Geschichtswissenschaft
Am Sonntag wurde die Leipziger Völkerschlacht 1813 nachgespielt
http://www.spiegel.de/panorama/voelkerschlacht-bei-leipzig-tausende-stellen-napoleons-niederlage-nach-a-928927.html
http://www.leipzig1813.com/
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerschlacht_bei_Leipzig#Deutsches_Gedenken_an_die_V.C3.B6lkerschlacht
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Historische_Gefechtsdarstellung_der_V%C3%B6lkerschlacht_2013 (187 Bilder)
Schon am Vortag war Leipzig voll von entsprechend Kostümierten, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann.
2013 wurde der Augenzeugenbericht von Carl Bertuch neu herausgegeben. Die Ausgabe ist rezensiert:
http://ifb.bsz-bw.de/bsz380581957rez-1.pdf
Wer das gedruckte Original lesen will, wird bei Google Books fündig:
http://books.google.de/books?id=BeM-AAAAcAAJ
http://books.google.de/books?id=LoRVAAAAcAAJ
Da München für beide Digitalisate organisatorisch verantwortlich zeichnet, ist die Freude extrem getrübt. Die Tafeln sind nicht bzw. nicht angemessen wiedergegeben, die Scanqualität in beiden Fällen nicht gut.
Handyfoto
http://www.spiegel.de/panorama/voelkerschlacht-bei-leipzig-tausende-stellen-napoleons-niederlage-nach-a-928927.html
http://www.leipzig1813.com/
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerschlacht_bei_Leipzig#Deutsches_Gedenken_an_die_V.C3.B6lkerschlacht
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Historische_Gefechtsdarstellung_der_V%C3%B6lkerschlacht_2013 (187 Bilder)
Schon am Vortag war Leipzig voll von entsprechend Kostümierten, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann.
2013 wurde der Augenzeugenbericht von Carl Bertuch neu herausgegeben. Die Ausgabe ist rezensiert:
http://ifb.bsz-bw.de/bsz380581957rez-1.pdf
Wer das gedruckte Original lesen will, wird bei Google Books fündig:
http://books.google.de/books?id=BeM-AAAAcAAJ
http://books.google.de/books?id=LoRVAAAAcAAJ
Da München für beide Digitalisate organisatorisch verantwortlich zeichnet, ist die Freude extrem getrübt. Die Tafeln sind nicht bzw. nicht angemessen wiedergegeben, die Scanqualität in beiden Fällen nicht gut.
KlausGraf - am Montag, 21. Oktober 2013, 22:59 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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Ambrosius Blarer sollte man vielleicht nicht alles glauben:
http://archive.org/stream/briefwechselder00kommgoog#page/n244/mode/2up
Das Stadtarchiv Speyer scheint zu dem Fall nichts nachweisen zu können.

http://archive.org/stream/briefwechselder00kommgoog#page/n244/mode/2up
Das Stadtarchiv Speyer scheint zu dem Fall nichts nachweisen zu können.

KlausGraf - am Donnerstag, 17. Oktober 2013, 01:01 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
Schmalenstroer verfasste einen hübschen Beitrag über die Paderborner Ausstellung “Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter”.
http://schmalenstroer.net/blog/2013/10/credo-christianisierung-europas-im-mittelalter-in-paderborn/
Eine gelungene Ausstellungsbesprechung, die auch kritische Punkte nicht ausspart.
Maria Rottler hatte schon im Juli auf die Ausstellung in dem von ihr administrierten Weblog Ordensgeschichte hingewiesen:
http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5147
Ich hätte mir angesichts der gleich noch zu nennenden Möglichkeit, Exponate abzubilden, gewünscht, sie hätte nicht diese unattraktive Flachware (Karlsepos) ausgewählt. Denn solche Bilder sind urheberrechtlich eher unproblematisch:
http://archiv.twoday.net/stories/498223015/
Herausgreifen möchte ich Schmalenstroers Bemerkung: "Leider ist wie in praktisch allen Sonderausstellungen das Fotografieren verboten, daher müsst ihr euch mit einem einzelnen Foto des Paderborner Domes begnügen." Ob das auch für Pressevertreter wie Blogger gilt? Wenn man gegenüber dem Veranstalter deutlich macht, dass man gern einen Ausschnitt aus der Ausstellungsarchitektur für Pressezwecke dokumentieren möchte, ist ein solches Fotoverbot sicher nicht absolut. Oder man bekommt ein Foto gestellt.
