militärischer Ausbilder der Falange in Mexiko. Hellermann erhielt Anweisungen vom Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin (Leiter General von Faupel). Hellermann war 1936 Landesgruppenleiter der NSDAP in Spanien gewesen. Zuvor war er Ortsgruppenleiter in Barcelona. Er kam 1933 nach Spanien.

Für die Klärung der Identität des Herrn von Behr möchte ich auch dem Autor und Journalisten Herrn Dr. Christian Buckard danken. Sein Beitrag (dritter Absatz) und Hinweise brachten mich auch auf die richtige Spur:

http://www.freitag.de/2006/28/06282301.php

Das AA (Politisches Archiv) hatte mir am 25.4.2004 (vor 5 Jahren !) geschrieben: "Wenn Sie mir eine persönliche Einschätzung gestatten wollen, so halte ich es für unmöglich, dass sich zu dem von Ihnen angenommenen Mordkomplott gegen Ihren Onkel hier Dokumente werden finden lassen. Der Vorgang an sich und eine Beteiligung des Auswärtigen Amtes im besonderen wäre doch zu sensationell,um der Forschung, die seit annähernd 50 Jahren die Akten aus der NS-Zeit intensiv bearbeitet, und besonders auch der internationalen Historikerkommission, die in jahrzehntelanger Arbeit die o.g. Edition erstellt hat, entgangen zu sein." (siehe S. 261 Vier Prinzen).

Sehr akribisch und intensiv hat die Forschung nicht recherchiert. Dass die Anzeige von Kurt von Behr erstattet wurde sollte bis heute nicht ausgeleuchtet werden. Informationen über von Behr aus der Zeit vor 1940 sind kaum auffindbar. Bei dessen historischer Bedeutung ist das sehr befremdlich.

Zu gern wüsste ich welches Interesse Kurt von Behr, Göring und die NS-Befürworter in der Familie an der Lebenserhaltung Adolfs plus Ehefrau haben konnten. Ich kann mir Adolf nicht bei Hans Frank in Krakau vorstellen, ebensowenig als Nachschubführer der OFK 365 oder als Adjutant von Goebbels oder beim SD. Eigentlich eine wertlose, wahrscheinlich hinderliche Figur für die NS Riege. Er hätte auch keine Untertageverlagerungen in Bad Eilsen oder Straflager des Straflagers Lahde im Steinbruch Steinbergen befürwortet. Als Emigrant auf Brioni war er nicht sicher. Es ist auch eigentlich gleichgültig aus welchem Grund Kurt von Behr Adolf denunzierte. Damit waren er und seine Frau für den Abschuss freigegeben.

Noch ein Zufall: Stephan Prinz zu Schaumburg Lippe wird unmittelbar nach dem Tod seines Bruders Adolf 1936 auf "wärmste Empfehlung" Bormanns hin befördert. Er kommt als Gesandtschaftsrat zur deutschen Botschaft in Rom. Durchschlag der Empfehlung geht an Bohle (AO). Ein sehr deutlicher Trennungsstrich durchzieht die Familie.

Kurt von Behr und Schaumburg Lippe werden später gemeinsam in der gleichen Akte auftauchen: Regest 17249, Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP; Ausführungsbestimmungen zum Führererlass über die Fernhaltung international gebundener Männer von massgebenden Stellen in Staat, Partei und Wehrmacht.

136/325: 5.Name Prinz zu Schaumburg Lippe, Amt Ministerialrat Dienststelle Propagandaminister, Bemerkung Träger des Ehrenzeichens, Propagandaminister bezweifelt internationale Gebundenheit.

136/326: 12. DRK-Oberstführer von Behr, Amt im Ostministerium, Dienststelle Ostminister, Bemerkung: Reichshauptstellenleiter der NSDAP, Frau gebürtige Engländerin, Mitglied der NSDAP.

136/338: Geheim ! An den Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Popaganda (Eigenhändig!). Auf das Schreiben vom 18 Januar 1944: Der Führer hat entschieden, dass sein Erlass vom 19 Mai 1943 auf den Ministerialrat Prinz zu Schaumburg Lippe keine Anwendung findet.

