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Open Access

http://eprints.rclis.org/archive/00006311/

Carlson vergleicht Äpfel mit Birnen. Die freiwillige Entscheidung von Urhebern, auf bestimmte Urheberrechte zugunsten der Allgemeinheit zu verzichten, und die gesetzlichen Einschränkungen des Urheberrechts zugunsten der Allgemeinheit sollte man nicht gegeneinander ausspielen.

Carlsons Beitrag enthält Fehler und Missverständnisse.

Man sollte die Berliner Erklärung immer nach der offiziellen englischen Fassung zitieren, denn die deutsche Übersetzung ist fehlerhaft.

Die Berliner Erklärung enthält keinen Tribut an das deutsche Urheberpersönlichkeitsrecht, weil sie diesbezüglich mit dem Bethesda Statement übereinstimmt.

Es ist ein Missverständnis, dass die Berliner Erklärung in irgendeiner Weise ein "Autor zahlt"-Modell voraussetzt. (Peter Suber hat wieder und wieder klargestellt, dass dieses Modell nur eines von mehreren ist.)

OA-Publikationen sind nicht "gemeinfrei" (Public Domain). Man sollte eigentlich verstanden haben, was gemeinfrei bedeutet, bevor man einen solchen Aufsatz veröffentlicht.

Carlson verkennt, dass "dank" strikter EU-Vorgaben bzw. internationaler Abkommen, die den verhängnisvollen 3-Stufen-Test zuungunsten der Allgemeinheit vorsehen, die Handlungsmöglichkeiten des deutschen Gesetzgebers, die Schrankenbestimmungen auszuweiten, allzusehr beschränken.

Open Access vermittelt den unmittelbaren Zugang zu Forschungsergebnissen. Fair use öffnet keine einzige kostenpflichtige Datenbank. Inwieweit die Schranken des Urheberrechts durch vertragliche Abmachungen zwischen Datenbankanbieter und Nutzer aufgehoben werden können, ist umstritten. Das Urheberrecht erlaubt, einen heruntergeladenen Aufsatz einem befreundeten Wissenschaftler zukommen zu lassen - aber die Nutzungsbedingungen der Datenbanken sehen so etwas nicht vor.

Carlson irrt, wenn er annimmt, der Staat werde keine flächendeckende Repositorien-Infrastruktur finanzieren. Zum einen sind Bibliothekare an Dokumentenservern auch unabhängig von OA (z.B. für Digitalisate) interessiert, zum anderen ist seit langem ein universelles Repositorium des Internetarchivs angekündigt (aber leider noch fern der Realisierung).

Wie unter http://www.urheberrechtsbuendnis.de nachzulesen, reichen die bestehenden Schranken des Urheberrechts nicht aus, um die Interessen von Wissenschaft und Bildung zu fördern. Gegen einen Ausbau der Schranken zugunsten der Allgemeinheit ist erbitterter Widerstand zu erwarten bzw. angekündigt.

Open Access etwa mit CC-Lizenzen ist dagegen heute schon möglich und sinnvoll!

http://www.gerd-hansen.net/Hansen_GRUR_Int_2005_378ff.pdf

Gerd Hansen war im wesentlichen der Ideengeber der Bundesratsstellungnahme mit dem Vorschlag einer nicht abdingbaren Möglichkeit für Wissenschaftler, Open Access ihrer Beiträge zu praktizieren:

""An wissenschaftlichen Beiträgen, die im Rahmen einer überwiegend mit
öffentlichen Mitteln finanzierten Lehr- und Forschungstätigkeit entstanden
sind und in Periodika erscheinen, hat der Urheber auch bei Einräumung
eines ausschließlichen Nutzungsrechts das Recht, den Inhalt längstens nach
Ablauf von sechs Monaten seit Erstveröffentlichung anderweitig öffentlich
zugänglich zu machen, soweit dies zur Verfolgung nicht kommerzieller
Zwecke gerechtfertigt ist und nicht in der Formatierung der Erstveröffentlichung
erfolgt. Dieses Recht kann nicht abbedungen werden."
http://archiv.twoday.net/stories/2007685/

Ich kann Peter Subers Enthusiasmus über das Aufgreifen von Hansens Vorschlag absolut nicht teilen. Meine Bedenken hatte ich bereits in INETBIB 2005 artikuliert:
http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg27508.html

Bereits jetzt ist niemand gezwungen, ausschliessliche Nutzungsrechte zu vergeben und § 38 UrhG ermöglicht das sofortige Self-Archiving, da die meisten Verlage nach wie vor keine Verträge über ausschließliche Nutzungsrechte abschließen, sondern sich mit § 38 UrhG begnügen.

Die Hansen-Klausel ist also im wesentlichen nutzlos. Wieso nicht die Formatierung des Erstdrucks? Wieso nur Zeitschriftenbeiträge?

