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Kommunalarchive

http://www.ksta.de/html/artikel/1233584158072.shtml

Zum ersten Mal seit dem Einsturz des Stadtarchivs am 3. März werden die Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr, freiwilliger Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) am Sonntag eine ganztägige Pause einlegen. Die Arbeit an der Unglücksstelle werde am Montag um sieben Uhr wieder aufgenommen, teilte Feuerwehrsprecher Daniel Leupold mit. Am heutigen Samstag sind die etwa 60 Helfer - wie schon in den vergangenen Tagen - bis zum Einbruch der Dunkelheit gegen 19 Uhr im Einsatz.
Unermüdlich ziehen sie Akten, Urkunden und andere wertvolle Gegenstände aus dem Bestand des Historischen Archivs aus den Trümmern. Am Freitag fanden die Helfer vor allem Archivgut aus dem 20. Jahrhundert, darunter Kommentare zur Deutschen Reichsverfassung von 1918. Am Donnerstag bargen sie Archivalien, die insgesamt 14 Lastwagen füllten. „Das war so viel, dass Kräfte der Feuerwehr nachalarmiert werden mussten, um in der Sortierhalle auszuhelfen“, berichtete Leupold. In der alten Lagerhalle am Kölner Stadtrand, in die die Lastwagen ihre Ladung transportieren, durchsuchen Dutzende Hilfskräfte den Schutt nach Schriftstücken, die noch erhalten sind oder restauriert werden können.

Bei der Bergung der Dokumente im Trümmerkrater müssen die Einsatzkräfte äußert vorsichtig vorgehen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. „Die Gefahr, sich zu verletzten, ist hoch“, sagte Leupold. Bislang wurden zwei Männer von Steinen getroffen: Einem THW-Mitarbeiter rutschte ein Betonteil gegen das Bein, er musste mit leichten Verletzungen ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Auch ein Feuerwehrmann, dem ein Stein auf die Schulter gefallen war, konnte schnell wieder in den Einsatz zurückkehren.

Berlin, Donnerstag, den 5. März 2009. In der Aussprache des Deutschen Bundestags zum Medien- und Kommunikationsbericht der Bundesregierung 2008 bemerkte Jörg Tauss (SPD): " ..... Auch die Deutsche Digitale Bibliothek ist ein ganz wichtiges Feld, nicht erst angesichts der Katastrophe im Stadtarchiv von Köln. Natürlich werden historische Originale durch digitale Kopien nicht ersetzbar sein. Aber digitale Kopien müssen vorhanden sein, wenn unersetzliche Werke verloren gegangen sind, damit nicht eine ganze Geschichtsschreibung verloren geht, wenn, wie in Köln, ein Archiv einstürzt. ...."Quelle: Stenografischer Bericht der 208. Sitzung, S. 22416
Link:
http://www.bundestag.de/bic/plenarprotokolle/pp_pdf/16208.pdf

