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Landesgeschichte

Der vor kurzem erschienene Band "Humanisten edieren. Gelehrte Praxis im Südwesten in Renaissance und Gegenwart" geht auf ein Freiburger Kolloquium 2010 zurück und sollte eine Festschrift für Dieter Mertens sein, ist aber jetzt zu einer Gedenkschrift geworden. Das Schriftenverzeichnis Dieter Mertens enthält zu 2014 sechs im Druck befindliche Arbeiten des unlängst verstorbenen Gelehrten.

Inhaltsverzeichnis:

http://d-nb.info/1034215884/04

Rezension:
http://www.koeblergerhard.de/ZIER-HP/ZIER-HP-04-2014/Humanistenedieren.htm

Ergänzend teile ich die Fallbeispiele Kühlmanns (S. 123ff.) mit:

Der Mythos Paracelsus: ein editorisches Produkt?
Johannes Koch, latinisiert Obsopoeus, und die Sibyllina Oracula: das Ende eines Mythos
Johannes Posthius: Ovid für Laien und Handwerker
Abraham Scultetus: Die Arbeit an den Kirchenvätern im konfessionellen Kampf

Bernd Posselt erwähnt in seinem Aufsatz zur Schedelschen Weltchronik, der eine digitale Edition vorschlägt, S. 150 Anm. 31 auch die Wikisource-Transkription (letzter Zugriff 15.8.2010, was darauf hindeutet, dass der Band länger lag).

Eher enttäuschend ist die Studie von Birgit Studt zu einem Murbacher Sammelband. Man hat den Eindruck, dass konzeptionell kaum Fortschritte gegenüber dem Ansatz ihres wichtigen Aufsatzes zur Speyrer Chronik (ZGO 1995) erzielt wurden. Zur Handschrift:

https://de.wikisource.org/wiki/Burgunderkriege#Sammelhandschriften

Gern hätte man mehr über kodikologische Details, etwa über die verschiedenen Hände erfahren. Es sind auch autographie Briefe des Augsburger Benediktiners Sigismund Meisterlin, der 1463/64 in Murbach weilte, eingebunden. Zum Murbacher Abt Bartholomäus von Andlau sollte man inzwischen Adolf Heitzler, in: Helvetia Sacra Abt. III Bd. 1 Teil 2 (1986), S. 894f. zitieren.

Man sollte mit dem Etikett "Humanismus" vorsichtiger umgehen als es Studt in Überschrift und Aufsatz tut. Meisterlin war Frühhumanist, aber bei Bartholomäus sehe ich keine hinreichenden Anhaltspunkte. Nicht jeder, der zu einem Freundeskreis oder Netzwerk gehörte, dem Humanisten angehörten, war selbst ebenfalls Humanist!

In seiner Einleitung äußert sich Albert Schirrmeister übertrieben abfällig über Digitalisate älterer Editionen (S. 14f.). An wem liegt das denn, dass die maßgeblichen Editionen nicht im Netz sind? Doch an der unsäglichen Blockade durch Verlage und an der Ignoranz der Editoren, die nicht von totem Holz lassen mögen! Ich darf einmal mehr auf meinen Aufsatz "Open Access und Edition"

http://archiv.twoday.net/stories/230198/

hinweisen, den Schirrmeister übergeht.


Martin Widmann: Neues zu den Reutlinger Ärzten und Apothekern der frühen Reichsstadtzeit. In: Reutlinger Geschichtsblätter NF 52 (2013), S. 9-55.

Es handelt sich um eine willkommene Bereicherung der prospographischen Forschung zu den gelehrten Ärzten Südwestdeutschlands (14.-17. Jahrhundert), die ohne Zweifel viele neue und wertvolle Belege enthält. Der Autor, Arzt in Tübingen, spricht einleitend von den “Segnungen des Internets”, hätte jedoch durchaus gründlicher in diesem recherchieren können. Weder die Auswahl der Lebenszeugnisse noch der bibliographische Apparat überzeugt mich in den Fällen, die ich anhand des Internets überprüft habe. Eine Synthese fehlt; Widmann begnügt sich mit der deskriptiven Aneinanderreihung der Biographien. Auch vermisst man eine tabellarische Zusammenstellung zu den jeweiligen Amtszeiten (wie sie Wankmüller - siehe gleich - 1953, S. 25 zu den Apothekern vorgelegt hat). Die Darstellung ist zudem recht unübersichtlich.

Ich klammere die Apotheker (mit denen sich die gelehrten Ärzte häufig stritten) aus und begnüge mich mit einer Namensliste (Othmar Scheltz um 1530 S. 26-29; sein Sohn Sigmund S. 29; Martin Hackh S. 27; Johann Christoph Müller S. 27-31; Anton Körber S. 34f., 39-43; Gabriel Körber S. 43, 47; Jonas Mainberger S. 47; Lorenz Dhen S. 47-50; zu den Menni siehe unten) und dem Hinweis auf die online bei der TU Braunschweig zugänglichen Aufsätze von Wankmüller 1953 und 1957:

http://goo.gl/ER3ZXI
http://goo.gl/pMbgu2

***

Burkart Tütel (S. 9-12)

Exemplarisch zeigt sich Widmanns wenig akribische Arbeitsweise an den Ausführungen über diesen ersten gelehrten Stadtarzt. Er stützt sich auf eine Studie von Walther 1979
http://www.jstor.org/stable/20776576 (nach kostenloser Registrierung einsehbar), hat aber dessen älteren Aufsatz von 1968 nicht herangezogen. Nur bei Walther, nicht bei Widmann erfährt man, dass Tütel, der 1358 in Paris Baccalaureus wurde und später auch in Montpellier studierte, in Reutlingen bis 1398 belegt ist. Zu 1381 nennt Widmann nur den Vornamen Adelheid der Ehefrau, Walther gibt als Familiennamen “die Üttenbrüggin”. Walther verweist auf seine Edition des Bade-Rezepts im Cgm 384, Bl. 96v-97r,
http://www.handschriftencensus.de/9673
das Widmann S. 11, 13 nochmals abdruckt, ohne frühere Walthers Ausgabe zu erwähnen (S. 12 ist eine Farbabbildung von Bl. 96v). Gern wüsste man, in welcher zweiten Handschrift dieses Rezept enthalten ist, das von Widmann nicht zitierte Verfasserlexikon (2. Auflage: Artikel Meister Burkhart von Reutlingen; Burkhart Tütel) kennt nur den Cgm 384.