Dass ein Doktorand mit seinem unausgegorenen Vorschlag den Bundesrat überzeugen kann, spricht kaum für die Stärke der Open Access-Bewegung .

Nach wie vor ist der von Hansen kritisierte Vorschlag von Pflüger/Ertmann vorzuziehen, der den Universitäten den Zugriff auf die Publikationen erlauben würde.
http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2004/1337/

http://recteur.blogs.ulg.ac.be/?p=55

und tritt für Open Access sein. Glückliches Lüttich!

Beitrag in INETBIB:

On Fri, 19 May 2006 07:40:52 +0200 (CEST)
Eric Steinhauer wrote:
> Lieber Herr Sprang,
>
> vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich habe aber in keiner
> Weise bestritten,
> daß im aktuellen Streit die WBG über die von ihr geltend
> gemachten Rechte verfügt.
>
> Meine kleine Einlassung bezog sich auf retrospektive
> Digitalisierungsprojekte
> in Deutschland, insbesondere im Bereich der
> wissenschaftlichen Zeitschriften.
>
> Bei diesen Projekten kann keine Rede davon sein, daß die
> Verlage die Rechte für eine online-Nutzung vor allem der
> vor 1995 erschienen Aufsätze erworben haben. Gleichwohl
> findet im Zusammenwirken von Bibliotheken, Verlagen,
> Börsenverein, Verwertungsgesellschaft und DFG eine
> umfängliche Digitalisierung und Zugänglichmachung im
> Internet statt.
>
> Damit hier kein Mißverständnis entsteht: Ich begrüße
> derartige Digitalisierungsprojekte. Ich akzeptiere es aus
> rechtlicher Sicht auch, wenn die WBG einen Rechtsstreit
> mit goolge unternimmt. Ich finde es aber politisch
> merkwürdig, wenn der Börsenverein diesem Rechtsstreit
> moralisch beispringt und zugleich im Rahmen der genannten
> Digitalisierungsprojekte eher google-like agiert.

Dem ist voll und ganz zur Seite zu treten.

Quod licet Jovi not licet Google.

Die Diskussion ueber § 31 IV UrhG im Rahmen des zweiten
Korbs und die rechtswissenschaftliche Diskussion stimmen
darin ueberein, dass Rechte ueber eine Online-Nutzung vor
ca. 1995 (1995 ist weitgehend Konsens) als unbekannte
Nutzungsarten seit 1.1.1966 nicht uebertragen werden
konnten.

Soweit ich das beurteilen kann, wurden vor 1995
ueberwiegend keine besonderen Vertraege ueber
Zeitschriftenartikel abgeschlossen. Damit gilt fuer ab
1.1.1966 abgeschlossene Vertraege ueberwiegend die
Vorschrift des § 38, die den Verlegern bei periodischen
Sammlungen ein ausschliessliches Nutzungsrecht zeitlich
begrenzt auf ein Jahr einraeumt.

Daraus wiederum folgt, dass der vorgesehene § 137l des
Zweiten Korbs (Zweiter RefE) auf Zeitschriftenartikel im
wesentlichen nicht anwendbar ist, da es am Kriterium der
Einraeumung ALLER wesentlichen Nutzungsrechte (§ 38 regelt
nur die Vervielfaeltigung und Verbreitung, nicht die
oeffentliche Wiedergabe) und am Kriterium der zeitlich
unbegrenzten Einraeumung (stattdessen nur ein Jahr)
mangelt.

Ein Wissenschaftler braucht also - stimmt man dieser
Deutung zu - nach Inkrafttreten der vom
Urheberrechtsbuendnis und anderen abgelehnten Regelung des
§ 137l nur bei Buchpublikationen einen Widerruf zu
erklaeren. Bei Zeitschriftenartikeln ist er nach wie vor
frei in der Verfuegung.

Ich moechte hier nochmals meine Rechtsauffassung
wiederholen, dass ein Wissenschaftler derzeit NICHT an die
Jahresfrist des § 38 gebunden ist, wenn er seinen aelteren
Aufsatz (vor 1995) online veroeffentlichen moechte, da das
Recht der oeffentlichen Zugaenglichmachung dem Recht der
oeffentlichen Wiedergabe unterfaellt, dieses aber von § 38
NICHT erfasst wird.

Beabsichtigt er allerdings, sein Werk unter eine CC-Lizenz
zu stellen, so muss er die Jahresfrist abwarten, da
waehrend dieses Jahres der Verlag ausschliessliche Rechte
hat, die einer Lizenzierung im Wege stehen. Voraussetzung
ist natuerlich, dass der Verlag anderweitig nichts
vereinbart hat.

Gleiches gilt gemaess § 38 Abs. 2 auch fuer Festschriften
und aehnliche Sammelbaende, bei denen die Autoren nicht
bezahlt werden.