zu Jörg Tauss: http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_Tauss

Bericht der Feuerwehr zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln: " ..... Schutz und Bergung von Kulturgut
Als Erstmaßnahme wurde der Trümmerberg mit den verschütteten Archivalien durch eine Folie gegen den zum Teil heftigen Regen provisorisch geschützt. Anschließend wurde ein Notdach errichtet, das nach 10 Tagen fertig gestellt war. Hierzu musste die Straße auf einer Breite von 5m komplett von Schutt und Archivalien frei geräumt werden und im Krater mussten neue Fundamente gesetzt werden.
Durch Mitarbeiter des Archivs und Einsatzkräfte wurden sichere Gebäude im rückwärtigen Bereich geräumt.
Wann immer möglich wurden Archivalien aus der Einsatzstelle gesichert. Sie wurden soweit möglich vor Ort durch Einsatzkräfte in Transportbehälter gebracht. Der mit historischen Dokumenten durchsetzte Schutt wurde in eine angemietete Halle transportiert und dort sortiert. Anfangs wurde diese Halle von der Feuerwehr geführt und personell unterstützt. Nach Festigung der Strukturen wurde sie an die Archivare übergeben, die mit Fremdfirmen weiterarbeiteten. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden auch ein in das unterirdische Bauwerk gestürzter Muldenkipper und ein schwer beschädigter Bagger geborgen. .....Die Sitzungen des Krisenstabes wurden durch die Koordinierungsgruppe (KGS) vor- und nachbereitet.
5. Folgemaßnahmen
Aufgrund der allgemeinen Lage beendete der Krisenstab am Samstag, 14.03.2009 seine Tätigkeit. Seine Arbeit übernahm der vom Oberbürgermeister eingerichtete Koordinierungsstab. Zuvor war in Abstimmung mit dem Innenministerium festgelegt worden, dass die Einsatzstelle aufgrund der erforderlichen Bergung von Kulturgut hohen Wertes und der unklaren Untergrundsituation weiterhin in Zuständigkeit der Feuerwehr bleibt. Zudem wurde der Feuerwehr die Federführung bei der Bergung des Kulturgutes übertragen. Grob geschätzt 10.000t Schutt liegen in 11m Tiefe im Bauwerk, auf der Severinstraße bis in unbekannte Tiefe im Trichter hinter dem Archiv.
Die Technische Einsatzleitung zog aus dem ELW 5 in die derzeit leerstehenden Schulcontainer einer Schule um. Die Bergungs- und Sicherungsarbeiten werden im Zwölfstundentagesdienst durchgeführt und dauern zum Berichtszeitpunkt noch an.
Eine Einsatzgruppe stellt die BF Köln, eine weitere die FF Köln und die dritte Gruppe bilden Feuerwehrangehörige des Umlandes. Täglich stehen zwei Gruppen des THW zur Verfügung, die aus ganz Deutschland jeweils für 1 Woche nach Köln kommen und dort auch untergebracht sind.
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6. Aktuelle Situation und Ausblick
Die Bergungsarbeiten gehen heute, am 19.03.09, unerwartet zügig voran. 60 Angehörige der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Köln, unterstützt von Feuerwehren des Erftkreises sowie des Technischen Hilfswerks, bergen mit Hilfe von drei Hydraulik-Baggern, einem Seilbagger und drei Arbeitsbühnen an drei Stellen. An besonders gefährlichen Stellen sind 5 Höhenretter der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Es wird soviel Archivgut geborgen, dass 21 Kräfte der Werkfeuerwehr Currenta in Porz bei der Ausladung der Archivalien Unterstützung leisten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Bergungsarbeiten aufgrund der besonders schwierigen Situation im Trümmertrichter und dem unter-irdischen Bauwerk verlangsamen werden.
Der Einsturz des Historischen Archivs stellte nach dem Störfall bei INEOS vor fast genau einem Jahr die Feuerwehr Köln erneut vor eine große Herausforderung. Das Schadensereignis ungeahnter Größe und die extreme Komplexität der Materie forderten alle Beteiligten in besonderem Maße. Die gesetzlichen Vorgaben zur Großschadensabwehr unter Einbeziehung von Krisenstab und Einsatzleitung haben sich in vollem Umfang bewährt und führten durch die engagierte Mitarbeit aller Beteiligten zum Einsatzerfolg.
Ein Ende des Einsatzes ist derzeit nicht absehbar.

Bergungsstand Historisches Archiv:
"Die Bergung an der Severinstraße erfolgt seit dem Wochenende im Zweischichtbetrieb, abhängig von den Bergungsaktivitäten der Berufsfeuerwehr auf der Unglücksstelle (7-19 Uhr). Derzeit wird an der Severinstraße an drei verschiedenen Bergungsorten gleichzeitig geborgen.
Das, was nur schuttkontaminiert geborgen werden kann, wird in einer für die dauerhafte Bergung nicht geeigneten Halle vom Schutt getrennt und zum Erstversorgungszentrum transportiert.
Im Erstversorgungszentrum wird derzeit im Zweischichtbetrieb (7-23 Uhr) gesäubert, sortiert und vorgetrocknet bzw. das stark feuchte Archivgut vakuumverpackt und zur Gefriertrocknung nach Westfalen abtransportiert.
Pro Schicht werden 45-50 Personen benötigt, so dass täglich ca. 100 Personen im Einsatz sind. Erste Verknappung von Personalressourcen, vor allem bei den Mitarbeitern des Historischen Archivs, machen sich inzwischen bemerkbar (Unfälle, Krankmeldungen). Da diese Personenstärke aber für die Dauer der gesamten Bergung gehalten werden muss, wird weiteres auswärtiges Fachpersonal angefordert.
Insgesamt sind im Erstversorgungszentrum bislang 1.000 blaue Bergungswannen mit jeweils 1 lfd. Meter Archivgut geborgen worden. Dazu kommen 30 Gitterboxen für feuchtes Material, die ca. 1,5 lfd. Meter fassen (45 lfd. Meter). Von den ursprünglich rund 27 im Magazin befindlichen lfd. Kilometern sind daher 1.045 lfd. Meter inzwischen geborgen worden.
Folgende herausragende Archivalien konnten inzwischen geborgen werden:
• Zwei Handschriften von Albertus Magnus
• Teile des Bestandes Oberbürgermeister von Köln, nach 1945
• Vier Bücher Weinsberg, 16. Jh.
• Teile des Porzer Stadtarchivs (der Teil, der im Atombunker lag)
• Teile der Amtsnachlässe OB Schwering und Kämmerer Billstein
• Teile des Amtes für Wohnungswesen, Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum nach dem Zweiten Weltkrieg, teilweise stark zerstört
• Teile der Stadtrechnungen Mittelalter und Frühe Neuzeit
• Teile der Ratsprotokolle Mittelalter und Frühe Neuzeit, 1396-1798
• Teile aus dem Bereich Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt, Mittelalter und Frühe Neuzeit, bis 1794
• Teile der überformatigen Urkunden aus HUA in OG IV (Zimelien), ca. 50 Stück
• Teile der 550 Schreinsbücher, 13. Jh.-1794
• Teile von Nachlässen und Sammlungsgut, hier auch einzelne Fotoalben aus Nachlässen
• Teile städtischer Nachkriegsakten"

