Hilfswissenschaften
Daß im Mittelalter allein die Geistlichen lesen und schreiben konnten, ist eine längst überholte Meinung. Zahlreiche Studien zur Geschichte der Alphabetisierung zeugen vom manchmal erstaunlichen Grad von Frauenbildung, von der Schriftlichkeit unternehmerischer Buchführung in Lübeck wie in Florenz, von früher Schulmeisterei auch außerhalb von Klöstern, Universitäten und Domkapiteln. Allein, die Quellen zur Schriftlichkeit sind ungemein spärlich, sprudeln meist erst vom Jahre 1400 an. Historiker sind - vor allem für das frühe und hohe Mittelalter - auf Zufallsfunde angewiesen. Wer schrieb damals schon auf, daß er sich im Alltag Notizen zu machen imstande war? Und welche dieser Notizen für Geschäft und Post überdauerten die Jahrhunderte?
Irmgard Fees ist dem Problem nun akribischer auf den Grund gegangen und hat die beeindruckende Überlieferung venezianischer Urkunden nach ihren Unterzeichnern untersucht. Herausgekommen ist eine hochwissenschaftliche - es handelt sich um eine Habilitationsschrift -, in ihren Ergebnissen äußerst aufschlußreiche Studie über den Schreibunterricht vor acht- bis neunhundert Jahren. Die Venezianer, die den Einfluß der Geistlichkeit am konsequentesten im Okzident zurückdrängten und zugleich von einer Oligarchie aus Fernhändlern beherrscht wurden, haben uns aus der Zeit zwischen 1000 und 1200 viereinhalbtausend Urkunden, das macht dreiundzwanzig dicke Archivbände, hinterlassen.
Dirk Schümer lobt in der FAZ vom 13.8.2003 das Buch von Irmgard Fees, "Eine Stadt lernt schreiben", Tübingen 2002.
Irmgard Fees ist dem Problem nun akribischer auf den Grund gegangen und hat die beeindruckende Überlieferung venezianischer Urkunden nach ihren Unterzeichnern untersucht. Herausgekommen ist eine hochwissenschaftliche - es handelt sich um eine Habilitationsschrift -, in ihren Ergebnissen äußerst aufschlußreiche Studie über den Schreibunterricht vor acht- bis neunhundert Jahren. Die Venezianer, die den Einfluß der Geistlichkeit am konsequentesten im Okzident zurückdrängten und zugleich von einer Oligarchie aus Fernhändlern beherrscht wurden, haben uns aus der Zeit zwischen 1000 und 1200 viereinhalbtausend Urkunden, das macht dreiundzwanzig dicke Archivbände, hinterlassen.
Dirk Schümer lobt in der FAZ vom 13.8.2003 das Buch von Irmgard Fees, "Eine Stadt lernt schreiben", Tübingen 2002.
KlausGraf - am Mittwoch, 20. August 2003, 01:16 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Eines der herausragenden deutschen mediävistischen Informationsangebote ist die von Otto Volk betreute Marburger Seite COMPUTATIO zur Quellengattung der Rechnungen in Spätmittelalter und früher Neuzeit, die nunmehr über 3000 Datenbankeinträge umfasst.
