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Wissenschaftsbetrieb

Live-Ticker:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748328,00.html

Kommentar: Guttenberg hat die richtige Konsequenz gezogen. Angesichts des Medienechos, der vehementen Proteste aus der Wissenschaft und nicht zuletzt zunehmender Kritik aus der Koalition musste ihm klar sein, dass er mehr und mehr zur Belastung für die Regierung wird. Das voraussehbare Ergebnis der Prüfung des Täuschungsvorwurfs durch die Universität Bayreuth und die daran wohl anschliessenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wird der Politiker als tickende Zeitbombe empfunden haben. Er war nach eigenen Angaben am Ende seiner Kräfte. Ich zolle ihm für den schweren Schritt Respekt.

http://archiv.twoday.net/search?q=guttenberg

Update: 2. Zwischenbericht des GuttenPlag-Wiki
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/2._Zwischenbericht

Wordle: Guttenberg Wordle der Rücktrittsrede

Beachtlich!

http://www.scilogs.de/artikel/1064849

Auch heute eine Auswahl von Guttenberg-Meldungen.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-02/guttenberg-plagiat-merkel-wissenschaftler-kritik
http://www.fr-online.de/politik/alle-wundern-sich-ueber-merkel/-/1472596/7504840/-/index.html

Franz Walter erklärt, warum es für Guttenberg jetzt richtig eng wird
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748079,00.html

Ein Strahlemann düpiert seine Antipoden, Altvordere aus der eigenen Partei, verbissene Oppositionspolitiker und verknöcherte Generäle mit seinem Charme. Ja, filmreif wäre diese Felix-Krull-Geschichte allemal. Die SZ bespricht die soeben erschienene Guttenberg-Biographie
http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-biographie-auf-dem-sonnendeck-der-titanic-1.1066174
FR-rezension:
http://www.fr-online.de/politik/klaviatur-des-quereinsteigers/-/1472596/7504740/-/index.html

Verteidigungsminister zu Guttenberg konnte nur mit einer Ausnahmegenehmigung promovieren, weil er in seinem Examen nur die Note „befriedigend“ erreichte. Die Genehmigung erteilte neben anderen der damalige Dekan, der Vorsitzender der Jungen Union der CSU war.
http://goo.gl/Klxqf = faz.net

Das Verteidigungsministerium gibt knapp 5,7 Millionen Euro für „personalwerbliche Anzeigen“ aus, wie aus seiner Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei hervorgeht. Ein großer Teil des Geldes fließt dabei an die Medien des Axel-Springer-Konzerns.
http://goo.gl/bfQps = fr-online.de

Inzwischen ist eine siebte Expertise der Wissenschaftlichen Dienste im Deutschen Bundestag aufgetaucht, die Guttenberg in seiner Arbeit freizügig abgekupfert hat, ohne sie als Quelle zu nennen. Dabei handelt es sich um eine 13-seitige Ausarbeitung vom 21. Oktober 2003 mit dem Titel "Der Gottesbezug in den Verfassungen der EU-Mitgliedstaaten, der EU-Beitrittskandidaten und in den Verfassungen der 16 Bundesländer". Ein Hinweis auf das Papier ist weder in der Fußnote zu finden noch im Literaturverzeichnis.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748209,00.html

Wie die Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet, begeht ein Soldat, der während seines von der Armee finanzierten Studiums eine Hausarbeit abschreibt, ein Dienstvergehen. Dafür kann er sogar degradiert werden. So hat das Bundesverwaltungsgericht 2001 in einem Urteil einen Oberleutnant zum Leutnant herabgestuft.

Indem der Offizier die Hausarbeit eines Kameraden nahezu wörtlich abgeschrieben habe, habe er „in soldatischen Kernpflichten versagt“, heißt es in dem Urteil. Mit dem Plagiat störe er das dienstliche Vertrauensverhältnis und „begründet damit ernsthafte Zweifel an seiner Zuverlässigkeit, Integrität und Treuebereitschaft“. Durch dieses Fehlverhalten disqualifiziere sich der Plagiator als Vorgesetzter. Der Verteidigungsminister ist nicht nur für die beiden Bundeswehr-Unis zuständig, er ist als Dienstherr der Armee in Friedenszeiten auch der oberste Vorgesetzte aller Soldaten.

