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Kritik an Bahners Kritik von Rader wird nicht nur in Archivalia geübt

http://archiv.twoday.net/stories/843565984/ (Kommentare)

Martin Bauch verteidigt Rader:

http://mittelalter.hypotheses.org/3652

Ich kann diese Mohrenwäsche nicht so recht nachvollziehen, zumal ich der Ansicht bin, dass es sich nicht gehört, Bahners zu beschuldigen, er zeihe Rader des stilistischen Blendertums ohne Belege, wenn unabhängig von Bahner detailliert dargelegt wurde, dass Rader schlechtes Deutsch schreibt - und zwar von mir:

http://archiv.twoday.net/stories/790549776/

Bahners mag ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sein im Fall Gamber-Entlehnungen, aber ich bin weit davon entfernt, den Befund in der Zusammenschau verschiedener Beobachtungen als bedenkenlos zu erachten, wobei ich konzediere, dass keine scharfe Grenze zu ziehen ist zwischen einem Plagiat und einer (zulässigen) Entlehnung von Fakten. ich habe für die Wikipedia die Seite

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Textplagiat

angelegt (inzwischen natürlich von anderen weiterentwickelt, in der Substanz aber immer noch von mir) und nehme da nichts zurück. Daher ist die von einem Kommentator an mich gestellte Frage, ob eine bestimmte Stelle ein Plagiat darstellt, aus meiner Sicht zu verneinen. Aber es geht ja nicht um eine einzelne Stelle, es geht um Unselbstständigkeit und diese hat verschiedene Aspekte:

- einen urheberrechtlichen (in der Regel dürfte es an der Schöpfungshöhe scheitern, Fakten dürfen übernommen werden, ich wies ja schon früher auf die Entscheidung BGH Staatsexamensarbeiten hin)

- einen auf die Redlichkeit der Wissenschaft bezogenen (Verwaltungsgerichte betonen bei Promotions-Aberkennungsverfahren die Täuschung über die Eigenständigkeit und legen einen strengen Maßstab an)

- einen inhaltlichen (wer anderen nachschreibt, kann leichter missverstehen)

- einen stilistischen (Übernahmen können zu Stil-Brüchen führen).

Dass Rader gut rezensiert wurde, überzeugt mich nicht von der Qualität seiner Arbeiten. Ich selbst habe schon Bücher scharf kritisiert, die alle anderen Rezensenten wohlwollend aufgenommen haben.

Von daher begrüße ich nach wie vor Bahners genaue Lektüre eines populären Sachbuchs. Was Redlichkeit angeht, gelten da überhaupt keine anderen Maßstäbe.
Vorübergehender Beobachter (Gast) meinte am 2014/05/08 21:05:
Sie müssen in der Tat nichts von Ihrem wikipedia-Eintrag zurücknehmen. Warum auch? Das Beispiel zeigt sehr schön, dass eine reine Übernahme von Fachtermini und Allgemeinbegriffen zunächst einmal unproblematisch ist. Wenn dann noch auf die Herkunft verwiesen wird (bei Rader der Fall) ist die Sache auch wissenschaftlich unproblematisch.

