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Archive von unten

Das Archiv der sozialen Bewegung Freiburg arbeitet seit einiger Zeit an Alexandria, einer Ereignisdatenbank zur Geschichte sozialer Bewegungen in Freiburg und Umgebung. Näheres zu Alexandria findet sich hier in einem Referat von Michael Koltan, Mitarbeiter des Archivs auf der Fachtagung Zeitgeschichte im Museum des Museumsverbandes Baden-Württemberg.
Weiteres aktuelles Projekt ist die Digitalisierung der noch vorhandenen Magnetbänder mit den Sendungen von Radio Verte Fessenheim, einem Piratenradio, aus dem dann später Radio Dreyeckland, eines der ersten Alternativradios in der
Bundesrepublik entstand.
Vom Archiv wurden bislang auch drei Multimedia-CD-ROMs veröffentlicht.
Näheres auf der website.

Aktuell ist das Archiv, das seit Jahren von der Stadt Freiburg finanziell unterstützt wird, von der Kürzung eben dieses Zuschusses zur Jahresmitte 2005 bedroht.

Im Dezember 2004 wird die Erschließung folgender Bestände abgeschlossen:
persönliche Archivbestände von Heiko Lietz und Annette Beleites, der Nachlass von Bernd Holtfreter sowie der Bestand der Ev.
Samaritergemeinde Berlin und ihres Friedenskreises, die Bestände der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen in den Bezirksverordnetenversammlungen Berlin-Weißensee 1990 - 1995, Pankow 1990 - 1995 und in Prenzlauer Berg 1990 - 1999. Im Ergebnis liegen elektronische Findhilfsmittel und Verzeichnisse auf Papier vor. Findbücher werden im Laufe des Jahres 2005 erstellt. Darüber hinaus wird im Dezember 2004 ein Findbuch zum Bestand Neues Forum, mit umfangreicher Einleitung zur Geschichte des Neuen Forums sowie des Bestandes und einer Chronologie zur Verbandsgeschichte, erscheinen.
Weitere Informationen zu den Beständen auf der Homepage der
Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. (www.havemann-gesellschaft.de) unter der Rubrik "Projekte".
Kontakt: Anne-Dorothee Vogel, Tel: 030/4471 0821,
E-Mail: anne.vogel(at)havemann-gesellschaft.de, oder Tina Krone, Tel: 030/4471 0817, E-Mail: tina.krone(at)havemann-gesellschaft.de, Schliemannstraße 23, 10437 Berlin.

Quelle: Newsletter der Stiftung Aufarbeitung

Das Archiv und die Bibliothek des Hamburger Institus für Sozialforschung haben ihre Online-Angebote stark erweitert: Die umfangreichen Bestände sind jetzt online recherchierbar. Einer der Schwerpunkte des Archivs des HIS sind Protestbewegungen, so sind dort ca. 1500 einschlägige Zeitschriftentitel vorhanden. detaillierte Beschreibungen der Bestände sind ebenfalls auf der website zu finden.
www.his-online.de/onlinekataloge/index.htm

Das neugegründete Gorleben-Archiv hat sich zum Ziel gesetzt:
A. Sicherung und Sammlung des inzwischen historisch bedeutsamen Materials über den Protest gegen Umweltgefahren im Landkreis Lüchow-Dannenberg in Wort und Schrift, Bild, Foto und Film
B. Aufbewahrung und schrittweise Archivierung des gesammelten Materials
c. Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen und Forschungsvorhaben.