Grundsätzlich gilt, dass öffentliche Träger von Ausstellungen nicht zwischen guten Medien (Printpresse) und Bäh-Medien (Blogs) differenzieren dürfen:
http://archiv.twoday.net/stories/418666949/
Ich werde die Weigerung der HAB Wolfenbüttel nicht auf sich beruhen lassen, auch wenn ich leider noch nicht dazu gekommen bin, mich darum zu kümmern.
Oft gibt es Fotos ausgewählter Ausstellungsstücke in einem eigenen passwortgeschützten Pressebereich. Ein paarmal habe ich für Archivalia einen solchen Zugang erbeten und fast immer bekommen. Im einzigen Ablehnungsfall (Wittelsbacher-Ausstellung) läuft eine Klärung.
Wenn ein Blog im üblichen Rahmen seinen Austellungshinweis mit Bildern von der Website der Ausstellung bebildet, sollte es keine Probleme geben.
Ich kann verstehen, dass Blogger Schmalenstroer keine Lust hatte oder nicht daran dachte, sich um eine Akkreditierung zu bemühen.
Aber er hätte doch ohne weiteres eines oder mehrere der für die Berichterstattung freigegebenen Pressefotos (unten ein urheberrechtlich geschütztes Foto einer 3-D-Vorlage) nützen können.
http://www.credo-ausstellung.de/pressekontakt-downloads-fotos/download-abbildungen-exponate
Die Freigabe ist eindeutig: "Die Download-Materialien (Abbildungen, Logos, PDF-Dokumente) dürfen im Zusammenhang mit der Berichterstattung und Promotion der CREDO Ausstellung 2013 in Paderborn verwendet werden. Eine weitergehende Verwendung ist nicht erlaubt. Bei den Exponaten ist die Angabe des Copyright-Hinweises stets erforderlich."
Besser wäre natürlich eine CC-Lizenz, aber diese Freigabe ermöglicht es (anders als § 50 UrhG), das Bild dauerhaft beim Blogeintrag zu belassen. Das sollte man durchaus nutzen.
Update: Schmalenstroer antwortet
https://plus.google.com/u/0/117546351384071338747/posts/A3Jcj76MxsY
Götterfigur aus Gatschow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Schwerin
© Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Schwerin
http://schmalenstroer.net/blog/2013/10/credo-christianisierung-europas-im-mittelalter-in-paderborn/
Eine gelungene Ausstellungsbesprechung, die auch kritische Punkte nicht ausspart.
Maria Rottler hatte schon im Juli auf die Ausstellung in dem von ihr administrierten Weblog Ordensgeschichte hingewiesen:
http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5147
Ich hätte mir angesichts der gleich noch zu nennenden Möglichkeit, Exponate abzubilden, gewünscht, sie hätte nicht diese unattraktive Flachware (Karlsepos) ausgewählt. Denn solche Bilder sind urheberrechtlich eher unproblematisch:
http://archiv.twoday.net/stories/498223015/
Herausgreifen möchte ich Schmalenstroers Bemerkung: "Leider ist wie in praktisch allen Sonderausstellungen das Fotografieren verboten, daher müsst ihr euch mit einem einzelnen Foto des Paderborner Domes begnügen." Ob das auch für Pressevertreter wie Blogger gilt? Wenn man gegenüber dem Veranstalter deutlich macht, dass man gern einen Ausschnitt aus der Ausstellungsarchitektur für Pressezwecke dokumentieren möchte, ist ein solches Fotoverbot sicher nicht absolut. Oder man bekommt ein Foto gestellt.
Grundsätzlich gilt, dass öffentliche Träger von Ausstellungen nicht zwischen guten Medien (Printpresse) und Bäh-Medien (Blogs) differenzieren dürfen:
http://archiv.twoday.net/stories/418666949/
Ich werde die Weigerung der HAB Wolfenbüttel nicht auf sich beruhen lassen, auch wenn ich leider noch nicht dazu gekommen bin, mich darum zu kümmern.
Oft gibt es Fotos ausgewählter Ausstellungsstücke in einem eigenen passwortgeschützten Pressebereich. Ein paarmal habe ich für Archivalia einen solchen Zugang erbeten und fast immer bekommen. Im einzigen Ablehnungsfall (Wittelsbacher-Ausstellung) läuft eine Klärung.
Wenn ein Blog im üblichen Rahmen seinen Austellungshinweis mit Bildern von der Website der Ausstellung bebildet, sollte es keine Probleme geben.
Ich kann verstehen, dass Blogger Schmalenstroer keine Lust hatte oder nicht daran dachte, sich um eine Akkreditierung zu bemühen.
