Kommunalarchive
Immer wieder hört man im Fernsehen, dass der Verlust im schlimmsten Fall wahrscheinlich größer sei als der bei dem Brand der Herzog Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Hier wird, finde ich, entweder der Wert unikaler Dokumente extrem unterschätzt oder die Verluste in Weimar werden überschätzt.
Zu den Weimarer Verlusten:
http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchverlust.html
Zu den Weimarer Verlusten:
http://www.anna-amalia-bibliothek.de/de/buchverlust.html
KlausGraf - am Mittwoch, 4. März 2009, 14:03 - Rubrik: Kommunalarchive
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"Der Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln hat nach Ansicht des Verbands Deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) höchstes Kulturgut unwiederbringlich vernichtet.
Der Verband hat bereits einen Experten nach Köln geschickt, der mit Kollegen vor Ort die Möglichkeiten sondiert, was aus den Trümmern noch zu retten ist. Der VdA-Vorsitzende und Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, Robert Kretzschmar, zeigte sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Mittwoch erschüttert über den Einsturz des Archivhauses.
Wie hoch schätzen Sie aus Sicht des Archivars den Schaden durch den Einsturz ein?
Kretzschmar: «Von der historischen Dimension und der Größe her gehört das Historische Stadtarchiv in Köln zu den bedeutendsten Stadtarchiven Europas. Das ist höchstrangiges Kulturgut, das nun zum Teil unwiederbringlich verloren ist. Die Bedeutung bemisst sich darin, dass es alles Unikate sind, die sind unersetzlich. Eine Urkunde ist eben nur einmal da, das ist etwas anderes als ein Buch, das vielfach gedruckt wird. Das gleiche gilt für die Schriftstücke aus dem Nachlass von Schriftstellern wie Heinrich Böll. Wenn Kulturgut weg ist, ist es weg.»
Gibt es keine Kopien oder anderweitige Sicherungen von dem wichtigsten Archivgut?
Kretzschmar: «In der Bundesrepublik werden von dem Großteil der Archivalien Sicherungsverfilmungen gemacht. Aber man hat dann nur noch die Information, nicht aber mehr den historischen Träger der Information. Eine Pergamenturkunde ist nicht zu ersetzen. Ebenso wenig wie Dinge aus dem Nachlass von Böll. Es ist schließlich auch ein Unterschied, ob man ein Gemälde von Leonardo da Vinci hat oder ob es nur noch als Foto erhalten ist.»
Gibt es für solche Fälle Notfallpläne?
Kretzschmar: «Auf unserm Verbandstag 2008 in Erfurt haben wir über Fälle wie den Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar oder Schäden durch Hochwasser diskutiert. Aber so einen Fall erwartet man eigentlich nicht. Mit dem Einsturz eines ganzen Archivgebäudes haben wir nur in Kriegszeiten gerechnet, aber nicht in einer friedlichen Stadt, mitten in Deutschland. Das erschüttert mich.»
Was ist nun zu tun?
Kretzschmar: «Erst einmal steht natürlich die Suche nach den Vermissten im Vordergrund, das hat höchste Priorität. Über die Suche nach dem Archivgut ist es schwer, Prognosen abzugeben, da vieles verschüttet oder durch eingetretenes Wasser beschädigt sein kann. Aus kollegialer Solidarität müssen wir mit allen verfügbaren Restaurierungsstätten nun in Deutschlands unsere Hilfe anbieten, um möglichst viel dieses hochrangigen Kulturguts zu retten.
Kann man eine Lehre aus der Katastrophe ziehen?
Kretzschmar: «Das einzige wäre, zu schauen, welche Gefahren könnten im Umfeld eines Archivbaus lauern, aber die sind oft nicht zu sehen und kommen oft von Außen, wie in diesem Fall möglicherweise durch den U-Bahn-Bau. Bei dem Gebäude an sich handelte es sich um einen aus klimatischen und anderen Aspekten funktionierenden Archivbau. Der Grundsatz ist, dass Archive an einem sicheren Ort untergebracht werden sollten. Aber eine Ansiedlung außerhalb kann natürlich auch nicht die Lösung sein. Ein Archiv muss in der Innenstadt sein, um für den interessierten Bürger zugänglich zu sein.