Somit kommt man zu dem Schluss, dass fuer DigiZeitschriften
auch die geplante Neuregelung keine Entschaerfung des durch
und durch rechtswidrigen Vorgehens der Verlage und der
Bibliotheken zustandekommt.

Der Boersenverein und die Verlage empoeren sich, weil
Google ohne ihre Erlaubnis scannt. Herr Steinhauer haette
durchaus den Begriff HEUCHELEI verwenden koennen.

Erst fragen, dann scannen - daran halten sich
DigiZeitschriften und zahlreichen anderen
Digitalisierungsunternehmen, die aeltere
Zeitschriftenjahrgaenge kostenfrei oder kostenpflichtig
zugaenglich machen. Ich weiss als betroffener Autor
definitiv, dass deutsche Verlage Zeitschriftenaufsaetze vor
1995 in grossem Umfang online kostenpflichtig zugaenglich
machen, ohne im mindestens die Autoren als Rechteinhaber zu
fragen oder auch nur zu informieren.

Ich moechte ergaenzen, dass DigiZeitschriften COPYFRAUD
begeht, indem es auch bei laengst gemeinfreien kompletten
Zeitschriftenjahrgaengen einen "Rechteinhaber" angibt, wenn
die Zeitschrift den Verlag nicht gewechselt hat.

"Caecilia , 1824 - 1847, Rechteinhaber: Schott"

Ich stelle dazu fest: Nach deutschem Recht haben Verlage
keinerlei weiterbestehende Rechte an ihren aelteren
Verlagsprodukten, wenn diese nicht mehr urheberrechtlich
geschuetzt sind. Der Vermerk ist gemaess UWG rechtswidrig.

> Will man das weiterführen, würde ich noch dies ergänzen:
> Der Börsenverein sollte, da er eine Notwendigkeit
> umfangreicher Digitalisierung gedruckter Bestände
> anscheinend positiv sieht, deutlich und offensiv eine
> angemessene juristische Lösung der rechtlichen Probleme
> anmahnen, etwa durch pauschale Abgeltung über
> Verwertungsgesellschaften. Er hätte hier die volle
> Unterstützung der Bibliotheken!

Hier hat der Bundesrat in seiner hoechst bemerkenswerten
und den Vorstellungen des Urheberrechtsbuendnisses bzw.
Open Access verpflichteten Stellungnahme einen
bemerkenswerten Vorschlag gemacht, der das Problem
"verwaister Werke" loesen koennte, siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/2007685/

"§ 52c
Wiedergabe von Archivwerken im öffentlichen Interesse

Zulässig ist, erschienene und veröffentlichte Werke des
eigenen Bestandes
von öffentlichen Bibliotheken, Archiven und Museen
öffentlich
zugänglich zu machen, soweit daran ein öffentliches
Interesse besteht
und keine vertraglichen Regelungen und ausschließlichen
Rechte
Dritter entgegenstehen. Für die Zugänglichmachung ist eine
angemessene
Vergütung zu zahlen. Der Anspruch kann nur durch eine
Verwertungsgesellschaft
geltend gemacht werden."

Ich wiederhole meine Kernpunkte:

* Die Retrodigitalisierung insbesondere aelterer
Zeitschriftenjahrgaenge ist im oeffentlichen Interesse, da
nur so rascher Zugriff auf fuer die Forschung wichtige
Inhalte besteht.

* Wissenschaftler muessen die Moeglichkeit haben, ihre
aelteren Aufsaetze "Open Access" zugaenglich zu machen

* Wenn Verlage das Recht beanspruchen, aeltere Aufsaetze in
kostenpflichtige Datenbanken ohne ausdrueckliche Zustimmung
der Rechteinhaber (der Autoren) aufzunehmen, sollten sie
Bibliotheken und anderen Organisationen (wie Google) das
gleiche Recht zugestehen.

Klaus Graf

http://www.bundesrat.de/coremedia/generator/Inhalt/Drucksachen/2006/0257_2D1_2D06,property=Dokument.pdf

Bemerkenswert ist die starke Hervorhebung des Open Access-Gedankens in den Vorschlägen.

Auszug:

"Zu Artikel 1 Nr. 4 (§ 31a Abs. 1 UrhG)
Bei der Ausgestaltung des Urheberrechts muss geprüft werden, wie den Besonderheiten
von Open Access- und Open Source-Verwertungsmodellen Rechnung
getragen werden kann.
Begründung:
Die Stärkung des Forschungs- und Wirtschaftsstandorts Deutschland bedarf
effektiver wissenschaftlicher Kommunikations- und Kooperationsstrukturen.
Entscheidend ist ein schnelles, transparentes und wissenschaftsnahes Kommunikations-
und Publikationssystem als entscheidender Baustein für exzellente
Wissenschaft und Forschung.