Ein Infoflyer ist anforderbar.
Adresse: Gorleben Archiv, Am Rott 5, 29439 Grabow,
gorlebenarchiv(at)t-online.de

Die bundesdeutsche Solidaritäts- und Dritte Welt Bewegung hat eine lange und wechselvolle Geschichte, ebenso die verschiedenen Versuche, ihre Themen und Aktionen zu dokumentieren. Die darüber gewonnenen Kompetenzen im internationalistischen und entwicklungspolitischen Bereich haben die politische Kultur der linken Öffentlichkeit mitgeprägt. Daraus sind bis heute in verschiedenen Städten Archive und Dokumentationszentren entstanden, deren Materialien für eine solidaritätsbezogene und entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit unverzichtbar sind.
Im Herbst 1998 haben sich elf dieser Archive zu einem Verbund zusammengeschlossen, um ihre Arbeit effizienter zu gestalten und besser zu koordinieren: Archiv³ Kooperation Dritte Welt Archive.
Sie bieten unter www.archiv3.org/ eine gemeinsame Website an auf der Recherchen möglich sind.

Das Archiv im Ernst-Kirchweger-Haus in Wien ruft mit dem nachfolgend dokumentierten Schreiben zur Solidarität auf:

Vielleicht habt Ihr es bereits auf Indymedia gelesen! Der Infoladen 10, Archiv für soziale Bewegungen, Volxbibliothek, Tatblatt und das gesamte Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Wien sind massiv von der Räumung bedroht!
Die KPÖ, Eigentümerin des Hauses, haben vorletzte Woche das Haus an einen ehemaligen Neonazis verkauft! Die KPÖ ist, laut ihren Pressemitteilungen, der Meinung, dass es egal ist, ob sie an einen Nazi verkauft, Hauptsache er zahlt (wieviel bleibt "geheim").
Inzwischen sind die ersten Kündigungen zum 31.12.2004 des neuen Besitzers eingetroffen!!!! (Betrifft vor allem: Tatblatt, Volxbibliothek, Infoladen, Archiv, Atigf (türkische GenossInnen) und den "Flüchtlingsbereich" - dort leben über 30 illegale Flüchtlinge in der Hoffnung auf Asyl!)
Soweit nur in Kürze!

Genauere Infos findet Ihr unter:
www.ekhbleibt.info
www.med-user.net/ekh
Bitte verbreitet die Info weiträumig, da wir auf jegliche Solidarität
angewiesen sind!
Proteste bitte (vorerst) an:
KPÖ:
Tel: (01) 5036580
Fax: (01) 5036580/499
Mail: bundesvorstand@kpoe.at
Über viele solidarische Grüße würden wir uns freuen, falls Ihr genauere Infos (Flugies etc) braucht, dann meldet Euch direkt bei uns!
Neben Soli-Adressen brauchen wir auch Kohle (für Anwalt etc), die Verbidnung könnt Ihr per Mail erfahren.

Viele solidarische Grüße, vor allem an alle räumungsbedrohten Zentren in Deutschland!

Infoladen 10 in Ernst-Kirchweger-Haus
Wielandgasse 2-4
1100 Wien

PS. DEMO FÜR DEN ERHALT DES EKH AM 12.11.2004 AB 16.00 UHR -SÜDTIROLER PLATZ

Im Dezember 2004 jährt sich die Gründung des ”Archivs der sozialen Bewegungen” Bremen das fünfte Mal. Das überwiegend von ehrenamtlicher Arbeit getragene Archiv wurde im Dezember 1999 gegründet, als sich der Infoladen der “Bremer BürgerInneninitiative gegen Atomanlagen” (BBA) und der Infoladen “Umschlagplatz” zum Infoladen Bremen zusammenschlossen. Ihre seit Mitte der 1970er Jahre gesammelten Dokumente bildeten den Anfangsbestand, hinzu kamen einige Privatsammlungen. Seit 2001 wird kontinuierlich Material von anderen Bewegungsarchiven, von Bremer politischen Gruppen und von Privatpersonen aufgenommen. Unter dem Motto ”Von der Bewegung – für die Bewegung” wird in diesem selbstverwalteten Archiv Material aus den vielfältigen Widerstands- und Protestbewegungen der letzten Jahrzehnte bis zur Gegenwart zusammengetragen und aufbewahrt. Das Archiv ist ein ”Gedächtnis für die Linke” und stellt sein Material gerne für Geschichtsarbeit zur Verfügung.