Gespräch: Georg Ismar, dpa
Link:http://www.rheinmain-extratipp.de/news/aus_aller_welt_20707CBF3E514D4591CECB8E18F0BC68_3239333830.htm
Der Verband hat bereits einen Experten nach Köln geschickt, der mit Kollegen vor Ort die Möglichkeiten sondiert, was aus den Trümmern noch zu retten ist. Der VdA-Vorsitzende und Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, Robert Kretzschmar, zeigte sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Mittwoch erschüttert über den Einsturz des Archivhauses.
Wie hoch schätzen Sie aus Sicht des Archivars den Schaden durch den Einsturz ein?
Kretzschmar: «Von der historischen Dimension und der Größe her gehört das Historische Stadtarchiv in Köln zu den bedeutendsten Stadtarchiven Europas. Das ist höchstrangiges Kulturgut, das nun zum Teil unwiederbringlich verloren ist. Die Bedeutung bemisst sich darin, dass es alles Unikate sind, die sind unersetzlich. Eine Urkunde ist eben nur einmal da, das ist etwas anderes als ein Buch, das vielfach gedruckt wird. Das gleiche gilt für die Schriftstücke aus dem Nachlass von Schriftstellern wie Heinrich Böll. Wenn Kulturgut weg ist, ist es weg.»
Gibt es keine Kopien oder anderweitige Sicherungen von dem wichtigsten Archivgut?
Kretzschmar: «In der Bundesrepublik werden von dem Großteil der Archivalien Sicherungsverfilmungen gemacht. Aber man hat dann nur noch die Information, nicht aber mehr den historischen Träger der Information. Eine Pergamenturkunde ist nicht zu ersetzen. Ebenso wenig wie Dinge aus dem Nachlass von Böll. Es ist schließlich auch ein Unterschied, ob man ein Gemälde von Leonardo da Vinci hat oder ob es nur noch als Foto erhalten ist.»
Gibt es für solche Fälle Notfallpläne?
Kretzschmar: «Auf unserm Verbandstag 2008 in Erfurt haben wir über Fälle wie den Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar oder Schäden durch Hochwasser diskutiert. Aber so einen Fall erwartet man eigentlich nicht. Mit dem Einsturz eines ganzen Archivgebäudes haben wir nur in Kriegszeiten gerechnet, aber nicht in einer friedlichen Stadt, mitten in Deutschland. Das erschüttert mich.»
Was ist nun zu tun?
Kretzschmar: «Erst einmal steht natürlich die Suche nach den Vermissten im Vordergrund, das hat höchste Priorität. Über die Suche nach dem Archivgut ist es schwer, Prognosen abzugeben, da vieles verschüttet oder durch eingetretenes Wasser beschädigt sein kann. Aus kollegialer Solidarität müssen wir mit allen verfügbaren Restaurierungsstätten nun in Deutschlands unsere Hilfe anbieten, um möglichst viel dieses hochrangigen Kulturguts zu retten.
Kann man eine Lehre aus der Katastrophe ziehen?
Kretzschmar: «Das einzige wäre, zu schauen, welche Gefahren könnten im Umfeld eines Archivbaus lauern, aber die sind oft nicht zu sehen und kommen oft von Außen, wie in diesem Fall möglicherweise durch den U-Bahn-Bau. Bei dem Gebäude an sich handelte es sich um einen aus klimatischen und anderen Aspekten funktionierenden Archivbau. Der Grundsatz ist, dass Archive an einem sicheren Ort untergebracht werden sollten. Aber eine Ansiedlung außerhalb kann natürlich auch nicht die Lösung sein. Ein Archiv muss in der Innenstadt sein, um für den interessierten Bürger zugänglich zu sein.
Gespräch: Georg Ismar, dpa
Link:http://www.rheinmain-extratipp.de/news/aus_aller_welt_20707CBF3E514D4591CECB8E18F0BC68_3239333830.htm
Wolf Thomas - am Mittwoch, 4. März 2009, 13:52 - Rubrik: Kommunalarchive
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Die Staatskanzlei teilt mit:
Mit Sofortmaßnahmen hilft das Land Nordrhein-Westfalen seit gestern bei der Bergung und Sicherung der verschütteten Archivalien des eingestürzten Kölner Stadtarchivs. Das teilte der nordrhein-westfälische Staatssekretär für Kultur Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff heute (4. März) in Düsseldorf mit. Grosse-Brockhoff: „Natürlich gilt unsere größte Sorge den noch immer Vermissten, deren Rettung an erster Stelle steht.
