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Kulturgut

In "diskus" schrieb Annelen Ottermann:

wie erst jetzt bekannt wurde, sind im Dezember letzten Jahres zwei Einzelblätter aus der 1440 geschriebenen Vocabularius-quo-Handschrift Hs I 606 mit Kartausenprovenienz ( aus unserem Bestand bei Bonhams verkauft worden. Im Mainzer Codex fehlen diese Blätter. Die Zuordnung ist zweifelsfrei!

http://www.bonhams.com/auctions/20475/lot/1012/

Das Auktionshaus Bonhams hat auf meine Anfragen bislang nicht reagiert. Wer weiß mehr über den Verbleib der Blätter, ihre Zwischenstationen und überhaupt die näheren Zusammenhänge des Angebots?


Update:
"Die Blätter waren bereits in den 1980er-Jahren herausgerissen, wie der Kurzbeschreibung zur Sigle Ma8 in Band 1 der überlieferungsgeschichtlichen Ausgabe von Bernhard Schnell (S. 75) zu entnehmen ist. Danach fehlen die Artikel "S 1225 Succidere" bis "Z 15 Zelotipia". Das bei Bonhams abgebildete Blatt (das zweite war mir bislang nicht zugänglich) beginnt - siehe Bild - mit T2 Tabanus.
Dass diese Blätter überhaupt "ein Objekt der nicht-wissenschaftlichen Begierde" geworden sind, ist wohl der Buchmalerei mit "inhabited initials" zuzuschreiben... " (Ottermann)


http://www.welt.de/kultur/article121315462/Sachsens-Fuersten-fuehren-Krieg-gegen-den-Freistaat.html

"1000 Jahre ist es zwischen den Sachsen und den Wettinern gut gegangen, jetzt herrscht Krieg. Und zwar seit Jahren. Weil die Wettiner zwar 1999 einen "Rückgabevertrag" mit dem Freistaat Sachsen geschlossen, in diesen Vertrag aber eine Klausel eingeschleust haben.

Die besagt, dass Kunstgegenstände auch künftig herauszugeben sind, sofern sie als Eigentum der Wettiner erkannt werden. Und die Verwandtschaft der ehemaligen Fürsten, die mit Vertragsunterzeichnung 12 Millionen Euro kassiert hatte, strengte sich mächtig an, das Eigentum der Vorfahren wiederzuerkennen! [...]

Am Montag meldete sich mal wieder einer der verhassten Anwälte zu Wort. Er warne davor, sagte der Mann, den Verbleib von rund 10.000 Kunstgegenständen in den Staatlichen Kunstsammlungen scheitern zu lassen. Er ließ bei der Gelegenheit mal wieder das Wort "Abgeltungsvereinbarung" fallen, das für die Sachsen, die es vorziehen, von "Raffgier" zu sprechen, längst ein knallrotes Tuch ist.

Der Anwalt sprach auch wieder von der sächsischen Lösung – "Das bedeutet den Verbleib aller Kunstgegenstände in Museen und Bibliotheken", schließlich müsse es ja "im Interesse Sachsens liegen, dass alles bleibt, wo es ist" –, was man in Dresden zu Recht als Drohung versteht.

Dort ist unvergessen, wie ungerührt die Wettiner das schöne Löwenpaar, das Gottlieb Kirchner 1732 in der Meißener Manufaktur schuf, bei Christie's in London versteigern ließen. Zusammen mit vier weiteren erstrangigen Porzellanen. Was ihnen 4,2 Millionen Euro einbrachte. Unser Befund: Diese historische Verbindung ist ein für allemal im Eimer."

Siehe hier
http://archiv.twoday.net/search?q=wettiner+gierige

Update:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/837508.weihnachtsgans-a-la-wettin.html

Bartels, Nicole; Kulbe, Nadine. „Provenienzforschung an der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer: Die Suche nach NS-Raubgut am Beispiel pfälzischer Schulbibliotheken“. bibliotheken heute 9 (2013) H.2. S.90-92

http://www.lbz-rlp.de/fileadmin/user_upload/LBZ/Publikationen/bibliotheken%20heute/bibliotheken-heute13-2.pdf

http://flavorwire.com/394100/classic-books-annotated-by-famous-authors/view-all/

Via
http://avldigital.wordpress.com/2013/10/15/aus-dem-netz-gefischt-autoren-annotationen/


http://www.br.de/nachrichten/niederbayern/schloss-teisbach-auktion-116.html

https://www.neumeister.com/de/service/presse/pressemitteilungen/article/verwunschenes-schloss-teisbach-steht-bei-neumeister-zur-entdeckung-bereit/