Die von Walther (vor allem anhand von Rieder) ermittelte Pfründen-Karriere Tütels wird von Widmann ignoriert. Dass Tütel beispielsweise Kanoniker in Beromünster (Schweiz) war, erscheint aber durchaus wissenswert und verweist auf den Rang der Persönlichkeit.

Ohne die Studien Walthers zu kennen, hat Karl Heinz Burmeister Tütel (mit Ansetzung Truotel und Herkunftsort Riedlingen) ein wichtiges Biogramm gewidmet, das Widmann entgangen ist:

https://www.vorarlberg.at/pdf/as11burmeisterparis.pdf
(Nr. 274)

***

Meister Hans, der Wundarzt von Trochtelfingen (S: 10)

Erwähnt in Reutlinger Urkunden 1370, 1386. Um jüngere Laien-Ärzte hat sich Widmann anscheinend nicht gekümmert.

***

Die Gelehrten der Familie Spechtshart (S. 14-21)

Die Geschichte dieser Familie ist auch überregional von großer Bedeutung.

Hugo Spechtshart (S. 14)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=10096110X

Der nicht vor 1360 gestorbene bedeutende Gelehrte (Lehrer, Chronist) wird nur kurz erwähnt.

Konrad Spechtshart (S. 14-16)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=138475695

Zum Lateinschullehrer (Brudersohn Hugos), der, was Widmann verschweigt, am Studium Generale in Erfurt lehrte, hätten unbedingt die eindringlichen Studien des zu früh verewigten Sönke Lorenz: Studium Generale Erfordense (1989), S. 173-180 und die Arbeit von Wolfgang Wille über die Reutlinger Stadtschreiber (Reutlinger Geschichtsblätter 1998, hier S. 189-191) zitiert werden müssen.

Der Grabstein mit Todesdatum 9. Januar 1395 im Heimatmuseum Reutlingen (Abbildung S. 15) zeigt eine bemerkenswert frühe Lehrerdarstellung. Es wäre der Katalog Figuren des Heils (2009), S. 48f. Nr. 8 zu nennen gewesen.

Stephan Spechtshart (S. 16f.)

Der um 1390 geborene, 1404 in Wien immatrikulierte Wiener Universitätslehrer (gestorben nicht nach März 1447), Sohn Konrads, wird im prosopographischen Teil der Studie von Tuisl über die Medizinische Fakultät der Universität Wien (2014) behandelt (mir nicht zugänglich).

http://books.google.de/books?id=DueMBQAAQBAJ (der Auszug enthält leider nicht den Abschnitt zu Spechtshart)

Lukas Spechtshart (S. 17-19)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=121056740

Widmann wandelt hier überwiegend auf den Spuren der Dissertation Magisterarbeit von Miriam Zitter (jetzt Eberlein) über die Leibärzte der württembergischen Grafen (2000).

Lukas wurde als Sohn Stephans um 1435 geboren (Immatrikulation in Heidelberg 1449) und war am 11. November 1506 schon tot. Er stand in den Diensten von Erzherzogin Mechthild in Rottenburg und ihres Sohns Eberhard im Bart, bevor er 1485 nach Reutlingen wechselte.

Ich kann einige weitere Belege beibringen.

(Lateinische) Briefe Spechtshart in Berlin, SB, Ms. lat. fol. 588, Bl. 110v-111r (zuvor Sammlung Thomas Phillips Nr. 16416) erwähnt Paul Otto Kristeller: Iter Italicum 3 (1983), S. 483
http://books.google.de/books?id=pwcjAQAAIAAJ&q=spetzhart
NA 1898, S. 265 (zu früh um 1450 datiert)
http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN345858530_0023&DMDID=dmdlog26&LOGID=log26&PHYSID=phys275#navi
http://dla.library.upenn.edu/dla/schoenberg/record.html?id=SCHOENBERG_51650

1464 März 20
Der Lehensrevers über 1 Morgen Weinberge in Untertürkheim, erster Beleg für den Doktortitel, ist entgegen der Angabe von Zitter S. 102 nicht verloren, sondern, worauf Matthias Miller: Mit Brief und Revers (2004), S. 101 Anm. 129 samt beigefügter CD (PDF zum Stadtkreis Stuttgart) hinwies, im Hauptstaastarchiv Stuttgart A 157 U 6320 erhalten.

1476 März 7
Er kauft Güter vom Rottenburger Bürger Hans Hipp.
http://www.inka.uni-tuebingen.de/cgi-bin/msst?idt=3760&form=lang

1477 Mai 28, Sindelfingen
Er ist Zeuge in einer Angelegenheit, die mit der Gründung der Universität Tübingen in Verbindung steht.
Abdruck bei bei Sproll, FDA 1902, S. 116
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6211/

1478 Februar 1
Dr. Lucas Spetzhart hat 14 Schilling ewige Gült aus einer Wiese der Präsenz in der Rottenburger Pfarrkirche gegeben.
Württembergische Archivinventare 8: Oberamt Rottenburg (1913), S. 2

1483 Januar 3, Schloss Stuttgart
Er bezeugt den Erhalt einer Bulle in Sache Ordensreform.
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2577856

Lukas Spechtshart der Jüngere (S. 19-21)

Der Sohn des älteren Lukas Spechtshart nahm 1483 mit dem Herkunftsort Rottenburg in Tübingen das Studium auf. 1506 war er bereits Doktor der Medizin. 1511 war er anscheinend noch am Leben, 1521 nicht mehr.