http://www.fr-online.de/fr-online/politik/alle-wundern-sich-ueber-merkel/-/1472596/7504840/-/index.html
Dazu aus dem Beck-Blog der Nachweis:
„Ein Offizier der Bundeswehr, der im Rahmen der universitären Diplomvorprüfung einen Leistungsnachweis dadurch erschleicht, dass er dem Prüfungsausschuss keine eigenständig erstellte Hausarbeit, sondern eine nahezu wörtlich übereinstimmende Abschrift (Plagiat) einer thematisch vergleichbaren Arbeit eines Kameraden vorlegt, um auf diese Weise einen Leistungsschein zu erhalten, der Voraussetzung für sein Vordiplom und damit auch für seine Beförderung zum Oberleutnant ist, begeht ein schwer wiegendes Dienstvergehen, das grundsätzlich mit einer gravierenden gerichtlichen Disziplinarmaßnahme (Degradierung) zu ahnden ist.”
BVerwG, Urteil vom 14.11.2001 - 2 WD 30/01 (Link: http://www.hsu-hh.de/download-1.4.1.php?brick_id=xfoF33Mgt52OBMPa )

Eine gute juristische Würdigung der Causa bietet (ausnahmsweise) die LTO
http://www.lto.de/de/html/nachrichten/2646/guttenberg_affaere_der_ueberforderte_nicht_wissenschaftler_ohne_vorsatz/

Doktorvater Häberle distanziert sich
http://archiv.twoday.net/stories/14655977/

Enormer Zulauf für Erklärung von HochschullehrerInnen
http://archiv.twoday.net/stories/14655042/ (verlinktes PDF anklicken!)

Unterhaltsames
http://archiv.twoday.net/stories/14655894/

Derzeit steht der Zähler für Beiträge mit der Zeichenfolge guttenberg in Archivalia auf 143, rund 130 davon seit Beginn der Affäre
http://archiv.twoday.net/search?q=guttenberg

Update:

Guttenberg will um Vertrauen kämpfen
Die harsche Kritik von Professoren, er sei ein Betrüger, habe er "zur Kenntnis zu nehmen. Ich glaube, es wäre übermenschlich, wenn einen so harte Vorwürfe nicht innerlich beschäftigen würden." Auf die Frage nach Rücktrittsgedanken sagte er: "Sie sehen mich hier sitzen."
http://www.op-online.de/nachrichten/politik/guttenberg-will-vertrauen-kaempfen-zr-1142370.html

Zum offenen Brief der DoktorandInnen (derzeit über 30.000 Unterschriften) ein Interview
http://www.jungewelt.de/2011/03-01/050.php


http://www.tagesspiegel.de/politik/guttenbergs-doktorvater-erklaert-sich-zu-guttenbergs-doktorarbeit/3892590.html

Erklärung von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Häberle

Mit sehr großem Bedauern habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Umstände der von mir betreuten Promotion von Herrn K.-T. zu Guttenberg den Ruf der Universität Bayreuth in der öffentlichen Diskussion in Misskredit zu bringen geeignet sind. Die in der Promotionsschrift von Herrn zu Guttenberg entdeckten, mir unvorstellbaren Mängel sind schwerwiegend und nicht akzeptabel. Sie widersprechen dem, was ich als gute wissenschaftliche Praxis seit Jahrzehnten vorzuleben und auch gegenüber meinen Doktoranden zu vermitteln bemüht war. Die Aberkennung des Doktortitels war die notwendige Folge.

In meiner ersten spontanen und letztlich zu vorschnellen Reaktion konnte ich – ohne Detailkenntnis der konkreten Vorwürfe – das Ausmaß nicht absehen. Im Blick auf die Originalität der Fragestellung und die Intensität der inhaltlichen Ausarbeitung hielt ich jede Form eines Vorwurfs für ausgeschlossen – zumal Herr zu Guttenberg stets zu meinen besten Seminarstudenten gehörte. Ich habe den Werdegang seiner Arbeit, wie bei all meinen Doktoranden ohne jede äußere Beeinflussung nach besten Kräften betreut. Ich werde auch weiterhin als Wissenschaftler alles mir Mögliche zur erforderlichen Aufklärung der Umstände durch die Gremien der Universität beitragen.

gez. Peter Häberle


Siehe auch
http://archiv.twoday.net/search?q=h%C3%A4berle
http://archiv.twoday.net/search?q=guttenberg

http://www.stern.de/politik/deutschland/plagiatsaffaere-guttenberg-falscher-doktor-harte-strafe-der-fall-kasper-1657950.html