"Der vorletzte Besitzer von Schloss Teisbach, stellte sorgfältig und mit Gespür für Qualität über einen längeren Zeitraum ein bemerkenswertes Schlossinventar mit hochwertigen, beeindruckenden Einrichtungsgegenständen des 15. bis 19. Jahrhunderts aus den Bereichen Möbel, Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk zusammen, die am 16. Oktober in den Räumlichkeiten des Auktionshauses versteigert werden und sich insgesamt auf eine Schätzpreissumme zwischen EUR 350.000 und 400.000 belaufen." Wer dieser Besitzer war, wird nicht gesagt - sammlungsgeschichtlich natürlich ein No-go.

Also kein "historisches" Schlossinventar ...

Nicht untypisch, dass der sogenannte Adel ganz dick seine Finger im Auktionshandel hat:

"NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG
Monika Frfr. v. Pölnitz-Egloffstein
Leitung Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Events"


Exlibris der Gräflich vom Hagen'schen Majorats-bibliothek Möckern

Zu Möckern in Sachsen-Anhalt
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6ckern

Bücher der Bibliothek wurden vom Zentralantiquariat der DDR verscherbelt und landeten in der UB Bochum:

http://fabian.sub.uni-goettingen.de/?Universitaetsbibliothek_(Bochum)

In Meiers zu Eissen Machwerk "Der Bücherraub in der DDR"(2007) gibt es keinen Eintrag dazu.

http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd16/content/pageview/1114616


Lisa Fagin Davis, eine junge Handschriftenexpertin, berichtet in ihrem lesenswerten Weblog über eine (virtuelle) Reise zu wenig bekannten Sammlungen abendländischer mittelalterlicher Handschriften in den USA. Sie schreibt so anschaulich, dass man leicht vergisst, dass ihr "Trip" gar nicht real ist. Der Bestand an mittelalterlichen Handschriften in den USA wird sehr stark geprägt von Einzelblättern, die durch das Zerlegen ganzer Handschriften erzeugt wurden. Eine aus meiner Sicht abscheuliche Praxis, auf die ich immer wieder hingewiesen habe. Eine Zusammenstellung einschlägiger Links habe ich in Archivalia im Dezember 2012 mitgeteilt. Dieses Schlachten von Kulturgütern ist keineswegs Vergangenheit, wie beispielsweise Dietrich Hakelberg 2008 zeigen konnte: Im Antiquariatshandel wurde ein Stammbuch mit einem Telemann-Autograph zerlegt.

Immer wieder - nicht nur auf Ebay - stoßen Handschriftenforscher auf diese Machenschaften, die von den Antiquaren gern bagatellisiert werden. Nur weil es sich um eine schon im 19. Jahrhundert beliebte kulturelle Praxis handelt ("cut missal up in evening — hard work" lautet ein berühmtes Zitat aus John Ruskins Tagebüchern 1854) bedeutet dass nicht, dass diese Form, Kulturgut zu zerstören, Schonung verdient. Keinen Denkmalschutz für die Praxis der Zerstörung von Denkmälern!

In ihrem jüngsten Blogeintrag nimmt sich Davis das Frevelwerk von Otto Ege (1881-1951) vor. Ege war einer der berühmtesten Buchzerstörer ("biblioclast", er nannte sich selbst so) des 20. Jahrhunderts, der zahlreiche kostbare mittelalterliche Codices auseinanderschnitt, um die einzelnen Stücke mit großem Profit in Sammelausgaben zu verkaufen. Damit wollte Ege, der selbst in der Lehrerausbildung tätig war, es auch kleineren Bildungsinstitutionen ermöglichen, mittelalterliche Handschriftenseiten in der Lehre einzusetzen. Diverse dieser Sets wurden inzwischen digitalisiert, und es gibt auch Websites (am wichtigsten: ege.denison.edu), die versuchen, die zertsreuten Ege-Einzelblätter virtuell wieder zusammenzuführen, um auf diese Weise auch die zerschnittenen Codices zu rekonstruieren.