In den 1511/12 entstandenen Lorcher Chorbüchern erscheint er als Dr. med. und mit seinem Wappen. Widmann bildet S. 20 die Seite Cod. mus. fol. 63, Bl. 31v mit dem Lilienwappen Spechtsharts ab. Ich denke, dass sich der Eintrag auf den jüngeren Lukas bezieht und dass dieser als Angehöriger von Herzog Ulrichs Hof berücksichtigt wurde (vgl. auch Felix Heinzer, in: 900 Jahre Kloster Lorch, 2004, S. 138; Werner Gebhardt, in: Die Schriftmuster des Laurentius Autenrieth, 1979, S. 129 Anm. 78 dachte an den “Hausarzt des Klosters”).

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chorbuch_spechtshart.jpg


***

Alexander Seitz (S. 21-24)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=129907405

Der 1488 in Tübingen immatrikulierte bekannte Autor aus Marbach hielt sich 1525 in Reutlingen auf.

http://www.irg.uzh.ch/static/zwingli-briefe/index.php?n=Brief.407

Zu seiner Beteiligung am Aufstand des “Armen Konrad” 1514 siehe die virtuelle Ausstellung

http://www.landesarchiv-bw.de/web/56978

und einen kurzen Artikel im mir nicht zugänglichen Band: Der “Arme Konrad" vor Gericht (2014).

Die Frage des Todesjahrs kann ich jetzt nicht klären. 1533 lebte Seitz nach Widmann noch (S. 24), wobei - unzitiert -

http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=595138

herangezogen worden sein dürfte. Für einen Streit in Basel 1535 gab Lindner keinen Beleg

https://archive.org/stream/bub_gb_HVI9AAAAYAAJ#page/n237/mode/2up

In der Amerbach-Korrespondenz heißt es, dass er 1533 ausgewiesen wurde.

http://books.google.de/books?id=D95EAAAAMAAJ&q=%22alexander+sytz%22

Die DNB gibt ca. 1544 als Todesdatum, aber seit 1868 stehen detaillierte Quellenbelege aus Landau zu 1543-1545 zur Verfügung:

http://books.google.de/books?id=799eAAAAcAAJ&pg=PA249

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Georg Rentz (S. 24-26)

Einen Leibarzt Georg Rentz ohne nähere Angaben kennt die DNB:

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1055560149

Georg Rentz aus Waiblingen, der sich 1515 in Heidelberg immatrikulierte, war ab 1530 in Reutlingen als Stadtarzt tätig. Insbesondere bei Google Books fände man mehr über ihn als bei Widmann. Ich begnüge mich mit dem zugegebenermaßen nicht sehr nahrhaften Hinweis auf Wilhelm Glässner: Waiblingen in Chroniken des 16. Jahrhunderts (1978), S. 41, 119.

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Martin Stürmlin (S. 26f.)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1012366944

Der erste Stadtapotheker Othmar Scheltz gab in einem undatierten Schreiben an, nach Rentz seien jüngere, unerfahrene Ärzte in die Stadt gekommen. Er nennt Stürmlin, “Heinrich von Rottenburg” und “Jerg Trauttman”. Nur zu Martin Stürmlin bietet Widmann Nachrichten. Der Stuttgarter Stürmlin nahm 1528 sein Studium in Tübingen auf. Er starb am 20. Oktober 1562; sein Epitaph befindet sich im Stadtmuseum Stuttgart (leider nicht von Widmann abgebildet).

Auch hier lohnt es sich in Google Books ergänzend zu recherchieren (wie auch bei den meisten der folgenden Namen).

***

Georg Kürrmann (S. 27f.)

Der Straßburger Georg Kürrmann (immatrikuliert in Tübingen 1547) ist 1558 als Reutlinger Stadtarzt belegt.

***

Nikolaus Mögling (S. 29-34)

Der gebürtige Tübinger studierte ab 1547 in seiner Heimatstadt und wurde 1569 Stadtarzt in Reutlingen. Am 15. Januar 1576 ist er gestorben; sein schönes Epitaph ist im Reutlinger Heimatmuseum überliefert (abgebildet S. 32).

***

Lorenz Hyperius der Ältere (S. 34-36)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=128428643

Laurentius Hyperius aus Marburg, der Sohn des Theologen Andreas Hyperius, wurde 1560 in Marburg immatrikuliert und 1576 Reutlinger Stadtarzt. Sein gleichnamiger Sohn (S. 36), der ebenfalls Arzt wurde, ist in Reutlingen geboren. Nicht berücksichtigt hat Widmann den Hinweis von Krause auf den 1594 gestorbenen Vater::

http://books.google.de/books?id=c6W3Cn5x8V8C&pg=PA87


***

Alexander Camerer (S. 37f.)

Der Tübinger Bürgermeisterssohn schrieb sich 1565 in Tübingen ein und folgte Hyperius 1580 als Stadtarzt nach. Er starb am 12. November 1599. Er setzte die Reutlinger Chronik des Christoph Laubenberger fort.

***

Sebald Stoffel (S. 38-43)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=138407045

Ihm folgte der Reutlinger Sebald Stoffel nach (1585 Immatrikulation Tübingen), gestorben 1609. Er stiftete eine Kabinettsscheibe im Ulmer kleinen Ratssaal 1598 (abgebildet S. 41).