Zunehmend werden wissenschaftlich relevante Publikationen ausschließlich
oder ergänzend online nach Open Access-Grundsätzen veröffentlicht. Gleichzeitig
gewinnt Open Source-Software in vielen Bereichen der Gesellschaft an
Bedeutung. Beide Entwicklungen sind davon geprägt, dass der Urheber sein
Werk bzw. den Quelltext eines Softwareprogramms der Allgemeinheit zur Verfügung
stellt. Die Bedingungen, unter denen jedermann dieses Werk nutzen
kann, ergeben sich aus der vom Urheber gewählten Lizenz. Mit der freien Verfügbarkeit
der Werke nach den genannten Grundsätzen entsteht auch ein neues
Interessen- und Schutzgefüge zwischen Urhebern, Verwertern und Endnutzern.
In diesem Zusammenhang erscheint das Schriftformerfordernis in § 31a Abs. 1
Satz 1 UrhG-E als wenig praktikabel. Denn üblicherweise werden in diesen
Fällen gerade keine schriftlichen Verträge zwischen Werkschaffenden und
Nutzern abgeschlossen. Vielmehr sind die Open Source- bzw. Open Access-
Lizenzen unmittelbar mit dem Werk verbunden, so dass Lizenzgeber und Lizenznehmer
nicht in unmittelbaren Kontakt treten.

[...]

Zu Artikel 1 Nr. 6a - neu - (§ 38 Abs. 1 Satz 3 -neu-, 4 -neu- UrhG)
In Artikel 1 ist nach Nummer 6 folgende Nummer 6a einzufügen:
'6a. Dem § 38 Abs. 1 werden folgende Sätze angefügt:
"An wissenschaftlichen Beiträgen, die im Rahmen einer überwiegend mit
öffentlichen Mitteln finanzierten Lehr- und Forschungstätigkeit entstanden
sind und in Periodika erscheinen, hat der Urheber auch bei Einräumung
eines ausschließlichen Nutzungsrechts das Recht, den Inhalt längstens nach
Ablauf von sechs Monaten seit Erstveröffentlichung anderweitig öffentlich
zugänglich zu machen, soweit dies zur Verfolgung nicht kommerzieller
Zwecke gerechtfertigt ist und nicht in der Formatierung der Erstveröffentlichung
erfolgt. Dieses Recht kann nicht abbedungen werden."

Begründung:
Eine der größten Herausforderungen von Wissenschaft und Forschung ist es
heute, Zugang zu wissenschaftlichen Informationen zu wirtschaftlich vertretbaren
Bedingungen zu erhalten. Hintergrund sind die technischen Möglichkeiten
der Rechteinhaber, Inhalte über Onlinemedien zugänglich zu machen
und den Zugang mit technischen Schutzmaßnahmen zu steuern. Verfügen sie
dabei über für Wissenschaft und Forschung unumgängliche Informationen,
können praktisch beliebig hohe Preise verlangt werden. Die Kosten für die
Zeitschriften sind daher in den letzten Jahren enorm angestiegen, so etwa bei
der Universität Regensburg in der Zeit von 1995 bis 2003 von 1,25 Millionen
Euro auf 2,35 Millionen Euro obwohl in dieser Zeit der Betrag entsprechend
dem Verbraucherpreis-Index lediglich von 1,25 Millionen Euro auf 1,40 Millionen
Euro hätte klettern dürfen. Einzelne Zeitschriftenverlage haben die Preise
im STM-Bereich exorbitant erhöht. Internationale wissenschaftliche Großverlage
haben zwischen 1993 bis 2003 die Preise einzelner Zeitschriften vervier-
und verfünffacht. Die Gewinnmargen liegen bei deutlich über 20 bis weit
über 30 Prozent des Umsatzes. Folge dieser Entwicklung ist die Abbestellung
von Journalen. Den von den internationalen Marktführern (Elsevier, Wiley,
Kluwer/Springer und Blackwell) verlegten ca. 3 000 wissenschaftlichen Zeitschriften
stehen ca. 150 wissenschaftliche Zeitschriften großer deutscher Wissenschaftsverlage
(Mohr/Siebeck, De Gruyter und Urban) gegenüber. Dies entspricht
in etwa einem Verhältnis von 95 zu 5 Prozent.
Vor dem Hintergrund dieser Besorgnis erregenden Entwicklung haben die großen
Wissenschaftsorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland - zusammen
mit weiteren nationalen und internationalen Unterzeichnern - das Thema
unter dem Aspekt des "Open Access" aufgegriffen und sich in der "Berliner Erklärung
über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" vom 22. Oktober
2003 auf eine Strategie über die Sicherstellung des Zugangs zu wissenschaftlichen
Informationen verständigt.
Dieser Tatbestand ist Folge einer fehlenden urhebervertragsrechtlichen Regelung,
die - zusammen mit der für die Wissenschaftler gegebenen Notwendigkeit
der Veröffentlichung in internationalen Zeitschriften mit hoher Reputation
- den Rechteinhabern eine weit gehend unbeschränkte Verhandlungsmacht
einräumt und wissenschaftliche Autoren dazu veranlasst, jede für sie auch noch
so ungünstige Vereinbarung zu unterzeichnen. In diesem Zusammenhang ist
aber zu berücksichtigen, dass den Hochschulen nach § 2 Abs. 7 HRG sowie
nach den einschlägigen Regelungen in den Hochschulgesetzen der Länder auch
die Aufgabe des Wissenstransfers übertragen ist. Daher haben die Unterhaltsträger
der Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein elementares Interesse
daran, die mit erheblichem Einsatz von Steuergeldern generierten wissenschaftlichen
Erkenntnisse einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich
zu machen.
Mit der Ergänzung des § 38 UrhG erfolgt ein Paradigmenwechsel im Bereich
wissenschaftlicher Veröffentlichungen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen,
der für einen möglichst freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen
die geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen schafft. Die vertraglich
nicht abdingbar ausgestaltete Stärkung der Stellung des Urhebers beseitigt die zwischen Rechteinhabern und wissenschaftlichen Autoren entstandene Schieflage
unter Wahrung der grundrechtlich geschützten Position der Wissenschaftler
aus Artikel 5 Abs. 3 und Artikel 14 Abs. 1 GG auf urhebervertragsrechtlicher
Ebene. Das Erstverwertungsrecht des Verlegers wird damit nicht ungebührlich
beeinträchtigt, da der Inhalt der Veröffentlichung nur mit nicht der
Erstveröffentlichung entsprechender Paginierung erlaubt ist und damit in nicht
zitierfähiger Form anderweitig zugänglich gemacht wird. Dies rechtfertigt auch
die mit längstens sechs Monaten relativ kurz gesetzte Frist zur anderweitigen
Zugänglichmachung, die je nach Disziplin - wie etwa in den STM-Fächern -
auch deutlich darunter liegend vereinbart werden kann.
Diese Regelung greift über das Schutzlandprinzip auf deutschem Territorium
auch dann, wenn große, international agierende Verlagshäuser involviert sind.