Sammelgebiete
Das Archiv sammelt vor allem zu folgenden Themen: Geschichte Bremens; kritische Geschichtsarbeit und Methoden (Alltagsgeschichte etc.); Zeitgeschichte Deutschlands; Nationalsozialismus; APO/SDS/StudentInnenbewegung; Frauen- und Lesbenbewegung; ArbeiterInnen/Gewerkschaften; kommunistische Gruppen; Bildung/Pädagogik/SchülerInnen; bewaffneter Kampf; Justiz/Polizei; Häuserkampf/Stadtentwicklung; Friedensbewegung/Antimilitarismus; Radikale Linke; Autonome; Anti-Atom-Bewegung; Internationalismus/Antiimperialismus; Soziales/Gesundheit; Männer/Schwule; Bevölkerungspolitik/Gen- und Reproduktionstechnologien; Flüchtlinge/Migration/Rassismus/Antisemitismus; traditionelle Linke/Demokratischer Sozialismus; Grüne Partei; PDS; Neue Technologien; Ökologie/Alternativbewegung.

Bestand
Dank zahlreicher Zugänge, ua. von (ehemaligen) AktivistInnen konnte der Gründungsbestand des Archivs von ca. 150 Regalmetern mittlerweile mehr als verdoppelt werden. Der Bestand ist breit angelegt, geht vom heterogenen Material der heterogenen Bewegungen selbst aus und orientiert sich eher an den selbst entwickelten Strukturen der Bewegungen als an wissenschaftlicher Einteilung.
Das Archiv gliedert sich in:
Bücher: Vorhanden sind etwa 2000 Bände, vor allem aus den 1970er und 1980er Jahren. Weitere ca. 1000 Bände sind momentan noch privat untergebracht. Die Bücher sind grob thematisch sortiert, aber nicht katalogisiert oder gar elektronisch erfasst.
Zeitungen und Zeitschriften: Die nach Titeln gegliederte Zeitungs- und Zeitschriftensammlung ist das Herz des Archivs und umfaßt aktuell über 750 Titel (in ca. 700 Archivboxen). Hinzu kommen geschätzt über 1000 weitere Titel als Einzel- oder in sehr wenigen Exemplaren. Viele überregionale Periodika seit den 1980er Jahren sowie ausländische Titel sind zu finden. Knapp zehn Prozent der Titel sind aus Bremen und Umgebung. Über 120 Titel werden laufend bezogen. Seit Sommer 2003 ist eine BISMAS-Datenbank für die Zeitschriften in Arbeit (http://www.bestand.archivbremen.de).
Broschüren, graue Literatur, Flugblätter, Zeitungsartikel: Sie sind in ca. 200 Stehsammlern und Archivboxen aus dem Zeitraum seit den 1960er Jahren zusammengefaßt, wobei zwei Drittel des Materials sortiert sind. Die Erfassung erfolgt nach Themen, innerhalb dieser ggf. auch nach Eingang bzw. chronologisch. Ca. 15 laufende Regalmeter harren noch der Sortierung.
Plakate: Das Archiv verfügt über eine umfangreiche, jedoch noch nicht sortierte oder erschlossene Plakatsammlung.
Sondersammlung Landwirtschaft und Provinz: Sie enthält Material zu den Themen Regionalentwicklung, Bio-Landbau, Landwirtschaft, Provinzarbeit und ländliche Sozialgeschichte mit einem Umfang von ca. 20 Regalmetern.
Sondersammlung Grufties gegen rechts: Sie besteht aus dem Archiv übergebenem Material über die Arbeit der Bremer Initiative “Grufties gegen rechts”, die von 1998 bis 2003 in Bremen und bundesweit agierte.
Das Archiv sucht alle Dokumente (Broschüren Plakate, Flugblätter, Zeitungen etc.) zu Protest und Widerstand, linker Theorie und Praxis in den letzten Jahrzehnten. Besonderes Interesse besteht an Büchern aus den letzten zehn bis 15 Jahren, an Zeitschriften aus den 1960er und 1970er Jahren, an Stadt- und Regionalzeitungen sowie Dokumenten aller Art aus Bremen.
Das ”Archiv der sozialen Bewegungen” bietet Führungen durch das Archiv, Hilfe bei der Suche nach Material für die politische Arbeit, bei Recherchen und Referaten sowie Informationen zu kritischer Geschichtsarbeit und Bewegungsarchiven