Aber zur Bergung der unvergleichlichen Kulturschätze des Archivs greift schon jetzt der Notfallplan des Landes. Da die Talsohle der Unglücksstelle jetzt offenbar von der Rhein-Seite aus ohne Lebensgefahr begehbar ist, sind bereits etwa zwanzig Archivare und Restauratoren dabei, Urkunden und andere Archivalien zu bergen. Dabei zeichnet sich ab, dass die alten und weltberühmten historischen Urkunden des Kölner Stadtarchivs weitgehend sicher geborgen werden können. Unsere Befürchtungen gehen zum jetzigen Stand aber dahin, dass die wertvollen Kloster- und Stiftungsurkunden des Landes NRW von einbrechendem Wasser beschädigt worden sind. Für deren sofortige Restaurierung stehen Landesrestauratoren in Düsseldorf und Münster bereit. Insbesondere das Technische Zentrum in Münster ist ab sofort auf die Rettung des Materials eingestellt. An den Münsteraner Standorten des Landesarchivs konnten zudem bereits 5 Regalkilometer Platz zur Lagerung geborgener Archivalien geschaffen werden. Notfallboxen zu ihrem Transport wurden von Münster nach Köln gebracht.“
Der Adhoc-Notfallplan des Landes sieht vor, dass zunächst das Einsturzgebiet mit Planen abgedeckt wird, um das Archivgut vor drohendem Regen zu schützen. Parallel dazu wird Archivgut, wo es möglich ist, geborgen, in Gitterboxen verpackt und zur weiteren Behandlung in andere Archive verlagert. Dies geschieht zurzeit unter anderem mit Urkundenbeständen, die zum Teil heute noch in das Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen transportiert werden. Feuchtes Material wird vor Ort in Folie eingeschweißt und in Kühlhäusern der Region schockgefrostet, um Feuchtigkeitsschäden abzuwenden. An den Maßnahmen vor Ort sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landschaftsverbände und des Landesarchivs beteiligt.
Mit Sofortmaßnahmen hilft das Land Nordrhein-Westfalen seit gestern bei der Bergung und Sicherung der verschütteten Archivalien des eingestürzten Kölner Stadtarchivs. Das teilte der nordrhein-westfälische Staatssekretär für Kultur Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff heute (4. März) in Düsseldorf mit. Grosse-Brockhoff: „Natürlich gilt unsere größte Sorge den noch immer Vermissten, deren Rettung an erster Stelle steht.
Aber zur Bergung der unvergleichlichen Kulturschätze des Archivs greift schon jetzt der Notfallplan des Landes. Da die Talsohle der Unglücksstelle jetzt offenbar von der Rhein-Seite aus ohne Lebensgefahr begehbar ist, sind bereits etwa zwanzig Archivare und Restauratoren dabei, Urkunden und andere Archivalien zu bergen. Dabei zeichnet sich ab, dass die alten und weltberühmten historischen Urkunden des Kölner Stadtarchivs weitgehend sicher geborgen werden können. Unsere Befürchtungen gehen zum jetzigen Stand aber dahin, dass die wertvollen Kloster- und Stiftungsurkunden des Landes NRW von einbrechendem Wasser beschädigt worden sind. Für deren sofortige Restaurierung stehen Landesrestauratoren in Düsseldorf und Münster bereit. Insbesondere das Technische Zentrum in Münster ist ab sofort auf die Rettung des Materials eingestellt. An den Münsteraner Standorten des Landesarchivs konnten zudem bereits 5 Regalkilometer Platz zur Lagerung geborgener Archivalien geschaffen werden. Notfallboxen zu ihrem Transport wurden von Münster nach Köln gebracht.“
Der Adhoc-Notfallplan des Landes sieht vor, dass zunächst das Einsturzgebiet mit Planen abgedeckt wird, um das Archivgut vor drohendem Regen zu schützen. Parallel dazu wird Archivgut, wo es möglich ist, geborgen, in Gitterboxen verpackt und zur weiteren Behandlung in andere Archive verlagert. Dies geschieht zurzeit unter anderem mit Urkundenbeständen, die zum Teil heute noch in das Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen transportiert werden. Feuchtes Material wird vor Ort in Folie eingeschweißt und in Kühlhäusern der Region schockgefrostet, um Feuchtigkeitsschäden abzuwenden. An den Maßnahmen vor Ort sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landschaftsverbände und des Landesarchivs beteiligt.