[...]

Nach § 52b wird folgender § 52c eingefügt:
"§ 52c
Wiedergabe von Archivwerken im öffentlichen Interesse

Zulässig ist, erschienene und veröffentlichte Werke des eigenen Bestandes
von öffentlichen Bibliotheken, Archiven und Museen öffentlich
zugänglich zu machen, soweit daran ein öffentliches Interesse besteht
und keine vertraglichen Regelungen und ausschließlichen Rechte
Dritter entgegenstehen. Für die Zugänglichmachung ist eine angemessene
Vergütung zu zahlen. Der Anspruch kann nur durch eine Verwertungsgesellschaft
geltend gemacht werden." '
Begründung:
Die Bibliotheken können gestützt auf das Archivprivileg (§ 53 Abs. 2 Satz 1
Nr. 2 UrhG) zwar ihre Bestände ohne Zustimmung digitalisieren, aber keiner
öffentlichen Nutzung zuführen. Der Zugang zum kulturellen Erbe und geistigen
Schaffen ist aber für Bildung und Wissenschaft unerlässlich. Dabei bietet
die neue elektronische Form der Zugänglichmachung eine das Original schonende
und zugleich bedarfsorientierte Zugangsmöglichkeit. Hinzu kommt, dass
die Verlage nicht immer im Besitz der ausschließlichen Rechte sind, so dass
auch nach der Neuregelung der Verträge über unbekannte Nutzungsarten (Artikel
1 Nr. 4 bis 6, 21 des Gesetzentwurfs) die Suche nach dem Urheber bleibt."

Kommentar: Während beim § 52b hinsichtlich der Begrenzung der Anzahl der gleichzeitig zugänglichen gemachten Werke vom Bundesrat wieder zurückgerudert wird, ist dieses Recht hinsichtlich verwaister Werke eine echte Innovation (die sich aber sicher nicht durchsetzen wird). Verfehlt ist allerdings die Bezeichnung "Archivwerke", da Archive üblicherweise unveröffentlichte Unterlagen verwahren, für diese aber die Befugnis zur Zugänglichmachung nicht gilt.