***

Johann Rudolf Camerer (S. 43-47)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=104338679
Dublette:
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=173024343

Der Sohn Alexanders wurde 1593 in Tübingen eingeschrieben und starb 1635.

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Johann Heinrich Menni (S. 50-53)

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=122371143

Der Sohn des Uracher Physikus “sei am 4. August 1605 in Urach geboren, heißt es” (S. 50). Wo heißt es das? Eine solche für die Personendaten zentrale Angabe ohne Einzelnachweis ist wertlos. 1631 war Menni, der sich Dr. med. nannte, Apotheker in Reutlingen. Als Apotheker wirkte hier auch sein Bruder Johann Konrad (S. 53-55). Johann Heinrich Mennis Porträt von 1641 (abgebildet S. 52) ist nicht nur via Wellcome Images (so Fußnote 181) in besserer Qualität einsehbar, sondern auch zweimal im Digitalen Portraitindex (siehe GND-Link). Widmann weist Menni noch 1651 in Aschaffenburg nach.

Möglicherweise ergibt sich ein Terminus ante quem für das Sterbedatum aus Stuttgarter RKG-Akten. Da ein Findmittel nicht online ist, muss ich einen Schnipsel bemühen:

http://books.google.de/books?id=5VYrAQAAIAAJ&q=%22johann+heinrich+menni%22

Update: Georg Kümmerlin aus Urach wurde nach dem Tübinger Dr. med. 1539 Reutlinger Stadtarzt

https://www.google.de/search?tbm=bks&q=%22Stipendiaten+in+T%C3%BCb.+Er+verlor+dann++**%22

Nach Kothe (WVjh 1936, S. 275) ist er identisch mit einem Studenten in Ferrara, der 1551 Dr. jur. utr. wurde.

Bei Hofmann als Kämerlin erfasst:
https://books.google.de/books?id=q3bEdfHvSzIC&pg=PA256

Siehe auch Schnurrer:
https://books.google.de/books?id=GctXAAAAcAAJ&pg=PA432

#forschung

Spechtshart-Eintrag im Lorcher Chorbuch

http://www.dilibri.de/rlb/content/structure/1320433

Aufsätze des Landeshistorikers Ludwig Anton Doll (1919-2009) insbesondere zu Klöstern der Pfalz, zur Speyerer Geschichte, aber auch eine Studie zu den pfälzischen Stadtarchiven.

GND Doll
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=118940392

Abseits der großen Namen - der "big five": Andreas von Regensburg, Ebran, Füetrer, Arnpeck und Aventin - gibt es auf dem Feld der Erforschung der spätmittelalterlichen bayerischen Geschichtsschreibung mitunter erhebliche Forschungslücken. Auch hat man manchmal den Eindruck, dass im 19. Jahrhundert eher Unwichtiges ediert wurde, während Wichtiges unbeachtet blieb. So verhält es sich im Fall des Wittelsbacher-Hausstifts Indersdorf, eines im 12. Jahrhundert gegründeten regulierten Chorherrenstifts, das nach dem Anschluss an die Raudnitzer Reform ( um1417?) zu einem Mittelpunkt der Ordensreform in Bayern wurde. [1]

Da es mir nicht möglich war, die Indersdorfer Amtsbücher im Bayerischen Hauptstaatsarchiv einzusehen, kann ich nicht für mich in Anspruch zu nehmen, dass meine aus der mir online oder gedruckt zugänglichen Literatur erstellten Notizen ein zuverlässiges Bild der Indersdorfer Geschichtsschreibung präsentieren. Sie sollen dazu ermuntern, die historiographischen Primärquellen endlich einmal genauer zu untersuchen. Eine Anfrage bei dem wohl besten Kenner der Stiftsgeschichte, Professor Wilhelm Liebhart, blieb erfolglos. [2]

1. München, Hauptstaatsarchiv, Klosterliteralien Indersdorf 1

Eine moderne Beschreibung dieser wichtigen Handschrift existiert nicht. Wenig ergiebig ist der Eintrag in: Die Zeit der frühen Herzöge. Katalog (1980), S. 42 Nr. 49: Lit. 1, Pergamenths., im 15. Jh. angelegt: “Den Kern bilden Beiträge zu einer Stiftschronik, Verzeichnisse von Schenkungen und Nekrologe”. Dagegen datiert Müller [3]: 13.-15. Jh. Etwas ausführlicher charakterisierte den Band Graf Hundt [4].

Historiographische Notizen aus dem Band edierte Philipp Jaffé 1861 als "Annales et Notae Undersdorfenses" (MGH SS 17, S. 332f.) [5]. Von zwei Händen des 15. Jahrhunderts auf den Hinterdeckel geschrieben, betreffen die "Annales" die Jahre 1180-1322, 1472. Als "Notae" wurde eine Auswahl von lokalgeschichtlichen Notizen am Rand des Nekrologs abgedruckt: 1173, 1430-1483. Die "Geschichtsquellen" dekretieren (ohne dass dies ihre Aufgabe wäre): "inhaltlich wenig bedeutend" [6].

Interessanter erscheint jedenfalls die lateinische Fundatio ab Bl. 72v, die Moeglin 1985 im Kontext seiner Studien zur Wittelbacher- Genealogie analysierte und in die 1430er Jahre datierte [7]: "sciendum de fundatore nostri monasterii Undensdorff sicut quod in diversis principum cronicum legitur" (zitiert nach Moeglin S. 101).

Im Cgm 735, einer 1472/82 entstandenen Handschrift des Augsburger Berufsschreibers Konrad Bollstatter, fand Moeglin eine deutschsprachige Version der Indersdorfer Fundatio, eine "Tafel von Oberwittelsbach", die er als Quelle für Veit Arnpeck erweisen konnte. [8]

Erwähnt sei noch, dass nach Hundt die Reihe der Pröpste "cum eorum gestis" mit dem Tod Ulrichs IV. Schirm 1479 endet. Virgil Redlich hat die Indersdorfer Chronik in dieser Handschrift für die Vita des nach Tegernsee übergetrenen Bernhard Waging herangezogen (Bl. 62r und folgende) [9].