KlausGraf - am Mittwoch, 4. März 2009, 13:39 - Rubrik: Kommunalarchive
Bei http://log.netbib.de gibt es einen eigenen RSS-Feed mit Neuigkeiten.
Das Video eines Schülers vom Einsturz, auf dem man aber so gut wie nichts sieht:
http://www.derbund.ch/panorama/vermischtes/Koelner-EinsturzDrama-Schueler-filmt-mit/story/25608516
http://archiv.twoday.net/stories/5558898/ sammelt einige englischsprachige Informationen. Der Beitrag ist für alle Subscriber bearbeitbar, d.h. nach Twoday-Registrierung und Auswahl von Archivalia als Subskription.
Das Video eines Schülers vom Einsturz, auf dem man aber so gut wie nichts sieht:
http://www.derbund.ch/panorama/vermischtes/Koelner-EinsturzDrama-Schueler-filmt-mit/story/25608516
http://archiv.twoday.net/stories/5558898/ sammelt einige englischsprachige Informationen. Der Beitrag ist für alle Subscriber bearbeitbar, d.h. nach Twoday-Registrierung und Auswahl von Archivalia als Subskription.
KlausGraf - am Mittwoch, 4. März 2009, 13:33 - Rubrik: Kommunalarchive
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Tiberius bloggt einen für den Stadtanzeiger (Link).
Auch der Leitartikel von Martin Oehlen im Stadtanzeiger sei hier verlinkt
"Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschichte", so Stefan Koldehoff ausführlich den derzeitigen Sachstand rekapitulierend in der Zeit (Link).
"Eine Stadt verliert das Gedächtnis" so kommentiert David Böcking in der Financial Times Deutschland (Link)
"Biblische Heimsuchung" Ralph Bollmann in der TAZ
"Eine Stadt verliert ihr Gedächtnis" schreibt Constantin Graf von Hoensbroech im Cicero
Ein Nicht-Nachruf (?) mit dem Titel "Schatz im Schutt" von Christiane Peitz im Berliner Tagesspiegel
Auch der Leitartikel von Martin Oehlen im Stadtanzeiger sei hier verlinkt
"Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschichte", so Stefan Koldehoff ausführlich den derzeitigen Sachstand rekapitulierend in der Zeit (Link).
"Eine Stadt verliert das Gedächtnis" so kommentiert David Böcking in der Financial Times Deutschland (Link)
"Biblische Heimsuchung" Ralph Bollmann in der TAZ
"Eine Stadt verliert ihr Gedächtnis" schreibt Constantin Graf von Hoensbroech im Cicero
Ein Nicht-Nachruf (?) mit dem Titel "Schatz im Schutt" von Christiane Peitz im Berliner Tagesspiegel
Wolf Thomas - am Mittwoch, 4. März 2009, 11:18 - Rubrik: Kommunalarchive
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L´archivista, eine Kollegin aus dem US-Bundesstaat New York, sucht nach Möglichkeiten zur finanziellen Untersützung der Kölner Kollegen. Wäre gut, wenn wir auch hier sehr zeitnah, Hilfemöglichkeiten benennen könnten, die mit Köln abgestimmt sind.
WICHTIGES UPDATE (kg): http://archiv.twoday.net/stories/5566219/
WICHTIGES UPDATE (kg): http://archiv.twoday.net/stories/5566219/
Wolf Thomas - am Mittwoch, 4. März 2009, 08:22 - Rubrik: Kommunalarchive
Aus WDR Panaromama, Focus, Spiegel u.a., nach Mitteilungen der Feuerwehr Köln:
... Arbeiter haben unterdessen einen Zugang zum Keller des eingestürzten Historischen Stadtarchivs freigemacht. Hinter dem komplett zusammengestürzten Gebäude seien mehrere Garagen abgerissen worden, sagte ein Feuerwehrsprecher am frühen Mittwochmorgen. Dadurch sei der Weg frei in einen der Keller des Archivs, aus dem nun Dokumente geborgen werden könnten. ... Nach möglichen Verschütteten könne dagegen erst gesucht werden, wenn schwere Trümmerreste weggeräumt sind. Die Zahl der Vermissten beläuft sich auf zwei bis fünf - es gebe unterschiedliche Aussagen.