Aber er hätte doch ohne weiteres eines oder mehrere der für die Berichterstattung freigegebenen Pressefotos (unten ein urheberrechtlich geschütztes Foto einer 3-D-Vorlage) nützen können.
http://www.credo-ausstellung.de/pressekontakt-downloads-fotos/download-abbildungen-exponate
Die Freigabe ist eindeutig: "Die Download-Materialien (Abbildungen, Logos, PDF-Dokumente) dürfen im Zusammenhang mit der Berichterstattung und Promotion der CREDO Ausstellung 2013 in Paderborn verwendet werden. Eine weitergehende Verwendung ist nicht erlaubt. Bei den Exponaten ist die Angabe des Copyright-Hinweises stets erforderlich."
Besser wäre natürlich eine CC-Lizenz, aber diese Freigabe ermöglicht es (anders als § 50 UrhG), das Bild dauerhaft beim Blogeintrag zu belassen. Das sollte man durchaus nutzen.
Update: Schmalenstroer antwortet
https://plus.google.com/u/0/117546351384071338747/posts/A3Jcj76MxsY

© Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Schwerin
KlausGraf - am Mittwoch, 16. Oktober 2013, 21:03 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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Klaus-Dieter Herbst (Hg.): Astronomie - Literatur - Volksaufklärung. Der Schreibkalender der Frühen Neuzeit mit seinen Text- und Bildbeigaben (= Presse und Geschichte - Neue Beiträge; Bd. 67), Bremen: edition lumière 2012, 500 S., ISBN 978-3-943245-02-8, EUR 44,80 wird besprochen in
http://sehepunkte.de/2013/10/22014.html
Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/55771098/
http://sehepunkte.de/2013/10/22014.html
Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/55771098/
KlausGraf - am Dienstag, 15. Oktober 2013, 19:19 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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http://uni-muenster.academia.edu/PetervonMoos
Einige Bücher und Aufsätze des bedeutenden Mediävisten als Volltexte!
Einige Bücher und Aufsätze des bedeutenden Mediävisten als Volltexte!
KlausGraf - am Dienstag, 1. Oktober 2013, 23:24 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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http://www.repubblica.it/cultura/2013/10/01/news/papa_francesco_a_scalfari_cos_cambier_la_chiesa-67630792/?ref=HREA-1
Zur Hofkritik siehe etwa Google s.v. oder
http://www.litde.com/hofkritik/hofkritik.php
http://books.google.de/books?id=ayncDdA6FekC&pg=PA89
http://www.mgh-bibliothek.de//etc/dokumente/a098023.pdf
Zur Hofkritik siehe etwa Google s.v. oder
http://www.litde.com/hofkritik/hofkritik.php
http://books.google.de/books?id=ayncDdA6FekC&pg=PA89
http://www.mgh-bibliothek.de//etc/dokumente/a098023.pdf
KlausGraf - am Dienstag, 1. Oktober 2013, 22:57 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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KlausGraf - am Samstag, 7. September 2013, 01:39 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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Dietrich Hakelberg hat seinen Aufsatz (2010) zum Breslauer Arzt und Sammler Johann Christian Kundmann (1684–1751) online gestellt:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/9160/
"Das Interesse Kundmanns an ausgegrabenen Dingen, Fossilien und archäologischen Funden, lässt sich durch den empirischen Ansatz in der frühneuzeitlichen Medizin und Naturgeschichte erklären, der peniblen Beobachtung und Beschreibung aussergewöhnlicher Naturerscheinungen." Merke: Auch Hiegell war Arzt:
http://archiv.twoday.net/stories/453145069/

http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/9160/
"Das Interesse Kundmanns an ausgegrabenen Dingen, Fossilien und archäologischen Funden, lässt sich durch den empirischen Ansatz in der frühneuzeitlichen Medizin und Naturgeschichte erklären, der peniblen Beobachtung und Beschreibung aussergewöhnlicher Naturerscheinungen." Merke: Auch Hiegell war Arzt:
http://archiv.twoday.net/stories/453145069/
KlausGraf - am Dienstag, 3. September 2013, 17:16 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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Neu im Netz ist eine Inkunabel der "Geschichte der Juden zu Sternberg", die von der UB Frankfurt irrig nach wie vor dem Druckort Speyer zugewiesen wird, obwohl der GW Basel hat.
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:30:2-50487
Der GW dokumentiert sieben Flugschriften, die alle nicht vor dem 24. Oktober 1492 angesetzt werden. Vier davon sind bis jetzt online.
http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/STERNBE.htm
Über den Sternberger Hostienschänderprozess verschafft einen guten Überblick der Wikipedia-Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sternberger_Hostienschänderprozess
"Im Ergebnis wurden 27 Juden zum Feuertod verurteilt und am 24. Oktober 1492 vor den Toren der Stadt Sternberg auf dem Scheiterhaufen hingerichtet." Nach dem Pogrom mussten alle Juden Mecklenburg verlassen. Auch in anderen norddeutschen Territorien wurden die Juden vertrieben.