Vernetzung, Bewertung und Ausblick
Das Archiv ist in Bremen Mitglied im Netzwerk Selbsthilfe Bremen/Nordniedersachsen, bei Anares. Verein zur Förderung der Lesekultur und unterrepräsentierter Kultur, im Verein ”Erinnern für die Zukunft” und in der Historischen Gesellschaft Bremen. Es arbeitet seit der Gründung im Kreis Bremer Archive (www.bremer-archive.de) mit und nahm an den beiden Bremer Tagen der Archive 2001 und 2003 teil. Überregional gehört es dem “Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V.” an und arbeitet im Netzwerk und gleichnamigen Internetportal Kritische Geschichte (www.kritische-geschichte.de) mit.
Die beiden wichtigsten lokalen Kooperationspartner sind der Infoladen Bremen, der die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellt, sowie der Verein ”Erinnern für die Zukunft”, der bei der Konservierung der Dokumente und der Erstellung einer Datenbank half. Überregional arbeitet das Archiv mit vergleichbaren Archiven und Bibliotheken u.a. in Oldenburg, Hamburg, Berlin, Köln, Bonn, Jena, Wien, Großhennersdorf und Gera zusammen. Materialaustausch gibt es ferner mit der Bibliothek des ”Instituts für Regional- und Sozialgeschichte” an der Universität Bremen, dem ”ECO-Archiv Arbeiterkultur und Ökologie” in Hofgeismar und der ”Dokumentationsstelle für unkonventionelle Literatur” der ”Bibliothek für Zeitgeschichte” in Stuttgart. Auch im wissenschaftlichen Umfeld der Bewegungsforschung wurde das Archiv bekanntgemacht. Seit der Gründung des Archivs wurden über 1500 kg Dubletten an andere Archive abgegeben.
Im Herbst 2003 erschien im Ergebnis eines durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderten Forschungsprojekts das Buch ”Archive von unten” (3). Es gibt – erstmals wieder seit 13 Jahren – einen Überblick über Bewegungsarchive und -bibliotheken und enthält neben den Adressen eine Befragung zur deren Situation und ihrem Selbstverständnis.
Wünschenswert wäre, neue Nutzergruppen anzusprechen, z.B., indem Kontakt mit geeigneten Museen aufgenommen wird oder an interessierte LehrerInnen Angebote gemacht werden.
Finanzielle Unterstützung kommt immer wieder vom Netzwerk Selbsthilfe Bremen/Nordniedersachsen. Von der Stiftung Mitarbeit (Bonn) erhielt das Archiv im Jahre 2000 einen kleinen Starthilfezuschuß. Allerdings müssen verstärkt Möglichkeiten des Fundraising ausgelotet werden, da ohne größere finanzielle Zuwendungen nur die Bestandssicherung und der Materialeingang gewährleistet werden können. Eine öffentlichkeitswirksame Arbeit bildet die Voraussetzung (und weitergehend ein Ergebnis), um Zuschüsse oder Spenden zu erreichen. Finanzielle Spielräume müßten auch für neue, adäquate Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, denn etwa zwei Drittel der Räumlichkeiten sind aus archivalischer Sicht völlig ungenügend, um auch nur die mittelfristige Sicherung des Materials zu erreichen (4).