FAZ: Feuerwehrleute seien zu einem weitgehend unbeschädigten Flachbau des Archivs vorgedrungen, sagte ein Sprecher am Mittwochmorgen. Aus dem Keller werde nun Archivmaterial geborgen, in ein Zwischenlager gebracht und dort inventarisiert.
Kölner Stadtanzeiger, Chronik der Katastrophe in Köln, 3.3.2009, aktualisiert 4.3.:
23.30 Uhr: Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfsdienstes haben an der Rückseite des eingestürzten Stadtarchivs eine intakte Steintreppe entdeckt, die in den Keller führt. Er ist kaum beschädigt. Sie finden alte Akten, Bücher, Urkunden und andere wertvolle Schriftstücke aus dem Bestand des Archivs. Aufatmen bei den Mitarbeitern des Stadtarchivs. Sie eilen herbei und beginnen, die Dokumente zusammenzupacken.
... Arbeiter haben unterdessen einen Zugang zum Keller des eingestürzten Historischen Stadtarchivs freigemacht. Hinter dem komplett zusammengestürzten Gebäude seien mehrere Garagen abgerissen worden, sagte ein Feuerwehrsprecher am frühen Mittwochmorgen. Dadurch sei der Weg frei in einen der Keller des Archivs, aus dem nun Dokumente geborgen werden könnten. ... Nach möglichen Verschütteten könne dagegen erst gesucht werden, wenn schwere Trümmerreste weggeräumt sind. Die Zahl der Vermissten beläuft sich auf zwei bis fünf - es gebe unterschiedliche Aussagen.
FAZ: Feuerwehrleute seien zu einem weitgehend unbeschädigten Flachbau des Archivs vorgedrungen, sagte ein Sprecher am Mittwochmorgen. Aus dem Keller werde nun Archivmaterial geborgen, in ein Zwischenlager gebracht und dort inventarisiert.
Kölner Stadtanzeiger, Chronik der Katastrophe in Köln, 3.3.2009, aktualisiert 4.3.:
23.30 Uhr: Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfsdienstes haben an der Rückseite des eingestürzten Stadtarchivs eine intakte Steintreppe entdeckt, die in den Keller führt. Er ist kaum beschädigt. Sie finden alte Akten, Bücher, Urkunden und andere wertvolle Schriftstücke aus dem Bestand des Archivs. Aufatmen bei den Mitarbeitern des Stadtarchivs. Sie eilen herbei und beginnen, die Dokumente zusammenzupacken.
BCK - am Mittwoch, 4. März 2009, 08:01 - Rubrik: Kommunalarchive
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Ulrich Helbach, der Leiter des Erzbischöflichen Archivs, machte sich gestern Abend wenig Illusionen über den Zustand der Archivalien im Stadtarchiv: „Der Eindruck der Bilder ist schockierend.“ Er habe allerdings gewisse Hoffnungen, dass die massiven Betondecken des eingestürzten Baus auch im Zusammenbruch schützend gewirkt hätten. Dennoch, so Helbach: „Der Schaden ist nicht absehbar.“ Absolute Priorität habe natürlich die Suche nach Vermissten und möglichen Opfern des Einsturzes. Danach müsse jedoch alsbald ein Dach über den Trümmern errichtet werden, damit eventuell zu rettende Archivalien nicht noch zusätzlich, geschädigt würden - etwa durch Regen. Das Erzbischöfliche Archiv stehe jedenfalls für Hilfe in jeder Form bereit, sobald das Stadtarchiv rufe, sagte Helbach.