136/341: Geheim ! An den Herrn Reichsminister für die besetzten Ostgebiete (Eigenhändig!). Gegen die weitere Verwendung des DRK-Oberstführers von Behr bestehen, wie ich Ihnen nach Vortrag beim Führer mitteile, keine Bedenken.

Für die Übersendung des letztgenannten Materials bedanke ich mich bei der Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte in München.

Am 22.5.09 erhielt ich folgende aufmunternde email:

"Many thanks for the most recent article and for your very helpful response. Now I understand (better).

It is so striking how our research experiences and our books are similar. I too endeavored to clarify whether there was a murder plot (in the case of the Hessens, of Christoph Prinz von Hessen, whose plane crashed near Forli after seemingly heading off course in October 1943, as he attempted to return to Germany and find out what had happened to his family). I could not resolve the issue, but an assassination by the SS seems a distinct possibility.

Thank you for keeping me informed about your work.

All the best,
Jonathan Petropoulos
John V. Croul Professor of European History
Claremont McKenna College
850 Columbia Avenue
Claremont, CA 91711
Tel.: 909-XXXXXX
Fax: 909-XXXXXX"

Die Chronologie der Ereignisse ist verblüffend:

15 Januar 1934 es ergeht Görings "Erlass des Preussischen Ministerpräsidenten-Geheime Staatspolizei"- vom 15.Januar 1934-II F 264/4-2. Rückwanderung deutscher Emigranten aus dem Auslande

http://www.politikkritik.info/Erlass_Goering1934.pdf

(Quelle: Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Akte FAI PE 22 C 1 , Amsterdam von mir persönlich dort eingesehen); FAI= Federación Anarquista Internacional: Im Juli 1936 erbeuteten die Anarchisten in Spanien sämtliche Unterlagen des deutschen Generalkonsulats in Barcelona, darunter der hier einsehbare Erlass Görings. Gruppe 3 findet sich in der Ermittlungsakte wieder)

Darin heisst es unter anderem: "Marxistische Zersetzer und Verbrecher in führenden Stellungen, die ihr Vaterland von jeher gewissenlos geschädigt haben ...dürfen jemals wieder deutschen Boden betreten..Die Kreise dieser Volksfeinde sollen damit rechnen, dass ihre Hetzarbeit einer dauernden Beobachtung unterliegt,...Sie müssen gewärtig sein, dass auf jede ihrer Niederträchtigkeiten hin alle möglchen Repressalien persönlicher und vermögensrechtlicher Natur unnachsichtig ergriffen werden...Von allen Staatspolizeistellen sind ..Listen aufzustellen .... und dem Geheimen Staatspolizeiamt bis 15. Februar 1934 vorzulegen...Göring.

Ab Juni 1934 ermittelt die Gestapo gegen den auf Brioni (Italien) lebenden Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe der als Eigentümer grosser Besitzungen in den Grundbüchern persönlich eingetragen ist. Vermerk auf den Ermittlungsvorgängen: "die Vermögensverhältnisse des Fuersten sollen nicht geregelt sein."

im Juni 1935 wird das erste Gesetz zur Vereinheitlichung der Fideikommissauflösung erlassen.

im Juli 1935 werden ohne Mitwirkung Adolfs dessen Vermögenspositionen in den Grundbüchern auf das "Fürstliche Haus" umgeschrieben. Am 23.10.1935 werden die Vries Skulpturen (Venus und Adonis sowie Proserpina) auf der Schlossbrücke abmontiert und nach Berlin verbracht. In seinen Memoiren dementiert der ehemalige Präsident der Landesregierung des Freistaates Schaumburg Lippe, Karl Dreier, dass Göring im Frühjahr 1935 diese Figuren Hitler am 20.4.1935 zum Geburtstag schenken wollte, (S. 40 der Memoiren). Nein, es sei ganz anders gewesen. Valentin Graf Henckel von Donnersmarck habe sie teuer an Göring verkaufen wollen.

Lese heute die Zeitungszeugen Nummer 41, Berliner Morgenpost vom 16 November 1938, erste Seite: "Geschenk Balbos an Göring. Am Dienstag vormittag wurde Generalfeldmarschall Göring ...im Auftrag des Marschalls Balbo die marmorene Statue der Venus aus Leptis überbracht..." Sammelte Göring Venus Figuren ? Die Statue der Venus von Leptis Magna wurde in der Festhalle in Carinhall aufgestellt.