2. München, Hauptstaatsarchiv, Klosterliteralien Indersdorf 4

In dieser Handschrift befindet sich nach Fürbeth [10] um Blatt 10 eine auf drei Blättern eingetragene kurze lateinische Chronik über die Rolle Indersdorfs in den Klosterreformen Herzog Albrechts III.

Wilhelm Liebhart druckte aus KL 4 in der Heimatzeitschrift Amperland 1982 einen kurzen, von ihm um 1460 datierten deutschsprachigen Bericht über die Anfänge der Wallfahrtskapelle Rothschwaige ab [11].

3. München, Hauptstaatsarchiv, Klosterliteralien Indersdorf 7

Aus dieser Handschrift Bl. 18v-20r stammt der kostbare deutsche Bericht über den Reformer Johannes von Indersdorf (gestorben 1470 [12]), den Bernhard Haage 1969 edierte (Wiederabdruck danach bei Haberkern 1997, S. 214-217) [13]. Beide haben nicht im mindesten beachtet, was damals bereits als selbstverständlich gelten musste: Dass man eine Quelle, aus der man einen Auszug veröffentlicht, mit ihren Grunddaten präsentiert. Liebhart spricht in seinem bereits genannten Heimatzeitschriften-Aufsatz mit Blick auf KL 7 von einer 1516 vollendeten Klosterchronik (Anm. 14). Gern wüsste man Näheres über den Überlieferungszusammenhang des Berichts.

Die von einem Vertrauten Johanns verfasste Vita ist als deutschsprachiger literarischer Reflex der Ordensreform wertvoll, wurde aber bisher nur als Faktensteinbruch zum Leben Johanns genutzt. Ihre quasi-hagiographische Stilisierung wurde bislang nicht beachtet.

4. Weitere Klosterliteralien

1982 nannte Liebhart in einem Übersichtsartikel im Amperland [14] als Quellen zur Geschichtsschreibung des Klosters die Klosterliteralien 1, 4, 6, 7, 11, 12, 13 - ohne weitere Angaben. In seinem kaum aufgrund von Autopsie gearbeiteten, wenig erhellenden Artikel zu den lateinischen Indersdorfer Handschriften nennt Haberkern auch fünf Klosterliteralien als "Handschriften" (die römische Ziffer bezeichnet offenkundig die Datierung) [15]:

1 XIII/XVI
2 Kalendar XIV
4 Chronik XV
5 Kalendar XV
146 Statuta XV

5. Indersdorfer Kopialbuch, München, Staatsbibliothek, Cgm 1515

Die kurzen historischen Notizen aus dem in das zweite Viertel des 15. Jahrhundert zu datierenden Amtsbuch Bl. 6v-9ra hat Karin Schneider 1991 knapp charakterisiert. [16] Von ihr erfährt man, anders als bei den bisher genannten Autoren, tatsächlich, was es sich über die Handschrift zu wissen lohnt. Nicht anders ist eine Beschreibung der archivisch verwahrten Amtsbücher zu wünschen.

6. Sammelband, München, Staatsbibliothek, Cgm 5482

Eine umsichtige Beschreibung legte 2009 Elisabeth Wunderle vor [17]. Der Codex, der hinsichtlich des Indersdorfer Teils aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts stammt, ist online (Link verweist auf den Beginn des Indersdorfer Teils):

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008862/image_54

Die Fundationes der Klöster stehen der Chronik Veit Arnpecks nahe [18]. Sie fehlen im Aufsatz zu den Fundationes monasteriorum Bavariae, den Alois Schmid 1987 vorlegte. Allerdings nicht ganz, denn der von Hundt 1862 erwähnte Sammelband im Reichsarchiv, den Schmid für "nicht auffindbar" hielt [19], ist kein anderer als der früher im Reichsarchiv befindliche Cgm 5482!

***

ANMERKUNGEN

[1] Siehe den geschichtlichen Überblick

http://www.hdbg.eu/kloster/web/index.php/detail?id=KS0153

und den Abriss der Klostergeschichte bei Ernst Haberkern: Funken aus alter Glut. Johannes von Indersdorf: Von dreierlei Wesen der Menschen (1997), S. 235-273.

Kritisch zum Datum 1417 siehe Horst Miekisch: Das Augustinerchorherrenstift Neunkirchen am Brand. Diss. Bamberg 2006, S. 165 Anm. 851.

http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:473-opus-929

Online ist die barocke Darstellung der Stiftsgeschichte von Gelasius Morhart 1762:

http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11083252-5

[2] Mit Mail vom 7. August 2014 teilte Liebhart, dem ich meine kleine Sammlung übermittelt hatte, mit, seine Forschungen lägen auf Eis. Er machte nur auf die für die Geschichtsschreibung durchaus irrelevanten Titel von Brinkhus und Haberkern (Monographie 1997 und Auszug daraus im Katalog Das Augustinerchorherrenstift Indersdorf, 2000) aufmerksam. Vor allem die Empfehlung des von mir käuflich erworbenen Buchs von Haberkern hätte er sich sparen können. Haberkern trägt kaum etwas Substantielles zur Forschung über Johannes von Indersdorf bei und arbeitet zu gern aus zweiter Hand.

[3] Michael Müller: Die Annalen und Chroniken im Herzogtum Bayern 1250-1314 (1983), S. 244.