Hier soll es nur um die zeitgenössischen Erinnerungsmedien gehen, mit denen man die Erinnerung an den angeblichen Frevel wach halten wollte.
1494/96 baute man an die Pfarrkirche eine Heiligblut-Kapelle an, in der die Monstranz mit den durchbohrten und anscheinend blutbefleckten Hostien als wunderwirkend betrachtet wurde. Dank der großen medialen Resonanz des Prozesses konnte sich Sternberg bis zur Reformation als beliebter Wallfahrtsort etablieren. Als Andenken wurden auch Pilgerzeichen vertrieben:
http://www.libreka.de/9783937233864/222
Als handgreifliche Beweise wurden in und an der Kapelle Dinge präsentiert, die mit dem vermeintlichen Geschehen in Verbindung gebracht wurden. Heute noch vorhanden ist die mit einer Inschrift versehene Tischplatte, auf der die Hostien durchstochen worden sein sollen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stele_Judenprogrom_Sternberger_Kirche_2008.jpg
Außen an der Kapelle sieht man die übergroßen Fußabdrücke der Frau des Hostienschänders Eleazar:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2012_Kirche_Sternberg_Detail_Fussabdruecke.JPG
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2012_Kirche_Sternberg_Fussabdruecke.JPG
Auch eine bildliche Darstellung der Judenverbrennung ist noch vorhanden. Franck 1721 S. 42 sagt, dass sich auch ein Bild der Rostocker Hinrichtung des mit den Juden im Bund stehenden Priesters Peter Däne (1493) in der "Guarde-Kammer" befand.
Zu den Erinnerungszeichen:
http://www.libreka.de/9783937233864/222
Volker Honemann 1994, wieder in seinen gesammelten Aufsätzen 2008, im Auszug bei Google Books (Honemann schrieb auch den Artikel im ²VL)
http://books.google.de/books?id=ks7-uubAn4wC&pg=PA195
Lisch 1847
http://mvdok.lbmv.de/resolve/id/mvdok_document_00000868/fulltext#page225
Franck 1721
http://books.google.de/books?id=d4tDAAAAcAAJ
Nicht mehr vorhanden sind die im 17. Jahrhundert abhanden gekommenen Nadeln und der Topf (Grapen), den der Priester Peter Däne im Tausch gegen die Hostien als Pfand auslöste. In den Topf wurden die Pfriemen (Nadeln) gelegt, mit denen die Hostien durchstochen worden waren (Franck S. 13). Die Hostienmonstranz verschwand schon in der Reformationszeit (Lisch S. 224f.).
Das (natürlich erfolterte) Geständnis der Juden konnte bis zum Brand 1659 auf einer großen Holztafel im Sternberger Ratshaus, wo sich auch die mecklenburgischen Landstände versammelten, nachgelesen werden (Wortlaut bei Franck S. 53-56). Der Text schließt mit der Rostocker Hinrichtung 1493.
Das Haus des Eleazar wurde abgebrochen und blieb als ein "verbanneter Ort" (Franck S. 8) lange Zeit unbebaut. Das Grundstück hatte als landesherrliches Eigentum einen Sonderstatus und blieb bis etwa 1622 wüst liegen. Solche "Hauswüstungen" habe ich in meiner im Jahr 2000 erschienenen Studie zur Erinnerungskultur der Strafjustiz untersucht (ohne das Sternberger Beispiel):
http://projekte.geschichte.uni-freiburg.de/mertens/graf/strafj.htm#t154
Eine vergleichende Studie zur Traditionsbildung rund um die angeblichen jüdischen Hostienschändungen oder Ritualmorde unter Berücksichtung der Erinnerungsmedien ist mir nicht bekannt.
#forschung

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:30:2-50487
Der GW dokumentiert sieben Flugschriften, die alle nicht vor dem 24. Oktober 1492 angesetzt werden. Vier davon sind bis jetzt online.
http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/STERNBE.htm
Über den Sternberger Hostienschänderprozess verschafft einen guten Überblick der Wikipedia-Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sternberger_Hostienschänderprozess
"Im Ergebnis wurden 27 Juden zum Feuertod verurteilt und am 24. Oktober 1492 vor den Toren der Stadt Sternberg auf dem Scheiterhaufen hingerichtet." Nach dem Pogrom mussten alle Juden Mecklenburg verlassen. Auch in anderen norddeutschen Territorien wurden die Juden vertrieben.