Am 26. März 1936 ereignet sich der Flugzeugabsturz. Das kinderlose Ehepaar stirbt gleichzeitig.

NEW YORK TIMES vom 27.3.1936, Freitag berichtete auf der Titel- und Seite 17 wie folgt über den Flugzeugabsturz bei dem Adolf Fürst zu Schaumburg Lippe mit Ehefrau in Mexiko verstarb:

Amecameca, 26. März 1936

Heard engines miss fire

Observers in this little town of Amecameca, watched the giant air kiner falter as the pilots sought altitude to fly over the pass. Then they heard the engines miss fire (Fehlzündung kann einen Knall hervorrufen, aber auch eine kleine Bombe). A few minutes later, after the plane had circled the little mountain twice its pilot pointed toward Mexiko D.F, but slithered down among the rocky crap of the saddle bewtween the two volcanoes." Weiter S. 17: "The plane said a witness, of the accident, passed over the town of Amecameca flying low when it was between the volcanoes it apparently developed engine trouble, for it circled as if the pilot intended to return to the landing field. Suddenly the ship became enveloped in smoke and it crashed with great speed to the earth and burned completely." Aus dieser Berichterstattung vom 26.3. ergibt sich eindeutig ein Motorenproblem und Rauchentwicklung vor dem Absturz. Die mexikanische Presse berichtete

(siehe Vier Prinzen S. 37):

http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000000100

schon am 28 März, dass am 26 März die Motore vergraben wurden. Genau das ist aber verdächtig nachdem Augenzeugen am Absturztag berichtet haben, dass es Fehlzündungsgeräusche gab. Die Motoren hätten auf jeden Fall untersucht werden sollen. Sie wurden aber sofort beseitigt, obwohl es 14 Todesopfer zu beklagen gab. NYT Titel lautete: "14 Die in Worst Mexican Air Crash".

Das Interessante ist dass am 27.3.1936 Compañia Mexicana de Aviacion (Filiale von Panamerican) die Windstosstheorie in Umlauf brachte die in Deutschland verbreitet wurde. Die NYT Berichterstattung war aber die erste Berichterstattung. Diario de Yucatan und Excelsior sprachen von Windstoss oder ungeklärte Ursache. Kein Wort über Fehlzündung oder engine trouble. Compañia Mexicana de Aviacion liess sofort die Motoren beseitigen.

Was wurde aus dem Generalvertreter des "vermögenslosen" Fürsten Adolf und Testamentsvollstrecker ? Valentin Graf Henckel Donnersmarck und seine Sekretärin wurden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Es handelte sich um ein Verfahren wegen Vergehens gegen das sogenannte Volksverratsgesetz geführt. (S.129 Horst R. Sassin, Liberale im Widerstand;Karl Dreiers Memoiren, S. 41). Er war der Testamentsvollstrecker Adolfs und das Testament ist bis heute "verschwunden".

Valentin Graf Henckel von Donnersmarck starb am 22 Mai 1940 in Berlin Halensee.

Aus meiner Sicht ist dies die Vollendung einer von Wolrad und seinen Verbündeten eingefädelten rechtswidrigen Wegnahme Adolfs Eigentum. Josias von Waldecks Schwägerin Ingeborg Alix Herzögin von Oldenburg formulierte in ihrem Tagebuch so: "Namhafte Anwälte wurden aufgeboten, um ihm (Adolf) das Verfügungsrecht über den riesigen Besitz und vor allem das Hausvermögen zu entziehen..." siehe Seite 278 in

http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000000100

Dankenswerterweise erhielt ich vom Standesamt Bad Staffelstein die Sterbeurkunden des Ehepaars von Behr. Diese sowie neue Erkenntnisse sandte ich Herrn Prof. Dr. Petropoulos der mir am 7.10.09 schrieb:

Dear Alexander vom Hofe,

Many thanks for the interesting documents and for keeping me informed about your blog.....

I am especially interested in the issue of archival access (or lack of access). Best wishes for your important work.

Sincerely,

Jonathan P.

Jonathan Petropoulos
John V. Croul Professor of European History
Claremont McKenna College
850 Columbia Avenue
Claremont, CA 91711
Tel.: 909-6XXX
Fax: 909-XXXX


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