Quelle (PDF):
http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf13/presse/berichte-hauptausschuss-19-03-2009.pdf

Am Montag, dem 23. März 2009, werden zehn Studierende des Fachbereichs Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam um 8 Uhr vom Alten Markt aus nach Köln starten. Manche fahren mit ihren eigenen PKW, andere mit der Bahn. In Köln werden sie von den Kölner Stadtarchivaren freudig erwartet, denn fachkundiges Personal für die Sicherung der Kölner Archivalien ist dringend nötig. In einer Halle in Köln-Porz werden die Studierenden jeden Tag in den Spätschichten von 15 bis 22 Uhr das Kölner Archivgut nach durchnässten und trockenen Archivalien trennen, die durchnässten in Folien verpacken und registrieren.
Die Stadt Köln stellt den Studierenden eine Unterkunft zur Verfügung. Die Reisekosten übernimmt der Fachbereich Informationswissenschaften. „Wir freuen uns, dass wir dem Stadtarchiv nun konkrete helfen können“, erklärt Dr. Karin Schwarz, die die Hilfsaktion der FH Potsdam initiiert hat. Die zehn Studierenden haben sich seit drei Wochen für die Hilfsaktion bereit gehalten und werden jetzt zunächst für 6 Tage in Köln bleiben. Eine Studentin möchte ihre Diplomarbeit über Notfallpläne in Archiven schreiben. Die Fachhochschule Potsdam bietet als einzige Hochschule in Deutschland einen Archivstudiengang an. Die Potsdamer Studierenden sind damit für den Hilfseinsatz prädestiniert. Um die Masse ein verschüttetem Archivgut zu bergen, wird das Kölner Stadtarchiv daher in den kommenden Wochen nochmals um Hilfe bitten. Die nächste gemeinsame Hilfsaktion wird im Mai starten.

via http://tinyurl.com/ddq5o9

Leider kann ich an diesem "Einsatz" nicht teilnehmen... :o( Ich wünsche meinen Kommilitonen/innen eine gute Reise und vor allem viel Erfolg bei ihrer Arbeit in Köln!

"Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit dieser Mitgliedermail möchte ich Sie als VdA-Mitglieder noch einmal auf die dringend benötigte Hilfe für das Historische Archiv der Stadt Köln ansprechen. Allen, die schon vor Ort Hilfe geleistet oder angeboten haben, danke ich namens des VdA ganz herzlich. Die Solidarität in unserer Berufsgruppe, für die der VdA sich einsetzt, hat sich nach meinem Eindruck bisher als hervorragend erwiesen.
Die Hilfe wird noch über viele Monate hinweg bis zum Jahresende benötigt. Derzeit ist erst 1 km von 28 km Archivgut geborgen.
Ich möchte Sie daher alle mit diesem allgemeinen Aufruf nochmals darum bitten, sich nach Möglichkeit zur Verfügung zu stellen. Gefragt sind vor allem Teams von mehreren Personen, die mehrere Tage (drei mindestens) vor Ort sein können. Übernachtungsmöglichkeiten werden gestellt.
Die Koordination vor Ort wird erleichtert, wenn Hilfsangebote möglichst zentral als Dienststellen- oder bei größeren Archiven als Abteilungsmeldung abgegeben werden. Meldungen richten Sie bitte mit den benötigten Angaben – Name, Vorname, Dienststelle, Ort, Telefonnummer, Email-Anschrift, Dauer des Einsatzes (am besten in einer Excel-Tabelle) – direkt nach Köln: (rwwa@koeln.ihk.de).
Wir alle müssen uns darauf einstellen, dass das Stadtarchiv Köln nachhaltig der Unterstützung bedarf. Ich bitte Sie daher auch, bei jeder Gelegenheit das Thema im Bewusstsein der Öffentlichkeit wach zu halten. Der VdA wird dies im Rahmen seiner Möglichkeiten versuchen.
Den Tagesordnungspunkt Katastrophe von Köln haben wir auch auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung auf dem 79. Deutschen Archivtag am 24. September 2009 in Regensburg gesetzt.
Für die Rettung des Archivgutes sind in Köln folgende Spendenkonten
eingerichtet:

1. Hilfsfond des LVR – Landschaftsverband Rheinland:

a. Kreissparkasse Köln (BLZ 370 502 99): Kontonummer 339849 (Stichwort:
Stadtarchiv Köln)

b. Sparkasse Köln-Bonn (BLZ 370 501 98): Kontonummer 1920192018 (Stichwort:
Stadtarchiv Köln)

2. Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln e.V.:

Sparkasse Köln-Bonn (BLZ 370 501 98): Kontonummer 1900458959 (Stichwort:
Rettung Historisches Stadtarchiv)

Herzlichen Dank und beste Grüße
Ihr Robert Kretzschmar "

"Das Podiumsgespräch stellt Fragen zum Verhältnis der Kölner Bürger zu ihrer Stadt, ihrer Kultur und ihrem Geist am tragischen Beispiel des Historischen Archivs.

Einführung:
Die städtische Gemeinschaft nach der Katastrophe, Handlungsmaximen für Köln.
Prof. Bernd Kniess, Jörg Leeser, BDA Köln

Vortrag:
Die Bedeutung des Historischen Archivs der Stadt Köln.
Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Historischen Archivs der Stadt Köln (angefragt)

Podium:
- Gisela Capitain, Galeristin
- Helge Malchow, Verleger, Verlag Kipenheuer & Witsch
- Dr. Manfred Osten, Schriftsteller, Autor von „Das geraubte Gedächtnis“
- Prof. Dr. Stefan Polónyi, Tragwerksplaner
- Andreas Rossmann, Journalist, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Moderation: Jürgen Keimer, Journalist

Montag, 23.03.2009, 19:30 Uhr

Veranstaltungsort:
Domforum, Domkloster 3, 50667 Köln

Eine Veranstaltung des Bundes Deutscher Architekten BDA Köln"

Quelle: http://www.arclife.de/arcguide/aktuell/301727.html

Aus den bei der Hilfsaktion vom 9.-12. März 2009 von den Kursmitgliedern und den MitarbeiterInnen der Archivschule Marburg gemachten Aufnahmen ist eine Dokumentation (pdf, ca. 1 MB) des Arbeitsablaufs zur Rettung der Archivalien des Historischen Archivs der Stadt Köln erstellt worden.

S.a. FAZ (Wolf/kg)

In den Kommentaren http://archiv.twoday.net/stories/5592979/ wird teilweise vehement eine 34-Stunden-Bergung gefordert. Dies ist weder durchsetzbar noch sonderlich sinnvoll. Es ist bereits ein großes Entgegenkommen der Feuerwehr, dass sie die gefährliche Arbeit in dem nach wie vor als "Katastrophengebiet" ausgewiesenen Bereich im jetzigen Bereich fortsetzt. Hinsichtlich der Nässe ist der Schadensbefall nach den ersten drei Tagen bereits eingetreten und insofern irreversibel. Ob eine privat zu beauftragende Firma ähnlich engagiert wie die Feuerwehr bergen würde, darf bezweifelt werden. Ein 24-Stunden-Dienst würde auch eine Aufstockung des archivischen Personals in der Severinstraße (je Schicht etwa 4-5 Leute) und natürlich auch im EVZ (dort schwankt die Zahl der Tätigen, meist sind es aber auch 4-5 Personen) bedeuten, was nicht machbar erscheint.

Nach Auskunft eines für die Severienstraße eingeteilten Mitarbeiters war der Zustand der in http://archiv.twoday.net/stories/5593830/ genannten Unterlagen überwiegend so, dass sie mit wenigen Textverlusten restaurierbar sind.