KlausGraf - am Freitag, 15. August 2003, 04:13 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Dieter Heckmann, Möglichkeiten und Voraussetzungen der Datierung deutschsprachiger Texte mit Hilfe von Konsonantenhäufungen, in: Preußenland 34 (1996) S. 44-47 (online) denkt daran, insbesondere die "Erscheinungsformen des Doppel-n im Anlaut nach Vokal sowie im Auslaut" zur Datierung von Schriftstücken zu verwenden. Auch wenn die Miszelle keine sichere Perspektive aufzeigen kann, erscheint die Anregung bedenkenswert. Fraglich ist, ob nicht nur ein regionaler Terminus post quem bei erfolgreichem Einsatz gewonnen werden würde, da Heckmann (Geheimes Staatsarchiv Berlin) nur das Aufkommen des Kanzleibrauchs beachtet. Was das Verschwinden betrifft, so kann ich die Beobachtung beisteuern, daß ein Stuttgarter Prosa-Pasquill von 1629, das in absichtlich ungelenker Sprache verfaßt ist, Konsonantenverdopplungen in groteskem Ausmaß aufweist - sicher um "Volkes Stimme" zu fingieren (K. Graf, Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984, S. 98f.). Die in den Kanzleien im 15. Jahrhundert aufkommende Konsonantenverdopplung wurde seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von diesen zunehmend vermieden, blieb jedoch offenbar ein Kennzeichen für die schreibfähigen Mitglieder der Mittel- und Unterschicht. Wer solche Konsantenhäufungen, die somit als "Soziographie" gelten können, bei der Textwiedergabe unterdrückt, wie dies ja die leider immer noch praktizierten alten Richtlinien von Johannes Schultze (im Gegensatz zu den AHF-Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte) vorsehen, beraubt die Texte einer historischen Aussagemöglichkeit und verhindert Studien, mit denen die Anregung Heckmanns (siehe auch seinen Entwurf eines Editionsleitfadens für deutschsprache Quellen) getestet werden könnte.
Hinweis: Eine kleine Literaturliste zu Editionsrichtlinien bietet das Weinsberg-Projekt.
[Links aktualisiert 2012]
Hinweis: Eine kleine Literaturliste zu Editionsrichtlinien bietet das Weinsberg-Projekt.
[Links aktualisiert 2012]
KlausGraf - am Freitag, 1. August 2003, 00:09 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Die MGH-Bibliothek hat nicht nur eine neue Reihe digitalisierter Quellen zur Geistesgeschichte des Spätmittelalters begonnen, sondern auch das Standardwerk zum Nachweis (nicht nur) lateinischer Handschriftenkataloge, den in 5. Auflage von Sigrid Krämer bearbeiteten "Kristeller": Latin Manuscript Books before 1600 ins Netz gestellt (nicht für alle Browser, Orts-Sektion C als Datenbank).
KlausGraf - am Dienstag, 22. Juli 2003, 21:04 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Horst Enzensberger hat eine Übersicht seiner reichhaltigen hilfswissenschaftlichen Seiten ins Netz gestellt.
KlausGraf - am Samstag, 12. Juli 2003, 13:39 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Wieder etwas zu Schreibkalendern:
Im Begleitband (Bd. 2: Aufsätze, Ulm 2003) zur Wanderausstellung Schwabenspiegel schreibt Frank Kuhn über "Tiberius Mangoldt. Der Schussenrieder Abt und sein Tagebuch" (S. 243-253). Der Prämonstratenser regierte von 1683 bis 1710. Im Repertorium B 505 des HauptstaatsA Stuttgart seien "aus den Jahren 1621bis 1777 Tage- oder Notizbücher von insgesamt sechs Äbten sowie chronikalische Tagebücher von weiteren Chorherren" verzeichnet (S. 243). Im Literaturverzeichnis S. 516 erscheint davon u.a.: Unterschiedliche Merkwürdigkeiten aus dem Rapular oder Schreibkalender des Abts Magnus Kleber 1750/54.
In Weingarten hat höchstwahrscheinlich der berühmte Abt Gerwig Blarer (zu ihm das Biogramm Schwabenspiegel Bd. 1, Ulm 2003, S. 400f.) in den 1560er Jahren Eintragungen in Schreibkalendern vorgenommen, wie sich aus den "Ephemerides" des späteren Abts Raittner ergibt (siehe meine Besprechung der Edition von Hölz).