Gerade deshalb irritiert mich Ihre nach wie vor scharfe Kritik. Das Buch mag tatsächlich Plagiate enthalten, wie Passig belegt. Aber an dieser Stelle kann ich Herrn Bauch nur zustimmen: Hier hat ein Autor weit über das Ziel hinausgeschossen und damit den historischen Wissenschaften insgesamt Schaden zugefügt.
Man betracht die von Ihnen so hoch gelobte Argumentationsführung Bahners. Da wird z.B. moniert, dass Rader die "kriminalpsychologische Differenzierung zwischen verschiedenen Typen " des Hochstaplers von Radbruch nicht übernommen hat. Wie jetzt: Der Plagiator hat hier nicht plagiiert und Bahner/Sie wollen ihm einen Strick daraus ziehen.
Oder: Warum bitte soll die Mittelalterarchäologie eine "hochspekulativen Disziplin" sein? Warum gerät hier der transdisziplinäre Brückenschlag in die Kritik? Wer könnte das ernsthaft gutheißen?
Weiteres Beispiel: "Man wundert sich, inwiefern wallende, buntbestickte Röcke für einen schlichten Stil stehen können." Als Mediävist werden Sie zugestehen, dass der Nasalhelm um 1150 gegenüber etwa dem Topfhelm mit Zimier des 13. Jhdts. deutlich schlichter ausfällt. Hier fehlte es Bahners offenbar an Sachkenntnis. 
Patrick Bahners (Gast) antwortete am 2014/05/11 02:15:
Was Raders Gamber-Rezeption belegt
"Wie jetzt: Der Plagiator hat hier nicht plagiiert und Bahner/Sie wollen ihm einen Strick daraus ziehen." Nein: Ich stelle fest, dass Rader sich nicht die Mühe gemacht hat, das in dem von ihm plagiierten Internet-Text angeführte Radbuch-Buch aufzuschlagen. Radbruch-Gedanken, die der Internet-Text nicht übernahm, kehren bei Rader natürlich nicht einfach von selbst wieder, obwohl die Auseinandersetzung mit Radbruch gerade für das allgemeine Zielpublikum von Raders populärer Biographie interessant gewesen wäre. Mein Beweisziel in diesem Abschnitt: Durch Kettenabschreiben kommt es zu Prägnanzverlusten, sprachlich wie gedanklich.
"Warum bitte soll die Mittelalterarchäologie eine 'hochspekulativen Disziplin' sein? Warum gerät hier der transdisziplinäre Brückenschlag in die Kritik?" Eine in Jahrhundertdrittelschritten fortschreitende Bekleidungsstilgeschichte, wie der Aufsatz von Gamber sie bietet, ist angesichts der Fundhäufigkeit für das 12./13. Jahrhundert zwangsläufig spekulativer als für spätere Epochen. Ob es für den Leser der populären Biographie hilfreich ist, sich diese Mikrogeschichte der stilgeschichtlichen Entwicklung vor Augen zu führen, halte ich für zweifelhaft; der Verdacht, dass das chronologische Schema um seiner selbst willen zur Schau gestellt wird, als typischer Ausweis von Wissenschaftlichkeit, liegt nahe. Doch wenn die Sache interessant genug ist, dann müssen die Angaben auch stimmen, und die Fehler, die Rader bei der Kondensierung von Gambers Darstellung unterlaufen, deuten darauf hin, dass er sie so interessant nun auch wieder nicht fand. Solche Flüchtigkeit in der Sache ist für den Leser ärgerlicher als Nachlässigkeit bei Nachweisen - die Hypothese meines Artikels lautet, dass man beide Untugenden nicht selten bei demselben Autor finden wird.
"'Man wundert sich, inwiefern wallende, buntbestickte Röcke für einen schlichten Stil stehen können.' [...] Hier fehlte es Bahners offenbar an Sachkenntnis." Bei Gamber stehen die wallenden Gewänder von Ross und Reiter für seine dritte, die elegante Periode. Rader stellt sie als typisch für die zweite, schlichte Periode hin und erzeugt dadurch ein unbeabsichtigtes Paradoxon. Laut Gamber ist der von Rader erst in diese zweite Periode gelegte Trend der Ganzkörperverhüllung schon älter - dieser Punkt eignet sich offenbar nicht für die Binnendifferenzierung der Perioden, da er für das ganze Jahrhundert kennzeichnend ist. Mit dem Befund irreführender Ungenauigkeiten der Gamber-Rezeption belege ich mein Urteil, dass die chronologische Präzision und insofern auch die Forschungsorientierung hier nur fingiert werden. 
Vorübergehender Beobachter (Gast) antwortete am 2014/05/11 21:25:
Schlechte Noten für Recherche und Sprachgefühl
Ich sehe Ihren Punkt, Herr Bahners. Allerdings lesen Sie bei Klaus Graf unten ganz richtig, dass die Verwendung von Radbruch durch einen Mediävisten mindestens merkwürdig gewesen wäre. Überlegungen zum Typus des Verbrechers sind unter Historikern nicht unbedingt state of the art...

Zur "hochspekulativen Mittelalteräologie: Wie Sie auf http://mittelalter.hypotheses.org/3670 erklären, wäre "spekulativ" gleichzusetzen mit "konstruktiv". Klaro, "Polemik" bedeutet auch das gleiche wie "Panegyrik". Wer wird denn da so pingelig sein?
Dass Gamber sich auch auf den reichen Fundus der Schrift- und Bildzeugnisse stützt, scheint Ihnen entgangen zu sein. Recherche: mangelhaft. Sprachgefühl: ungenügend!