"An normalen Arbeitstagen sind die Mitarbeiter von REISSWOLF Köln damit beschäftigt, Akten im Kundenauftrag sicher zu lagern, zu verwalten und nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist
auf Wunsch auch genauso sicher zu vernichten.
Seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln ..... haben sie zusätzlich noch den schwierigsten Auftrag in der
Unternehmensgeschichte zu bewältigen: Sie sind Retter in der Not. Denn nur sieben Stunden nach dem Unglück erhielt das Kölner Unternehmen von offizieller Seite den Auftrag, bei der Bergung der
verschütteten Archivalien zu helfen.
.....
"Nach so einer Katastrophe muss alles ganz schnell gehen“, sagt Dr. Ulrich Soénius, Direktor der Stiftung des Rheinisch-
Westfälischen Wirtschaftsarchivs. "Wir brauchten sofort große Mengen verschließbarer Transportbehälter, um so viele Dokumente wie möglich aus den zu bergen und so schnell wie möglich an sichere Orte zu bringen. Von REISSWOLF wusste ich, dass sie solche Behälter und außerdem Spezialfahrzeuge haben, und dass die Mitarbeiter absolut zuverlässig sind.“
Walter Passmann, Prokurist bei REISSWOLF Köln, über den unerwarteten Auftrag: "Wir haben uns sofort in Bewegung gesetzt. Seither sind wir 24 Stunden am Tag in drei Schichten an der Einsturzstelle im Einsatz. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung.“
Zunächst mussten Tausende wertvoller Originale aus den vom Unglück verschonten Kellern geborgen und abtransportiert werden. Dann förderten die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen
Hilfswerks unter Lebensgefahr erste Urkunden, Siegel, Pläne und Schriften aus den obersten Schichten des 700-Tonnen- Schuttbergs und packten sie in die von REISSWOLF bereit gestellten Sicherheitsbehälter. .....
"Allein in der ersten Nacht“, so Passmann, "haben wir
rund 400 Behälterbewegungen verzeichnet.“ Dabei können die geretteten Dokumente nur von einer einzigen Stelle an der rückwärtigen Seite der Unglücksstelle abtransportiert werden. .....
"Wir werden alles tun, um den Einsatzkräften und den Mitarbeitern
des Historischen Archivs auch weiterhin behilflich zu sein“, sagt Walter Passmann, der seit Beginn der Rettungsaktion als Einsatzleiter vor Ort ist.
Dr. Ulrich Soénius ist dankbar für die rasche und unbürokratische Hilfe und lobt neben den unermüdlichen Einsatzkräften auch die Helfer von REISSWOLF: *Ich erlebe sie als hoch professionell und sehr flexibel. Selbst in kritischen Situationen erkennen sie sofort, worauf es ankommt, und gehen den Feuerwehrleuten zur Hand. Ohne ihre rasche Hilfe wären wir heute lange nicht da, wo wir jetzt stehen
und hätten das so nicht stemmen können.“ ....."

Quelle: RECYAKTUELL 3/2009 Aus dem bvse (=Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V), S. 15