Nicht gesehen habe ich die in der Bayerischen Bibliographie registrierte Miszelle:
Bacchanalien und Pontifikalien : aus dem Schreibkalender des Abtes Eugen Schmid von Waldsassen / Georg Schrott. - 2000. - Ill
In: Heimat Landkreis Tirschenreuth. - Pressath. - 12 (2000), S. 82 - 89 Eugen Schmid, 1688 in Fürstenfeldbruck geboren, wurde 1724 Abt in Waldsassen
In vielen frühneuzeitlichen Klöstern dürfte die Nutzung von Schreibkalendern für persönliche oder chronistische Eintragungen gang und gäbe gewesen sein - die Archivmaterialien (wenn sie denn erhalten blieben) harren noch einer Aufarbeitung.
Im Begleitband (Bd. 2: Aufsätze, Ulm 2003) zur Wanderausstellung Schwabenspiegel schreibt Frank Kuhn über "Tiberius Mangoldt. Der Schussenrieder Abt und sein Tagebuch" (S. 243-253). Der Prämonstratenser regierte von 1683 bis 1710. Im Repertorium B 505 des HauptstaatsA Stuttgart seien "aus den Jahren 1621bis 1777 Tage- oder Notizbücher von insgesamt sechs Äbten sowie chronikalische Tagebücher von weiteren Chorherren" verzeichnet (S. 243). Im Literaturverzeichnis S. 516 erscheint davon u.a.: Unterschiedliche Merkwürdigkeiten aus dem Rapular oder Schreibkalender des Abts Magnus Kleber 1750/54.
In Weingarten hat höchstwahrscheinlich der berühmte Abt Gerwig Blarer (zu ihm das Biogramm Schwabenspiegel Bd. 1, Ulm 2003, S. 400f.) in den 1560er Jahren Eintragungen in Schreibkalendern vorgenommen, wie sich aus den "Ephemerides" des späteren Abts Raittner ergibt (siehe meine Besprechung der Edition von Hölz).
Nicht gesehen habe ich die in der Bayerischen Bibliographie registrierte Miszelle:
Bacchanalien und Pontifikalien : aus dem Schreibkalender des Abtes Eugen Schmid von Waldsassen / Georg Schrott. - 2000. - Ill
In: Heimat Landkreis Tirschenreuth. - Pressath. - 12 (2000), S. 82 - 89 Eugen Schmid, 1688 in Fürstenfeldbruck geboren, wurde 1724 Abt in Waldsassen
In vielen frühneuzeitlichen Klöstern dürfte die Nutzung von Schreibkalendern für persönliche oder chronistische Eintragungen gang und gäbe gewesen sein - die Archivmaterialien (wenn sie denn erhalten blieben) harren noch einer Aufarbeitung.
KlausGraf - am Dienstag, 24. Juni 2003, 23:56 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Wie ein unwichtiger italienischer Kirchenarchivar die Forschung behindern kann, ist der MGH-Ausgabe der Diplomata Friedrichs II. 1198-1212 (ed. Walter Koch, 2002, S. XXII) zu entnehmen: Nicht eingesehen werden konnte das Original des D F. II. 86 von 1208 zugunsten eines Zisterzienserklosters zu Casamari im Archivio Capitolare zu Cefalù: Trotz mehrfacher brieflicher und mündlicher Bitte vor Ort wurde uns der Zutritt von Don Crispino Valenziano mit der Begründung, selbst eine Edition vorzubereiten, verwehrt.
Nachtrag: Theo Kölzer schreibt in "Archive und Forschung" (Siegburg 2003, S. 311f.): Ein süditalienisches Kapitelarchiv mit einem bedeutenden Urkundenbestand ist der Wissenschaft bis heute verschlossen, weil der zuständige Domkapitular seit einem Vierteljahrhundert selbst eine kritische Edition zu liefern verspricht. Selbst die Fürsprache des Ortsbischofsund ein mehrtägiger 'Canossa-Gang' von Rom aus blieben erfolglos. Man ist versucht, an das spanische Wort vom "Hund des Gärtners" zu denken, der selbst kein Gemüse frisst, aber auch niemanden anderen heranläßt.