Hier soll es nur um die zeitgenössischen Erinnerungsmedien gehen, mit denen man die Erinnerung an den angeblichen Frevel wach halten wollte.
1494/96 baute man an die Pfarrkirche eine Heiligblut-Kapelle an, in der die Monstranz mit den durchbohrten und anscheinend blutbefleckten Hostien als wunderwirkend betrachtet wurde. Dank der großen medialen Resonanz des Prozesses konnte sich Sternberg bis zur Reformation als beliebter Wallfahrtsort etablieren. Als Andenken wurden auch Pilgerzeichen vertrieben:
http://www.libreka.de/9783937233864/222
Als handgreifliche Beweise wurden in und an der Kapelle Dinge präsentiert, die mit dem vermeintlichen Geschehen in Verbindung gebracht wurden. Heute noch vorhanden ist die mit einer Inschrift versehene Tischplatte, auf der die Hostien durchstochen worden sein sollen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stele_Judenprogrom_Sternberger_Kirche_2008.jpg
Außen an der Kapelle sieht man die übergroßen Fußabdrücke der Frau des Hostienschänders Eleazar:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2012_Kirche_Sternberg_Detail_Fussabdruecke.JPG
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2012_Kirche_Sternberg_Fussabdruecke.JPG
Auch eine bildliche Darstellung der Judenverbrennung ist noch vorhanden. Franck 1721 S. 42 sagt, dass sich auch ein Bild der Rostocker Hinrichtung des mit den Juden im Bund stehenden Priesters Peter Däne (1493) in der "Guarde-Kammer" befand.
Zu den Erinnerungszeichen:
http://www.libreka.de/9783937233864/222
Volker Honemann 1994, wieder in seinen gesammelten Aufsätzen 2008, im Auszug bei Google Books (Honemann schrieb auch den Artikel im ²VL)
http://books.google.de/books?id=ks7-uubAn4wC&pg=PA195
Lisch 1847
http://mvdok.lbmv.de/resolve/id/mvdok_document_00000868/fulltext#page225
Franck 1721
http://books.google.de/books?id=d4tDAAAAcAAJ
Nicht mehr vorhanden sind die im 17. Jahrhundert abhanden gekommenen Nadeln und der Topf (Grapen), den der Priester Peter Däne im Tausch gegen die Hostien als Pfand auslöste. In den Topf wurden die Pfriemen (Nadeln) gelegt, mit denen die Hostien durchstochen worden waren (Franck S. 13). Die Hostienmonstranz verschwand schon in der Reformationszeit (Lisch S. 224f.).
Das (natürlich erfolterte) Geständnis der Juden konnte bis zum Brand 1659 auf einer großen Holztafel im Sternberger Ratshaus, wo sich auch die mecklenburgischen Landstände versammelten, nachgelesen werden (Wortlaut bei Franck S. 53-56). Der Text schließt mit der Rostocker Hinrichtung 1493.
Das Haus des Eleazar wurde abgebrochen und blieb als ein "verbanneter Ort" (Franck S. 8) lange Zeit unbebaut. Das Grundstück hatte als landesherrliches Eigentum einen Sonderstatus und blieb bis etwa 1622 wüst liegen. Solche "Hauswüstungen" habe ich in meiner im Jahr 2000 erschienenen Studie zur Erinnerungskultur der Strafjustiz untersucht (ohne das Sternberger Beispiel):
http://projekte.geschichte.uni-freiburg.de/mertens/graf/strafj.htm#t154
Eine vergleichende Studie zur Traditionsbildung rund um die angeblichen jüdischen Hostienschändungen oder Ritualmorde unter Berücksichtung der Erinnerungsmedien ist mir nicht bekannt.
#forschung
KlausGraf - am Freitag, 30. August 2013, 19:02 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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Eine wichtige Handschrift zur Memorial-Überlieferung des Klosters Fulda 9.-11. Jahrhundert ist online (Fulda B 1):
http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/ppnresolver?id=PPN325290857
Katalog:
http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:hebis:66:fuldig-1698299
Fulda-Werk online:
http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs2/object/display/bsb00050019_00002.html
Zu den Fuldaer Totenannalen
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_00271.html

http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/ppnresolver?id=PPN325290857
Katalog:
http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:hebis:66:fuldig-1698299
Fulda-Werk online:
http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs2/object/display/bsb00050019_00002.html
Zu den Fuldaer Totenannalen
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_00271.html
KlausGraf - am Freitag, 30. August 2013, 18:12 - Rubrik: Geschichtswissenschaft
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