David macht anhand des Beauvais-Missale aus dem 13. Jahrhundert klar, welcher enorme Verlust an Quellenwert mit dem Zerschneiden der Handschrift einherging. Es sind inzwischen viele Seiten nicht mehr auffindbar, darunter auch der nur durch einen Sotheby's-Eintrag von 1926 (als das Manuskript noch intakt war) bekannte Vermerk, ein Kanoniker Robert de Hanges habe den Codex der Kathedrale von Beauvais übergeben. Es fehlt aber auch fast das ganze Kalendar des Missales. Davis: You can see why taking manuscripts apart can be so devastating to scholars and booklovers alike: art historical and textual evidence may be lost forever along with armorial bindings, marginalia, inscriptions or bookplates that preserve evidence of the manuscript’s origins and early ownership.

Wer Handschriften zerlegt, zerstört Geschichtsquellen. Diese unersetzlichen und einzigartigen Geschichtsquellen haben den gleichen Schutz verdient wie Pfostenlöcher oder andere unscheinbare Befunde in der Archäologie, wie der frühneuzeitliche Bildstock am Wegesrand. Pfostenloch und Bildstock sind durch Denkmalschutzgesetze geschützt, dem Frevelwerk der Antiquare oder Sammler, die durch das Zerschneiden von Handschriften Aussagemöglichkeiten über unsere Vergangenheit vernichten, gebietet niemand rechtlich Einhalt. Viele seriöse Antiquare beteiligen sich nicht an der Praxis oder verurteilen sie sogar. Aber eine Ächtung in einem antiquarischen Ethik-Code gibt es nicht. Denn in diesem halbseidenen Gewerbe herrscht Korpsmentalität, die auch schwarzen Schafen zugutekommt.

Angesehene Wissenschaftler unterstützen mitunter das Zerstückeln. Im Fall einer Inkunabel von 1462 habe ich das in einem Blogeintrag von 2009 belegt. Das dort zitierte Urteil des Inkunabelexperten Paul Needham ist eindeutig: It was really barbaric to break up that copy; and I'm committed to criticizing all scholars who participate in leafbook projects. The common response I have heard is "well, of course I don't really approve of leafbooks, but this one is a little different, and no harm is done, because yadda yadda...", which I translate into English as "somebody offered me money."

Parallel veröffentlicht in:
http://kulturgut.hypotheses.org/286



http://exilebibliophile.tumblr.com/post/63689752332/bookporn-abandoned-mark-twain-branch-detroit
(Auf Tumblr 3200+ Notes = Favoriten + Reblogging)

"Against the wishes of the public, the historic Mark Twain Branch of the Detroit Public Libraries was demolished in October of 2011. It had been vacant since it closed for renovations in 1996."
http://www.detroiturbex.com/content/parksandrec/twain/

Siehe auch

http://curiousfeet.wordpress.com/2011/07/19/marktwainbranc/

http://detroitfunk.com/?p=5116 (Febr. 2011)



Zu den meistgelesenen Beiträgen dieses Blogs zählt "Bücher weggeben statt wegwerfen"
http://archiv.twoday.net/stories/3351291/

Annelen Ottermann schreibt in der ML Provenienz:

"vielleicht ist noch nicht jedem das Projekt "probok" der Universitätsbibliotheken Uppsala und Lund bekannt?
Dann lohnt ein Blick auf diese Vorstellung
http://www.probok.se/resources/pdf/Proveniens.pdf

Die konkrete Suche, die sicher kein vollständiges Bild ermöglicht, aber doch eine Ahnung dessen, was sich in diesen Bibliotheken verbirgt, beginnt hier: http://probok.alvin-portal.org/alvin/

Für die vertiefte Erforschung der literarischen Kriegsbeute unter Gustav Adolf aus deutschen Bibliotheken bleiben dennoch viele Fragen offen."

http://probok.alvin-portal.org/alvin/record.jsf?pid=alvin-record%3A15369

"Die Gemeinde Roßtal im Landkreis Fürth steht vor einem Rätsel: Seit Wochen bekommt der evangelische Pfarrer wertvolle historische Bücher zugeschickt. Alles deutet auf einen älteren, von Reue geplagten Dieb hin."

http://www.br.de/nachrichten/mittelfranken/rosstal-buecher-dieb-100.html

Hinweis Schmahl.

 

twoday.net AGB

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