[4] Urkunden des Klosters Indersdorf 1 (1863), S. XXf.

http://books.google.de/books?id=qSA3AAAAYAAJ&pg=PR20

und etwas ausführlicher in der Schrift über das Kloster Scheyern 1862, S. 48f.

http://books.google.de/books?id=Vj9UAAAAcAAJ&pg=PA48

[5] http://www.mgh.de/dmgh/resolving/MGH_SS_17_S._332

[6] http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_00437.html

[7] Jean-Marie Moeglin: Les Ancêtres du Prince (1985), S. 101-105, 268

[8] Beschreibung Karin Schneiders:

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0046_a189_JPG.htm

http://www.handschriftencensus.de/6357

[9] Virgil Redlich: Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jahrhundert (1931), S. 113, 137.

[10] Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb (1992), S. 17. Auszug:

http://books.google.de/books?id=X-AZmEqwvdoC&pg=PA17

Haberkern 1997, S. 255 Anm. 702 bezieht sich auf Bl. 10-11 (fälschlich als "Urkunde" bezeichnet) von KL 4. Meist zitiert er Primärquellen aus zweiter Hand, so wohl auch hier, aber an der angegebenen Stelle bei Riezler Bd. 3, S. 828 steht nichts, was Haberkerns Angaben zu KL 4 belegen könnte:

https://archive.org/stream/RiezlerGeschichteBaiernsBd3/Riezler%20Geschichte_Baierns_Bd_3#page/n823/mode/2up

[11] http://www.zeitschrift-amperland.de/download_pdf.php?id=620

[12] GND:

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=119441721

[13] Bernhard Haage: Johannes von Indersdorf in der zeitgenössischen Chronik seines Klosters. In: Leuvense Bijdragen 58 (1969), S. 169-174. Der gemeinfreie Text S. 170-174 steht online zur Verfügung:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Haage_indersdorf_gekuerzt.pdf

Miekisch S. 164 gibt ein längeres Zitat aus der Handschrift leicht abweichend wieder.

Bernhard Haage: Der Traktat 'Von dreierlei Wesen der Menschen', Diss. Heidelberg 1968, S. 101 erwähnte die Lebensbeschreibung unter Bezugnahme auf die mir gerade nicht zugängliche Freiburger Dissertation von Eugen Gehr (Die Fürstenlehren ... 1926, S. 49).

[14] http://www.zeitschrift-amperland.de/download_pdf.php?id=595

[15] Ernst Haberkern: Die lateinischen Handschriften des Augustiner-Chorherrenstifts Indersdorf. Ein Gang durch eine mittelalterliche Bibliothek. In: Mittellateinisches Jahrbuch 38 (2003), S. 51-88, hier S. 66 Anm. 20.

[16] http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0189_a193_JPG.htm

[17] http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/projekt-BSB-cgm-pdfs/Cgm%205482.pdf

[18] Veit Arnpeck: Sämtliche Chroniken. Hrsg. von Georg Leidinger (1915), S. 195 zu Indersdorf:

https://archive.org/stream/VeitArnpeckSaemtlicheChroniken#page/n335/mode/2up

[19] In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten Mittelalter (1987), S. 591 mit Anm. 74.

Nachtrag von Herrn Liebhart (Mail 4.12.2014): "Nachtrag zur frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung mit Rückgriffen:

Peter Dorner: Indersdorfer Chronik (Publikationen der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim 5). Paring 2003.
ISBN 3-936197-01-6 "

#forschung


Eine virtuelle Ausstellung des Stadtarchivs Mainz zusammen mit Studierenden des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz:

http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/MBEH-9BNDSF.DE.0
[ https://www.mainz.de/kultur-und-wissenschaft/bibliotheken-und-archive/stadtarchiv/mittelalterfaelschungen.php ]

Zu Fälschungen in Archivalia:
http://archiv.twoday.net/stories/96987511/

Von Bodmann erfundene Familie von Ageduch

http://www.bym.de/forum/sehen/475600-mord-aussicht-dritte-staffel-ab-dienstag-3.html

Dietmar Donatus Schäffer ist der volle Name des leicht trotteligen Dorfpolizisten im fiktiiven Hengasch in der Eifel in der Nähe von Münstereifel (ARD-Serie "Mord mit Aussicht"). Der Vorname Donatus verweist darauf, dass Schäffer katholisch ist und sein Namenspatron der in Münstereifel verehrte Donatus, Schutzpatron gegen den Blitzschlag.

Aus meinem Vortrag 2003:
http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2003/0329.html

"Im 17. und 18. Jahrhundert hat man menschliche Überreste
aus den Katakomben Roms als
frühchristliche Märtyrer angesehen, getauft, also mit einem
wohlklingenden römischen Namen
versehen und dann in den Norden exportiert, die sogenannten
Katakombenheiligen. Viele
katholische Stadtpfarrkirchen des deutschsprachigen Raums
haben solche Heiligenleiber
erhalten, aber nur in einem Teil dieser Städte spricht man
von ihnen als Stadtpatronen. So wurde
zwar der heilige Pankratius der dritte Patron der Schweizer
Stadt Wil - dieses Jahr erschien eine
Monographie über seinen Kult - aber der hl. Donatus
keineswegs der dritte Patron der Stadt
Münstereifel nach den Stiftspatronen Chrysantus und Daria,
die damals schon als Stadtpatrone
galten. An mangelnder volksfrommer Verehrung kann das
nicht gelegen haben, denn Donatus
wurde im Rheinland insbesondere als Wetterpatron intensiv
verehrt. Allerdings hat die Stadt
Linz am Rhein den Münstereifeler Katakombenheiligen Donatus
nach dem Zweiten Weltkrieg
zeitweilig als Stadtpatron verehrt. Sicher ein
Katakombenheiliger ist auch der Stadtpatron von
Monschau, der hl. Liberatus, dessen Gebeine seit 1760 in
der Eifelstadt ruhen. Ein
Katakombenheiliger ist der hl. Faustus, Stadtpatron in
Dillingen an der Donau, und der hl.
Prosper, Stadtpatron in Erding. Auch etwa der hl.
Vincentius in Eger und die hl. Paulina in
Olmütz sowie der hl. Placidus im österreichischen Retz
zählen zu dieser Gruppe von
Stadtpatronen. "