Nachtrag: http://archiv.twoday.net/stories/4196325/
Nachtrag: Theo Kölzer schreibt in "Archive und Forschung" (Siegburg 2003, S. 311f.): Ein süditalienisches Kapitelarchiv mit einem bedeutenden Urkundenbestand ist der Wissenschaft bis heute verschlossen, weil der zuständige Domkapitular seit einem Vierteljahrhundert selbst eine kritische Edition zu liefern verspricht. Selbst die Fürsprache des Ortsbischofsund ein mehrtägiger 'Canossa-Gang' von Rom aus blieben erfolglos. Man ist versucht, an das spanische Wort vom "Hund des Gärtners" zu denken, der selbst kein Gemüse frisst, aber auch niemanden anderen heranläßt.
Nachtrag: http://archiv.twoday.net/stories/4196325/
KlausGraf - am Donnerstag, 5. Juni 2003, 01:06 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Zur Einordnung der Schreibkalender als Selbstzeugnisse und Ego-Dokumente empfiehlt sich der Besuch der zeitenblicke 1 (2002), Nr. 2: Das 'Ich' in der Frühen Neuzeit. Autobiographien - Selbstzeugnisse - Ego-Dokumente in geschichts- und literaturwissenschaftlicher Perspektive.
Der Begriff Schreibkalender ist doppeldeutig: zum einen werden darunter - als Gegenstand der Buch- oder Druckgeschichte - die neuzeitlichen Druckausgaben verstanden, wobei in Bibliotheken die unbenutzten, also nicht mit Einträgen angereicherten Exemplare bei dem Erwerb wohl bevorzugt wurden, zum anderen meint er die tatsächlich benutzten, mit tagebuchartigen Eintragungen versehenen Kalender (sie finden sich meist in Archiven). In druckgeschichtlichen Studien zu Kalendern (Auswahlbibliographie) wird allzuoft auf die Existenz von Eintragungen überhaupt nicht eingegangen und das historische Dokument damit von seinem Gebrauchskontext isoliert.
Wer wissen will, wie gedruckte Schreibkalender aussahen, kann sich heute dank des Internet bequem diese Kenntnis verschaffen, denn viele Schreibkalender aus dem Besitz der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat diese digitalisiert. Allerdings weist die Signaturenliste handschriftliche Zusätze nicht aus. Man muss also die einzelnen Drucke auf Eintragungen prüfen (die allermeisten sind wohl "unbefleckt", aber ich fand in einem Leipziger Kalender Notizen über Salzvorräte). Zusätzliche digitalisierte Wolfenbütteler Schreibkalender findet man, wenn man in den GBV-Online-Ressourcen nach "Schreibkalender" sucht (18 Treffer).
In einer Rezension von Gunnar Teske (Red.): Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede, 2000 wird ein Aufsatz angezeigt, der Schreibkalender-Aufzeichnungen eines Adeligen auswertet: Nicht als aktiver Part und schon gar nicht als Gewinner erlebte Tönies von Padberg den Dreißigjährigen Krieg (Horst Conrad, "Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg in den Kalendernotizen des Tönies von Padberg"). Der an der Grenze des kurkölnischen Herzogtums Westfalen zur Grafschaft Waldeck und zur Landgrafschaft Hessen-Kassel begüterte, zur Reformation neigende Padberg hinterließ einen von 1610 bis zu seinem Tod 1658 geführten Schreibkalender, der in der "Fixierung auf das Faktische und die Beschreibung des unmittelbaren Lebenshorizontes des Autors" (29) vieles mit anderen Selbstzeugnissen des 17. Jahrhunderts gemeinsam hat.
Jost Weyer, Verfasser einer Monographie über Graf Wolfgang II. von Hohenlohe, entdeckte nach eigenen Angaben erst nachträglich die Schreibkalender seines "Helden": Bei einem Besuch im Hohenlohe-Zentralarchiv erfuhr ich, daß sich die scheinbar verlorengegangenen Schreibkalender, in denen Wolfgang seine chemischen Experimente notiert hatte, inzwischen angefunden haben - im Nachlaß des ersten Archivleiters.