Archiv der sozialen Bewegungen Bremen, St. Pauli Str. 10/12, 28203 Bremen, Öffnungszeiten: Mittwoch 16.30 bis 19.00 Uhr und nach Absprache, Fax: 0421/75682; Mail: archivbremen((ät))niatu.net; Internet: http://www.archivbremen.de.

(1) Siehe die Gründungserklärung ua. in Kassiber 43, November 2000.

(2) Einen Überblick bietet zuletzt Archive der sozialen Bewegungen, in: Forum Wissenschaft, 2002, H. 2, S. 62-65. Ältere Fassung online unter: htttp:/www.copyriot.com/unefarce/no4/archiv.html.

(3) Siehe Archive von unten. Archive und Bibliotheken der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestände, Neu-Ulm 2003. Unter www.leibi.de/archive sind mehrere Besprechungen und ein Nachtrag zugänglich.

(4) Weitergehende Überlegungen zur Situation und Zukunft von Bewegungsarchiven liefert eine Abschlussarbeit im Rahmen der Ausbildung zum wissenschaftlichen Dokumentar an der Fachhochschule Potsdam. Bezug als elektronische Kopie über die Archivadresse.

Auf www.umweltbibliotheken.de findet sich jetzt der Tagungsreader zum Umweltbibliotheken-Workshop vom 13.5.2004 als PDF-Datei unter Texte & Protokolle. Thema ist Marketing und Kommunikationsmanagement von Umweltbibliotheken.

Nachfolgend ist ein Text dokumentiert, der in der nächsten Ausgabe der Leipziger Zeitschrift
("Feierabend" ) erscheinen wird.

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Warum sich Dataspace nicht über eine Auszeichnung freut?

Der Alternative Medienpreis und die Online-Datenbank für Infoläden und linke Archive

Am 7. Mai 2004 erhielt die Online-Datenbank Dataspace
den mit 500 Euro dotierten 3. Preis des ?Alternativen Medienpreises).
Eigentlich ein Grund zur Freude, möchte man meinen! Das Geld ist nicht zu verachten, die Anerkennung für das Projekt ebenso wenig ? und wenn dann auch noch alles unter dem Label ?Alternativ? läuft, versteht man
keineswegs auf Anhieb, warum die Menschen hinter Dataspace ? nämlich hauptsächlich die MitarbeiterInnen des Leipziger Infoladens sich wenig über die Auszeichnung begeistert zeigen. Zähneknirschend nahmen sie das Geld an, erschienen extra nicht zur Preisverleihung ? und berichten nun exklusiv
für den Feierabend über die ?Machenschaften? eines Projektes namens "Alternativer Medienpreis".

Was aber ist Dataspace?