Zu ergänzen: Bräunlingen

http://archiv.twoday.net/stories/887361348/

Der hl. Donatus, Schutzpatron von Roden (Saar)

http://www.roden-saar.de/startseite/der-hl-donatus-schutzpatron-von-roden/

Zu St. Donatus

https://de.wikipedia.org/wiki/Donatus_von_M%C3%BCnstereifel

Mehr zu Stadtpatronen:

http://archiv.twoday.net/search?q=stadtpatron


Dass der 1585 zum Schwäbisch Gmünder Stadtschreiber bestellte Mann nicht Johann Florinwerck hieß, wie man in der Edition dieser Bestallung durch den ehemaligen Schwäbisch Gmünder Stadtarchivar Klaus Jürgen Herrmann: Schwäbisch Gmünder Stadtschreiber im Mittelalter und der frühen Neuzeit. In: Gmünder Studien 1 (1976), S. 95-102, hier S. 100f. - Seite auf Commons:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bestallung_werll.jpg

und im Findmittel des Landesarchivs Baden-Württemberg zur Ausfertigung dieser Bestallung Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 S Bü 563

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2427904

lesen kann, war mir schon 1978/79 klar, als ich den neuen Siebmacher Bd. V Teil 3 (1873), S. 48 mit Tafel 80 durchsah und dort auf das Wappen des Joh. Florian Werll, Stadtschreibers zu Schwäbisch Gmünd 1589, stieß.

http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11135775_00064.html

Später begegnete ich ihm als Koblenzer Stadtschreiber, und mir wurde bewusst, dass der Vorname Florin nicht mit Florian, sondern mit dem in Koblenz verehrten Florinus zusammenhängt.

Zur Person verweise ich zusammenfassend nur auf

Jäger, Berthold: Zur Geschichte der Hexenprozesse im Stift Fulda. Forschungsstand - Kritik - Perspektiven,
in: historicum.net, URL: http://www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/935/

Es heißt dort in dem ursprünglich 1997 veröffentlichten Artikel in Anmerkung 109:

"Unklar sind die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Eberhard Werll und Johann Florin Werll, welcher in Siena studiert hatte (1579), in den ersten Jahren der Regierung Fürstabt Johann Friedrichs von Schwalbach Kanzleiverwandter zu Fulda war (StAM 96/828), 1612 Stadtschreiber in seiner Heimatstadt Koblenz und 1616 als erster Stadtschreiber in den Rat der Stadt gewählt wurde (EILER, Koblenz [wie oben], S. 160, s. auch S. 377). Er war 1619 Sekretär des kurtrierischen Hofgerichts zu Koblenz; damals wandte er sich an seinen alten Dienstherrn in Fulda und bat um Übertragung eines Benefiziums an einem Kollegiatstift an seinen etwa 22jährigen Sohn Johannes Fulbertus, in Mainz im Konvikt studiert und in Trier bereits die niederen Weihen empfangen hatte (StAM 96/828)." (Schwalbach trat sein Amt in Fulda 1606 an.)

Von 1585 bis mindestens 1589 war Werll Stadtschreiber in Schwäbisch Gmünd, bevor er ab. ca. 1606 in Fulda wirkte und ab 1612 in Koblenz Stadtschreiber war.

Einzuschieben ist seine Tätigkeit als Sekretär der Deutschordensballei Franken in Ellingen, wie sie sich aus Findmitteln des Staatsarchivs Nürnberg in der DDB/Archivportal-D ergibt (Suche nach Florian Werll).

https://www.archivportal-d.de/objekte?query=florian+werll&rows=20 (45 Treffer)

Er ist in den Dokumenten von 1592 Mai 17 bis 1604 November 11 belegt.

Eine schlüssige Berufsbezeichnung für Personen mit ähnlicher Vita (Stadtschreiber, Kanzleimitarbeiter, Kanzleiverwandter, Kanzlist, Sekretär usw.) hat sich meines Wissens nicht etabliert.

Nachtrag 2. März 2015: Der liebenswürdigen Unterstützung des Stadtarchivs Koblenz verdanke ich einige kleinere Ergänzungen.

"Der Schreiberhand nach zu urteilen, hat Werll die Ratsprotokolle bis zum 23. Dezember 1617 (letzte Sitzung im Band) durchgehend geführt. Da der folgende Band von 1618 bis 1635 fehlt, ist leider nicht nachzuvollziehen, ob und gegebenenfalls wann Werll in diesem Zeitraum das Amt des Stadtschreibers abgegeben hat." (Mail vom 10. November 2014)

Hingewiesen wurde ich auch auf Karl-Heinz Reif/Hermann Müller: Familienbuch der Stadt Koblenz von 1600-1670. Koblenz 1983, S. 522. Es handelt sich um ein Exzerpt aus LHA Ko Best. 54 W Nr. 389 und 390: 6. November 1609 bzw. 22. Mai 1615 - Geburtszeugnis für Johann Fülbert und Barbara Werll, Kinder des Koblenzer Stadtschreibers Johann Florin Werll, der 1609 vorübergehend als Pfleger des Klosters Kirchheim im Ries fungierte. Werll verheiratete sich in "Rhain" in Bayern mit Susanna Kümmerle, Tochter des dortigen Gerichtsschreibers Jacob Kümmerle und dessen zweiter Ehefrau Catharina Widemann. Trauzeuge war Werlls Schwager Dr. Wolfgang Kümmerle, salzburgischer Rat und Pfleger zu Neuhaus.