Der Begriff Schreibkalender ist doppeldeutig: zum einen werden darunter - als Gegenstand der Buch- oder Druckgeschichte - die neuzeitlichen Druckausgaben verstanden, wobei in Bibliotheken die unbenutzten, also nicht mit Einträgen angereicherten Exemplare bei dem Erwerb wohl bevorzugt wurden, zum anderen meint er die tatsächlich benutzten, mit tagebuchartigen Eintragungen versehenen Kalender (sie finden sich meist in Archiven). In druckgeschichtlichen Studien zu Kalendern (Auswahlbibliographie) wird allzuoft auf die Existenz von Eintragungen überhaupt nicht eingegangen und das historische Dokument damit von seinem Gebrauchskontext isoliert.
Wer wissen will, wie gedruckte Schreibkalender aussahen, kann sich heute dank des Internet bequem diese Kenntnis verschaffen, denn viele Schreibkalender aus dem Besitz der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat diese digitalisiert. Allerdings weist die Signaturenliste handschriftliche Zusätze nicht aus. Man muss also die einzelnen Drucke auf Eintragungen prüfen (die allermeisten sind wohl "unbefleckt", aber ich fand in einem Leipziger Kalender Notizen über Salzvorräte). Zusätzliche digitalisierte Wolfenbütteler Schreibkalender findet man, wenn man in den GBV-Online-Ressourcen nach "Schreibkalender" sucht (18 Treffer).
In einer Rezension von Gunnar Teske (Red.): Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede, 2000 wird ein Aufsatz angezeigt, der Schreibkalender-Aufzeichnungen eines Adeligen auswertet: Nicht als aktiver Part und schon gar nicht als Gewinner erlebte Tönies von Padberg den Dreißigjährigen Krieg (Horst Conrad, "Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg in den Kalendernotizen des Tönies von Padberg"). Der an der Grenze des kurkölnischen Herzogtums Westfalen zur Grafschaft Waldeck und zur Landgrafschaft Hessen-Kassel begüterte, zur Reformation neigende Padberg hinterließ einen von 1610 bis zu seinem Tod 1658 geführten Schreibkalender, der in der "Fixierung auf das Faktische und die Beschreibung des unmittelbaren Lebenshorizontes des Autors" (29) vieles mit anderen Selbstzeugnissen des 17. Jahrhunderts gemeinsam hat.
Jost Weyer, Verfasser einer Monographie über Graf Wolfgang II. von Hohenlohe, entdeckte nach eigenen Angaben erst nachträglich die Schreibkalender seines "Helden": Bei einem Besuch im Hohenlohe-Zentralarchiv erfuhr ich, daß sich die scheinbar verlorengegangenen Schreibkalender, in denen Wolfgang seine chemischen Experimente notiert hatte, inzwischen angefunden haben - im Nachlaß des ersten Archivleiters.