Andreas Kasper, 35, Parteimitglied der CDU, ist vorbestraft. Im Mai 2010 brummte ihm die Staatsanwaltschaft Göttingen 90 Tagessätze zu je 100 Euro auf. Ein Gutachter hatte im Verfahren zu Protokoll gegeben, Kaspers juristische Doktorarbeit sei passagenweise ein "Flickenteppich aus den Texten anderer Autoren". Es waren genau 11 Fremdautoren, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen zu stern.de. Wegen der hohen Anzahl sei die Staatsanwaltschaft von Vorsätzlichkeit ausgegangen. Das sei wie beim Autofahren, erklärt der Sprecher: Wer ein Schild mit dem Tempolimit 80 nicht beachte, mache einen Fehler. Wer das dritte Schild ignoriere, handele vorsätzlich. Karl-Theodor zu Guttenberg ist laut Guttenplag durch einen ganzen Schilderwald geheizt.

Und:

"Andreas Kasper hat in seiner Tätigkeiten als Vorsteher des Landesverband Lippe tolle Arbeit geleistet", sagt Reiner Brinkmann, Geschäftsführer des SPD-Kreisverbandes Lippe zu stern.de. Fachlich sei der Mann tiptop gewesen.

Er verlor trotzdem seinen Job.

Update:

http://www.lawblog.de/index.php/archives/2011/03/02/abschreiben-ist-auch-ein-fall-fr-den-staatsanwalt/

http://archiv.twoday.net/search?q=kasper

3.3.2011
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-03/guttenberg-staatsanwalt-ermittlungen-anzeigen
Die Staatsanwaltschaft Hof sieht bei dem zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Anfangsverdacht einer Straftat als gegeben an. Deshalb solle nun ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen den CSU-Politiker eröffnet werden. "Das wird eingeleitet, da gibt es kein Wenn und kein Aber", sagte der Sprecher der Behörde, Oberstaatsanwalt Reiner Laib.