Klaus Graf, Googles stattliche Online-Bibliothek, in: Computergenealogie. Magazin für Familienforschung 21 (2006) H. 1, S. 9-10

Der folgende Text wurde am 30. Januar 2006 der Redaktion übermittelt:

Googles stattliche Online-Bibliothek

Als im Herbst 2004 die Suchmaschine Google ihr gewaltiges Zukunftsprojekt "Google Print" (es wurde inzwischen umbenannt in "Google Book Search", deutsch: "Google Buchsuche") ankündigte, löste dies ein kleines Erdbeben bei Verlagen und Bibliotheken aus. Der ehrgeizige Plan des US-Unternehmens sieht vor, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten das gesamte gedruckte Buchwissen der Welt in die Suche einzubeziehen. Wohlgemerkt: Die Volltexte sollen suchbar sein, dagegen soll die Möglichkeit, das Buch als Ganzes zu lesen, jedenfalls bei den urheberrechtlich geschützten Werken wie bisher über die Angebote des Buchhandels (bzw. der Antiquariate) und über die Bibliotheken realisiert werden.

Googles Angebot, erreichbar unter books.google.de, speist sich aus zwei Quellen: dem - nicht kontroversen - "Buch Partner-Programm" und dem umstrittenen Bibliotheksprogramm.

Bei dem "Buch Partner Programm" arbeitet Google mit den Verlagen zusammen. Google digitalisiert die ihm zugesandten Bücher oder nützt die zur Verfügung gestellten PDF-Dateien für eine Präsentation, die derjenigen des US-Buchhändlers Amazon ähnelt. Es werden die bei einer Suche gefundenen Seiten nur in geschützter Form dargestellt (auch wenn im Netz einfache Anleitungen kursieren, wie man das Digital-Rights-Management umgehen und die Seiten trotzdem abspeichern und ausdrucken kann), ein Durchblättern des ganzen Buches wird verhindert. Dazu dient auch eine Pflichtregistrierung, will man mehr als einige wenige Seiten einsehen. Verteilt über das ganze Buch sind viele Seiten prinzipiell gesperrt. Mit einiger Geduld kann man aber über einen längeren Zeitraum doch viel vom Inhalt eines Buchs kennenlernen.

Während das Kooperationsprogramm mit den Verlagen auf Freiwilligkeit setzt, digitalisiert Google im Bibliotheksprogramm ohne Zustimmung der Urheber und Rechteinhaber Bücher, die sich in fünf großen akademischen Bibliotheken befinden. Außer der Oxforder Bodleiana liegen alle in den USA. So soll der gesamte Buchbestand der Bibliothek der University of Michigan (über 7 Mio. Bände) eingescannt werden. Google beruft sich auf das "fair use"-Prinzip des US-Urheberrechts und zeigt von geschützten Büchern aus dem Bibliotheksprogramm, soweit diese nicht als "Public Domain" (urheberrechtsfrei) eingestuft werden, jeweils nur kleine Ausrisse mit den gefundenen Suchbegriffen an. Man kann zwar durch geeignete Suchanfragen die inhaltliche Ausrichtung eines Buchs herausbekommen, aber man kann nicht eine ganze Seite am Stück lesen. Trotzdem haben in den USA bereits Autoren und Verlage Klagen gegen Google wegen Urheberrechtsverletzung eingereicht.

Die Pläne des Suchmaschinen-Giganten haben kommerzielle und nicht-kommerzielle Konkurrenten auf den Plan gerufen. Der "Open Content Alliance" (OCA) gehören neben dem nichtgewerblichen "Internet Archive" von Brewster Kahle, einem Visionär freier Internetinhalte, und zahlreichen nordamerikanischen Bibliotheken auch die großen Google-Rivalen Yahoo und MSN (Microsoft) an. Die OCA will Bücher nur mit Zustimmung der Rechteinhaber digitalisieren und einen sehr viel freieren Umgang mit den Public-Domain-Werken ermöglichen als Google dies tut. Einige englische Bücher sind als Muster unter www.openlibrary.org bereits zu besichtigen. In Europa hat sich der Direktor der französischen Nationalbibliothek Jeanneney an die Spitze eines Anti-Google-Projekts gesetzt, das von den Nationalbibliotheken getragen wird und ebenfalls zehntausende Bücher ins Internet stellen will. Hier soll der Schwerpunkt natürlich auf nicht-englischsprachigen Inhalten liegen, denn Jeanneney wirft Google die Vernachlässigung der europäischen Kultur vor.

Bücher zum Durchblättern

Inzwischen hat Google weit über 15.000 Titel - genaue Zahlen sind geheim - in verschiedenen Sprachen als "Public Domain"-Titel bereitgestellt. Diese können ganz gelesen, die Seiten auch abgespeichert und ausgedruckt werden. Allerdings unterscheidet Google in unerfreulicher Weise zwischen US-Bürgern und Nicht-US-Bürgern. US-Bürger können in der Regel Bücher vor 1923, die in den USA generell urheberrechtsfrei sind, einsehen, wenngleich bei ausländischen Publikationen anscheinend eine weitere Zugangsgrenze bei 1908 verläuft. Deutsche Nutzer müssen leider auf die meisten Bücher nach 1864 verzichten, es sei denn sie verwenden einen US-Proxy (was nicht sonderlich schwierig ist, z.B. www.guardster.com). Dazu gibt es - wie zum ganzen Thema dieses Artikels - weitere Hinweise auf der Seite wiki.netbib.de/coma/GooglePrint.