KlausGraf - am Dienstag, 3. Juni 2003, 23:09 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Helga Meise: Das archivierte Ich. Die Schreibkalender der Landgrafen und Landgräfinnen von Hessen-Darmstadt 1624-1790
(Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd. 21)
Darmstadt 2002. 644 S., 15 Abb., Stammtafel. - Geb. Euro 50,-
ISBN 3-88443-043-2
Die aus einer literaturwissenschaftlichen Habilitationsschrift der Universität Marburg erwachsene Untersuchung behandelt Ego-Dokumente besonderer Art:177 Alte und Neue Schreibkalender, geführt zwischen 1624 und 1790 im Darmstädter Landgrafenhaus.Da auch die eingeheirateten Fürstinnen die Schreibkalender-Praxis übernahmen,entstand ein Bestand von in dieser Form seltener Geschlossenheit.Bedeutung und Stellenwert der Schreibkalender für Benutzer und Besitzer werden an der Darmstädter Überlieferung erstmals kritisch unter die Lupe genommen.Die Studie schildert den Aufstieg des Schreibkalenders zum zeitgenössi-
schen Massenmedium und beschreibt Gebrauchs-und Funktionszusammenhänge in den verschiedenen Ständen der frühneuzeitlichen Gesellschaft.Die Aufzeichnungen werden eingehend analysiert,die Entwicklung in ihrer langen Dauer nachgezeichnet und ihre Merkmale als eigenständige Textsorte herausgearbeitet. Die Schreibkalender gewinnen damit den Charakter einer Schwellengattung:Sie üben in das autobiographische Schreiben ein und stehen so am Übergang zur Moderne.Das Spannungsfeld von dynastischer Tradition und autobiographischer Reflektion, das die Kalender-Eintragungen dokumentieren,wird anhand von Zeugnissen aus dem Lebenszusammenhang der Schreiberinnen und Schreiber weiter erschlossen.Diese geben Einblicke in die Frömmigkeit der Landgräfinnen und Landgrafen,die Festlichkeiten,die sie ausrichten,die Reisen,die sie unternehmen,die Testamente,Verträge und Anordnungen,mit denen man die politische Position der Landgrafschaft zu festigen sucht. [...] (Werbetext)
Rezension: Benigna von Krusenstjern, in: Historische Anthropologie 11( 2003), S. 154-156.
(Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd. 21)
Darmstadt 2002. 644 S., 15 Abb., Stammtafel. - Geb. Euro 50,-
ISBN 3-88443-043-2
Die aus einer literaturwissenschaftlichen Habilitationsschrift der Universität Marburg erwachsene Untersuchung behandelt Ego-Dokumente besonderer Art:177 Alte und Neue Schreibkalender, geführt zwischen 1624 und 1790 im Darmstädter Landgrafenhaus.Da auch die eingeheirateten Fürstinnen die Schreibkalender-Praxis übernahmen,entstand ein Bestand von in dieser Form seltener Geschlossenheit.Bedeutung und Stellenwert der Schreibkalender für Benutzer und Besitzer werden an der Darmstädter Überlieferung erstmals kritisch unter die Lupe genommen.Die Studie schildert den Aufstieg des Schreibkalenders zum zeitgenössi-
schen Massenmedium und beschreibt Gebrauchs-und Funktionszusammenhänge in den verschiedenen Ständen der frühneuzeitlichen Gesellschaft.Die Aufzeichnungen werden eingehend analysiert,die Entwicklung in ihrer langen Dauer nachgezeichnet und ihre Merkmale als eigenständige Textsorte herausgearbeitet. Die Schreibkalender gewinnen damit den Charakter einer Schwellengattung:Sie üben in das autobiographische Schreiben ein und stehen so am Übergang zur Moderne.Das Spannungsfeld von dynastischer Tradition und autobiographischer Reflektion, das die Kalender-Eintragungen dokumentieren,wird anhand von Zeugnissen aus dem Lebenszusammenhang der Schreiberinnen und Schreiber weiter erschlossen.Diese geben Einblicke in die Frömmigkeit der Landgräfinnen und Landgrafen,die Festlichkeiten,die sie ausrichten,die Reisen,die sie unternehmen,die Testamente,Verträge und Anordnungen,mit denen man die politische Position der Landgrafschaft zu festigen sucht. [...] (Werbetext)
Rezension: Benigna von Krusenstjern, in: Historische Anthropologie 11( 2003), S. 154-156.
KlausGraf - am Dienstag, 3. Juni 2003, 23:07 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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Meine hilfswissenschaftliche Datenbank umfaßt durch die Großzügigkeit von Herrn Prof. Frenz (Passau) inzwischen auch seine hilfswissenschaftliche Datenbank . Sie hat damit etwa 30.000 Datensätze. Hinweise auf Dubletten sind willkommen. An der Erschließung (Einordnung in die Systematik und Schlagwortvergabe) wird noch gearbeitet, auch hier sind Vorschläge gerne gesehen.
gvogeler - am Sonntag, 18. Mai 2003, 19:26 - Rubrik: Hilfswissenschaften
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