http://www.hausdorff-research-institute.uni-bonn.de/mkreck/Erklaerung.pdf

Die unterzeichnenden Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer haben mit Sorge zur Kenntnis
genommen, dass die Universität Bayreuth die Aberkennung des Doktorgrades von Herrn zu Guttenberg nicht mit
vorsätzlicher Täuschung begründet hat. Dabei sieht die Promotionsordnung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Bayreuth (*) als einzige Möglichkeit für die Aberkennung einer
Promotion nach deren Bestehen den Nachweis einer Täuschungsabsicht vor (§ 16, Abs. (1) und (2)) und
unterstreicht dies, indem in Absatz (3) explizit gesagt wird, dass ein späterer Nachweis von nicht erbrachter
Leistung, bei der keine Täuschungsabsicht erkennbar ist, nicht zur Aberkennung des Titels führen kann. Die
Promotionsordnungen anderer Fächer und an anderen Universitäten lauten ähnlich.
Die Universität Bayreuth begründet ihr Vorgehen (für das sie sich statt auf die Promotionsordnung auf
Artikel 48 des Verwaltungsverfahrensgesetzes beruft) mit dem Verstoss gegen wissenschaftliche Pflichten in
erheblichem Umfang durch Herrn zu Guttenberg. Sie lässt die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes
dahingestellt. Inzwischen soll die Frage im Rahmen einer Kommission "Selbstkontrolle der Wissenschaft" in
größerem Rahmen weiter geprüft werden, die Universität weist aber darauf hin, dass dies lange dauern kann.
Wir sind überrascht, dass die Klärung der Täuschungsfrage im vorliegenden Fall nicht innerhalb weniger
Tage erfolgen kann. Es ist klar, dass an sehr vielen Stellen seitenlang geistiges Eigentum anderer verwendet
wird, ohne dass ordnungsgemäß zitiert wird, und dass dies teilweise (und ebenfalls in vielen Fällen) mit dem
Austausch einiger Worte kombiniert wird. Es fällt bei dieser Sachlage, die nicht in Einklang mit der auch von zu
Guttenberg gegebenen Eigenständigkeitserklärung steht, keine als die angegebenen Quellen benutzt zu haben,
schwer, nicht an eine umfängliche vorsätzliche Täuschung zu glauben.
Wir melden uns zu Wort, weil wir großen Wert darauf legen, dass unsere Studierenden sowie
Doktorandinnen und Doktoranden den Rahmen, in welchem wissenschaftlich gearbeitet wird, kennen. Wenn
Mängel wie die der zu Guttenbergschen Arbeit lediglich handwerkliche Fehler darstellen sollen, sehen wir die
Gefahr, dass die bewährten Standards wissenschaftlicher Arbeit verkommen. Deshalb ist es wichtig, dass mit
dem Fall zu Guttenberg kein negativer Präzedenzfall geschaffen wird.
Darüber hinaus bringen wir unser Befremden darüber zum Ausdruck, dass führende Politiker - an der Spitze
die Bundeskanzlerin - Wissenschaft und wissenschaftlicher Redlichkeit insgesamt den Stellenwert von
Nebensächlichkeiten geben. Die Aufspaltung einer Persönlichkeit in einen gesellschaftlich irrelevanten
wissenschaftlichen Teil und einen relevanten politischen Teil ist nicht akzeptabel. Ein solches Schubladendenken
ist einer modernen Gesellschaft, deren Reichtum, sowohl kultureller wie materieller, in hohem Maße auf
Wissenschaft beruht, unwürdig und könnte gefährlichen Entwicklungen den Weg bereiten.
*)http://www.uni-bayreuth.de/universitaet/leitung_und_organe/Universitaetsverwaltung/abt1/amtliche-bekanntmachungen/konsolidierteFassungen/2010/2010-058-kF.pdf
Erstunterzeichner:
Prof. Dr. Ingrid Bauer (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Martin Carrier (Abteilung Philosophie, Universität Bielefeld)
Prof. Dr. Fabrizio Catanese (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Eckhard Freise (Historisches Seminar, Universität Wuppertal)
Prof. Dr. Gerhard Huisken (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Golm)
Prof. Dr. Dr.h.c. Matthias Kreck (Direktor, Hausdorff-Research-Inst. for Mathematics, Universität Bonn)
Prof. Dr. Werner Nahm (Director, School of Theoretical Physics, DIAS, Dublin)
Prof. Dr. Ulrich Nortmann (Lehrstuhl für theoretische Philosophie, Universität Saarbrücken)
Kontakt: Prof. Dr. Matthias Kreck,
Hausdorff-Research-Institute for Mathematics, Universität Bonn, Poppelsdorfer Allee 45, 55116 Bonn

Wenn Sie diese Erklärung unterschreiben wollen, senden Sie bitte eine entsprechende Mail mit Namen
und Titel sowie Angabe Ihres Faches sowie Instituts/Fakultät an:

kreck.er (klammeraffe) him.uni-bonn.de [Mailadresse auf Bitte seines Sekretariats geändert, da die frühere Adresse "überschwemmt" wurde, KG]

Bitte schicken Sie mails mit Hinweis auf diese Erklärung an ihre Kollegen, möglichst auch aus
benachbarten Fächern, damit im Schneeballsystem eine hohe Unterstützung erreicht wird.

Weitere Unterschriften:
PD. Dr. Marcel von Ackeren (Philosophisches Seminar, Universität Köln)
Prof. Dr. Erdmute Alber (Lehrstuhl für Sozialanthropologie, Vice-Dean der Bayreuth International Graduate School
of African Studies (BIGSAS), Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Bruce Allen (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Honorar Prof. Universität Hannover,
Adjunct Prof. University of Wisconsin-Milwaukee, USA)

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747408,00.html

Dirk Matten meint, in den USA wäre eine Affäre Guttenberg undenkbar. Er klagt die Gutachter an und auch den Verlag:

Wenn Guttenberg jetzt ziemlich lächerlich dasteht, dann umso mehr auch sein Verlag Duncker & Humblot. Unter deutschen Juristen eine Prestigeadresse, kann man davon ausgehen, dass Guttenberg einen heftigen Druckkostenzuschuss berappt hat. Das ist bei Dissertationen in Deutschland üblich. Darüber hinaus jedenfalls hat der Verlag und seine Lektoren jedoch wenig unternommen. Renommierte internationale Verlage wie zum Beispiel Oxford- oder Cambridge University Press lassen nichts in Druck, was nicht von ein paar Fachkollegen von anderen Universitäten blind begutachtet wurde. Der Fall macht wieder einmal deutlich, warum das deutsche Wissenschaftssystem, jedenfalls in den Sozial- und Geisteswissenschaften, immer noch international ein Treppenwitz ist.