" .... bvse sprach mit Walter Passmann, Prokurist bei REISSWOLF Köln und Einsatzleiter an der Unglücksstelle in der Kölner Südstadt.
Frage: Herr Passmann, wie war das, als am Abend des 3. März das Telefon bei Ihnen klingelte?
Walter Passmann (WP): Ehrlich gesagt, hat es mich kalt erwischt, als Dr. Soénius, der Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, mich anrief und fragte, ob wir ab sofort
bei der Bergung der verschütteten Archivalien helfen könnten.
Zwar war das Unglück auch bei REISSWOLF seit dem Nachmittag das Thema
schlechthin. Aber dass aus dieser Katastrophe noch am selben Abend ein Auftrag für uns werden würde, daran hätte ich im Traum nicht gedacht.
Sind Sie denn überhaupt für so eine Aufgabe gerüstet?
WP: Wir haben alles, was man für so eine Hilfsaktion braucht: die Spezialfahrzeuge und die Behälter für den sicheren Transport der Archivalien, die notwendigen erfahrenen Mitarbeiter und die Lagerräumlichkeiten. Gut, dass Dr. Soénius sich dessen erinnert hat.
Wann waren Sie selbst vor Ort?
WP: Gegen 21 Uhr. Wir haben sofort alles mobilisiert und sind zur Unglücksstelle gefahren. Was bei dem Verkehr nicht gerade einfach war. Das Historische Archiv liegt mitten in der dicht bebauten Kölner Südstadt, und um die Unglücksstelle herum war alles weiträumig abgesperrt, da standen jede Menge Krankenwagen, Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge.
Worauf kam es denn zunächst an?
WP: Darauf, die Mitarbeiter des Historischen Archivs, die vor Ort waren, mit möglichst vielen verschließbaren Behältern auszustatten, um so viele Dokumente wie möglich vor dem befürchteten Regen zu retten und in Sicherheit zu bringen. Am Abend hatte die Bergung ja bereits begonnen, so dass jeder der herbeigeschafften Behälter auch dringend benötigt wurde. In der ersten Nacht hatten wir bereits 400 Behälterbewegungen und haben Tausende von wichtigen Dokumenten in Sicherheit gebracht.
Benötigten Sie die Behälter denn nicht für das Tagesgeschäft?
WP: Eigentlich schon, aber unsere Kollegen im Vertrieb sind zur Höchstform aufgelaufen. Sie sind ins Büro gekommen, haben telefoniert, Routen umgelegt und umdisponiert, was das Zeug hielt. Wir haben uns richtig reingehängt, denn das "Gedächtnis“ unserer Stadt liegt uns allen am Herzen. Nicht zuletzt deshalb können
wir auch seit nunmehr elf Tagen nonstop rund um die Uhr vor Ort sein und helfen, wo wir gebraucht werden.
Wohin kommen die geborgenen Materialien?
WP: Sie werden noch an der Unglücksstelle von Fachkräften des Historischen Archivs grob gesichtet und in "trockene“
und "feuchte“ oder "verschmutzte“ Dokumente getrennt.
Erstere werden dann von unseren Leuten in Archivkartons verpackt und mit den Sicherheitsfahrzeugen in unsere Hallen sowie zu mit dem Historischen Archiv befreundeten Archiven gebracht. Die anderen
Unterlagen müssen zur weiteren Behandlung, damit sie nicht vollends zerstört werden, an andere Orte verbracht werden. Dort werden sie zum Beispiel gefriergetrocknet und später zur Restaurierung weitertransportiert.
Was geschieht mit den Urkunden, Siegeln und Schriften aus dem
Stadtarchiv, die bei Ihnen lagern?
WP: Die bleiben jeweils nur so lange hier, bis von offizieller Stelle über ihren endgültigen Verbleib entschieden wird. Dann geben wir die wertvollen historischen Schätze wieder in die Hände derer, die sich von Berufs wegen mit solchen Kulturgütern beschäftigen. Seit dem 12. März verbringen wir erste Urkunden in die Archivräume des Erzbistums Köln.
Eine Frage zum Schluss: Historische Unterlagen zu retten, ist doch eigentlich ein ungewöhnlicher Auftrag für ein Unternehmen, das sich der professionellen Aktenvernichtung verschrieben hat, oder?
WP: Man mag aufgrund unseres Namens und Logos vielleicht irritiert sein. Aber die Vernichtung von Akten ist ja nur einer unserer Geschäftsbereiche. Wir sind ja auch schon lange als Dienstleister im externen Datenmanagement tätig: Wir transportieren, lagern und verwalten Tag für Tag Millionen von Akten und sensiblen Daten im Kundenauftrag in unseren Archivhallen und jetzt eben "vorübergehend" die Dokumente
aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln."

Quelle: RECYAKTUELL 3/2009 Aus dem bvse s.16
Dank an die Zuträgerin!

s.a.
http://archiv.twoday.net/stories/5562961/

Aus der Pressemitteilung der Stadt Köln:

Es wurde wieder viel Archivgut gefunden und in circa 130 Rollcontainern abtransportiert. Unter den Fundstücken waren Reichskammergerichtsakten aus dem 17./18. Jahrhundert, Akten der französischen Verwaltung und Unterlagen der Rheinischen Eisenbahn aus dem 19. Jahrhundert, hierunter auch vereinzelt Pergamentschriften und Urkunden.

Zusätzlich aus dem Kölner Stadtanzeiger:

„Wir bergen derzeit Stücke, die im vierten Stockwerk des Archivs gelagert worden waren. Darunter sind auch wichtige Schreinbücher und Handschriften“, sagte Restauratorin Nadine Thiel. Einen Überblick über die bislang geborgene Menge hätten die Verantwortlichen jedoch noch nicht.

Die Seite http://www.archiv-in-truemmern.de/ ist übrigens aktuell nicht mehr erreichbar.

 

twoday.net AGB

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