Die Liste der Mängel von Googles Buchsuche ist lang. Ist bei deutschsprachigen Büchern die automatische Schrifterkennung (OCR), die Google über die eingescannten Bücher laufen lässt, ohnehin nicht die beste, so kann man sie bei in Fraktur gesetzten Bänden schlichtweg vergessen. Ein Beispiel für "Googleprintisch" aus einer Goethe-Ausgabe in Fraktur: "Prometheus. ‘lOad bof bum, incite Stot)tcn, ‘lBie fa … Prometheus. Puno Li incite anne Wimo! — ‘lOad if ibm?" Dass ein Unternehmen wie Google sich die inzwischen akzeptable Ergebnisse bei Fraktur liefernde Software von ABBY FineReader nicht leisten wollte, befremdet. Der Anspruch einer Volltextsuche wird bei den vielen Büchern des 19. Jahrhunderts in Fraktur aufgegeben. Und natürlich gibt es unzählige Seiten, die gar nicht oder unlesbar gescannt wurden.

Besonders ärgerlich sind die unzulänglichen Meta-Daten der Bücher. Vor allem bei mehrbändigen Werken, die nicht selten unvollständig sind, und bei Zeitschriftenjahrgängen kann man mit den Google-Angaben, um was es sich handelt, oft nichts anfangen. Wenn man einen interessanten Treffer gefunden hat, der sich in einer von Google als urheberrechtlich geschützt betrachteten Zeitschrift befindet und man erhält nur eine irreführende Jahrgangsangabe von Google (nämlich das Erscheinungsjahr des ersten oder eines anderen Bandes) ist man so klug als wie zuvor. Beispielsweise sind etliche Jahrgänge der "ZHG" digitalisiert worden, aber Google gibt jeweils nur an: "Zeitschrift by Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde". Da hilft auch die kleine Abbildung des Titelblatts, auf dem der Jahrgang steht, nicht weiter, denn diese lässt sich nicht vergrößern. Bei der Suche nach "hessische Zeitschrift" sehen deutsche Benutzer einige Bände, von denen scheinbar noch keine Seiten verfügbar sind. Anders verhält es sich, wenn man etwa mit www.guardster.com so tut, als befinde man sich in den USA. US-Bürger haben nicht nur in diesem Fall bessere Zugriffsmöglichkeiten auf die alten Bände aus dem 19. Jahrhundert (die natürlich auch in Europa keinem Urheberrechtsschutz mehr unterliegen, da alle Autoren länger als 70 Jahre tot sind).

Weitere Defizite: Bücher, die bereits zugänglich waren, verschwinden wieder aus dem Index (Beispiel: Kneschkes Adels-Lexikon), und die "erweiterte Suche", die eine Eingrenzung mit date (Beispiel: date:1600-1864) und damit indirekt die Suche nach urheberrechtsfreien Inhalten ermöglicht, arbeitet nur fehlerhaft.

Wer möglichst viel von den Inhalten der Google-Buchsuche profitieren möchte, sollte möglichst viel mit ihr experimentieren. Hilfestellung leistet die genannte Seite auf wiki.netbib.de.

Bereits beachtliche Inhalte

Bei allem Verdruss darf man aber nicht übersehen, dass es sich nach wie vor um eine "vorläufige Version" handelt, die zwar noch viele Kinderkrankheiten aufweist, aber bereits teilweise großartige Inhalte. Hingewiesen sei auf landesgeschichtlich relevante Darstellungen und Quellenausgaben. Da sind etwa die vielen Bände von Riedels "Codex diplomaticus Brandenburgensis", der in manchen Bibliotheken mit striktem Kopierverbot belegt ist. Oder - um ein Werk aus einer anderen Region zu nehmen - die zwei seltenen Bände von Preschers Geschichte der Reichsgrafschaft Limpurg (bei Schwäbisch Hall) von 1789/90. Drei württembergische Oberamtsbeschreibungen können mit einem US-Proxy eingesehen werden. Jeder ist aufgerufen, die für ihn interessanten Bände in Googles Buchsuche zu entdecken, es kommen ja ständig neue hinzu. Und sie mit anderen zu teilen: Was die freien Bücher in Google angeht, sollte man virtuelle Gemeinschaften gründen, die Listen mit besseren Angaben zu den Büchern pflegen und solche freien Bücher herunterladen und dann für die bequeme Offline-Nutzung bereithalten, etwa als gezippte Datei oder als PDF.

Die Zahl der online frei verfügbaren Bücher wird in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen - dank Google und seinen Konkurrenten. Soweit es sich um Volltextangebote handelt, wird dies, soviel steht bei aller möglichen Skepsis gegenüber Online-Bibliotheken bereits jetzt fest, auch die familiengeschichtlichen Recherchemöglichkeiten in erheblichem Umfang verbessern.