Die teilweise fehlerhafte Gamber-Rezeption mag ich gerne zugestehen. Allerdings gibt es auch hier eine Grenze zur Böswilligkeit: Wenn Rader von einem "Trend" zur Verhüllung zwischen 1190 und 1220 spricht, ist das sachlich absolut richtig. In dieser Persiode wurde u.a. der Gesichtsschutz vervollständig. Dies stellt eine durchaus markante Entwicklung dar, die sich sehr wohl für eine typologisch gestützte relative Chronologie eignet. Wenn Sie möchten können Sie gerne nachlesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Topfhelm.
Waffenröcke waren ebenfalls vorhanden (sie verschwanden ja nicht zwischenzeitlich), so dass auch hier die Kernaussage stimmt. 
Martin Bauch (Gast) meinte am 2014/05/09 08:45:
Zu Ihrer Reaktion:
Lieber Herr Graf,

danke für Ihre Reaktion auf meinen Beitrag. Ich glaube, wir liegen (erstaunlicherweise!) gar nicht so weit auseinander:

1. Einer meiner zentralen Punkte war der, dass das, was Bahners mit seinem Textvergleich als Plagiat denunziert, den Begriff völlig unzulässig überdehnt, in einer Art und Weise, die das Schreiben von Sachbüchern (aber auch Fachbeiträgen im engeren Sinn) so riskant machen würde, dass sich das die Fachhistoriker künftig lieber sparen. Diese Art von Diskursdominanz - und die hat ein FAZ-Feuilletonist viel eher als eine beliebige Zahl von Wissenschaftsbloggern -, gilt es abzuwehren. Hinzu kommt, dass ich den sehr schweren Vorwurf des Plagiats in den Friedrichsbiographien für nicht substantiiert halte: Sicher nicht durch das, was Bahners vorbringt. Alle anderen, die in diese Richtungen Andeutungen gemacht haben, sind die detaillierte Darlegungen bisher schuldig geblieben. Solange erachte ich die Anklagen und Attribuierungen des Autors durch Bahners (und auch Ihre anfängliche Zustimmung) für nicht gerechtfertigt und daher inakzeptabel. Hier wird kein Mohr gewaschen, sondern einem Diffamierungsversuch widersprochen.

2. Was die stilistischen Fragen angeht: Das ist, wie sie selbst schreiben, sehr subjektiv. Und ein rasch formuliertes Verdikt über die ersten vier Sätze (!) eines Buchs wollen Sie doch nicht wirklich als substantielle Analyse bezeichnen...

3. Stichwort "Populäres oder auch historisches Sachbuch" - genau, das ist doch die Frage: Sollten wir an Originalität und Forschungsnähe und Selbständigkeit für diese Textkategorie wirklich dieselben Maßstäbe anlegen wie an Fachpublikationen und Qualifikationsschriften? Dann wird es sehr schwierig, breite Darstellungen überhaupt noch zu verfassen. Nein, das wäre ein Holzweg. Die Schultern der Riesen, auf denen man steht, müssen natürlich trotzdem benannt werden. 
Patrick Bahners (Gast) antwortete am 2014/05/11 02:30:
Urheberrecht und Zitationsethik
Ich habe den Begriff des Plagiats für Raders Entlehnungen bei Gamber nicht verwendet, wie ich mich überhaupt einer urheberrechtlichen Bewertung enthalten habe. Zitationsethisch wäre es jedenfalls korrekt gewesen, wenn Rader den Verweis auf Gamber nicht ans Ende des ersten der drei Satz für Satz an Gamber angelehnten Absätze plaziert hätte, sondern entweder an den Anfang oder ans Ende des Exkurses zur Mode. Wünschenswert wäre außerdem, er hätte deutlich gemacht, dass der Verweis in der Fußnote nicht bloß ein Standardwerk zum Thema bezeichnet, sondern die Quelle sämtlicher Informationen und Gedanken seiner Darstellung. 
KlausGraf antwortete am 2014/05/11 02:33:
Sehe ich auch so
Martin Bauch (Gast) antwortete am 2014/05/11 16:33:
Verhältnismäßigkeit
Ja, man kann die Belegpraxis hier kritisieren, aber rechtfertigt das Versäumnis Raders Ton und Ausmaß der Kritik? Zudem war die Abgrenzung zum Plagiatsvorwurf keineswegs eindeutig, und nicht nur ich habe Ihren Textstellenvergleich in diesen Kontext eingeordnet, was mich zum klaren Widerspruch veranlasst hat. Sie können das Buch ja schlecht recherchiert finden (wobei das Beispiel ein äußerst randständiges Thema innerhalb einer F-II-Biographie betrifft), aber in dem Artikel ging es um sehr viel mehr als nur um eine solche nachträgliche Rezension. Gut finde ich, dass Sie sich der Diskussion darüber nicht entziehen. 
KlausGraf antwortete am 2014/05/11 17:03:
Mein Kommentar bei Mittelalter.hypotheses.org
Bahners hat sich auch in Archivalia zu Wort gemeldet