Ja, diese Frage soll natürlich vorab noch geklärt werden. Die Infoläden in den meisten größeren Städten der BRD (http://www.infoladen.net) sind seit mehreren Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil einer autonomen, linken und
alternativen Szene. Einerseits sind sie ein Anlaufpunkt für politische Gruppen und Einzelpersonen, bieten Räumlichkeiten für Treffen und Infrastruktur, andererseits stellen sie mit ihren Büchern, Zeitschriften, Broschüren eine Art Info-Kiosk, Bibliothek und Archiv für die linke Szene
und soziale Bewegungen dar. Darüber hinaus fungieren in etlichen Städten die Infoladenkollektive als eigenständige politische Gruppen, die Veranstaltung durchführen, Aktionen organisieren und Broschüren publizieren.
Der Leipziger Infoladen existiert seit 1991 und befindet sich seit 1994 im Conne Island (www.conne-island.de). Recht schnell ergab sich für die MitarbeiterInnen das Problem, dass die Unmengen an Zeitschriften, Büchern, Videos und sonstigen Materialien nur sinnvoll genutzt werden können, wenn sie in irgendeiner Weise elektronisch katalogisiert werden.
So begann der Infoladen 1995 mit der Erfassung seines Bestandes, im Jahr 2000 geht die Datenbank unter dem Namen Dataspace online. Inzwischen besteht auch für andere linke Archive und Infoläden die Möglichkeit, ihren
Bestand in Dataspace einzugeben ? dies nutzt z.B. auch die Libelle seit November 2003).
Da die MitarbeiterInnen des Leipziger Infoladens sich weder im Bibliothekswesen auskennen, noch die teure Bibliothekssoftware kaufen konnten, mussten sie nach und nach alles selber programmieren und basteln
auch noch heute an der Datenbank. Glücklicherweise konnten sie dabei jedoch auf Open Source-Software (http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Source) zurückgreifen.
Das Besondere an Dataspace ist, dass die Datenbank Zeitschriften, Broschüren und Bücher verzeichnet, die sonst von keiner Bilbiothek, keinem Archiv oder Infoladen erfasst und im Internet zugänglich gemacht werden.
Dies gilt vor allem für die verschlagwortete Eingabe von allen Aufsätzen aus über 50 linken Zeitschriften ? und das teilweise bis zurück in die 70er Jahre. Damit ist Dataspace das Rechercheinstrument für linke Theorie und Praxis.

Und nun zum "Alternativen Medienpreis"...