Illustration:
Screenshot von
http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=en&id=zMl8ftz0voEC&pg=PP10

Wie ich soeben erst bemerkt habe, liegen die Beiträge des 2004 erschienenen wichtigen Readers (ed. Mruck & Gersmann, siehe http://archiv.twoday.net/stories/189932/ ) online als PDFs vor:

http://hsr-trans.zhsf.uni-koeln.de/hsrretro/docs/artikel/artikelliste.php

Valsiner, Jaan (2006, March). "Open Access" and its Social Context. Review Essay: Katja Mruck & Gudrun Gersmann (Eds.) (2004). Neue Medien in den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften. Elektronisches Publizieren und Open Access: Stand und Perspektiven [New Media in the Humanities. Electronic Publishing and Open Access: Current State and Future Perspectives] [18 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 7(2), Art. 23. Available at: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-06/06-2-23-e.htm

Wachsenden Widerstand insbesondere in der SPD-Fraktion sieht Heise.de:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/72128

In der Ostertaz durfte ein Medienrechtler die Position der Verlage zum geplanten § 52b UrhG verbreiten. Ich habe einen Leserbrief dazu geschrieben, dessen Text unter
http://log.netbib.de/archives/2006/04/19/alter-wein-in-neuen-schlauchen/
zugänglich ist.

Beachtenswert ist, dass sich die Union der deutschen Akademien deutlich auf die Seite des Urheberrechtsbündnisses
http://www.urheberrechtsbuendnis.de schlägt, wenn sie die geplante Regelung zu den unbekannten Nutzungsarten harsch kritisiert. Sie würde Open Access erheblich erschweren:

http://www.akademienunion.de/pressemitteilungen/

Zitat:
"Die sich abzeichnende Neuausrichtung der Regelungen für den Umgang mit geistigem Eigentum setzt hingegen einen deutlichen Akzent auf die (kommerzielle) Verwertung elektronischer Art durch Verlage. Die geplante Rechtsübertragungsfiktion des § 137l UrhG-E hat zur Folge, dass bislang unbekannte Nutzungsrechte automatisch dem bisherigen Buchverlag zufallen.

• Ein notwendiger elektronischer Zugriff der Öffentlichkeit auf die Forschungsergebnisse ist damit nicht sichergestellt, zumal den Verlagen keine gleichzeitige Verpflichtung zur digitalen Publikation auferlegt wird.
• Der Auftrag der Forschungseinrichtungen zur weitreichenden Verbreitung des gewonnenen Wissens wird durch die ausschließliche Einräumung der elektronischen Nutzungsrechte an die Verlage vereitelt.
• Die Stellung der öffentlichen Forschungseinrichtungen als Vermittler zwischen Urheber und Verlag bleibt bei dem Kabinettsentwurf gänzlich unberücksichtigt: Hat die Forschungseinrichtung ihre Mitarbeiter bereits für die Erstellung von Werken vergütet, so ist nicht einzusehen, dass der vorgesehene Zuwachs an digitalen Nutzungsrechten bei einem Dritten (dem Verlag) eintritt. Dies gilt umso mehr, als die Forschungseinrichtungen auch dem Verlag oftmals finanzielle Unterstützung durch die Gewährung von Publikationszuschüssen zukommen lassen.
• Im Rahmen eines ausgewogenen Interessenausgleichs ist zumindest ein eigenes Widerspruchsrecht aller bisherigen Rechtsinhaber vorzusehen."

Die Neuregelung läuft auch unter dem irreführenden Etikett "Archivnutzung" (Beispiele). Die öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten, die ihre Archive gegen externe Nutzer erfolgreich abschotten, wollen ältere Bestände, bei denen ihnen digitale Nutzungsrechte fehlen, kommerziell nutzen können. Mit einer Archivnutzung im Sinne der Allgemeinheit hat das nicht das geringste zu tun.

Wissenschaftler können aufgrund der noch gültigen Regelung des § 31 IV UrhG ihre eigenen Bücher, die vor 1995 publiziert wurden, derzeit ohne großen Widerstand der Verlage "Open Access" zur Digitalisierung etwa auf Hochschulschriftenservern bereitstellen (was aber die wenigsten wissen).

Künftig müssen sie, wenn es nach der geplanten Neuregelung geht, innerhalb eines Jahres Widerspruch gegen den umfassenden Rechteübergang an die Verlage einlegen - es ist damit zu rechnen, dass die wenigsten Wissenschaftler von dieser Frist erfahren. Unklar ist, ob auch bei Zeitschriftenartikeln mit Blick auf § 38 UrhG ein Widerspruch notwendig ist.

http://nar.oxfordjournals.org/cgi/content/full/34/suppl_1/D527

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