http://archiv.twoday.net/stories/863533762/

Zunächst einmal ist es erfreulich, dass ein leibhaftiger FAZ-Mitarbeiter sich in die Niederungen von Wissenschaftsblogs begibt und dort seinen Standpunkt verteidigt. In der Sache stehe ich weitgehend auf seiner Seite, wenngleich ich verstehen kann, dass die Mittelalterarchäologen, die überwiegend methodisch sauber und keinesfalls hochspekulativ arbeiten, sich zu Recht eine entsprechende Klarstellung und Entschuldigung wünschen. Ich halte die Skandalisierung durch Bahners anhand exemplarischer Beispiele für angemessen, so wie ich es für angemessen hielt, Raders Stil anhand des allerersten Abschnitts seines Seeschlachten-Buchs zu würdigen, ausgehend von der Annahme, dass man den beginn eines Buches bewusst sorgfältig gestaltet.

Sowohl Radbruch als auch Hannemann sind keine Quellen, die ein seriöser Populärwissenschaftler in einem Buch über Friedrich II. verwenden sollte. Hannemann ist zwar in

https://de.wikipedia.org/wiki/Tile_Kolup

verlinkt, dort wird aber auch auf die inzwischen maßgeblichen Studien von Struve und Schwinges verwiesen. Struves Aufsatz habe ich im Augenblick zur Hand, da ich mir 1988 den Bd. 1 der “Fälschungen im Mittelalter” gekauft hatte. S. 319f. Anm. 9 gibt Struve eine sehr lange Liste der zeitgenössischen Quellen und nennt anschließend Sekundärliteratur zu Kolup, zuletzt die als populär etikettierte Darstellung von Kallen im Neusser Jahrbuch, aber eben nicht Radbruch.

Der Kriminologe Radbruch hatte das Thema von einem seiner Doktoranden (Pöllot 1950) erarbeiten lassen, dessen Studie aber kaum rezipiert wurde:

https://www.google.de/search?tbm=bks&q=Pöllot%3A+Die+falschen+Friedriche

Ich konzediere, dass Struve die ihm wohl unbekannte Studie Pöllots hätte zitieren sollen. Ich konzediere auch, dass ein Populärhistoriker weder den Aufwand leisten soll, eine entlegene Heidelberger juristische Dissertation von 1950 zu besorgen, noch das Thema wie Struve aus den Primärquellen erarbeiten muss.

Ich wende mich aber entschieden gegen den Satz von Bauch:

“Und müssen die drei Seiten (104-106) des Beck-Wissen-Bändchens zum Aspekt der falschen Friedriche wirklich mehr liefern als Faktenwissen?”

Ja, müssen sie. Sie müssen wenigstens ansatzweise Interpretationen liefern, Einordnungen und nicht nur deskriptive Faktographie. Wer den spannenden Aufsatz von Struve liest, erfährt eine Menge über die Mentalität der Menschen im 13. Jahrhundert, und darum sollte es doch bei den falschen Friedrichen gehen.

Es mag ja sein, dass man bei Radbruch via geschichte-verbrechen.de (eine Seite, die man bei der Bewertung einer Proseminarsarbeit nie als Quelle durchgehen ließe) mehr am Stück Abschreibenswürdiges vorfindet. Aber ich bin ganz eindeutig der Ansicht, dass ein seriöser Populärhistoriker für die falschen Friedriche Struve 1988 und eventuell auch Schwinges 1987 (liegt mir gerade nicht vor) heranziehen muss.

Fazit: Ein Rohrkrepierer ist allenfalls Bauchs Beitrag. 
KlausGraf antwortete am 2014/05/11 17:22:
Fehlerhaftes Zitat
Sowohl Struve (ganz kurzer Auszug aus Rothe) als auch Rader (dessen Buch ich nur aus Google Books kenne) haben keiser statt richtig keisser, wie es in Liliencrons Ausgabe, der Vorlage aller dieser Rothe-Zitate (das lange Zitat bei Rader ist für Laien aufgrund der thüringischen Schreibsprache eher schlecht verständlich!), heißt:

https://www.google.de/search?q=%22eyn+mechtiger+keiser+der+cristenheit%22&tbm=bks 
KlausGraf antwortete am 2014/05/11 18:01:
Rader hat Struve zitiert
In der umfangreichen Friedrich-Monographie:

http://books.google.de/books?id=14iWw9uYFHwC&pg=PA565

Da ist in der Tat die maßgebliche Literatur versammelt, aber wörtlich übernommen wird, wie Bahners Belege zeigen, aus einer obskuren Internetquelle. 
Vorübergehender Beobachter (Gast) antwortete am 2014/05/11 21:07:
Herr Graf, wenn Sie schon auf neueste Literatur beharren, so möchte ich freundlich darauf hinweisen, dass die Verwendung von Marcus Thomsen, "Ein feuriger Herr des Anfangs...". Kaiser Friedrich II. in der Auffassung der Nachwelt (Kieler Historische Studien 42), Stuttgart 2005, S. 46-49 für die falschen Friedriche unumgänglich gewesen wäre. 
KlausGraf antwortete am 2014/05/11 21:35:
Finde ich nicht
Ich hab mir gerade die Seiten der Arbeit angesehen, die Rader ja in Fußnote 3 auf S. 563 nennt. Der ganze Abschnitt fußt im wesentlichen auf der Sekundärliteratur, während Struve intensiv mit zeitgenössischen Quellen gearbeitet hat. Wo bitteschön führt Thomsen in der Interpretation über Struve/Schwinges hinaus?

Maßgebliche Literatur bedeutet nicht immer "neueste". 
Vorübergehender Beobachter (Gast) antwortete am 2014/05/11 21:47:
Novitäten
Man kann die Dinge drehen, wie man will. Eine konzise Zusammenfassung des Forschungsstandes, die darüber hinaus den Akzent auf die Endzeiterwartung setzt, stellt für Sie offenbar keine wissenschaftliche Leistung dar. Vermutlich finden Sie auch, dass Hannes Möhring, "Der Weltkaiser der Endzeit", auf seinen ca. 50 Seiten zur Thematik nicht über Struve hinauskommt.
Struve bleibt "maßgeblich", aber eben nicht alleine. 
KlausGraf antwortete am 2014/05/11 22:20:
Neben der Sache
Sie dürfen die Dinge gern so hindrehen, wie Sie sie haben wollen, aber mein Ausgangspunkt war die Empörung von Bauch, übersteigerte Ansprüche würden das historische Sachbuch mehr und mehr unmöglich machen. Wenn man diesem Einwand ansatzweise Berechtigung zuspricht, erscheint es unangemessen, bei einem Einzelaspekt wie den falschen Friedrichen eine erschöpfende Bibliographie zu verlangen.

Aber Rader hat ja Struve, Möhring, Thomsen usw. gekannt und angeführt. Gegen seine peniblen Anmerkungen in der umfangreichen Monographie kann ich auf Anhieb keine Einwände geltend machen.

Auch in der Wikipedia kommt es oft vor, dass relevante Sekundärliteratur zwar angeführt, aber überhaupt nicht verwertet wird.

Rader nimmt weder Struve oder Radbruch direkt als Vorlage, sondern schreibt eine obskure Internetquelle, die Radbruch umformuliert und sich auf reine Deskription des Faktenablaufs beschränkt, aus.

Ich habe mich auf das beschränkt, was ich heute ohne Bibliothekszugang im Internet und aufgrund eigener Buchbestände greifen konnte und habe meine Aussagen alle exakt belegt. Wenn Sie eine diesbezüglich bessere Bibliothek haben - schön für Sie. Aber erwarten Sie nicht, dass ich auch nur einen Funken Sympathie für Ihre kleinliche Rechthaberei empfinde. 
Vorübergehender Beobachter (Gast) antwortete am 2014/05/11 23:50:
Übernahme stinkt, Bahners plustert sich auf
Ich habe Rader auch nicht im Regal, daher weiss ich nicht, was er aufgeführt hat. Ich bin hier eher bei Herrn Bauch: Ein Sachbuch ist keine Dissertation. Für meinen Einwurf zu Thomsen/Möhring möchte ich daher um Nachsicht bitten. Ich war schlicht erschreckt von der Akribie, mit der Sie die Fehler anderer verfolgen. Wie kann man Tilman Struve ernsthaft vorwerfen, er hätte eine "ihm wohl unbekannte Studie" zitieren müssen. Nicht jeder kann alle Arbeiten kennen, das war mein Gedanke. Wir teilen ihn offenbar, sowohl im Hinblick auf Sachbücher als auch auf Wissenschaftsblogs.