http://www.ksta.de/html/artikel/1233584097722.shtml
http://www.ksta.de/html/artikel/1233584097722.shtml
KlausGraf - am Dienstag, 3. März 2009, 21:38 - Rubrik: Kommunalarchive
http://www.rp-online.de/public/article/panorama/deutschland/680306/Was-im-Historischen-Stadtarchiv-lagerte.html
Unbeschadet blieb vom Einsturz des Historischen Stadtarchivs von Köln gestern allenfalls dies: die Materialien für die große Heinrich-Böll-Gesamtausgabe, von der bereits 21 der insgesamt 27 Bände erschienen sind. Aber auch nur deshalb, weil man für die Forschungsarbeit Kisten mit wertvollen Manuskripten und Korrespondenzen aus dem Nachlass vom Stadtarchiv ins Böll-Archiv transportiert hatte.
Ein kleiner Lichtblick im Staub der Trümmer.
http://www.domradio.de/aktuell/artikel_51068.html
Oepen: Im günstigsten Fall ist es so, dass die Dokumente nur durcheinander geraten sind, weil sich unter den Trümmern die Kartons mit den Archivalien befinden. Aber es gibt natürlich zwei große Gefahren: dass Regen einsetzt, bevor, die Archivalien geborgenn werden können und das Pergament und Papier nass wird. Außerdem soll es auch Wassereinbrüche gegeben haben - die gleiche Gefahr. Und wenn die Materialien zwei, drei Tage feucht sind, kommt der Schimmel.

So sah das Haus vor dem Unglück aus.
http://www.ksta.de/html/artikel/1233584098244.shtml
Interview mit Eberhard Illner:
Das ist eine Katastrophe. Nicht nur allein für die Stadt Köln, auch für die europäische Geschichtsschreibung. Köln war im Mittelalter die größte Stadt nördlich der Alpen, sie war Handelsstadt, über 2000 Jahre kontinuierlich besiedelt. Im Magazingebäude lag das Herzstück der Stadt: die Ratsprotokolle und Schreinsurkunden. Das ist ein erstrangiges europäisches Rechtsdenkmal, das gibt es nicht noch einmal in der Welt. Denken Sie an die Hanseurkunden, die französische Verwaltung, die Handschriftensammlungen der Kölner Klöster und Stifte, an Albertus Magnus, die Tristan-und-Isolde-Handschrift, die gesamte Überlieferung der Stadt Köln ist komplett vernichtet! Das sind fragile Papiere, die werden jetzt Pulver sein.
[...] Es gibt sehr viele Bestände von der Zeit vor 1945, die sicherungsverfilmt sind in eher minderer Qualität. Die sind eingelagert in einem Stollen im Schwarzwald. Die wird man als Reproduktionen reaktivieren können. Das ist aber für die Forschung völlig unbefriedigend, mit Mikrofilmen zu arbeiten - das ermüdet einfach sehr schnell. Und die Kulturarchive, von denen ich sprach, sind nicht verfilmt.
Unbeschadet blieb vom Einsturz des Historischen Stadtarchivs von Köln gestern allenfalls dies: die Materialien für die große Heinrich-Böll-Gesamtausgabe, von der bereits 21 der insgesamt 27 Bände erschienen sind. Aber auch nur deshalb, weil man für die Forschungsarbeit Kisten mit wertvollen Manuskripten und Korrespondenzen aus dem Nachlass vom Stadtarchiv ins Böll-Archiv transportiert hatte.
Ein kleiner Lichtblick im Staub der Trümmer.
http://www.domradio.de/aktuell/artikel_51068.html
Oepen: Im günstigsten Fall ist es so, dass die Dokumente nur durcheinander geraten sind, weil sich unter den Trümmern die Kartons mit den Archivalien befinden. Aber es gibt natürlich zwei große Gefahren: dass Regen einsetzt, bevor, die Archivalien geborgenn werden können und das Pergament und Papier nass wird. Außerdem soll es auch Wassereinbrüche gegeben haben - die gleiche Gefahr. Und wenn die Materialien zwei, drei Tage feucht sind, kommt der Schimmel.