Der Alternative Medienpreis wird seit 2000 für Radio- und Internetprojekte verliehen, die sich "unterbliebenen Informationen" widmen und "die mit ihrer Arbeit einen emanzipatorischen Beitrag leisten". Initiiert wurde er
von dem Freien Radio Z und der Nürnberger Medienakademie (http://www.journalistenakademie.de). Soweit so gut.
Allerdings: In der Jury sitzen u.a. zwei VertreterInnen der Stadt Nürnberg (die vor Jahren mit dem KOMM das letzte alternative Kultur- und Jugendzentrum in Nürnberg geschlossen hat) und einer vom mdr. Das Radio Z
ist nicht vertreten - und es verwundert bei der Ausrichtung des Preises nicht, dass ihnen ihr Medienpreis inzwischen auch peinlich ist. Wie sollen nun bayerische BeamtInnen und die Mediendussel, die den tiefsten Osten für "Mitteldeutschland" halten, über einen Medienpreis befinden, der sich alternativ nennt? Ganz einfach: In die engere Auswahl kommen seit Jahren alle möglichen Projekte, die weder alternativ noch politisch sind. Und
zwar in keinerlei Hinsicht. D.h. sowohl was die Inhalte angeht, als auch was die Produktion betrifft. Das politischste Projekte ist dieses Jahr die
Seite http://www.al-asr.net, die einfühlsame Porträts von islamistischen Terroristen zeichnet und ansonsten recht offen antiamerikanisch und antizionistisch agitiert.
Und damit der ganze Schwindel nicht auffliegt, darf ab und zu mal ein wirklich alternatives Projekt gewinnen; allerdings natürlich nur den 3. Preis. Damit werden dann auch die wichtigsten Sponsoren, durchweg staatstragende Parteien und Stiftungen, nicht verärgert. Ärgern hingegen
will man die politischen Projekte, die aus Alibigründen prämiert werden müssen. So wurde dem Infoladen Leipzig eine Woche vor der Verleihung mitgeteilt, dass er einen Preis gewonnen hätte. Als der Infoladen seine
Teilnahme an der Preisverleihung absagte, kam nur eine hämisch Antwort, dass es den OrganisatorInnen egal wäre, ob der Infoladen sein Geld abholen würde oder nicht. Erst nach mehreren Emails und Telefonaten rückten sie
jedoch mit der Wahrheit heraus: Das Geld bekommt nur, wer höchstpersönlich an dem Tag auch anwesend ist, um sich dem vermeintlichen Medienrummel um dem Preis, der mehr den Jury-Mitgliedern, der Medienakademie und den
Sponsoren dient, zu stellen. Zum Glück hatte Radio Z genug schlechtes Gewissen und schickte eine Vertreterin für den Infoladen Leipzig. Und zum Glück fuhr niemand vom Infoladen Leipzig nach Nürnberg, denn die Laudatio
für Dataspace hatte ihnen doch glatt die Sprache verschlagen.
Die Laudatio sprach padeluun der alternativste der JurorInnen, was sich schon darin ausdrückt, dass er sich einen Künstlernamen zugelegt hat. Alternativ auch, dass er alle Jahresangaben bezüglich Dataspace um eins erhöht. Ärgerlich, dass er behauptet,
bestimmte Daten nicht in Dataspace gefunden zu haben, obwohl es sie gibt.
Unverschämt allerdings, dass er es zu den Vorzügen von Dataspace zählt, dass die "mausgraue Oberfläche" ein Kontrapunkt gegen die Spaßgesellschaft sei. Dataspace, so padeluun weiter, sei unkommerziell und werbefrei, weil
hier "echte Menschen" am Werkeln seien, "die (ihre) eigene Geschichte nicht anderen überlassen wollen?. ?Die eigene Geschichte zu bewahren? sei um so wichtiger ?im Zeitalter der gleichgeschalteten Bilder von Pseudoevents", in der uns "Frauen mit leuchtenden Augen und Cabriolets mit
gegeelten Chauffeuren den Verstand rauben" und "Handyklingeltonanbieter" der "Sportwagenfinanzierung" zuspamt.
Hätte padeluun sich wirklich in Dataspace umgesehen, so hätte er bemerken können, dass es Dataspace nicht um die Bewahrung einer vermeintlich authentischen Geschichte geht, ja, er hätte sogar neben den richtigen
Jahreszahlen auch genügend Material gefunden, welches sein dummes Gequatsche als typisch deutsche Lebensmythologie entlarvt, die sich zwar antikapitalistisch gibt, letztendlich aber einfach nur reaktionär ist.
Als wir die MacherInnen von Dataspace, darunter auch handybesitzende Frauen mit "leuchtenden Augen", fragten, was sie nun mit den 500 EUro vorhaben, die nachweislich nicht stinken, antworteten sie lapidar, dass nach so einer Laudatio ihnen nichts anderes übrig bleibt, als für den
nächsten Cabriolet zu sparen. Allerdings: Einen Chauffeur benötigen sie nicht ? sie wollen selbst den Wind in den (Achtung Werbung!) mit Drei-Wetter-Taft (http://www.schwarzkopf.de) gegeelten Haaren spüren!

Was ist noch alternativ am "Alternativen Medienpreis"? Diese Frage lässt sich abschließend folgendermaßen beantworten: Zum einen der Protest gegen
den deutschen Arbeitswahn, der sich darin ausdrückt, dass zwei Monate nach der Verleihung noch nicht alle Laudatios im Internet veröffentlicht wurden. Zum anderen der subtile Verstoß gegen deutschen Gründlichkeit, der sich in etlichen nicht funktionierenden Links - und das bei einer
Medienakademie, die einen Internet-Preis vergibt! - ausdrückt. Das war´s aber leider auch schon...

Claudia Fritzsche

--
P.S. des Contributors: Hoffe dass alle Links funktionieren, war ein ziemliches Gefriggel :-))

Derzeit ist eine Ausstellung über Fanzines im Umlauf:

"„Fanzines – Do It Yourself!“ - tourt als Ausstellung mit Vortrag durch siebzehn deutsche Städte (Termine). Die kleine Fanzineschau wird die materielle und gestalterische Vielfalt dieser Publikationen präsentieren."

Unter Links findet sich auf der Webpage ein Verzeichnis von offenbar relevanten Archiven und Bibliotheken:

 

twoday.net AGB

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