Das die Übernahme von Hannemann "stinkt", dürfte wohl unbestritten sein. Auch Herr Bauch schreibt nichts anderes. Dass Radbruch kein solides Referenzwerk ist, trifft gleichfalls zu, obwohl Bahners das offenbar annimmt.

Problematisch war am FAZ-Artikel, dass Bahners nicht allein auf dem ihm unbekannten Gebiet der historischen Waffenkunde dilettiert. Er warf Rader auch indirekt ein Plagiat vor, wo selbst Sie keines erkennen konnten (Gamber 1977). Das war der Ausgangspunkt der Debatte. Wenn Sie keine Sympathie für Kleinigkeiten hegen: Die Frage, ob die Fußnote an den ersten oder letzten Absatz gehört, fällt für mich ganz klar in diese Kategorie.

Daher ist Bauch zuzustimmen, wenn er von einem "Rohrkrepierer" spricht. Hier wurde viel Lärm um wenig Erkenntnis gemacht. Anders wäre es gewesen, wenn Bahners neue Befunde präsentiert hätte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass etwas zu finden gewesen wäre. Wobei auch hier: Ist dafür die FAZ das richtige Forum? 
Dieter Nehres (Gast) meinte am 2014/05/14 19:12:
Ihr Kommentar bei Bauch
Lieber Herr Graf,

was ich Hr. Bauch schrieb, bezog sich auf seinen Beitrag, den ich für verfehlt halte. Inhaltliche Kritik ist strikt von der Frage zu trennen, ob Fremdtext als solcher gekennzeichnet ist. Ich schrieb ihm, möglicherweise werde sein Gefühl des Irritiertseins (s. Komm. zu den weiteren von Hr. Bahners beigebrachten Stellen) noch zunehmen, z.B. bei Betrachtung des Folgenden:


Olaf. B. Rader: Friedrich II. Der Sizilianer auf dem Kaiserthron, 2010, S. 290f.

S. 290, Z. 1-14
"Falken sind zwar eher .... Beutetiere"

vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Falken
Falken sind kleine bis mittelgroße Greifvögel mit meist langem Schwanz und spitzen Flügeln.

Im Gegensatz zu Adlern oder Bussarden ist ihre Anatomie auf den aktiven Flug hin ausgerichtet und nicht optimal zum Nutzen von Aufwinden geeignet. Dies führt dazu, dass die meisten Falkenarten ihre Beute im aktiven Flug suchen oder von einem Ansitz aus nach Nahrung Ausschau halten. Wird diese entdeckt, wird sie auch über weite Strecken hin angeflogen und verfolgt.

Zu ihren Merkmalen zählt der hakig nach unten gebogene Oberschnabel, an dessen vorderem Teil sie eine Zacke tragen, den sogenannten Falkenzahn. Diese Ausformung unterstützt den Biss in den Nacken beziehungsweise in den Hinterschädel des Beutetiers, durch den dieses getötet wird.
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S. 290, Z. 8-5 v.u. zu Gerfalke
"Der Gerfalke ... entfällt"

vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerfalke

Der Gerfalke (Falco rusticolus) ist die weltweit größte Falkenart. Er ist zirkumpolar in den arktischen Regionen Eurasiens und Nordamerikas sowie Grönlands vertreten

Die Körperlänge eines Gerfalken beträgt zwischen 48 und 61 Zentimeter. 19 bis 24 Zentimeter der Körperlänge entfallen dabei auf den Schwanz.
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S. 291, Z. 15f. v.o. zu Wanderfalke
"Ihre Nahrung ... erjagt werden"

vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wanderfalke

Wanderfalken jagen fast ausschließlich Vögel im freien Luftraum.
Wanderfalken fressen fast ausschließlich kleine und mittelgroße Vögel.
------------------------------------------------------------
S. 291, Z. 20f. zu Gerfalke
"Weiße große ... wertvoll"

vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerfalke
Weiße Gerfalken galten als besonders wertvoll
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Dazu
S. 291, Z. 7-10 v.o.
"Der ursprüngliche Name ... bedeutet"

vgl.
http://www.markuskappeler.ch/tex/texs2/sakerfalke.html
Sein ursprünglicher Name ist jedoch Saker. Unter dieser Bezeichnung ist er insbesondere schon im berühmten, um 1245 verfassten «Falkenbuch» des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. (1194-1250) zu finden. Der Begriff leitet sich vom arabischen Caqr ab, was Edel- oder Jagdfalke bedeutet. 
 

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