So sah das Haus vor dem Unglück aus.
http://www.ksta.de/html/artikel/1233584098244.shtml
Interview mit Eberhard Illner:
Das ist eine Katastrophe. Nicht nur allein für die Stadt Köln, auch für die europäische Geschichtsschreibung. Köln war im Mittelalter die größte Stadt nördlich der Alpen, sie war Handelsstadt, über 2000 Jahre kontinuierlich besiedelt. Im Magazingebäude lag das Herzstück der Stadt: die Ratsprotokolle und Schreinsurkunden. Das ist ein erstrangiges europäisches Rechtsdenkmal, das gibt es nicht noch einmal in der Welt. Denken Sie an die Hanseurkunden, die französische Verwaltung, die Handschriftensammlungen der Kölner Klöster und Stifte, an Albertus Magnus, die Tristan-und-Isolde-Handschrift, die gesamte Überlieferung der Stadt Köln ist komplett vernichtet! Das sind fragile Papiere, die werden jetzt Pulver sein.
[...] Es gibt sehr viele Bestände von der Zeit vor 1945, die sicherungsverfilmt sind in eher minderer Qualität. Die sind eingelagert in einem Stollen im Schwarzwald. Die wird man als Reproduktionen reaktivieren können. Das ist aber für die Forschung völlig unbefriedigend, mit Mikrofilmen zu arbeiten - das ermüdet einfach sehr schnell. Und die Kulturarchive, von denen ich sprach, sind nicht verfilmt.
KlausGraf - am Dienstag, 3. März 2009, 21:04 - Rubrik: Kommunalarchive
http://www.focus.de/panorama/vermischtes/koeln-neun-personen-nach-stadtarchiv-einsturz-vermisst-_aid_376853.html
Der langjährige Abteilungsleiter des Archivs, Eberhard Illner, bezeichnete im Deutschlandradio Kultur den Einsturz als absehbare Katastrophe. Es habe klare Warnungen gegeben, sagte Illner. Er selbst habe im vergangenen Sommer Senkungsrisse im Keller des Gebäudes festgestellt und dies auch an die Archivleitung weitergegeben.
Das Volumen des Schadens sei erheblich größer als beim Brand der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek, sagte Illner. „Wir reden hier von ungefähr 18 Regalkilometern wertvollsten Archivgut, und zwar europäischen Ranges.“ Dazu habe auch ein großes Nachlassarchiv von Schriftstellern und Komponisten sowie ein bedeutendes Architekturarchiv gehört. Das in einem Neubau aus dem Jahr 1971 untergebrachte Archiv war zum Unglückszeitpunkt für den Publikumsverkehr geöffnet.
Land will bei Rettung der Dokumente helfen
Der neue nordrhein-westfälische Bauminister Lutz Lienenkämper kündigte bei einem Besuch an der Unglücksstelle an, das Land werde Hilfe bereitstellen, um die Dokumente zu retten.
Urheber: Raimond Spekking. Lizenz: GNU FDL
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stadthistorisches_Archiv_K%C3%B6ln_-_eingest%C3%BCrztes_Geb%C3%A4ude_(7328).jpg
Der langjährige Abteilungsleiter des Archivs, Eberhard Illner, bezeichnete im Deutschlandradio Kultur den Einsturz als absehbare Katastrophe. Es habe klare Warnungen gegeben, sagte Illner. Er selbst habe im vergangenen Sommer Senkungsrisse im Keller des Gebäudes festgestellt und dies auch an die Archivleitung weitergegeben.
Das Volumen des Schadens sei erheblich größer als beim Brand der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek, sagte Illner. „Wir reden hier von ungefähr 18 Regalkilometern wertvollsten Archivgut, und zwar europäischen Ranges.“ Dazu habe auch ein großes Nachlassarchiv von Schriftstellern und Komponisten sowie ein bedeutendes Architekturarchiv gehört. Das in einem Neubau aus dem Jahr 1971 untergebrachte Archiv war zum Unglückszeitpunkt für den Publikumsverkehr geöffnet.
Land will bei Rettung der Dokumente helfen
Der neue nordrhein-westfälische Bauminister Lutz Lienenkämper kündigte bei einem Besuch an der Unglücksstelle an, das Land werde Hilfe bereitstellen, um die Dokumente zu retten.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stadthistorisches_Archiv_K%C3%B6ln_-_eingest%C3%BCrztes_Geb%C3%A4ude_(7328).jpg
KlausGraf - am Dienstag, 3. März 2009, 19:38 - Rubrik: Kommunalarchive