Karl Heinrich Theisen: Die Offiziale an der Kurie in Koblenz (1292-1802). In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 35 (2009), S. 87-112, geht auf S. 107 auf Vater und Sohn Werll ein, ohne jedoch substanziell Neues zu bieten.

Die Einträge aus dem Koblenzer Ratsprotokoll 1616 zu Werll:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:StAK_623_Nr_1546_S_939.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:StAK_623_Nr_1546_S_941.jpg

#forschung


Das gerade erschienene Buch des Autorenehepaars Kusch "Versiegelte Unterwelt" über unterirdische Gangsysteme in Österreich ist offenkundig Esoterik-Mist. Eine sehr ausführliche Widerlegung (von Josef Weichenberger) des Kusch-Ansatzes aus Sicht der wissenschaftlichen Erdstall-Forschung von 2013 ist online verfügbar (Danke an Sebastian Wolf, clara-Liste):

http://www.erdstallforschung.at/?p=797

Aus dieser Besprechung geht gut hervor, wie die Kuschs Sagen über unterirdische Gänge unkritisch für bare Münze nehmen:

"Zu den Erdställen sind unterschiedliche Sagen bekannt. Allgemein geläufig sind Sagen über unendlich lange unterirdische Gängen, die von A nach B führen sollen. Dies ist ein weit verbreiteter Sagentyp, der oft im Bereich alter Burgen, Klöster oder Kirchen anzutreffen ist. Diese Sagen können auf die Existenz von Erdställen hindeuten, die unglaublichen Ganglängen sind aber reine Phantasie und auf die Angst vor dem Betreten zurückzuführen. Bis heute hat sich nirgendwo in Mitteleuropa eine entsprechende Sage bestätigt."

Eine etwas ältere Rezension von 2010:

http://science.naturkundemuseum-bw.de/files/Ueber_Erdstaelle-aus47.pdf

Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/34638751/

http://www.ebersberger-historie.de/hv/jahrbuch.htm

"Die vergriffenen Bände 1,2 und 6 bieten wir Ihnen im PDF-Format zum Download an."

#histverein

UB Freiburg Hs. 483.30

http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hs483-30

Die Darstellung ist von Johann Michael Büchler 1698 signiert. Das Wappen (drei Wolfsangeln im Sinne von Wolfsankern

http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/wolfsangel.htm ) ist in Ermangelung einer farbigen Darstellung nicht eindeutig zuzuweisen, könnte insbesondere einem von Stadion angehören.

Ich habe vor, die Geschichte und künstlerische Produktion der Linzer/Schwäbisch Gmünder/Augsburger Familie Püchler/Büchler darzustellen und wäre für alle sachdienlichen Hinweise, die über die derzeit maßgebliche Darstellung von Polleroß 2009

http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/1804/1/Polleross_Schrift_Bilder_2009.pdf

hinausgehen, dankbar.

Bereits jetzt merke ich an, dass die von Schemmel (FS Otto Schäfer, 1987, S. 150) unter Berufung auf Carl Wagenblast gegebenen Lebensdaten Johann Michael Püchlers nicht stimmen können.

Der am 19. August 1679 in Schwäbisch Gmünd getaufte Johann Michael, Sohn des Jakob und der Maria Magdalena, gehört offenkundig einer der anderen Büchler/Biechler-Familien an. Eine Deszendenz von Johann aus Linz oder allenfalls dessen Bruder Michael zu Linz kommt für Jakob nicht in Betracht, Jakob war Witwer, laut Dolls Familienregister ist er die erste Ehe vermutlich 1655 eingegangen. 1623 wurde z.B. ein Johann Jakob geboren.

Bisher nicht berücksichtigt wurde die kleine Stammtafel bei Gerhard Mewald: Barbiere, Chirurgen und Bader-Familien in der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd (bis 1802). Diss. med. dent. Tübingen 1962, S. 21, der den Barbier und Kupfersticher Michael B. als 1682 geborenen Sohn von Johann Philipp ansetzt, der nachweislich ein 1653 in Augsburg getaufter Sohn des Stammvaters der Mikrographen, des Linzers Johann B. (nach Wallner evangelisch getauft am 22. Mai 1612 in Linz) war.

Das würde gut passen, da auch Johann Philipp Mikrographien schuf. Aber mit dem Einsetzen des Oeuvres Johann Michaels schon vor 1687 ist das eigentlich nicht vereinbar. Die übliche Signaturformel gewährt keinen Anhaltspunkte, einen älteren und einen jüngeren Johann Michael Püchler zu unterscheiden. Siehe etwa zu einem Kelheimer Bild 1689

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Puechler_eugen_2.png

Nach 1706 bricht die datierte Produktion, soweit bekannt, ab. Von daher mag das Sterbedatum 27. Dezember 1709 für den mit dem Übernamen Rotmantel (diesen trug schon Johann Philipp) bezeichneten Johann Michael Biechler zutreffen. Aber am 24. Juni 1710 starb ein gleichnamiger Barbier in Gmünd.

Johann Michael nennt sich auch einmal in einer undatierten, dem Schlehdorfer Propst gewidmeten Arbeit von Augsburg.

http://www.liveauctioneers.com/item/8151847

Denkbar wäre also auch, dass er gar nicht in Schwäbisch Gmünd gestorben ist. Ehrlicherweise müssen also die Lebensdaten Püchlers wieder als ungesichert gelten.

Zur Geschichte der Mikrographen Püchler siehe auch

Nägele 1927
http://dx.doi.org/10.5169/seals-160751

Klaus 1896
https://archive.org/stream/wrttembergische02unkngoog#page/n342/mode/2up


 

twoday.net AGB

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