Matten fordert:

Erstens, das System, in welchem der Betreuer einer Dissertation zugleich der Prüfer/Gutachter (und, im Falle eines Assistenten, auch der Linienvorgesetzte) ist, entspricht keinem denkbaren Standard für die unabhängige Erstellung und Prüfung wissenschaftlicher Arbeit. Es lädt ein zu Nepotismus, Ausbeutung und Gefälligkeitsgutachten. Kein ernstzunehmendes Wissenschaftssystem im internationalen Raum erlaubt diese absurde Konstellation.

Zweitens, der Betreuungsprozess eines Doktoranden kann nicht nur darin bestehen, nach sieben Jahren sein Manuskript zu lesen. Im angloamerikanischen System liest der Betreuer zig Entwürfe der Dissertation, und die Fehler des Guttenberg würden somit schon viel früher sichtbar. In Deutschland gibt es kein System, welches den/die Doktorvater/-mutter dazu verpflichtet, einen wirklichen Betreuungsprozess ernst zu nehmen.

Drittens, Veröffentlichungen von wissenschaftlicher Arbeit müssen in jedem Fall einem Blind-Begutachtungsprozess unterzogen werden. Das gilt sowohl für Bücher als auch für Aufsätze. Beides steckt in Deutschland, jedenfalls in den Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften, in den Kinderschuhen.


Bei 1 und 2 kann ich zustimmen, zum Thema Peer Review und Blind-Begutachtung kann man auch der Ansicht sein, dass das kein Allheilmittel ist.

Zu Peer Review:
http://archiv.twoday.net/search?q=peer+review

Update:
http://digireg.twoday.net/stories/14654942/

Stefan Weber weist auf einen Fall hin, bei dem eine österreichische Wissenschaflerin, die 2006 ein Plagiat als Diplomarbeit vorgelegt hatte, nun nach erneuter Diplomarbeit und Promotion Professorin an einer deutschen Fachhochschule ist:

http://plagiatsgutachten.de/blog.php/professur-auch-nach-plagiierter-diplomarbeit-und-widerrufenem-grad/

#guttbye beliebter Twitter-Hashtag von Guttenberg-Gegnern.

Bislang unterzeichneten den offenen Brief von Doktoranden über 15.000 Personen
http://offenerbrief.posterous.com/

Der SPIEGEL befragte Experten zum Plagiatsvorwurf: Aus wissenschaftlicher Sicht ist Guttenberg ein Plagiator. Wenn er suggeriert, ohne Vorsatz könne es kein Plagiat geben, dann blufft er. Juristisch gibt es keine klare Definition - aber die akademischen Zitierregeln sind hinreichend klar.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747956-4,00.html

Heribert Prantl hat ein rührendes Stück in der SZ über die Verzweiflung von Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle
http://www.sueddeutsche.de/karriere/peter-haeberle-guttenbergs-verzweifelter-doktorvater-1.1065414

Die entfernte Verwandtschaft des stellvertretenden Chefs vom Dienst der BILD-Bundesausgabe Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg mit dem Verteidigungsminister überprüfte
http://danielbroeckerhoff.de/2011/02/27/gecheckt-die-guttenberg-bild-connection/

Das Geschäft mit falschen Doktorhüten beleuchtet
http://www.mopo.de/hamburg/panorama/die-doktor-macher/-/5067140/7414050/-/index.html

Unterhaltsames: Guttenberg besucht Dinge
http://zuguttenberglookingatthings.tumblr.com/

M. Trapp stellte Links zur Affäre zusammen, http://textundblog.de/?p=3981#more-3981 überging aber - ebenso solipsistisch wie Kuhlen - die Guttenbergiana in Archivalia
http://archiv.twoday.net/search?q=guttenberg


http://www.textundtext.de/2011/02/das-akribische-muhevolle-plagiat-des-karl-theodor-zu-guttenberg/

Interessante Beobachtungen:

"Er hat [...] nicht nur eins zu eins plagiiert, sondern die Texte an vielen Stellen auch an seinen eigenen, hochtrabenden Stil angepasst. Oder sie anderweitig verändert, oder sogar die Aussagen relativiert."

Danke FN!

Siehe auch
http://archiv.twoday.net/search?q=guttenberg

 

twoday.net AGB

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